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von fürstlicher Gunst und Gnade ab, daß 1721 das Druckprivileg sich alle bedeutenden Behörden der Stadt, der Bürgermeister, dem Manne wieder gänzlich entzogen wurde. 1722 ward es an die Ratsherren, die Staatsräte, die Richter usw. befanden, geleitete Joh. Andr. Rüdiger übertragen. Er hatte mehr Glück; persönlich die Tänzerin. Unter einem andern Begeisterungsausbruch des Pu bekannt bei Hofe, gelang es ihm, sein Blättchen durch alle Au- blikums hatte der berühmte Kontrabassist Bottesini in einem russischen fechtungen hindurch zu bringen. Theater zu leiden. Er entlockte nämlich seinem Instrument so In die ersten Regierungsjahre Friedrichs II. fallen die Gründungen wundervolle Harmonien, daß das Publikum zwar zu Beifallssalven weiterer Zeitungen, so die von Friedrich selbst veranlaßte Gründung hingerissen wurde, zugleich aber zweifelhaft wurde, ob es möglich einer litterarisch- politischen Zeitung in französischer Sprache, die jedoch wäre, ans dem Kontrabaß solche Töne hervorzuzaubern. Es witterte schon nach dreiviertel Jahr wieder einging, und die Gründung der einen Betrug und drang wütend auf die Bühne, um heraus zu Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrtensachen" durch bekommen, ob nicht hinter den Kulissen ein Violinspieler sich verberge Haude. und Bottesini nur ein Spiel vorgetäuscht hätte. Der berühmten Lobhudelnde Geschichtsschreiber suchen es gerne so darzustellen, Ballett- Tänzerin Foco entschlüpfte eines Abends, während sie tanzte, als sei durch dieses Friedrichs edlen Willen" ein großer Aufschwung ein Schuh, der mitten in den Zuschauerraum fiel. Ein wütender des Berliner   Zeitungswesens hervorgerufen worden. Sein Wort Kampf folgte. Niemand konnte natürlich dieser kostbaren Reliquie Gazetten sollen nicht genieret werden", wies ja hin auf die uneinge- ungeteilt habhaft werden, aber hundert Zuschauer konnten sich schränkte Breßfreiheit, die dieser König der Berliner   Preffe erstmalig rühmen, ein ganz fleines Teilchen des fleinen Toilettenobjekts er­verschaffte. In Wahrheit ließ der König dem östreichischen Hofe obert zu haben und das Knopfloch damit zieren zu können. Die durch den Berliner   Zeitungsschreiber" allerlei Unangenehmes an- Gunst des Publikums ist aber für die auftretenden Künstler ein hängen, damit er selbst aber dafür nicht verantwortlich gemacht Talisman, den keiner von ihnen missen möchte. Nicht nur die.. werde, gab er den Schein von Preßfreiheit. Deutlich zeigt dies der Debutanten kranken am Lampenfieber", auch die berühmten, Stars" Brief des Kabinettsministers v. Podewils, den dieser unterm fönnen es häufig nicht überwinden. Zu diesen gehört z. B die 5. Juni 1740, also wenige Wochen vor Ausgabe der neuen Patti, auf die, wie Monaldi erzählt, die Rampe dieselbe Wirkung " Haudeschen Zeitung" schrieb: S. K. M. haben mir nach auf übt, wie das Wasser von Montecatini. Die Waldmann und die gehobener Tafel allergnädigst befohlen, daß daß dem hiesigen Nevada   verloren vollständig die Sprache, die Theodorini hatte Berlinischen Zeitungsschreiber eine eine unbeschränkte Freiheit ge- heftigste Magenschmerzen; Gayarre mußte, um das Lampenfieber zu Tassen werden soll, in dem Artikel bon Berlin   von überwinden, sich die Augen mit dem Rauch von einem Dußend Semjenigen, was anigo hierselbst vorgeht, 811 schreiben, Cigaretten umnebeln, die er in wenigen Minuten aufrauchte; der was er will, ohne daß solches cenfiert werden soll, wie Höchstdero- sonst immer liebenswürdige Stagno war vor seinem Auftreten immer selben Worte waren, weil solches dieselben difertire, dagegen aber geradezu unausstehlich. Eine Gewohnheit vieler Sängerinnen ist es, auch sodann fremde Ministri fich nicht würden beschweren können, sich schnell vor ihrem Auftreten zu bekreuzigen. wenn in den hiesigen Zeitungen hin und wieder Passagen anzutreffen, so ihnen mißfallen tönnten. Ich nahm mir zwar die Freiheit, darauf zu regeriren, daß der*** sche Hof über dieses Sujet sehr pointilleux wäre; Se. Majestät erwiderten aber, daß Gazetten, wenn sie interessant sein sollten, nicht geniet werden müssen." So sieht sich das Wort wesentlich anders an und es wäre auch nicht zu verstehen, woher die übrigens rasch verflogene Preßfreiheit­liebe des Königs sonst gekommen sein sollte. Wie sein Vater, der Soldatenkönig  ", in die Zeitungen die rohen Wize bringen ließ, mit denen er seinen gelehrten Hofnarren Gundling im Tabats­follegium hänselte, so empfand Friedrich II.   eine boshafte Schaden­frende, wenn er die Zeitungsschreiber" zwingen konnte, erdichtete Ultnachrichten über Unwetter bei Spandau   und dergleichen mehr aufzunehmen, wodurch er sowohl den Zeitungsschreibern" seine Berachtung 311 erkennen gab, als die Leser in Schrecken oder ohmächtigen Grimm versetzte. Schon im März 1741 befahl der König wieder" in publicis" die Censur des Kabinettsministeriums. Sie wurde seitdem noch fortwährend verschärft; Konfistationen, brutale Unterdrückungen hinderten die Entwicklung der Berliner   Presse, die bis in die Mitte des neun­zehnten Jahrhunderts hinein eine flägliche, von Censors Gnaden gewann i am Standplay nix z'thun g'habt hab', da hab' i' s Büchel

