-

52

-

Aus dem Tierleben.

faltigkeit in Stammesherkunft und Sprache ist eine Folge der Art der Besiedelung des Gebirges. Es war natürlich, daß Ueber die Kreuzspinne schreibt in der Destr.- ungr. die Ränder, Ausläufer und Thäler des Harzes weit früher mit Bienenzeitung" P. Schachinger: Vorige Woche spann in meiner menschlichen Niederlaffungen besetzt wurden als die univegfameren, Soniglammer eine Kreuzspinne ihr Gewebe; das Tierchen war so rauhen Höhen in der Mitte des Gebirges. So ging die erste Be auffällig groß und hübsch gezeichnet, daß meine Magd sich nicht ent siedelung des Oberharzes erst um das Jahr 1200 von Goslar aus. schließen konnte, es zu töten, bevor sie mir's gezeigt hatte. Ich aber Das dortige Reichsstift Simonis Judä gründete in jener Zeit das hatte angeordnet, daß es ungestört verbleibe und ihm fein Leid zu Kloster Mathiaszell, in dessen Nähe sich dann in den Jahren 1240 gefügt werde, weil diese Spinnen eine wichtige Rolle spielen im bis 1243 Wald- und Bergleute ansiedelten, welche in dem abge: Haushalte der Natur, indem sie Fliegen, Mücken und dergleichen triebenen Oberharzwalde Kohlenbrennerei, Viehzucht und Bergbau Geschmeiß abfangen und verzehren. Ein klein wenig dachte trieben. Seit 1349 verödete, hauptsächlich infolge der Pest, der ich auch an den Aberglauben, daß die Spinnen Glück bringen, man Oberharz wieder und 1431 wurde das Kloster Mathiaszell, nach fie also nicht töten solle. Wenige Tage darauf hielt ich Honigernte dem es längst verlassen worden, wieder aufgehoben. Seit dem An- und wurden die vollen Waben in die gedachte Kammer gebracht, um fange des 15. Jahrhunderts wurde sodann der Oberharz zum zweiten ausgeschleudert zu werden. Aber zudringlich, wie die Bienen um Male besiedelt. Da nun die Vergleute der oberharzischen Orte diese Zeit schon sind, fanden die Näscher bald eine schmale Fuge im Klausthal, Zellerfeld, Ladathal, Wildemann u. a. aus dem Erz Fenster, durch die sie in die Kammer drangen, um dort von dem gebirge, die Goslarer zuerst aus Franken und die der Bergstadt herrlich duftenden Honig zu naschen. Ich beachtete sie anfangs nicht, St. Andreasberg aus der Grafschaft Hohenstein stammen, so sprechen da mich die Arbeit des Entdeckelns und Schleuderns vollauf in An­sie niederdeutsch und diese den oberdeutschen Dialekt redenden spruch nahm. Zufällig fiel später mein Blick auf das Spinngewebe, Orte bilden somit eine sehr interessante Sprachinsel im aus dessen Centrum die schöne Kreuzspine eben hervorschoß und niederdeutschen Sprachgebiet, dem sonst der ganze Oberharz an eine in dem Netz hängende Biene rasch umwickelte. Hiers gehört. Gemischt oberdeutsch und niedersächsisch spricht das Berg- durch auf auf den Räuber aufmerksam geworden, faßte ich städtschen Altenau . Diese Eigentümlichkeiten in der Sprache, die fich das Netz näher ins Auge und fand in demselben noch schon mehrere Jahrhunderte hindurch erhalten haben, werden wohl weitere drei Bienen, jede vollkommen umsponnen wie eine für alle Zeiten erhalten bleiben, da der Charakter des Gebirges durch Mumie. Als ich sie von den Hüllen befreite, was nicht ohne beträchtliche Höhenzüge und tiefe Thalgründe den Bewohnern der Schwierigkeiten von statten ging, fand ich, daß sie alle drei noch verschiedenen Teile natürliche Barrieren gesetzt hat, die stets eine ge- zappelten, folglich erst im Laufe der letzten Stunde eingesponnen wiffe Abschließung hervorrufen werden. worden waren. Da hört sich alles auf, dachte ich mir, und schon im nächsten Augenblick schleuderte ich die freche Räuberin auf die Erde und zertrat sie ohne Barmherzigkeit. In Zukunft aber werde ich die Krenzspinnen stets töten, wo immer ich sie ersehen kann und wie schön und wohlgemästet sie auch sein mögen.( Nerthus.") Humoristisches.

