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Bon dem ältesten Träger des Strauß- Namens, von dem Walzer[ umber. Auch in den Scenen, als er um Orgons. Frau wirbt meister Johann Strauß  , haben wir nun auch im Theater und dabei in die liftig aufgestellte Falle läuft, ist, so wie Coquelin des Westens eine nachgelassene Operette zu hören bekommen, den Tartüffe spielt, feine Spur von Komit. Der Ausbruch der finn­die unvollendet geblieben und, wenn wir die öffentlichen Notizen lichen Begierde ist von so unheimlich dämonischer Leidenschaft, daß recht verstehen, von dem vor kurzem wieder häufiger genannten ver- man darüber das Lustspielmäßige der Situation, den Spott der storbenen Adolf Müller jun. mit Strauß'schem Material ergänzt gelungenen Fopperei völlig vergießt. Vorzüglich gelang bei dieser worden ist. So a Het war net da!" Das richtige Wien  , wie Auffassung des Charakters die Schlußwendung des vierten es zum Teil in der Wirklichkeit, zum Teil in der Phantasie, zum Attes, wo Tartüffe, vom Orgon überrascht, nach einer Minute Teil in der Operette leibt und lebt! Die richtige Straußsche der Ueberlegung die Maste der Demut abwirft und, mit herrischem Operette, mit ihrem endlosen Walzerdrehen auch in den tanglofesten Tone, Vergeltung androht. Hier hob das Spiel sich zu der höchsten Sangesdialogen, mit ihren dazwischen verstreuten künstlerischen Fein- Wirkung; und hierauf, auf diese Verwandlung des heuchlerischen heiten und was eben all dieser rmal gefagten Dinge mehr ist! Schleichers zum unversöhnlich rachsüchtigen Feinde, war offenbar von Auch hier möge eine summarische Anerkennung, insbesondere des vornherein die ganze Färbung der Rolle abgetönt. So interessant flotten Spiels der Meisten, genug sein. Wahrscheinlich geht ein die eigentümliche Auffassung und Durchführung des Charakters war, guter Teil dieses Spiels auf die Regie des Herrn Jacques Gold- so vermochte sie doch nicht recht zu überzeugen. Durch die tragisch berg   zurüd, die aller Ehren wert, allerdings auch wohl weniger angehauchte Stilisierung wurde der Tartüffe, der doch ein schwierig war, als die jener ernsten Oper. Ist es aber wirklich nur Typus sein soll, zum ganz exceptionellen Sonderfall und übergroße Schwierigkeit, daß dort Herr Droescher über die alt- büßte gewohnten geraden und Halbkreislinien nicht hinauskommt, mit denen die Scenen gebaut, die Pläge und Gaffen in den rechtesten Winkeln konstruiert und die Voltshaufen aufgestellt werden?-

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Kleines Feuilleton.

SZ.

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ein gut Teil dessen, was ihn gerade be­deutsam macht, ein. Schließlich hat doch der Dichter zu entscheiden und Molière selbst läßt keinen Zweifel darüber, wie sein Tartüffe in Wirklichkeit ausschaue. Als Orgon, von seiner Reise zurückgekehrt, sich nach dem Befinden seines geliebten Schüßlings erkundigt, da giebt Dorine von ihm ein sehr genaues Konterfei: Und Herr Tartüffe? Der ist gesund und kräftig, mit roten Backen, dick und fett... Er allein für zwei; und ließ gar fromm ein Reb­huhn nach dem andern, nebst Hammelbraten in den Magen trindern." usw. Eine ordinäre, heuchlerische Schmaroßernatur, mit kleinen fleisch­lichen Gelüften, die seine streberischen Ziele immer wieder kreuzen, dabei boshaft und frech, so tritt der unbefangenen Auffaffung das Bild Tartüffes aus der Dichtung selbst entgegen, bei aller Nieder­tracht mehr verächtlich als furchtbar.

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-dt.

