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Ihre Augen wurden schmäler, die Wangen bedeckten sich mit einem schwachen Rot, und sie lachte, als ertönte ein Silberglöckchen. Sie erhob sich gleich und sagte:

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Echau, Sofja Pawlowna, wie er Dich ins Auge gefaßt| fouf von Billetten in einem bekannten Warenhaus beschränkt sich- hat der reinste Adler, was?" sagte gnat. was in der Aufündigung wohlweislich verschwiegen wird auf jene teuersten Sige. Und daß das bestdotierte und mit vorzüglichen Mitteln fo­wie einem weitgehenden Respekt des Publikums ausgestattete Opernhaus der Deffentlichkeit durch zugänglichere Vorführungen in irgend einer Form entgegenkäme, davon ist keine Rede. Wir sagen: in irgend welcher Form; es ist ja Sache der Leitung des Hauses, die günstigste Form dafür zu finden, auch wenn wir im Augenbr vor Augen haben.

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" Ich will nicht stören, auf Wiedersehen!" Als sie lautlos an Foma vorbeiging, wehte ihn ihr Parfüm an, und er sah, daß ihre Augen dunkelblau und die Brauen fast schwarz waren.

" Jezt ist der Hecht fortgeschwommen," sagte Majakin leife, ihr boshaft nachblickend.

Nun, erzähl' uns, wie Du gereist bist! Hast Du viel Geld durchgebracht?" tönte Ignats Baßstimme , während er den Sohn auf den Sessel zu drängte, in dem soeben die wedinstaja gesessen hatte. Foma schielte hin und setzte sich auf einen andein.

" Das Frauenzimmer ist schön, was?" sagte Majakin lächelnd und betrachtete Foma mit seinen schlauen, fleinen Augen. Wenn Du vor ihr den Mund aufreißt, wird sie Dir Dein ganzes Eingeweide aufessen!"

"

Foma fuhr zusammen und begann, ohne ihm zu ant worten, im geschäftlichen Tone dem Vater von der Reise zu erzählen. Aber gnat unterbrach ihn:

"

Wart, ich werde Cognac bestellen!"

" Man sagt, daß Du immer trintst," sagte Foma

billigend.

Jagnat blickte ihn erstaunt und neugierig an fragte:

" Darf man denn mit einem Vater so sprechen, he?" Foma wurde verlegen und fenkte den Kopf.

miß­

und

" Na, also!" sagte gnat gutmütig und verlangte einen Cognac. Majakin blickte die Gordjejews mit zusammen­gefniffenen Augen an, seufzte auf und ging, nachdem er sie für den Abend eingeladen hatte, bei ihm im Obstgarten Thee zu trinken.

Wo ist denn Tante Anfissa?" fragte Foma, der sich jetzt, da er mit dem Vater allein war, ungemütlich fühlte. ,, Sie ist ins Kloster gefahren. Nun, erzähle mir, und ich

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werde trinken."

Foma erzählte dem Vater in ein paar Minuten von den Geschäften und schloß mit dem offenherzigen Bekenntnis: " Ich habe viel Geld für mich ausgegeben." Wieviel?"

,, Sechshundert Rubel."

In anderthalb Monaten! Das ist nicht wenig. Ich sehe, Du bist ein zu teurer Geschäftsführer für mich. Wo hast Du denn das Geld verthan?"

"

" Ich hab' dreihundert Pud Getreide geschenkt." Wem? Wie?" Foma erzählte, " Hm

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nun, das macht nichts!" lobte der Vater. Das heißt, man soll wissen, wer wir sind. Die Sache ist flar für die Ehre des Vaters und der Firma. Es ist auch kein Verlust dabei, denn es verschafft guten Ruf, und das ist die beste Reklame fürs Geschäft; nun, und weiter?" Ja... das hab' ich so... ausgegeben." " Sprich grad' heraus, ich frage nicht nach dem Geld, ich will wissen, wie Du gelebt hast," sagte gnat beharrlich und blickte den Sohn aufmerksam und streng an.

( Fortsetzung folgt.)

Bekommen wir aber einmal ein Boltsoper, so werden die ersten Anforderungen an fie die an eine Oper überhaupt sein: einheitliche uno unabhängige fünstlerne Leitung mit Fürsorge für die Funk­tionen nicht nur eines Kapellmeisters und Regiffeurs, sondern auch eines Gefangmeisters; Anwendung der im modernen Musikdrama gewonnenen Fortschritte der Darstellung auch auf die älteren Werke, womöglich mit Ersetzung des Dialogs durch Sprechgesang; gerechte Gleichmäßigkeit gegen die verschiedenen Partien und Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Daran wird es natürlich ganz besonders so lange fehlen, als ein bevorzugtes Institut, wie unser altes Opern­haus innerhalb der Stadt das einzige Aufführungsrecht zahlreicher Opern befißt wodurch namentlich Richard Wagners Werte für die Mehrzahl des Publikums einfach nicht existieren.

