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Aber ich bin bereit, mit Dir
Sie, Fräulein, wie lange soll man denn hier warten? Das ist
eine Aktiengesellschaft auf gründen. Ein moderner Mann auf der Höhe der Zeit pumpt und ja' ne schreckliche Bedienung!" fiehlt nur auf dem Wege einer Aktiengesellschaft. Ein Kinderspiel ist's, in der Weise, durchaus gefeßlich, Millionen über Millionen zu raffen. Hast Du vielleicht irgend etwas erfunden?" Schnee mit Hilfe bloßer Sonnenstrahlung in Wasser zu ver
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wandeln!"
" Vorzüglich! Eine glänzende Idee! Unendliche Perspektiven! Wir lassen uns die Erfindung patentieren. Dann leihen wir uns für eine Stunde Hunderttausend Mart, um das nötige Aftienkapital dem Notar in Bar vorzeigen zu können. Und das Geschäft geht los. In vier Wochen haben wir die kolossalsten Buchwerte fabriziert. Die Aktienkäufer drängen sich. Wir verdoppeln, vervierfachen das Kapital, bezahlen davon ungeheure Dividenden, die Kurse steigen wahnsinnig, die ganze Welt ist voll von unsren Tochtergesellschaften, und alle reellen Werte fließen in unsre Taschen, den andern überlaffen wir das schönbedruckte Papier. Nach zwei Jahren sind wir beide Millionäre. Vielleicht hat fich inzwischen die Erfindung wirklich bewährt. Bielleicht auch nicht. Das ist auch gleichgültig. Jit die Sache nicht mehr zu halten, so schmeißen wir den ganzen Krempel zusammen und gehen ins Ausland. Aber das ist nicht einmal nötig. Hast Du Furcht vor ein paar Monaten Gefängnis?"
" Für ein Wort, das dem Staatsanwalt nicht gefällt, frieg' ich leicht ein Jahr. Warum soll mir ein Millionen- Vermögen nicht einige Wochen Staatspension wert sein?"
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Bravo ! Ich sehe, Du eignest Dir bereits die nötige Gefinnung an. Also wir lassen es auf eine Gerichtsverhandlung antommen. Du als der Hauptschuldige ich bitte, widersprich nicht!- friegst drei Monate, ich als der minder Belastete sechs Wochen Gefängnis. Es wird festgestellt werden, daß wir durch unser Berhalten Tausende kleiner Existenzen vernichtet haben. Können wir für so viel Dummheit? Wir sind uns selbst am nächsten. Uebrigens wird uns die Untersuchungshaft angerechnet werden. Bald find wir wieder in Gottes freier Natur. Der unangenehme Zwischenfall ist schnell vergessen. Wenn wir herauskommen, beginnen wir ein nenes Leben. Millionenreich, brauchen wir nicht mehr zu schwindeln und zu betrügen. Jeẞt mehrt die solideste Ehrbarkeit unser Vermögen. Allmählich werden wir die angesehensten Mitbürger. Man preist unire Wohlthätigkeit. Die Armen vergöttern uns. Wir sterben im Kreise unsrer Lieben, verehrte, glückliche, nüßliche Glieder der gesellschaft lichen Ordnung und Ritter hoher Orden. Und all dieser Glanz und Segen hat uns nicht mehr gekostet als einige Wochen Gefängnis! Wenn wir Glück haben, tönnen wir auch dieses kleine Opfer noch sparen und wir schreiten ohne jede Unterbrechung und Berufsstörung zur Höhe.toosidas
isats not hos viot duit ta
Siehst Du nun ein, wie niedrig, gemein und utopisch es ist, 100 Mart zu leihen? Ein Ehrenmann thut's nicht unter einer Million. Erst dann stellt sich Gottes Segen ein. Bist Du mit meinem Blau einverstanden?"
Ich will's mir überlegen," erwiderte ich schüchtern und ging von dannen mit zwei Groschen bar und der Anweisung auf zahl lose Millionen. Joc.
Kleines Feuilleton.
eg. Die neuen Schuhe. Wo ist denn das Schuhlager?" 413 Oben im zweiten Stod, meine Damen!"
