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alle sahen sich ähnlich und waren gleich jämmerlich und Als er sich jetzt an alles das und vieles andre erinnerte, widerlich. Betrunken, Taut und gierig drehten sie sich wie schämte er sich und war mit Sascha unzufrieden. Er blickte in einem Windhauch um ihn, hielten für sein Geld Orgien, auf ihre schlanke Gestalt, hörte ihre gleichmäßigen Atemzüge beschimpften ihn, schlugen sich, schrieen und weinten sogar und fühlte, daß er diese Frau nicht liebte, und daß er sie manchmal. Und er schlug sie. Er erinnerte sich, daß er nicht brauchte. In seinem schweren Kopf keimten leise graue, eines Tages jemand ins Gesicht geschlagen, jemand den Rock Tanggezogene Gedanken auf. Ihm war, als ob alles, was er vom Leibe gerissen und ihn ins Wasser geworfen, und daß in dieser Zeit erlebt hatte, sich in ihm in einen schweren, ihm jemand mit nassen, falten Lippen, ekelhaft wie Frösche, feuchten Snäuel zusammengewickelt habe, und jetzt dieser die Hände gefüßt hatte. Er füßte sie und bat weinend, ihn Knäuel in seiner Brust herum rolle, sich langsam entwirre nicht totzuschlagen... In feiner Erinnerung huschten ver- und er selbst mit den dünnen, grauen Fäden festgebunden schiedene Gesichter vorüber, Töne und Worte erklangen werde. darin... Eine Frau in einer gelben, auf der Brust auf­geknöpften Seidenjade sang mit lauter, schluchzender Stimme: Laßt uns leben, so lange es geht..

Und dann braucht kein Gras mehr zu wachsen!"

Alle diese Menschen sind von derselben dunkeln Welle erfaßt wie er und werden, verwvildert und vertiert, wie sie sind, von ihr dahingetrieben. Sie alle fürchten sich wohl ebenso wie er, vorwärts zu blicken, dorthin, wohin sie die tobende, starke Welle trägt. Sie ertränken ihre Angst im Wein und stürmen mit der Strömung vorwärts, sie zappeln, brüllen, thun etwas Unsinniges, treiben Possen, lärmen und lärmen und sind niemals froh. Auch er hatte das alles gethan, während er sich unter ihnen bewegte... Und es schien ihm jetzt, daß er das alles aus Angst vor sich selbst gethan habe, um diesen Lebensabschnitt schneller hinter sich zu haben, oder um nicht daran zu denken, was später sein werde

, Was geht mit mir vor? dachte er. Jekt führe ich ein ausschweifendes Leben warum denn? Ich weiß nicht zu leben... ich verstehe mich nicht... Wer bin ich denn?

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Diese Frage verblüffte ihn, er verweilte dabei und ver­suchte darauf zu kommen, warum er nicht so fest und sicher leben konnte wie andre Menschen. Er schämte sich bei diesem Gedanken und wurde unruhig, er wälzte sich auf dem Heu herum und stieß Sascha gereizt mit dem Ellbogen. Vorsichtig!" sagte sie im Schlaf.

st schon gut... bist wohl keine vornehme Dame!" murmelte Foma.

Wast hast Du?"

Nichts."

Sie wandte ihm den Rücken zu, gähnte behaglich und fagte träge:

"

Fortsetzung folgt.)

Kleines Feuilleton.

Mir hat geträumt, ich wäre wieder eine Harfenfpielerin. Jch singe Solo, und mir gegenüber steht ein großer schmutziger In dem wirren Gewühl der Orgien, in der Menschen- Hund, fletscht die Zähne und wartet, bis ich aufhöre. Und ich menge, die von der Ausschweifung erfaßt, von wilden Leiden- fürchte mich vor ihm, ich weiß, daß er mich fressen wird, so­schaften zerrüttet und von dem Bestreben, sich zu vergessen, bald ich zu singen aufhöre... und ich singe und finge immer halb wahnsinnig war, blieb nur Sascha stets ruhig und gleich-... und auf einmal bleibt mir die Stimme aus. Es ist mäßig. Sie betrant sich nicht, sie sprach mit den Leuten stets furchtbar. Und er knirscht mit den Zähnen... O Gott, er­mit einer festen, gebieterischen Stimme, und alle ihre Be- barme Dich! Was bedeutet das?" wegungen waren sicher, als würde sie von diesem Strom nicht erfaßt, sondern beherrsche selbst seinen stürmischen Lauf. Sie erschien Foma als die flügſte unter allen, die ihn umgaben, und als diejenige, die am gierigsten nach Lärm und Vergnügungen verlangte; ste kommandierte alle, dachte sich immer etwas Neues aus und sprach mit allen Menschen gleich: sie hatte für den Kutscher, den Kellner und den Matrosen denselben Ton und dieselben Worte wie für ihre Freundinnen und für Foma. Sie war schöner und jünger als Palageja, doch ihre Liebfofungen waren still und falt. Foma hatte das Gefühl, daß sie tief in ihrem Herzen etwas Schreckliches vor allen verberge, daß sie niemals jemand lieben könne und sich nie ganz mitteilen würde. Dieses Verborgene in ihr zog ihn an und regte in ihm das Gefühl einer ängst lichen Neugier und eines heftigen, gespannten Interesses für ihre ruhige, falte Seele, die dunkel wie ihre Angen war. Eines Tages hatte Foma zu ihr gesagt: Wir haben eigentlich nicht wenig Geld zusammen ver­

putzt."