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Zu dem Gefagten liegt aber nun auch der Anspruch an Pflege der modernen Produktion. Bei den großen Kosten des Einstudierens und Aufführens einer Oper find begreiflicherweise die Direktionen noch spissiger als gegenüber den andren Schauspielen. Die tönig­liche" hat uns seit undenklicher Zeit mit wirklichen Novitäten ganz und mit Halbnovitäten fast ganz im Stich gelaffen. Nun endlich geschicht etwas wie eine Aufraffung. Am neulichen Sonnabend wurde Alfred Sormanns zweiaftige Oper, Die Sibylle von Tivoli" aufgeführt. Schon der Text( frei nach N. Voß von A. Schulgence) deutet auf eines der gegen­wärtig üblichen rusticanischen Cavalleristenstückchen. Er handelt von einer Familie, die zu Unrecht verrufen ist; ihre Sibyllen" gelten als Heren. Wüßte man nur, worin denn der auf ihr lastende Fluch eigentlich besteht! Allein, was man sieht, ist weder tageshelle Klar­heit noch auch geheimnisvolle mystische Tiefe: und an einem solchen springenden Bunkt wird ein Werk immer franken, mag nun der beste Komponist und die besten Bühnenkünstler darüber kommen. Der beste Komponist ist denn auch Herr Sormann nicht. Er hat die moderne Ausdrucksfähigkeit der Musik im allgemeinen inne uvd bes müht sich, auf den Gesang das Schwergewicht zu legen, so daß sein Orchester meistens weit hinter dem darin heute Ge­bräuchlichen zurücksteht. Auch nach Einfachheit strebt er mehr als andre, die man in der Hauptsache seinesgleichen die mag. Die Größe, die leidenschaftliche Glut, reichliche Charakteristik mancher von diesen befigt er um freilich nicht. Schöne Stellen," wie das Sterben der alten Sybille, der Eingang zum zweiten Akt und dann besonders die Gesamtscenen gegen Ende find ehrenwert, aber keine Entschädigung für Wich­igeres. Summa: auch ein Komponist, der Anspruch auf eine wür digere dramatische Dichtung hat.

nennen

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Die Regie war eine der ersten Leistungen des neuen, Herrn Tezlaff erseyenden Regisseurs Herrn Droescher, und war jeden falls ein gut Stück Arbeit, zumal in den Volksscenen des zivciten Aftes. Und da man mun bei keinem solchen Institut, am wenigsten einem höfifchen, wiffen kann, wie weit dem einzelnen Funktionär durch allerlei Rücksichten die Hände gebunden sind, so wird man auch in der Kritik seiner Thätigkeit immer den Vorbehalt machen müssen, daß unvollkommenheiten nicht unbedingt ihm allein zur Last fallen. Unvoll­lommen, gelinde gejagt, ist es jedenfalls, daß zu Beginn der zweiten Scene das lärmende Getön" nicht wirklich gehört wird, von dem die Alte fingt. Bei deren Tod läßt die Regie ein paar Blige vom Himmel los. Soll das ein Wagnerscher Mystikwitz sein? Bur Mystik zu wenig, und zur Klarheit zu viel! Sollte ferner in der ersten Hälfte des zweiten Attes der große Platz im Dorfe wirklich so lange leer bon Volt" sein? Daß ein paar Duette u. dgl. gestrichen wurden, mag als dramatischer Burismus ein achtungswürdiger Standpunkt sein; daß aber im ersten Akt eine Volksscene vor dem Sterben der Alten wegfiel, eine für das Verständnis des Treibens im zweiten Aft unentbehrliche Scene, ist jedenfalls fein solcher Burismus. Das Werk war eben für einen ganzen Abend zu kurz und für die Kom­bination mit einem zweiten Werke zu lang. Ebenso wie darin mag die Die Gerüchte, daß endlich dies und das gethan werde, um die Regie in der Tanzscene des zweiten Aktes durch allerlei Rücksichten" Borteile unfres Mufiflebens weiteren Streifen in wahrhaft volts verhindert gewesen sein, neue Wege zu bahnen. Nach den Worten tümlicher Weise zugänglich zu machen, begleiten fortwährend das Jegt laßt uns fröhlich sein und tanzen", fangen nicht etwa die Intereffe der Oeffentlichkeit an den Musikdingen. An der Frage nach wir", d. h. das Volt, den vorgeschriebenen Saltarello" zu tanzen wirklichen Volkskonzerten wird immer wieder herumgekaut, ohne daß an, sondern es springt ein veritables Ballett wie in der richtigen es doch in Berlin zu etwas Rechtem fäme. Schüchterner ertönt der großen Oper" herein und wird zuletzt sogar vom Volk auf der Ruf nach einer Boltsoper"; beantwortet wird er bisher Bühne bellatscht. Fräulein dell'Era wäre wohl die legte gewesen, nur von den verschiedentlichen Opernstationen des Sommers, die den Regisseur gehindert hätte, den Tanz aus dem Bolt selber so weit deren billige Preise und ehrenwerte Bemühungen, heraus zu entwideln. Die sonstigen Mitwirkenden in diesem bei dürftigen Mitteln, in Betracht kommen. Am fühlbarsten wird Stück und dem darauf folgenden neu einstudierten" Ballett das Unzureichende der gegenwärtigen Verhältnisse durch die Ab- Coppelia" von Delibes gaben so eifrig ihr Bestes, daß geschlossenheit der königlichen Oper. Schon die Beschaffung der wieder eine Anerkennung in Bausch und Bogen gerechter sein dürfte, mit zahl Billette umständlich wie das Orchester eines modernen Musik- als eine Hervorhebung Einzelner. Nur dem neuen dramas ist eine stadtbekannte Ralamität. Selbst der teuersten reichen Namensvettern nicht zu verwechselnden Kapellmeister seine Bläge wird man nicht leicht habhaft. Die teuren dagegen( die E. von Strauß sei ebenso unsre Reverenz für billigeren", wie man sie gewöhnlich nennt) sind nur unter Aufgebot Leitung der neuen Oper dargebracht wie Herrn Kapellmeister gewaltiger Mühen zu erlangen, besonders natürlich bei den viel Steinmann unser Zweifel, ob denn die Delibes 'sche Musit nicht begehrten, also zumal den Wagnerschen Opern; der verlockende Ver- weniger troden vorgeführt werden kann.

Musikdramatische Regungen.

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