Ach Du liebe Güte, da soll man wieder hinauf." Die Dide stöhute aus Herzensgrund.
Sie können den Fahrstuh! beußen", meinte die Verkäuferin. „ Ach nee, das laffen wir lieber."
"
Dann reißt am Ende die Kette", sagte die jüngere Dame etwas
tronisch.
" Na, so did bist Du doch nicht!" Die Dide warf ihrer Be gleiterin einen wütenden Blick zit. Sie empfand die Anspielung auf ihre Storpulenz offenbar als eine Beleidigung. Sie war allerdings etwas in die Breite geraten.
Gemächlich stiegen fie die eleganten Treppen hinauf, die Dicke feuchte trogdem. Sie schaft: Auch' ne Verrücktheit, das Schuhlager so hoch zu legen, überhaupt das Treppensteigen!"
"
Sichst Du, warum bist Du nicht Fahrstuhl gefahren?" Ach Emmy , Du mit Deinem etuigen Fahrstuhl; Du weißt doch, mich rührt der Schlag vor Angst. Du hättest ja im Laden taufen können."
Gott , wir sind ja schon oben, Tante!" Die Jüngere hatte den zweiten Stock schon erreicht." Jm Laden bekomme ich auch keine billigen Schuhe; nein, nu mach' doch man!" Sie hastete voran durch die verschiedenen Gänge. Die Dide founte taum mit; sie brummte wieder:„ Stenn doch nur nicht so! Wir haben ja gar nichts zu verfäumen. Was willst Du denn überhaupt drüben? Hier rechts stehen ja die billigen Schuhe.
„ Ich will mir aber die auch ansehen. Sie, Fräulein, zeigen Sie mir doch mal' n paar Promenadenschuhe." Sie wandte sich an eine Verkäuferin, die mit einem großen Paket im Arm zur Kaffe eilte , Gleich, ich komme gleich meine Dame!"
Nun warte man erst, bis es einer gefällig ist", fagte die Dicke; fie pflanzte sich in ihrer ganzen Breite auf einen Stuhl, stützte die Hände auf den Regenschirm und spähte mit Adlerblicken in das Hasten der Verkäuferinnen.
„ Aber ich fomme ja schon, meine Dame!" Die Verkäuferin fehrte von der Kasse zurüd:" Was soll es denn sein, meine Dame? Ein Baar Promenadenschuhe? Was Besseres?"
" Ja, natürlich," meinte Emmy , so zu zwölf oder dreizehn Mark." " Ich denke, Du willst heut' billige nehmen?" wunderte sich die Dice .
Emmy gab sich ein Air:„ Na, sind die etwa teuer? Das sind doch billige! Aber nein, Fräulein, ich möchte welche mit Gummizügen." Sie schob den Karton, den die Verkäuferin brachte, zurück. " Man trägt jetzt so wenig Gummizüge, meine Dame, und doch besonders nicht in guten Schuhen, man trägt sie nur zum Knöpfen." „ Ich will aber keine zum Knöpfen," sagte Emmy. Zeigen Sie mir Schuhe mit Gummizügen.
„ Die haben wir aber nicht in der Preislage, meine Dame, die haben wir nur noch in billigen Sorten, die besseren bekommen wir erst wieder." ,, Ach Gott , billige Sorten! Das sind doch hier aber schon billige Sorten!"
Na eben," sagt die Dicke, Schuh' zu zwölf Mark das Paar sind doch nicht etiva gute Schuh'. Sehen Sie doch mal nach andren, Fräulein!"
„ Aber meine Dame, wir haben keine andren, wenigstens heut' nicht. Mit Gummizügen haben wir heut' nur die billigen zu vier Mark fünfundachtzig. Veffere friegen wir erst in acht Tagen." Na, das mag Zeug sein." Die Dicke rümpfte die Nase. Nein, ich will gute Schuhe haben," sagte Emmy sehr von oben herunter.
" Dann nehmen Sie doch welche zum Knöpfen, meine Dame, die Knöpfschuh' sind doch auch viel eleganter."
