-
Experten fanden alles in schönster Richtigkeit und stellten ihm ein günstiges Zeugnis aus. Dagegen äußerten sich einige Miterfinder auf dem nämlichen Gebiet abfällig. Ein Leipziger Advokat meinte, es müsse ein verkleideter Bratenwender in der Maschine stecken, und ein andrer Neider stellte gar die freundliche Aufrage, ob er als Christ auf die Erfindung gekommen und sie ihm nicht durch böse Geister eingegeben sei. Das war natürlich blasser Brotneid: Beßler Orffyré batte nämlich bei der großen Zahl der zuströmenden Neugierigen, die sein Mach werk besichtigten, eine Büchse für die Armut mit ausgestellt; deren Berkörperung war aber er selber. Unlauterer Wettbewerb des Merseburger Magistrats, der die ausgestellte Erfindung mit 6 Pf. Accise besteuerte, brachte den armen Entdecker zu dem Entschlusse, seinen Apparat zu zerstören; vorher ließ er jedoch einen Gründlichen Bericht von dem glücklich inventierten perpetuo mobili, nebst dessen accurater Abbildung"( Leipzig . 1715, 40) ausgeben.
78
-
man
der angeblichen Unvereinbarkeit des Klaviertones und des Violintones nicht viel wissen wollte; das moderne Interesse richtet sich auf andre Kunstarten als auf diese, so daß sie auch in der Stilentwicklung zurückbleibt( während in ihr sogar mehr Beweglichkeit steckt, als in manch Andrem), und in dem allbeliebten und einseitig bevorzugten Ausschnitt aus der Musikgeschichte, in der Linie von Beethoven bis Brahms , sind die Violinsonaten( gar nicht zu reden von den Biolin Konzerten) so spärlich gesät, daß bald um sie' rum ist. Auf vernachlässigte Bekannte der älteren Zeit, auf Corelli und andre ihm ähnliche, auf Mozart mit seinen 42, Dusset mit seinen 80 Violinsonaten usw. zurückzugreifen scheint meistens als tindisch verabscheut zu werden; und die würdige Aufich erinnere nur an Johann gabe des Hervorholens Unbekannter Stamiz( 1711-1757) und andre„ Mannheimer", die jetzt H. Riemann bekannt macht würde wohl mehr Selbstentäußerung verlangen, als unsren reproduktiven Künstlern eigen zu sein pflegt.
-
-
-
Beßler wuchs jetzt mit seinen höheren Zwecken. 1716 siedelte Geben aber solche Künstler einen„ bloßen" Sonaten- Abend, so er nämlich an den Hof des Landgrafen Karl von Hessen- Kassel über. Im Schloß Weißenstein stellte er ein neues perpetuum mobile aus. ist das schon viel; er verlangt eben ein eigenes Publikum. Ein Das Dings lief nun in einem mit Wachen besetzten Gemache seit dem solches reichte am neulichen Freitag faum aus, den kleinen Bechstein2. November 1717 beharrlich mit solchem Erfolge, daß der Landgraf Saal zu füllen, als die gegenwärtig berühmteste Violinistin, Wilma am 27. Mai 1718 dem genialen Erfinder ein„ Attestat" ausstellte Neruda, mit Friedrich Gernsheim einen derartigen des Inhalts, die Maschine sei in Karls und seiner Minister Gegen- Sonaten- Abend( mit Ankündigung eines zweiten für den 28. Februar) wart zweimal 6 Wochen lang verschlossen, Thür und Fenster ver- veranstaltete. Der G- dur Sonate op. 78 von Brahms folgte die siegelt worden und die Maschine doch, bei Wiedereröffnung des D- moll- Sonate op. 121 von Robert Schumanu eine Zusammen Zimmers, immer noch in ihrem alten, ununterbrochen Motu( Bestellung, die wahrlich zeigen konnte, was ein so temperamentvolles wegung) befunden. Das hatte für Beßler die angenehme Folge, Erklingen wie bei Schumann vor der kühlen, wenn auch noch so Am Schluß