Litterarisches.

sed

Jede Seite ist in flarer Helio­

-

-

"

-

-

Schöner Traum. Ach, Mama, mir hat heut so was Schönes geträumt!"

Nun, was denn, Lieschen?"

" Ja, auf der Leberthranflasche stand äußerlich!"-

( Flieg. Bl.")

k. Manuskripte Leonardo da Vincis . Aus Nom wird berichtet: In diesen Tagen ist im Verlage von Roug und Viarengo der zweite Band der" Anatomia " von Leonardo da Vinci nach dem im Schloß zu Windsor aufbewahrten Manuskript ver­öffentlicht worden. Es ist die erste Publikation des bedeutenden-Rücksichtslose Verwandtschaft. Junger Zahn­Manuskripts, die noch ihre Fortsetzung haben soll, und die ein typo- arzt( zu seiner Frau):" Jetzt sind wir schon fünf Monate ver­graphisches Meisterwerk bedeutet. Der Band enthält 79 Manus heiratet und noch nicht ein einziger von Deiner großen Verwandt­ffripte und 193 Zeichnungen im Facfimile, die genaue Kopie schaft hat sich einen Zahn bei mir ziehen lassen!" des Originaltegtes mit erklärendem Text und die Ueber­Erklärung. A.:.... Als ich vor 20 Jahren hier fetzung ins Französische. gravüre aufs sorgfältigste reproduziert. Diese Publikation be- durchlam, schien mir das Thal viel breiter!" B.: Ganz natürlich weil Sie damals nicht so did deutet einen neuen, wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Manuskripte waren!" des großen Forschers und Künstlers überhaupt, die zum Teil ver­schollen, zum Teil noch gar nicht publiziert sind. Sie haben ein merkwürdiges Aussehen. Es sind täglich geschriebene Notizen, An­merkungen, Beobachtungen, Betrachtungen über alle von der Wissen schaft behandelten Objekte. Sie sind immer von rechts nach links in schöner und minutiöser Kalligraphie geschrieben, die man mur durchscheinend oder mit Hilfe eines Spiegels lesen tann. Leonardo war Linkshänder, wie sein Freund Luca Paciolo berichtet; aber vielleicht leiteten ihn auch noch andre Motive bei einer derartigen Abfaffung der Manuskripte. Vielleicht wollte er den ersten Ausdruck seiner Gedanken und Entdeckungen vor den Karl Hauptmann wird in einer Versammlung des Wielen, die ihn besuchten, verbergen, bielleicht auch zog er diese Giordano Bruno Bundes, die am 3. Februar, abends Kalligraphie aus ästhetischen Gründen vor. Die Manuskripte haben 8 Uhr, im Bürgersaale des Rathauses stattfindet, aus einem neuen ein wechselreiches Schicksal gehabt, aus dem nur durch Zufall noch Werke Die Bergschmiede" rezitieren. ein großer Teil uns erhalten geblieben ist. Leonardo ließ feinen tünstlerischen Nachlaß seinem bevorzugten Schüler Francesco Melzi . Die Familie Melzi , in deren Besitz dieser später überging, wußte nicht viel damit anzufangen und verschenkte ihn in leicht­finniger Weise. Ihre Freigiebigleit wurde bald so allgemein be­tannt, daß viele sie um Autographen, Plastiken, Atelierreliquien Leonardos baten und solche erhielten. Der letzte Besizer von zehn Manuskriptbänden Leonardos war Pompeo Leoni , der Bildhauer Philipps II., der mit ihnen dem spanischen König ein Geschent machen wollte. Damit sie sich besser ausnähinen, reduzierte er die zehn Bände auf drei oder vier größere, die er nach seinem Geschmack anordnete. Durch ihn wurden die Manuskripte für immer ihrer ur­sprünglichen Anordnung beraubt. Seit dem ist die Geschichte dunkel; zwei Bände wurden nach dem Tode Leonis von Don Juan de Espina erworben; der eine, der jezt publizierte, wurde Eigentum von Windsor, der andre kam in die Ambrosiana.-