„ Na wenn doch meine Richte aber Knöpfschuh' nicht will," entrüstete sich die Dicke:„ Was tosten übrigens die Gummizugschuh?"
„ Vier Mark fünfundachtzig, meine Dame, es find auch ganz gute Schuh', meine Dame. Sie tosten sonst acht Mart, aber weil Gimunizüge aus der Mode sind, haben wir sie heruntergejezt." Emmy sah die Tante an: Ob man es mit den billigen ver fucht, wenn andre nicht zu haben sind?"
Man trägt ja doch lange Kleider," nickte die Dicke, und wenn Du Dich vorläufig behilfft, kannst Du Dir ja in acht Tagen beffere kaufen."
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einen Sessel. " Kann ich machen; prachtvoller Einfall!" Emmy setzte sich auf Denn werde ich mal anproben. Sie begann ihren Halbschuh aufzuschnüren, die Verkäuferin kam heran:" Aber das fann ich ja machen, meine Dame, bitte, zeigen Sie, ich werde helfen. " Nein, nein, laffen Sie nur, Fräulein, ich mach' das schon allein!" Emmy war auf einmal sehr liebenswürdig geworden:" Wozu sollen Thuen doch gar nicht zumuten." Sie denn meine nassen Schuh' anfassen, Fräulein? Das fann ich
O, das thut ja nichts, meine Dame, das müssen wir ja immer. " Darf ich beim Anziehen helfen?" Laß sie doch helfen!" sagte die Dide. Nein, bemühen Sie sich nicht, Fräulein", Emmy wehrte ab
flein 3° den neuen Schuh an, aber die Nummer ist mir viel au
" Ja, ich werde gleich eine größere holen." Die Verkäuferin ging nach dem Schraut hinüber. Emmih sah zu der Dicken empor: " Na, fiebst Du? Nu hab' ich die billigen Schuh'. Denkst Du, ich werde das gleich sagen? Sie sollen doch nicht denken, wir wären ordinär!"
" Ja, ja!" Die Dice war aufgestanden, ungeduldig stapfte ste auf und ab. Ja, thu' mir bloß den Gefallen und mach' nu rasch! Und was sollen denn die Fisematenten mit den Mädel, von wegen die nassen Schuh' nicht anfassen“ und„ nicht zumuten können"; werde man nicht überauständig! So'n Ladenmädel, dazu ist sie ja da!"
Na ja, aber eigentlich sind sie doch sehr schmutzig." Emmy warf einen Blick auf ihre naffen Schuhe. Tent mal, wo wir überall herumgelaufen sind, und das soll so'n Mädchen un anfassen! Und dann weißt Du, um offen zu sein, die Hauptsache ist auch die, fie soll es nicht merken, ich habe nämlich ein großes Loch im Strumpf!"
b. Klagen über die italienischen Arbeiter, die als Wanderarbeiter über die Alpen ziehen und in Frankreich , der Schweiz , Oestreich und auch im Deutschen Reiche für einige Monate Be schäftigung fuchen, find nicht bloß in unfreu Tagen erhoben worden. E. Gothein weist in seiner Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes nach, daß sich schon am Ende des 16. Jahrhunderts im Breisgau die sämtlichen Bauhandwerker über die welschen Störer beschwerten. Jährlich wanderten aus Italien Zimmerleute, Steinmegen, Maurer , die nirgends feßhaft seien, in Scharen zu, entzögen ihnen das Brot und schleppten fast den ganzen Verdienst in barem Gelde mit sich fort. Die Zunft der Freiburger Bauleute beantragte im Jahre 1589: entweder sollten diese Welschen mit Gewalt ausgerottet oder genötigt werden sich zünftig zu machen. In Württemberg wie in der Markgrafschaft Baden forderten die an sässigen Meister Schutz vor den wandernden welschen Maurern. Damals begann jenes Ueberströmen italienischer Hausierer, das für die Wirtschaft nach dem 30 jährigen Kriege charakteristisch werden sollte. Während die Fremden von den einheimischen Meistern bei der Regierung angeklagt wurden als Leute, die das Geld aus