- Der Schwimmer" und feine Kollegen. Aus der Wiener   Theaterwelt plaudert ein Mitarbeiter des Neuen Wiener Journals". Ein amüsantes Wort hat diese Woche ein Schauspieler gesprochen, der unter seinen Kollegen als Schwimmer" berühmt ist. So nemnt man, wie man weiß, die Schauspieler, welche ihre Rollen nicht lernen und über diese Coquelin, diese Empfindung wird man nicht los, greift den Ton Unkenntnis mit großen Geberden.( Schwimmbewegungen) hinwegzu- für die Figur zu hoch. Er thut dem Herrn zu viel Ehre an, indem täuschen suchen, bis sie geschickt in die Nähe des Souffleurkastens er ihn so ernst nimmt. Im Rahmen dieser seiner Auffaffung aber gelangen und das Wort erhaschen. Es giebt geradezu geniale spielte er, wie zu erwarten war, vortrefflich, mit all seiner feinen, jede Nichtlerner, die mit Birtuosität nach dem Souffleur spielen. Die Nuance abwägenden Kunst.- Kollegen foppen fie aber nicht. Die merken im ersten Lessing Theater. Amphitryon  " und, Der Ein Augenblick, wieviel es geschlagen hat. Der Nichtlerner weiß immer gebildete Kranke" von Molière  . Beide Stücke wurden Ausreden zu finden. Bald schlägt der Souffleur nicht ordentlich in der neuen Uebertragung von Ludwig Fulda   gegeben. Gegens an, bald war die Rolle schlecht geschrieben. Er hat sie nur nicht über der Brosa des Eingebildeten Kranken" hatte der Uebersetzer ein zur Hand, um das beweisen zu können. Die Kollegen fagen ihm verhältnismäßig leichtes Spiel. Hier kam es nur darauf an, fleine dann: Wo hast Du denn die Nolie?" Zu Haufe vergessen!" Unebenheiten und Schwerfälligkeiten in der bisherigen Verdeutschung " Geh'. Du wirst fie zerlernt haben." Er lacht dann mit den auszumerzen, sowie hier und dort im Dialog die Pointen noch spiter Kollegen, die ihm hinter den harmlosen Schwindel gekommen sind. zuzuschleifen. Die Retouchierung, die er vorgenommen, ist dankens Der berühmte Richtlerner also fam auf eine Probe und konnte wert und fein, aber natürlich von keiner irgendwie entscheidenden wieder einmal nicht seine Rolle. Aber gründlich! Die erste Bedeutung für die Bühnenwirksamkeit des alterprobten Wertes. Diese Bartnerin, welche fürchtete, daß er ihr eine wichtige Scene verdirbt, ruht vor allem auf der Fülle drolliger Charakterzüge und Situationen, wenn er nicht die Stichworte bringt, trat nach dem ersten Akt anderen Komik auch durch die mangelhafteste Uebersetzung nicht wesentlich ihn heran und sagte:

" Gelt, Du thust mir den Gefallen und lernst mir zu Liebe die Scene. Meine Schlager verpuffen sonst."

Er ist ein guter Kerl und sagt ihr zu. Nach dem zweiten Att naht ihm ein Kollege:

,, Wirst nicht böse sein, wenn ich Dich bitte, die große Scene im zweiten Akt aufs Wort zu bringen. Weißt, ich hab' da ein paar sehr gute Pointen, die mir abfallen, wenn Du mir das Stich­wort nicht genau nach der Rolle bringst."

Der Künstler erwidert achselzuckend: Na ja, werden wir's halt machen."

Nach einer Scene des dritten Attes kommt ein andrer Schau­spieler, der nichts von den Unterredungen seiner andren Kollegen wußte, auf den Schwimmer zu, nimmt ihn unter den Arm, führt ihn zur Seite und sagt:

" Lieber Freund, thu' mir den Gefallen und halte Dich in der Scene mit mir ein bißchen mehr ans Wort. Es ist mir daran gelegen, daß die paar Späße, die ich in meiner Rolle habe, nicht ganz abfallen." End' noch

Wenn mir jeder kommt, dann muß ich am die ganze Rolle lernen."

Theater.

