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Physiologisches.  mode

200 Jahren eigen war; die gemütlichere Befriedigung mit den That­sachen unsres Daseins, die darauf folgte und bis knapp vor unfre Zeit reichte; das nun wieder in andrer Weise eingetretene zeichnung Bluter einen Menschen, der an einer eigentümlichen Krant­ss. Interfamilien. Die Medizin versteht unter der Be­tritischere Aufnehmen der Welt in der Geschichte der heit leidet, nämlich an einer Ueberfülle von Blut, die sich in merk Wufit tritt dies alles ebenfalls zu Tage. Wie Bach seine würdigen Erscheinungen äußert. Dissonanzen mit aller Herbheit hinstellt; wie dann Spätere fie ins dem wissenschaftlichen Ausdruck Hämophilie genannt. In der erst Die Krankheit selbst wird mit Weiche gezogen haben( Chopin 1); wie unsre Modernen wieder den fürzlich begründeten Gesellschaft für innere Medizin in Wien   stellte grimmigen Ernst auch in ihnen lieben: das ist ein Abbild jener Dr. Türk eine an dieser Krankheit leidende Frau vor, deren Krankheits­geistigen Wandlingen. Doch selbst nationale Verschiedenheiten gefchichte als ein Beispiel dafür gelten kann, wie die fragliche Eigen­prägen fich derart aus. Der gründliche, langfame Deutsche bereitet schaft sich innerhalb einer Familie vererbt. Man spricht in dieser die Diffonanzen sorgfältig vor und führt sie gehäuft weiter. bis er Beziehung geradezu von Bluterfamilien. In dem vorliegenden Fall erst spät ihre Auflösung bringt, vergleichbar den langen, verwickelten, war die Krankheit bereits durch fünf Geschlechter nachweisbar. Der das Zeitwort erst am Schluß vollendenden Sätzen seiner Sprache. Stammvater übertrug die Bluterkrankheit auf zwei Söhne und eine Der Italiener läßt sich überhaupt nicht tief in Dissonanzen ein und Tochter, die beiden Söhne wieder auf einen männlichen und sechs löst sie bald wieder auf. Der Franzose bietet weit mehr Dissonanzen weibliche Enkel, so daß in der dritten Generation bereits unter elf dar als der Italiener, läßt aber seinen Wiß oder selbst seine Familienmitgliedern sieben mit dem Leiden behaftet waren, deren Frivolität auch hier spielen er bereitet sie nicht so vor wie der Zahl sich in der vierten Generation auf fünf, in der fünften auf eins Deutsche und bricht sie gerne rasch und scharf ab. Und der ver verminderte. Der Urenkel des Stammbaters litt darunter bis zu schiedene Geschmack der Menschentlassen prägt sich in den Erfolgen seinem vierzehnten Jahre, wurde danach aber von der Krankheit der Tonverte aus. Victor Hugo   jagt einmal( in der Vorrede zu befreit. Ruy Blas  "), ein Dichtwert mit fein gearbeiteten Charakteren gefalle zuführen, daß die durch Heirat in die Familie gelangten Personen Diese glückliche Ausscheidung war wohl darauf zurück­dem Stenner, eines mit Handlung" dem großen Publikum, eines fämtlich aus Familien stammten, die nach der betreffenden Richtung mit Leidenschaft" den Frauen. So zieht in der Musik die künstliche hin gefund waren. Dr. Türk macht mun besonders darauf auf­Durcharbeitung der Motive den Kenner an, die schöne Melodie den merksam, daß nach seinen Untersuchungen die große Beteiligung des großen Haufen, die Leidenschaft die Frauen. weiblichen Geschlechts an der Bluterkrankheit auffallend ist, ferner Diefe Grundgedanken führte Herr Richard J. Eichberg in daß zuweilen eine indirekte Vererbung eintritt. Es kommt vor, einem im Berliner   Tonkünstler Berein" gehaltenen daß, wie es ja auch bei andren Eigenschaften häufig ist, die Vortrag näher durch, betitelt: Die Kunst. insbesondere Krankheit auf Kinder gesunder Eltern von den Großeltern her ver­die Musit, ein Bild des seelischen Empfindens. erbt wird. In der von Dr. Türk nachgeprüften Familiengeschichte vom historischen und ästhetischen Standpunkt aus fteit die Bluterkrankheit merkwürdigerweise in Verbindung mit betrachtet". Nur subjektive Ansichten sollten es sein, was er einem ebenfalls erblichen Gelenkrheumatismus oder gichtischen gab. Vielleicht zu bescheiden; anschauliche Beispiele, an denen es und nervösen Leiden. Mit Anfällen dieser Art ist immer eine hier fehlte, hätten wohl eine stärkere Evidenz erzeugt. Möglich. Steigerung des Blutens verbunden, indem dann Blutungen unter daß den Vortragenden davon seine Abneigung gegen das Erkläreu" der Haut und aus der Mundhöhle auftreten. Die der Wiener  von Seunstwerken abhielt, seine Vorliebe dafür, in einem Kunstwert Gesellschaft vorgestellte Kraute leidet im besonderen an unverkennbarer das verschleierte Bild von Saïs" zu sehen. Hysterie, die sich in bestimmten, zuweilen von Fieber begleiteten