kam daß er zum Kommerzienrat ernannt und zu Karlshafen mit Haus kunstvollen Factur eines Brahms voraus hat. und Hof ausgestattet ward. Er gewann dadurch den nötigen Mut, Beethovens vielgespielte C- moll- Sonate op. 30/ II. in Leipzig 1718 Neue Nachrichten" über seine„ kuriose und wohl- Frau Neruda ist in der That eine Meisterin, die hören zu bestellte Lauff- Perle" erscheinen zu lassen und gleichzeitig gegen die dürfen jeder Musikfreund froh sein kann. Ihre Stärke liegt wohl böswilligen Nörgler, die aus Zweifel der Richtigkeit des perpetui in der Kunst, mit der sie wahrhaft schöne Klänge nicht nur gleich mobilis eine Wette von 1000 Thalern ziemlich höhnisch aus- Sarasate überhaupt hervorbringt, sondern in den Dienst der geboten", seinerseits einen Preis von 10 000 Reichsthalern für den Gesamtwirkung stellt, und selbst das kräftigste Loslegen verderbt nichts Widerleger auszusehen. Um den vom Zaren Peter ausgeschriebenen von jener Schönheit. Was sonst dem Spieler au Ausdrucksmitteln zu Preis bewarb er sich übrigens bescheidentlich nicht, und es traf sich Gebote steht, namentlich die temperamentvolle Bewegung innerhalb der merkwürdigerweise, daß allemal, wenn eine Untersuchung seiner Er einzelnen Formglieder, ist ihre Sache weniger. Noch weniger ist finding durch Sachverständige bevorstand, entiveder die Maschine dies die Sache Professor Gernsheims. Daß wir ihm aber nicht Reparaturen halber zerlegt oder er selber krank war. unrecht thin: er legt manchmal in seinen Vortrag sogar Ausdruck Weibliche Schwazhaftigkeit wurde der phänomenalen Entdeckung hinein. Besonders gerne dorthin, wo es sich um Untergeordnetes handelt. verderblich. Das Dienstmädchen Anna Rosine Mauersberger konnte wie manche Menschen den Anläufen und kleinen Hilfsmitteln zu etwas es, nachdem sie ihre langjährige Stellung bei Beßler verlassen, Wichtigem eine Riesenbedeutung beilegen, so accentuiert Gernsheim trog wiederholter feierlicher Eidschwüre nicht übers Herz bisweilen einen Auftakt derart, daß man rein glauben muß, es nahe bringen, das interessante Geheimnis bei fich zu behalten, ein Weltsturz. Gegenüber seiner sonst so vollendeten Beherrschung daß sie selber oftmals und zwar häufig ganze Nächte des Klaviers fällt manchmal ein Mauscheln" auf, d. H. ein Nach hindurch mittels geheimer Verbindung von einem Nebenzimmer einanderspielen von gleichzeitig zu spielenden Tönen z. B. int aus das vermeintlich selbstthätige perpetuum mobile gedreht habe: 2. Saz jenes Beethoven ; sollte das auf eine Unfähigkeit des Hervorgegen 2 Groschen Lohn pro Drehstunde. Es stellte sich dann weiter hebens der Melodie zurückgehen? In demselben Satz bitte ich heraus, daß Beßlers Frau auch gedreht hatte, und sein Bruder hatte beide Spieler, die Takte mit den 128 stel Septolen nochmal anzuausdrucksvoll fich, nachdem er ein hübsches Sümmchen erorgelt hatte, nach England sehen, damit diese Takte nächstens nicht gar zu aus den Staube gemacht. Er traute jedenfalls dem Frieden nicht. frei herauskommen. Indessen wurde Beßler kein Haar gekrümmt. Er ist nach weiteren epochemachenden Ideen gleichen Kalibers Anno 1745 im Besize seines redlich erworbenen Gutes und Kommerzienratstitels gestorben: die landgräflich hessische Regierung hatte halt kein Interesse daran, zu verraten, daß fie trotz göttlicher Begnadung zu den Personen gehöre, die nicht alle werden.