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Coquelin in Molières Eartüffe!" Unter den verschiedenen Rollen, die Coquelin in der letzten Woche gespielt hat, war der Tartüffe die litterarisch weitaus bedeutendste. Denen, die bei dem außerordentlichen Andrang zu der Vorstellung im Schauspiel­Hause dort keinen Platz mehr erhalten hatten, bot die Freitag­Aufführung im Krollschen Opernhause   Gelegenheit, den Schauspieler in der berühmtesten der Molièreschen Komödien zu sehen.

beeinträchtigt werden kann. Ganz anders ist es um das zweite Stüd bestellt, um die mythologisch parodistische Komödie Amphitryon, die ihren Rang nicht zum geringsten Teile aus dem anmutig leichten Spiele Molièrescher Vers- und Reimkunst schöpft. War es überhaupt möglich, das Werk für die deutsche Bühne zu erobern, so nur durch eine jenen Reiz mit feinster Sprachempfindung frei nachbildende Dichtung. Fulda   hat die Aufgabe mit derselben Kunst, die er bei Uebertragung Molièrescher Verskomödien auch sonst bewiesen, gemeistert. Rhythmus und Reim fügen sich bei ihm wie von selbst zusammen, jede Spur des Gewollten und Beabsichtigten ist dabei ausgelöscht. Trotzdem der engste Anschluß an den Text des Originals erstrebt wird, erinnert nichts an diese Gebundenheit. Nicht eine fremde Fessel, der die Sprache gehorchen soll, sondern ein Fröhlich- Wechselvolles der Worte, dem man in angenehmer Spannung folgt, ist hier der Reim. Er vereinigt Glätte mit Lebendigkeit.

Die Komödie Amphitryon" weist mancherlei verwandte Züge mit Shakespeares Komödie der Irrungen" auf. Das Eigenartige Bikante in diesem Verwechselungsspiele aber ist, daß es Götter und Menschen in buntem Uebermut durcheinanderwirft. Dabei hat Molière übrigens den hohen Olympiern nicht übler mitgespielt, als es die respektlosen griechischen Komödiendichter selbst gethan. Wie mit so vielem anderen aus der Mythologie ihres Volkes haben sie auch mit der ehrwürdigen Sage vom Jupiter, der, in Amphitryons Gestalt verwandelt, dessen junger Gemahlin nachstellt und in ihrer Umarmung den gewaltigen Herakles zeugt, ihren Spaß getrieben. Das Amphitryon  - Lustspiel des Plautus, durch welches Molière zu seiner eignen Schöpfung angeregt wurde, weist ebenso wie die andren Lustspiele des alten Lateiners auf griechische, uns leider ver­lorene, Originalstücke zurück.

Sehr munter wird Molières   Götterkomödie durch einen Prolog Seine Darstellung weicht in dem typischen Vorstellungs im Himmel eingeleitet. Merkur   erscheint auf einer Wolfe thronend bilde, das sich mit den Namen Tartuffe   verbindet, in bei der Göttin der Nacht, um sie in allerhöchstem Auftrag zu er wesentlichen Zügen ab. Er nimmt dem heuchlerischen Pfaffen seine fuchen, wenn Jupiter bei Alfmene weilen werde, die Stunden der bergnügliche Storpulenz und die unbedachte täppisch zugreifende Dunkelheit wohlthätig über das sonst gebräuchliche Maß hinaus­Simmlichkeit, überhaupt alle irgendwie komischen Züge, um aus ihm zudehnen. Sie sagt es, nach einigen fleinen Ausfällen gegen des eine verwegene Verbrechernatur höheren Stils zu machen. Die Gottes lästerliches Treiben, zu. Schließlich muß es aber auch um Maske, in der er die Rolle spielt, erinnert an Richard III.   Eine Amphitryons Palast hell werden. Die Stunde der Trennung schlägt. wilde Energie und feste Entschlossenheit prägt prägt fich in Jupiter nimmt zärtlichsten Abschied, aber nur, um, von neuer Sehnsucht den grotest- häßlichen Zügen aus. Die Gestalt ist sehnig, die ergriffen, schleunig wieder zu der Geliebten zurückzukehren. Inzwischen Stimme ohne jeden Beigeschmad süßlicher Salbaderei, flange ist der richtige Amphitryon, der Feldherr aus dem Lager der Thebaner, boll und doch, wie durch gewaltsame Selbstbeherrschung ge- gleichfalls auf dem Plane erschienen, Kein Auge, auch das Alfmenens dämpft, als ob er überall verborgene Feinde spüre. Gleich einem nicht, kann die beiden unterscheiden. Bald ist's der Mann, bald ist's geduct lauernden, immer zum Sprung bereiten Raubtier schleicht er der Gott, mit dem sie redet. Die feine Jronie dieses Ver