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Etwas anders Hugo Riemann  . Die Analyse von Meister Anfällen äußert. Die Nebenerscheinungen weisen eine gewisse werken sei des Kompositionsstudiums bester Teil. Mit diesem Haupt- Regelmäßigkeit mit Bezug auf die Körperstellen auf, ebenso gedanken führt Niemann in seinem neuesten Werk, der Großen wie auch die Aeußerungen des Blutens. Dazu neigende Kompositionslehre"( I. Band: Der homophone Say, Berlin   Personen könnten Teicht zur Blutung gebracht werden, Bum und Stuttgart  , Spemann, 1902). den werdenden Komponisten durch Beispiel bei ganz geringfügigen Verlegungen. Wenn aber die eine auch historisch interessante Fülle vorbildlicher Beispiele hindurch Krautheit sich von innen heraus äußert, so folgt auffälligeriveise zum eigenen Schaffen. Nicht als ob dem Schüler vorgeschrieben nach einer Blutung auf der einen Körperseite sehr bald eine solche werden sollte, was er zu thun hätte. Vielmehr ist die gerade in au fast genau derselben Stelle der entgegengesetzten Körperhälfte. unfrer Zeit erst so recht erfaßte Einsicht, daß es einen wahren und Durch diese cigenartige Thatsache wird die Vermutung unterstüßt, wahrhaften Unterricht in der Kunst( nicht blos in ihrer Technik) daß die Blutungen mit einem frankhaften Zustand des Nervensystems gauz wohl giebt. und daß er in einer geschickten Führung in Zusammenhang stehen. Merkwürdig ist es ferner, daß der Blut­dessen besteht, was sich aus dem Juntern des Zöglings druck bei solchen Menschen gar nicht besonders hoch zu sein braucht, Heraus naturgemäß entwickelt, famn jemals so tief und für obgleich gelegentlich ein ganz ungewöhnlich hoher Blutdruck bei ihnen den Wert der Kunstpädagogik so beweisträftig entfaltet worden wie nachzuweisen ist. Die Bluterfamilien scheinen in gewiffen Gegenden hier. Der Lehrer richte jein Hauptaugenmerk fortgesetzt darauf, daß besonders zahlreich zu sein." der Schüler empfinde, was er schreibt, und daß er sich selbst tren bleiben lerne."( S. 87.) Die Hauptsache ist, daß der Komponist etwas zu sagen hat, daß ihm der musikalische Ausdruck Bedürfnis ist." Deshalb ist es auch durchaus nicht augängig, daß der Lehrer dem Schüler einen Text zu komponieren giebt", niw.( S. 298 f.) Immer wieder die lebendige Tonphantasie selbst arbeiten zu lassen"( S. 239), nur nicht Roten   komponieren, sondern Töne".( S. 169).

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Notizen.