führte Existenz hatte.

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Einer, der das Gesetz kennt. Aus Wien   vom 2. d. M. berichtet die" Wiener Morgenzeitung": Der Fiakerkutscher Franz Dangermayer hatte sich beim Bezirksgerichte Josefstadt   wegen Busaminenstoßens mit einem Brotwagen zu verantworten. Richter: Sie sind schon achtzehnmal bestraft?" Angefl.: Aber niemals wegen§ 431."

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Richter: Weshalb denn sonst?"

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Angel.: Polizeilich und meistens wegen§ 430, das is auf fichtsloses Beng!"

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Richter: ,, Voriges Jahr sind Sie aber doch wegen§ 431 zu vierundzwanzig Stunden verurteilt worden?" feine Gefahr für förperliche Sicherheit dabei." Angett.: Ah! Das war wegen einer Kreuzung, aber es war Richter:" Dann wär's ja nicht§ 431!" Angek I.: Waß eh... dös war Schnellfahren nach§ 4271" Richter: Sie bekunden da eine außerordentliche Gesetzes­funde!"

Angell: hab' lang an Advokaten...' n Doktor B. g'führt und der hat mir a alt's G'seg geb'n... no, und halt durchstudiert!"

Richter: Bei dieser Gesetzeskenntnis sollten Sie sich aber beim Fahren doch mehr in Acht nehmen!"

Angel.: Herr Richter! Was mußt meine Gesezkenntnis, wann's Stoß stuzzig is? Vom Kutschbock aus siecht die G'schicht' ganz anders aus, als wie im Strafgeset!"

Richter( nach Einvernehmung der Zengen): Eine Unacht­famkeit liegt doch vor! Haben Sie noch etwas zu bemerken?" Angefl.: bitt' um an' Milderungsgrund, weil ka Schaden entstanden is 1" is!"

Das Urteil lautete auf vierundzwanzig Stunden Arrest. Angekl:" I fumm binnen drei Tag' i muaß im Zwölfe auf der Bahn sein, sunst hab' i mit'n Bolizeig'set z'thum!" Theater.