-

"

-n. Anton v. Perfall: Die Malschule". Novelle. München . Albert Langen . Zwei Münchener Stunstmaler, die arm an Geld, aber reich an Ideen sind, annoncieren in den größeren Tageszeitungen, daß sie eine Malschule eröffnet haben. Wie so viele Annoncen, bleibt auch diese wirkungslos: nur eine einzige Schülerin meldet sich, die Tochter eines reichen Amerikaners. Natürlich verliebt sich der eine Lehrer gleich auf den ersten Blick in seine anmutige, doch gänzlich talentloie Schülerin. Der audre Herr Lehrer ist gegen derartige Scherze gefeit. Sein Herz hängt schon seit langem an einer emancipierten Blumenmalerin, die auf die Bitte ihres Anbeters gleichfalls als Pseudo"-Schülerin in die Malschule eintritt. Beide Mädchen werden rasch Freundinnen und zwischen Kunstgesprächen und Binselstrichen gestehen sie einander ihre Herzensneigungen. Das eine Pärchen verlobt sich rasch, das audre will es ihnen nachmachen, da geht die Thür auf und der amerikanische Herr Papa beginnt auch ein Wörtchen dreinzureden. Schließlich giebt er feinen Segen. Große Freude. Die Geschichte ist aus.

-

-

"

Notizen.

-

Die Erstaufführung von Sudermanns neuem Stück Es lebe das Leben" im Deutschen Theater ist auf die nächst folgende Woche verschoben worden. Ferdinand Bonn ist vom 1. Februar an für das Schauspielhaus verpflichtet worden.- Agnes Sorma beginnt ihr Gastspiel am Lessings Theater am 1. Februar.

-

-

J

- Das Schiller Theater bringt anfangs Februar Emile Angiers Schauspiel Familie Fourchambault", in der Uebersehung von R. Löwenfeld zur Ausführung. Die Lessing Gesellschaft bringt am 26. Januar im Neuen Theater d'Annunzios Tragödie Die tote Stadt" als Mittagsvorstellung. - Ostar Strauß und Bozena Bradsky sind wieder zu Bolzogen zurüdgekehrt. Nun singet und seid froh! Die Aufführung von Kurt Arams Scene Eine un sittliche Ehe" im Ueberbrett! Die elf Scharfrichter" wurde von der Münchener Censur verboten.­

-

-

-

"

"

Von den Meisterbildern für's deutsche Haus", herausgegeben vom Kunstwart( Preis jedes einzelnen Blattes 25 Bf.), ist eine neue Folge erschienen; jie enthält Dürers zwei Apostel­bilder", Holbeins Amerbach"-Bildnis, Rembrandts Kreuz­abnahme mit der Fackel", Bellinis Von den Engeln beweinter Christus" und Signorellis Auferstehung des Fleisches". Preise von 5000 m., 3000 m. und 2000 m. schreibt die Bauverwaltung für den Entwurf eines elektrischen Schiffs= zuges auf dem neuen Teltow- Kanal aus. Ferner werden je zweimal 1000 M. zum Ankauf geeigneter Entwürfe ver­wandt.

-

Die Kosten der sibirischen Bahn wurden beim Beginn des Baues auf 350 000 000 Rubel geschäßt. Bis auf allen Linien der Betrieb wirklich im Gange ist, wird eine Milliarde Rubel ausgegeben sein. Berantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin . Drud und Verlag von May Bading in Berlin .

-