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Cie glitt lautlos auf den weichen Teppichen an ihm vor- Jaber nur zu Fuß, das Reiten wurde ihm verboten. Untergebracht über, warf ihm freundliche Blicke zu und lächelte ihn an; ihr wurde er mit seiner Eskorte in einem einigermaßen vers folgten ihre Anbeter, und sie alle umgingen geschickt wie fallenen Marmorpalais, das alle Bequemlichkeiten, sogar des Schlangen die verschiedenen Tischchen, Stühle, Wandschirme affers und der Betten, entbehrte, und von vornherein förmlich wie und Blumenbasen- einen ganzen Laden von hübschen Lintprand eine Unterredung mit des Kaifers Bruder, dem Kanzler ein Gefangener unter Aufsicht gehalten. Am folgenden Tage hatte und zerbrechlichen Gegenständen, die in den Zimmern und Hofmarschall Leo, die nicht über einen Streit um Ceremonien­mit einer Nachlässigkeit verstreut waren, die für sie und fragen hinausgedieh, und wurde am 7. Juni, Pfingst- Sonntag, zur für Foma gleich gefährlich war. Der Teppich dämpfte seine Audienz beim Kaiser zugelassen. Die Beschreibung von dessen Schritte nicht, wenn er ging, und all diese Gegenstände Person, womit sich der vermeintliche fränkische Barbar für die ihm hängten sich an seinen Rock, zitterten und fielen herab... au teil gewordene geringfchäßige Behandlung rächt, ist klassisch: Auf dem Klavier stand ein Matrose aus Bronze, der im Begriff war, den Rettungsring zu werfen, an dem Ringe hingen Stride aus Draht, die Foma immer an den Haaren zerrten. Das alles erregte bei Sofja Pawlowna und ihren Anbetern Heiterkeit, fostete aber Foma nicht wenig Kummer, und ihm wurde bald heiß, bald kalt.

Doch auch mit ihr allein war ihm nicht leichter. Sie empfing ihn mit einem freundlichen Lächeln, setzte sich mit ihm in eine der lauschigen Ecken des Salons und begann das Gespräch gewöhnlich damit, daß sie ihm über alles flagte:

,, Sie glauben nicht, wie ich mich freue, Sie zu sehen." Sie streckte sich wie eine Katze und sah ihm mit ihrem dunkeln Blick, in dem jezt etwas Gieriges aufflammte, in die Augen:

Ich liebe es, mit Ihnen zu sprechen," sagte sie singend, indem sie die Worte musikalisch dehnte. Alle diese Menschen sind mir zuwider, sie sind so langweilig, so gewöhnlich und abgelebt. Und Sie sind frisch und aufrichtig... Sie lieben fie ja auch nicht?"

( Fortsetzung folgt.)

Aus

( Nachdruck verboten.) bat

der Heimat des Byzantinismus. Die Geschichte des byzantinischen Kaiserstaates, der sich aus dem Zerfall des römischen Weltreiches entwickelte und bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 bestand, findet durchweg weniger allgemeines Interesse, als ihr in mancher Hinsicht zukommt. Eins weiß freilich jedermann: daß der in den gegen­wärtigen Sprachgebrauch übergegangene Ausdruck Byzantinismus" darauf hindeutet, daß die edle Kunst höfischer Schmeichelei und Boltsfitte gewordener Speichelleckerei vor gottbegnadeten Herrschern in jenem Teile der mittelalterlichen Welt zur größten unter Abend ländern je erreichten Virtuofität ausgebildet worden ist. Darüber hinaus aber pflegen die umfangreichen Jahrbücher von Byzanz den meisten ein völlig Unbekanntes zu sein.