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In der sogenannten vormärzlichen Zeit wurde die Zeitungs­censur zu einem pfiffig- brutal ausgebauten System. Das bißchen Sonnenwärme, welches der vierte Friedrich Wilhelm   der Berliner  Breffe gegönnt hatte, verwandelte sich bald in eine noch schlimmere Unterdrückung als fie je zuvor geherricht hatte. Unter dem Rotstift des Censors konnte sich die Presse nicht entwickeln und am besten wird ihre klägliche Lage ge tennzeichnet durch ihr Aussehen, ein paar Zeilen Deutschland  , ein bißchen Berliner   Theater- und Konzertnachrichten und seitenlange Ergüsse über fremdländische Politik. Selbst nach 48 änderte sich der Charakter der Berliner   Preffe nur auf kurze Zeit, denn die Jahre der Reaktion vernichteten alles wieder, was sich die Presse errungen hatte. Hinckeldey   richtete seine Gewaltherrschaft über die Berliner  Presse auf. Unter dem allmächtigen Polizeipräsidenten Berlins  , Lessing Theater. Die Kollegin", Schauspiel von der alle Tage neue Verschwörungen" entdeckte und, gleich Hermann Katsch  . Schon seit einiger Zeit taucht der weibs den Leuten der Kamarilla, den König mit der Wieder- liche Doktor hier und dort in Dramen, Novellen und Romanen auf; fehr eines 18. März zu ängstigen wußte, waren willkürliche und die Versuche, diese nene interessante sociale Figur litterarisch Konfiskationen an der Tagesordnung. Sie hinderten die innerliche auszumünzen, werden aller Voraussicht nach in nächster Zukunft und die äußere Entwicklung der Berliner   Presse. Erst mit dem Be- immer zahlreicher werden. Eine ganze Reihe, in dieser speciellen ginn der 60er Jahre, den politischen und socialen Umwälzungen, die Nüancierung neuer Probleme und Konflikte bietet sich dar. Der Berlin   durchmachte, wurden die Bedingungen für die moderne Ent- Einschuß neuen Wissens, neuer Ideen und eines neuen kritisch- wissen­wicklung der Presse geschaffen, durch die sie zu ihrer heutigen Größe schaftlichen Denkens, den der weibliche Charakter so erhält, emporkommen fonnte. E. R. ebenso vie die nene Art selbständiger Berufsthätigkeit wird nach allen möglichen Richtungen hin das Seelenleben der Betreffenden modifizieren und so zu allerhand Widerstreit gegen ererbte Empfin dungen und Werturteile führen müssen. Vor allem auch in der Liebe. Das kann ernste und tragische, aber das kann auch luftige Situationen und Verwickelungen geben. Bis jetzt ist das einzige Doktorinnens k. Erinnerungen eines Souffleurs." Unter diesem Titel drama, welches sich über äußerliche konventionelle Mache erhebt, veröffentlicht ein italienischer Souffleur, Monaldi, der in dieser eine Komödie, Dreyers überaus humorvoller Schwank: Thätigkeit weit umhergekommen ist und reiche Erfahrungen gen Behandlung". Aber in diesem Schwant steckt mehr frische fammelt hat, bei Bocca in Turin   ein interessantes Büchlein, das Charakterisierungskunst als in manchem Dußend höchst ernsthaft manchen heiteren Zug aus dem Theaterleben zu berichten weiß. einherstolzierender Schauspiele. Die Lisbeth, die junge Doktorin, Dazu gehören z. B. die Formen, die das Begeisterungsfieber des die mit luftigem Uebermut den Kampf um die Praxis aufnimnit, Publikums für seine" Stars" manchmal anzunehmen pflegt. Als die die eigensinnige burschitose Verächterin aller Sentimentalität, die sich berühmte Tänzerin Fanny Elßler   zum erstenmal in Richmond auf so drollig gegen die Liebe wehrt, bis sie endlich mit einem treten sollte, wurde ihre Ankunft in der Hauptstadt Virginiens urwüchsigen Ausbruch des Aergers die Waffen von sich wirft, ist eine mit Kanonenschüssen angekündigt. Ihr Einzug in die Stadt prächtige Figur, voll strozender Lebenskraft, im Tüchtigen, wie in war ein wahrer Triumphzug; langer Bug, in dem ihren lächerlichen Eigenheiten von gleicher Echtheit; und die Bea

Kleines Feuilleton.

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