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" Ja, das ist natürlich richtig," gab Jefchov zu.„ Aber,[ Buchdruckerei nahm, die gedruckten politischen Nachrichten. meine Freunde, das Princip der Kooperation öffentlichen Verkehr vermittelten die Postmeister. In ihre Hände Foma hörte auf, der Rede des Freundes zuzuhören, da gelangten die" Avisis" zuerst und es ist natürlich, daß sie den er durch ein andres Gespräch abgelenkt wurde. Zwei Männer sprachen miteinander, der eine war groß, sah schwindsüchtig qus, war schlecht gekleidet und blickte mürrisch drein; der zweite war ein junger Mann mit blondem Haar und blondem Bart.
„ Meiner Ansicht nach," sagte der Große düster und hüsteľnd, ist das dumm. Wie kann unsereiner heiraten? Es kommen Kinder- wird es dann für alle reichen? Man muß die Frau kleiden, und es kommt noch darauf an, was für eine man kriegt."
Buchdruck ausmußten, um die allgemein interessierenden politischen Neuigkeiten durch den Druck als Fliegende Blätter " größeren Kreisen bekannt zu machen. Es waren bloße Nachrichten, im Stil der heutigen Extrablätter, und die Postmeister waren die ersten„ Zeitungsmenschen", Redacteure und Verleger in einer Person.
Die politischen Ereignisse häuften sich und jagten einander, so daß immer öfter Fliegende Blätter " erschienen. Das führte dazir, fie schließlich periodisch erscheinen zu lassen, und so tamen denn, und 3ivar wöchentlich einmal, die ersten gedruckten periodischen Zeitungen heraus.
Auch die erste Zeitung Berlins wurde von dem„ Botenmeister" herausgegeben, bei dem die Boten ihre Sendungen abzugeben hatten. ,, Sie ist ein braves Mädel," sagte der Blonde leise. Aus ihren Berichten und Briefen wurde die Zeitung zusammen" Run, jetzt ist sie brav. Eine Braut ist etwas andres gestellt. Ihr Erscheinen war unregelmäßig, da es von dem Einals eine Frau. Das ist auch nicht die Hauptsache, man kann treffen der Boten abhing, deren Pünktlichkeit die verschiedensten Umes ja versuchen, vielleicht wird sie auch wirklich brab sein. stände beeinträchtigten. Damals aber konnte schon eine Nachricht Aber die Mittel werden nicht ausreichen, Du wirst bei der ziemlich alt sein, da das Berliner Bürgertum fie durch die Zeitung Oft war Arbeit selbst zu Grunde gehen und Du wirst auch sie zu des Postmeisters zuerst erfuhr, war sie ihm stets neu. Grunde richten. Das Heiraten ist für uns ein ganz un- andern Blättern entnommen waren. Dennoch hatte auch diese Zeitung diese Zeitung auch nur die Wiedergabe von Nachrichten, die aus mögliches Ding. Können wir denn bei diesem Lohn eine eine bedeutende. Wirkung, wie uns die Klagen und Beschwerden be Familie erhalten? Du siehst ja, ich bin mur vier Jahr verweisen, die gegen sie geführt wurden. Die Kriegswirren der Zeit Die heiratet, und es geht bald zu Ende mit mir. Und ich habe drückten fchwer auf die Berliner , und der hilflose Kur gar keine Freuden gekostet, habe nichts als Sorgen und fürst Georg Wilhelm hatte den Grafen Schwarzenberg zur diplomatischen Verhandlung ant den Unruhe gehabt." kaiserlichen Hof nach Wien geschickt. Er konnte aber nichts Rechtes erzielen, und um sich selbst reinzuwaschen, schob er in einem an den Kurfürften gerichteten, aus Wien vom 5. November 1628 datierten Briefe die Schuld der Zeitung in die Schuhe. Man hat allhier", so schreibt er, ein ziemliches Mißfallen an den neuen Zeitungen, die allemal aus Berlin geschrieben und gedruckt werden. Man sagt: es seh fein Ort im ganzen Reiche, da man also frey und schlimm schreibe gegen Ihre Kaiserliche Majestät oder gegen die Armee als in Berlin . Allemal attribuire man der Kaiserlichen Macht Verlust und deren Feinden Victoria!"
Er bekam einen Hustenanfall und huftete lange auf heulend; als er aufhörte, er aufhörte, fagte er feuchend zu seinem
Kameraden:
,, Laß das, dabei kommt nichts heraus." Jener senkte den Kopf, und Foma dachte:
,, Er spricht zur Sache, er versteht wohl auch vieles!" Das Ignorieren seiner Person kränkte ihn ein wenig und erregte in ihm zugleich ein Gefühl der Achtung vor diesen Menschen mit den dunklen, von Bleistaub durchsetzten Gesichtern. Fast alle führten ernste, sachliche Gespräche, und in ihren Reden flimmerten eigenartige Worte auf. Niemand von ihnen schmeichelte ihm und belästigte ihn mit der Auf dringlichkeit, die seinen Bekannten im Gasthaus und seinen Bechgenossen eigen war. Das gefiel ihm.
Wie sie sind," dachte er und lächelte innerlich, sie haben ihren Stolz."
" Sie sollten nicht nach den Büchern, sondern nach der lebendigen Wahrheit urteilen, Nikolai Matjewitsch," ertönte eine vorwurfsvolle Stimme. Man kämpft ja um das Stück Brot nicht nach dem Buch, sondern nach der Notwendigkeit, wie Gott es einem eingiebt, und nicht wie es in ihren Vorschriften steht."
"
Erlaubt, meine Freunde! Was lehrt uns die Erfahrung unfrer Brüder?"