Ich fand in ihm gleichsam ein Ungetim, einen Zwerg mit dicem Halbgrauen Barte, einem ganz furzen Hals und sehr langen und Kopfe, fleinen Maulwurfsaugen, einem furzen, breiten, dichten und struppigen Haaren, von Gefichtsfarbe gleich einem Mohr, kurz, man möchte ihm um Mitternacht nicht begegnen. Er ist sehr beleibt, die Hüften sind im Verhältnis zu seiner Größe lang, die Schienbeine aber und Füße furz Seine Redeweise ist polternd, aber er ist schlau wie ein Fuchs, an Lügen und falschen Schwüren ein zweiter Odysseus ." Die Unterredung bestand hauptsächlich aus heftigen, gegenseitigen, auch von Lintprand in den unparlamentarischten ausdrücken vorgebrachten Vorwürfen und Drohungen, woran der Gesandte seine Brautwerbung unvermittelt auhing; das Wort­gefecht endigte, weil die Zeit zur Pfingstprozession gekommen war. Eine große Menge von Krämern und gemeinem Volk, das zum " Der Festaufzug," sagt Lintprand, war nicht eben glänzend. Fest herbeigekommen war, stand zumi feierlichen Empfang des Nicephorus bom Palast bis zur Sophien- Kirche , fie faßten die beiden Seiten des Weges ein und waren mit dünnen Schildchen und erbärmlichen Wurfspießen ausgerüstet, zum großen Teil aber barfuß.... Man führte auch mich zur Stirche, um die Prozession mitanzusehen, und gab mir auf dem Chor bei den Sängern einen Platz. Als nun jenes Ungetüm( der Kaiser) herautroch, stimmten die Sänger an: Siehe, der Morgenstern kommt, Eos erhebt sich und verdunkelt durch seinen Schein die Strahlen der Sonne; der bleiche Tod der Sarazenen, Nicephorus, der Herrscher, erscheint". Unter solchen speichelleckerischen Gesängen trat er, gewaltig sich auf­blähend, in die Sophien- Kirche ein; die jungen Kaiser folgten ihm weit hinten nach und beugten sich vor ihm beim Friedensfuß bis auf die Erde. Bei dem folgenden Festmahl erhielt Lintprand, wie er sich beklagt, erst die fünfzehnte Stelle vom Kaiser und nicht ein

mal ein Tischtuch. Während der Mahlzeit, bei der es schmutzig zu ging, wie unter Trunkenen, wo es von Del troff und abscheulicher Fischlake", unterhielt der Kaiser seinen Gast damit, daß er sich über Ottos gefräßige und versoffene Soldateska lustig machte und den Deutschen ihre baldige Zerschmetterung anfündigte. Bischof antwortete im nämlichen Stile, worauf der Kaiser in höchstem Borne die Tafel aufhob.

Der

Zwei Tage später wurde Lintprand frank, teils aus Aerger, teils, wie er behauptet, infolge der ausgestandenen Entbehrungen. So ging es auch mit seinen Begleitern, denen das Wasser fehlte und ver mit Pech, Harz und Gips" verfälschte Wein der Griechen nicht bekam. Der Bischof bat also den Hofmarschall Leo brieflich um Er­laubnis zur Rückkehr, wenn aus seiner Mission nichts werden könne, wurde dann aber zu einer Beratung geladen, an der der Hofmarschall, Diese gänzliche Nichtbeachtung verdienen sie aber schon deshalb der Oberkammerherr, der Staatssekretär, der Obergarderobenmeister nicht, weil sie uns den homo sapiens in seiner tiefsten Erniedrigung und zwei Geheimräte teilnahmen. Die Verhandlungen führten zu kennen lehren. Ein hochinteressantes Momentbild, unmittelbar nach nichts, weil die Griechen nicht weniger als ganz Italien als Preis der Natur, von den Zuständen im mittelalterlichen Konstantinopel für die Braut forderten. So wurde Lintprand in seiner Wohnung bietet uns ein diplomatisches Aftenstück aus dem 10. Jahrhundert, bis zum 29. Juni unter Bewachung gehalten. das uns der Zahn der Zeit gegönnt hat. Es ist das der authen- An diesem Tage sollte er wieder eine Hoftafel mitmachen. Da tische Gesandtschaftsbericht eines italienischen Geistlichen deutscher man ihn aber neben einen ungeschorenen und ungewaschenen Bul­Abstammung, den im Jahre 968 der deutsche König und römische garen- Gesandten seßen wollte, verließ der Bischof in höchstem Zorne Kaiser Otto I. nach Konstantinopel schickte, um für seinen Sohn das Lokal und wurde dann in einem Gasthaus mit dem Hofgesinde Otto II. beim damaligen Kaiser von Byzanz, Nicephorus, um die zusammen abgespeist; zur Versöhnung schickte der Kaiser ihm von Hand einer Prinzessin anzuhalten. Die Mission schlug fehl, und seinen Leckerbissen einen fetten Hammelbraten, von dem er selbst außerdem wurde dem Gesandten, Bischof Lintprand von Cremona, gegeffen hatte, der mit Knoblauch, Zwiebeln und Lauch gefüllt war in Konstantinopel eine recht wenig liebenswürdige Behandlung zu und in einer Fischsauce schwamm". teil, so daß er, von Natur ein ungewöhnlich bisfiger, jähzorniger und rachsüchtiger Diener der christlichen Liebe, seine Feder mit Gift und Galle getränkt hat, als er an Otto I. und seine Gemahlin Adelheid über das am Hof von Byzanz Erlebte berichtete. Seine Erzählung ist also ganz ungeschminkt und voll Satire und Sarkasmus. Das durch wird sie zu einer gleichzeitig amüsanten und von höfischen Rücksichten freien Schilderung byzantinischer Kultur.