-
Kuisel contra Knifel. Man schreibt der Frankfurter Zeitung ": Nach einer vom Herborner Tageblatt" veröffentlichten Probe war bei herzoglich nassauischen Behörden um die Mitte der bierziger Jahre ein Verkehrston üblich, dessen wohlthuende Sachlichfeit und Kürze mit unsrem berüchtigten Amtsdeutsch" nichts zu thun hatte. Es handelte sich in dem mitgeteilten Falle um die Bes schwerde eines Herborner Fabrikanten, der einen Dorfschulzen für einen Rad bruch wegen schlechter Beschaffenheit des Weges haftbar machen wollte. Auf Grund der Beschwerde erließ der in der Sache fungierende Amtinann Knisel folgende Verfügung:
Der Schultheiß Weyel zu Schönbach hat innerhalb 8 Tagen auf seine Kosten dem pp. Kempf ein neues Wagenrad machen zu Lassen, außerdem sind Sie in eine Strafe von 3 fl. verfallen. Herzogl. Amt: Kuifel."
Der Schultheis replizierte: Ich lasse dem Kempf das Rad nicht machen und bezahle auch feine Strafe. Weyer, Schultheiß."
Der Amtmann:„ Oho! Wieso? Knisel."
Der Schultheiß: Bei der Einteilung der Wege wollte ich den Weg nach Amdorf als Vicinalweg gebaut haben, der damalige Amtmann hat aber kurziveg entschieden, das bleibt ein Verbindungsweg. Wehel, Schultheiß."-
Der Amtmann:„ Was war das für ein Amtmann? nisel." Der Schultheiß:„ Der Amtmann Senisel. Weyel, Schultheiß."
Der Amtmann:„ Ganz recht. Sie brauchen dem Kempf das Rad nicht machen zu lassen. Die Strafe ist erlassen. Kuisel."-
Musik.
-
"
Humoristisches.
-
-
SZ.
„ Das ist Ihr Glück, Herr Bürgerball. Mutter: Schatte, daß sie endlich mein Gustchen zum Tanz auffordern. Sonst hätten wir die längste Zeit das Petroleum. bei Sie gefauft."
-
-
Belehrung. Offizier( zum Burschen):" Wie kommst Du dazu, das Pferd ein Sauvieh zu nennen? Das Pferd ist ein edles Tier, Du Rindvieh!"
-
Auf der Probe. Theaterdirektor:„ Mein Fräulein, bringen Sie, bitte, diese etwas schlüpfrige Stelle ganz diskret, ohne breite Betonung; ein sittliches Publikum findet die Unanständige feiten gern selbst."- ( ,, Simplicissimus.")
Notizen.
- Erich Schlaitiers Komödie, Des Pastors Riete" hatte bei der Erstaufführung im Dresdner Schauspielhause einen guten Erfolg.
-
-
- Marr Möllers Märchendrama, Mutter Anne" wird gegen Ostern im Berliner Schauspielhause die Erstaufführung erleben. -Die, Neue Bühne" bringt am 5. Februar, nachmittags, Neuen Theater Herbert Eulenbergs Drama Münchhausen" als erste Vorstellung.
im
"
-
-
Das Trianon Theater hat schon wieder einen neuen Geschäftsführer in G. Josephsohn erhalten. Die künst lerische Leitung haben Musikdirektor Theodor Gerlach und Oberregiffeur Max Laurence übernommen.-
-
"
Der Clown", ein Versspiel von Hans Bethge , kommt in dieser Woche am Aleganderplaz Brettl zur Aufführung.
-
Was wohl in der Musikgeschichte das nächste Schicksal der Violinonate und ähnlicher Kammermusit sein wird? Die Einen mißachten sie überhaupt, wie denn Richard Wagner von derlei, zumal wegen Berantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin . Druck und Verlag von May Bading in Berlin ."
Franz Star bina ist aus dem Verbande der Berliner Secession ausgeschieden.