Maria von Magdala  " von Paul Heyse   ist von der Berliner   Censar nicht zur Aufführung im Lessing- Theater zugelassen worden. Die Erstaufführung des Angierschen Schauspiels Löwenfeld, im Schiller Theater findet am 5. Februar statt. Familie Fourchambault, in der Bearbeitung von Raphael April in Paris vor sich geben; die Hauptrollen werden von May Eine Aufführung von Schillers Räubern" wird Mitte Grube, Mattowsly und Roja Pappe gespielt.

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Ein Wert, wie diese reife Abrundung zahlreicher früherer Arbeiten des Verfassers, will weniger kritisiert werden, als seine Früchte im Geist der Mitstrebenden allmählich sich entwickeln lassen. Für zu stimmende und zweifelnde Citierungen ist hier am alterivenigsten Raum; den Wunsch hingegen, daß jewe Entwickelung in alle Tiefe Feuersnot", die neue Oper von Richard Strauß  . ind Breite gehe, dürfen wir wohl um so nachdrücklicher aus zu der E. v. Wolzogen den Text geschrieben, hatte bei der Auf­sprechen. führung in der Wiener Hofoper einen starten äußeren Erfolg, der zum Schluß bestritten wurde.

Kunft.

ᎦᏃ.

In der Berliner   Secession friselt es. Die Jungen sind mit der Liebermannschen Geschäftsführung unzufrieden. Auf den Ausstellungen nehmen ihnen die berühmten Ausländer den Play, die Käufer und Besteller weg. Als Haupt der Opposition gilt Ser Maler Frenzel. Die Sache steht so, daß es wahrscheinlich zit einem Bruche kommt. fchon früher losbrach. Liebermain taun es ja aushalten. Aber was Uns wundert nur, daß der Streit nicht nügt den vielen jungen Kräften in der Sccession die Ehre, schöne Ausstellungen mit fremden Kunstwerken zu veranstalten, während sie selbst gezwungen find, Hungerpfoten zu saugen.

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ce.   Böcklin über antite Skulptur. In der Nenen Zürcher Zeitung" jest Albert   Fleiner die Veröffentlichung seiner Bödlin- Erinnerungen fort und erzählt unter anderm folgendes: Bei einem Besuch der"   Accademia" in   Florenz gab eine Sammlung von etrustischen Aschenkisten, Sarkophagen und Graburnen mit hand­werksmäßig hergestellten Reliefs und Nesten noch erkennbarer Be­malung   Böcklin erwünschten Anlaß, von der polychromen Skulptur zu reden. Für ihr war es gewiß. daß alle antiken Skulpturen, die man heute finit und verständnislos als weiße Männer und in Mehl getauchte Frauen bewundere, farbig und bemalt waren, wenn auch nur in leichten Lasuren. Ein Grieche würde, wiederkommend und unsere Museen jebend, vor Merger trepieren und gerne zum Hades zurückkehren.   Böcklin erinnerte sich, die bekannte Augustusstatue im Batitan furz nach ihrer Ausgrabung( 1863) bei der Villa Livia vor den Thoren Roms noch in ihrer ursprünglichen, reichen und groß artig wirkenden farbigen Bemahing gesehen zu haben. Aber diese hentigen Vandalen pußten uno fegten das Standbild von allen Farbenüberbleibselu rein, bis es ganz weiß und blank dastand.  Böcklin, der sich, wie man weiß. mit dem Problem der polychromten Plastit lange und eifrig beschäftigt hat, geriet bei dem blozen Ge- Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am danken an diese Unthat in loderude Entrüstung.

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wird ein Skizzen Wettbewerb für ein künstlerisches Für die Große Berliner Kunstausstellung 1902 Blatat ausgeschrieben. Preise: 500, 300 und 200 Mart. Letter Einlieferungstermin 10. Februar

Institut für Gehirnforschung, das an das physiologische Institut an Ein neurobiologisches Laboratorium, ein gegliedert werden soll, wird an der   Berliner Universität errichtet. Für dieses Laboratorium sollen die Juſtrumente und Sammilungen des Dr. O. Vogt für 50 000 m. angekauft werden.

Sonntag, den 2. Februar.

Durts 200 416 ideal Berantwortlicher Rebacteur: Cart Leib in   Berlin. Druck und Verlag von Mag Bading in   Berlin,