Foma wandte den Kopf dorthin, wo Jeschow laut sprach; er hatte seinen Hut abgenommen und schwenfte ihn über seinem Kopf. Jetzt fagte jemand zu Foma:
Rücken Sie näher, Herr Gordjejew!"
( Fortjeyung folgt.)
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( Nachdruck verboten.)
Prelle.
Der Kurfürst befand sich im fernen Preußen, in sicherer Ents fernung von den kaiserlichen Truppen, die in der Mark und in Berlin hausten. Er schickte den Brief seines Kauzlers Schwarzenberg an das Geheime Ratskollegium nach Berlin , man solle doch nach dem Rechten sehen und sorgen, daß Kaiserliche Majestät nicht offendiret werde!" Aber das Natskollegium, welches die Brandschatzungen durch die Truppen vor Augen hatte, stand auf seiten der Zeitung und antivortete:" Es ist gewiß, daß kein Wort in solcher Zeitung geändert wird, sondern, wie die aus andern Orten gedruckt und geschrieben tommen, also drucket sie der Botenmeister. Wir haben ihn aber nichts deſto minder vor uns gefordert, und ihm geraten, dies Zeitungsdrucken auf eine Zeitlang einstellen, oder doch des Kaisers lieber gar nicht zu gedenken. Er wird sich hierinnen wohl recht erweisen, wiewohl er klaget, daß er sonst nicht zu leben hätte; denn die Vesoldung, die er hat, ist nicht groß."
Hierauf sandte der ängstliche Kurfürst ein Reskript folgenden töstlichen Inhalts: „ Ob es wohl eine Sache, daran sich die Wiener von nicht zu wegen veil skandalieren hätten, ja Billigkeit leichtlich zu erachten, daß die Zeitungen anders bei mus nicht werden in Druck gegeben werden, als wie man sie unfrem Botenmeister aus andren Orten schreibt, so ist uns doch lieber, damit diesfalls den Leuten aller Praetegt genommen werde, daß man dass jenige ungedruckt lasse, was vermutlich Offension erregen möchte. Doch könne man denen, welchen die Avisen zugeschickt werden, das Ausgelassene beschreiben."
Den Nachsatz versteht man in seiner erheiternden Naivität erst wenn man weiß, daß dem Kurfürsten die Avisen selber zugeschickt wurden. Er wollte also selbst das Amusement unfreundlicher Bemerkungen über den Kaiser in Wien nicht entbehren. Bloß vor der Verantwortlichkeit war ihm bange.
Auf dem Gebiete des deutschen Zeitungswesens hat Berlin wohl die großartigste Entwicklung durchgemacht. Es hat nicht bloß heute von allen Städten des Reiches die größten Zeitungsdruckereien, die am weitesten verbreiteten und in der Auflage stärksten Zeitungen, sondern auch Blätter aller politischen Parteien, aller wissenschaft- Als 1632 der Berliner Botenmeister Veit Frischmann um eine neue lichen, fünstlerischen, litterarischen, religiösen, socialen Richtungen. Inmitten des Zeitungswesens unsrer Tage vermag man sich faum noch an die ersten Anfänge, an die Kindheit der Berliner Presse zu erinnern.
Der Schlußjazz zeigt übrigens, daß neben der gedruckten noch immer die geschriebene Zeitung ausgegeben wurde. Die Ursache war wohl hauptsächlich darin zu suchen, daß die gedruckten Blätter, trok aller Vorsicht ihrer Herausgeber, immer wieder den Verboten verfielen. Erlaubnis zum Druck und Verlag der Staatszeitungen eingekommen, wurde ihm dieselbe zwar erteilt, aber mit der besonderen Verwarnung:„ indes nichts von Pasquillen, sie sehen auch wider Iven fie wollten, oder sonst etwas, so oder den andern, zumahl Standespersonen auzüglich, darinnen sein soll.
einen
Die erste Berliner Zeitung erschien bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts. Andre Städte waren Berlin dabei längst vorangegangen. Der Anfang dazu war die mündliche Uebermittelung von Erst von 1655 ab gab der Berliner Buchdrucker Christoph Runge Nachrichten des Handels usw. gewesen, die sich die großen Kauf eine regelmäßig und zwar wöchentlich einmal erscheinende Zeitung Herren durch reitende Boten und unter bedeutenden Kosten zukommen heraus. Aber mit welchen Schwierigkeiten hatte er dabei zu kämpfen! ließen. Die Entwicklung des Verkehrs, des Handels und der poli Wie ein Vebrecher wurde er beobachtet. Es wurde ihm ein fürfürsttischen Verhältnisse machten diese mündlichen Nachrichten schließlich liches Privileg, aber auch ein eigner Cenfor erteilt. Trotz aller dieser unzureichend. Die Kaufherren befoldeten deshalb an den großen Vorsichtsniaßregeln waren die Zeitungsblätter noch immer nicht gutPlätzen bestimmte Personen, die ihnen allwöchentlich die wichtigsten Nach gesinnt" genug, und 1672 wurden sie wieder unterdrückt. 1698 wurden richten in Form von Korrespondenzen zutragen. So entstand die dann auch alle geschriebenen Zeitungen in Berlin verboten. Seit 1690 briefliche Zeitung", eine Einrichtung, welche die Fürsten und die konnte wieder eine gedruckte Zeitung erscheinen, jedoch nur für kurze Zeit, Ratsherren der Städte bald nachahmten und so allgemein machten. bis 1706. Dann erhielt ein gewisser Lorenz ein Berliner ZeitungsHierzu gefellten sich mit der weiteren Ausbreitung, welche die privilegium. Doch so sehr hingen diese Druder mit ihrer Eristenz