"

Sie blickte ihn an und fragte:

Wozu soll man das Geld denn aufheben?"

Wozu, wirklich?" dachte Foma und war erstaunt, daß fie so einfach urteilte.

Wer bist Du denn?" fragte er sie ein andres Mal. Haft Du vergessen, wie ich heiße?"

Wieso denn?"

Was brauchst Du also noch zu wiffen? " Ich frage nach Deiner Herkunft

" Ach so! Ich bin eine Kleinbürgerin aus dem Jaros­later Gouvernement, aus Uglitsch  ... Ich war Harfen spielerin... Wie ist's, werde ich Dir denn lieber sein, wenn Du weißt, wer ich bin?"

c. Liebeslieder der alten Aegypter. Jahrhundertelang lebten die alten Aegypter in der allgemeinen Vorstellung als ein Bolt, das steif und abwechslungslos fein Dasein verbrachte, wesentlich mit dem Nachdenken über den Tod und tiefe religiöse und philosophische Fragen beschäftigt. Als man vor etwa fünfzig Jahren in einem Papyrus ein Märchen fand, glaubte man es durchaus als eine im Boltstone berichtete Göttermythe deuten zu müssen. Dann aber mehrten sich die Funde, die bewiesen, daß die alten Aegypter neben der religiösen Litteratur auch eine reiche Unterhaltungslitteratur be­faßen, in der sich ihr Empfindungsleben deutlich spiegelte und sie als Menschen von Fleisch und Blut, mit allgemein mensch­Gefühlen, Wünschen und Schmerzen er­lichen Interessen, Gefühlen, Wünschen scheinen. Professor Alfred Wiedemann   schildert in einer soeben erschienenen fleinen Schrift Die Unterhaltungslitteratur der alten Aegypter", die in der Sammlung, Der alte Orient" von der Vorder­asiatischen Gesellschaft herausgegeben ist, diesen interessanten Zweig der altägyptischen Litteratur, ihre Volkslieder, Fabeln, Reiseabenteuer, Geister und Zaubergeschichten, Sagen und Märchen. Besonders reizvoll find aber die Liebeslieder, von denen einige hübsche Proben mitgeteilt werden. Drei aus der Zeit um 1200 v. Chr. stammende Sammlungen von Liebesliedern sind bisher aufgefunden worden. Die umfassendste steht in einem Londoner   Papyrus, der daneben Sagen und Märchen enthält; fleinere ergeben ein Turiner Papyrus und eine von Spiegelberg in ihrem Werte erkannte Scherbe des Museums zu Gizeh. Manche Aufläuge an Motive, die auch bei andren Völkern in den Liebesliederu bekannt find, finden sich da wieder. So erinnert das folgende an Hero und Leander: Die Lieblosungen der Geliebten find auf jenem Flußufer, ein Flußarm ist dazwischen, ein Krokodil steht auf der Sandbank. Ich aber steige in das Wasser und neige mich nieder in die Flut. Mein Mut ist groß in dem Gewässer, die Wogen

,, Weiß ich's denn?" fragte Foma lächelnd. ,, Genügt Dir das nicht?" Ich werde nichts mehr find wie Land für meine Füße. Die Liebe zu ihr giebt mir die sagen... Wozu auch? Alle haben die gleiche Abstammung, einem andren schwärmt ein Liebender: Küsse ich fie und sind ihre Kraft. Ach! Sie gab mir einen Zauber für die Gewässer." In die Menschen und das Vieh... Und was kann man von Lippen offen, so bin ich begeistert auch ohne. Bier. Wenn die sich sagen... wozu? Alle diese Gespräche haben keinen Beit gekommen ist, das Lager zu bereiten, oh. Diener, so sage ich Sinn... Wir wollen lieber darüber nachdenken, wie wir Dir: Lege feines Linnen zwischen ihre Glieder, ein Lager für heute den Tag verbringen sollen."

An diesem Tage fuhren sie mit einem Mufitorchester auf einem Dampfschiff spazieren, tranfen Champagner und be­tranten sich alle furchtbar. Sascha fang ein ganz besonderes, seltsam trauriges Lied, und Foma weinte wie ein Kind, von dem Gesang gerührt.

Dann tanzte er mit ihr den Nationaltanz, sprang schwikend und müde, wie er war, über Bord und wäre fast ertrunken.

fie aus föniglicher Leinewand gieb acht auf das verzierte weiße Linnen, das besprengt ist mit dem feinsten Oel". An den Liebhaber in allen Gestalten wird man erinnert durch folgendes: " Oh, wäre ich doch ihre Negerin, die ihr auf dem Fuße folgt. Ach! Dann sähe ich mir zur Frende die Gestalten aller ihrer Glieder." Sehr drastisch im Ausdruck- seiner unbesiegbaren Liebe ist ein audres Liedchen:" Ist nicht mein Herz wohlgeneigt Deiner Liebe? Nicht werde ich mich( von der Liebe) trennen laffen, und wenn man mich pritgelte bis zum Syrerland mit Stöden und Knüppelit, bis Nubien   mit Balmruten, bis zum Hochlände mit Gerten, bis