Bischof Lintprand war für seinen Auftrag, wenn man von seinem aufbrausenden Wesen absieht, gerade der rechte Mann. Denn einmal verstand er Griechisch, was dazumal eine jeltene Gabe war, und dann war er schon einmal in Konstantinopel als Gesandter gewesen. Als er ungefähr 20 Jahre früher im Auftrage des italienischen Markgrafen Berengar Byzanz aufgesucht hatte, war ihm das zweifel­hafte Vergnügen geworden, vor dem damaligen Kaiser einen regulären Kotau machen zu müssen: dreimal hatte er sich zu Boden geworfen. Die Demütigung blieb ihm jetzt erspart; wenigstens schweigt davon des Sängers Höflichkeit. Im übrigen aber ging es ihm jezt viel schlechter. Man muß freilich in Rücksicht ziehen, daß das Heer seines Auftraggebers eben erst aus den unteritalienischen Befizungen der Byzantiner abgezogen und somit S. M. Nicephorus nicht bei bester Laune war. Jedenfalls gleich die Aufnahme war so schlecht wie möglich: am 5. Juni 968 ließ man ihn nach der Demütigung 11stündigen Wartens am Thore in Konstantinopel ein,

Acht Tage später mußte der Gesandte wieder bei Tafel erscheinen, wo der Kaiser ihn mit theologischen Fragen zu verulken versuchte, und am nämlichen Tage nochmals seine Aufwartung machen, was ihn nicht wenig verdroß. Dennoch mußte ich damals nicht wenig über ihn lachen. Er saß nämlich auf einem wilden und scheuen Pferde, das sehr groß war, obschon er recht klein ist. Da fam er mir vor wie eine jener fleinen Puppen, welche die Slaven bei Euch auf ein Füllen setzen und dies dann ohne Zügel der Mutter nachlaufen lassen." Drei Wochen später wurde Lintprand trop immer schlechterer Gesundheit nach einem Ort in der Nähe Konstantinopels vor den Kaiser befohlen und, obwohl die Verhandlungen wieder resultatlos verliefen und in der ruppigsten Tonart geführt wurden, nachher zur Tafel geladen. Bei Tisch saß neben Nicephorus sein Vater, der mir wie ein Greis von 150 Jahren erschien. Dennoch empfing er dieselben Glückwünsche wie sein Sohn: daß Gott sein Leben noch vielmal so lange ausdehnen möge. Hier konnte man recht sehen, was für Narren und Schmeichler die Griechen sind, da sie einem Greis eine Lebensdauer wider alle Gefeße der Natur wünschen... Wieder priesen sie Nicephorus als den Friedensbringer und Morgenstern. Aber den hilflosen start, den Narren weise, den Zwerg einen Riesen, den Mohren weiß und den Sünder einen Heiligen nennen, das ist wahrlich kein Lob, sondern Hohn." Lintprand benutzte die Gelegenheit, den Kaiser um Erlaubnis zur Abreise anzugehen. Die Bitte wurde ihm gewährt;