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ihrem Munde ist nichts Gewisses; ihr Inwendiges ist Herze­leid; ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zimgen Heucheln sie. Schuldige sie. Gott , daß sie fallen von ihrem

Vornehmen..."

A- acht... Sie- ieben... ertönte es in der Ferne in schweren Seufzern.

Das Dampfschiff zischte zornig auf und fuhr weiter. Das tosende Zischen des Dampfes übertönte die Worte des Wallfahrers, und Fomia sah nur, wie seine Lippen sich be­wegten.

"

Mach, daß Du weiter fommst!" ertönte ein ärgerlicher. lauter Aufschrei. Das ist mein Platz!"

"

Dein Blat?"

,, Gewiß ist das mein Blat!"

-

"

von dem Frengistan des zehnten Jahrhunderts, wie es höher Civilifierten erschien; denn das waren die Araber dazumal. Bon indes kommt, was er darüber sagt, im großen und ganzen nicht über deutschen Städten beschreibt Tartuschi u. a. Soest , Paderborn , Fulda ; Allgemeinheiten hinaus, die für Araber jener Tage interessant sein mochten, es aber nicht für uns Deutsche von heute sind. Belehrender ist schon seine Beschreibung von Mainz , als einer fehr großen Stadt, von der ein Teil bewohnt und der Rest besät ist. Es liegt im Lande der Franken an einem Fluß, der Rin genannt wird, und ist reich an Weizen, Gerste, Roggen, Weinbäumen und obft. Dort in Dirhems( Goldstücke) aus der Samarkander Münze vom Jahre 301 b 302( der Hedichra= 913 und 914 n. Chr.) mit dem Namen des Münzherren und dem Datum der Prägung. Ferner ist es auf­fällig, daß es dort Gewürze giebt, die nur im fernsteu Morgenlande vorkommen, z. B. Pfeffer, Ingwer, Gewürznelten... Sie werden fänge des Handels mit dem Orient waren also schon da, obschon andrerseits ein Ort wie Mainz noch so sehr Ackerbaustadt war, daß er weite Getreidefelder in seinen Mauern einschloß.

unb

..

Ich werde Dir eins herunterhauen, dann wirst Du schon aus Indien importiert, wo sie in Menge vorkommen." Die An­einen Platz finden. So ein Pring!"

"

Fort!"

Jetzt begann ein Handgemenge. Die Bauern, die dem Wallfahrer zuhörten, wandten ihre Köpfe dorthin, wo sich die Streitenden befanden, und der Wallfahrer schwieg seufzend. Um den Maschinenraum herum flammte, gleich trocknen Aesten, die in ein verlöschendes Feuer geworfen werden, ein lebhaftes,

lautes Gespräch auf.

Wartet nur, hr Teufel! Fort mit Euch!" " Führt sie zum Kapitän."

" Ha- ha- ha! Das ist aber ein furger Brozeß!" Er hat ihn tüchtig auf den Raden gehauen!" .Die Matrosen sind ein geschicktes Volk!" A- cht... Neun..." rief der Lotse aus. mehr Dampf!" ertönte der laute Ausruf jawohl mehr Dampf!" ertönte der laute Ausruf des Maschinisten.

"

"

Fonia schmiegte sich, von der Bewegung des Dampfschiffs wankend, an das Segeltuch und lauschte wachsam allem was um ihn tönte, und das alles derschmolz für ihn in ein ihm bekanntes Bild.

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdrud verboten.)

In Frengiffan vor einem

Jahrtausend.

Von dem heute holländischen Utrecht weiß Tartuschi zu melden, daß es in unfruchtbarer Moorgegend liegt, weshalb seine Be­völkerung ihren Unterhalt aus der Viehzucht zieht. Der Moor wurde aber schon damals auch anderweitig muzbar gemacht." In ihrem Lande giebt es kein Holz zum Heizen, sondern nur einen Lehm, der die Stelle des Holzes vertritt. Und zwar gehen fie im Sommer, wenn die Wasser sich verlaufen haben, auf ihre Wiesen und schneiden dort den Lehm mit Beilen in Ziegelform. Ein jeder schneidet sich soviel davon, als er braucht, und breitet ihn an der Sonne zum Trocknen aus. Infolge davon wird er sehr leicht. Bringt man ihn ans Feuer, so entzündet er sich, die Flamme er faßt ihn, wie sie das Holz erfaßt, und er macht ein großes Feuer davon verbrannt, so hinterläßt es keine Kohle, sondern Asche." Man mit mächtiger Glut, wie das Feuer eines Glaferofens. Ist ein Stüd sieht, der Araber hat sich die Gewinnung und Verwendung des Torfes genau angesehen; er ist ein sorgfältiger Beobachter, der also Ver­frauen verdient.

Bis zu dem abgelegenen Schleswig am äußersten Ende des Weltmeers" ist der wißbegierige Reisende vorgedrungen. Von dieser Stadt, die damals hauptsächlich von Heiden bewohnt war, erzählt er allerdings etwas, wobei er ganz sicher mit dem langen Messer aufgeschnitten hat. Er behauptet nämlich, die Einwohner würfen ihre neugeborenen Kinder ins Meer, um sich die Ausgaben zu er sparen! Hier ist natürlich zum mindesten stark übertrieben. Wahr mag dagegen sein, daß in Schleswig vor 1000 Jahren das Recht der Scheidung bei den Weibern" war; er konstatiert dies für einen Araber äußerst befremdende Faktum nochmals mit andren Worten: Das Weib scheidet sich selbst, wann sie will." Und zweifellos wahrheitsgemäß, wenn auch durchaus ungeschmeichelt, ist Tartuschis abfällige Kritik des deutschen Gesanges, wie er ihn in Schleswig Bald, nachdem ein unaufhaltsamer Siegeslauf die eroberungs- gehört hat: Nie hörte ich häßlicheren Gesang, als den der Schles lustigen Jünger des Propheten Mohammed bis an die Säulen des wiger, er ist ein Gebrumm, das herauskommt aus ihren Stehlen Herkules geführt hatte, begannen die Berührungen zwischen den gleich dem Gebell der Hunde, nur noch viehischer als dieses." Wer braunen Söhnen der arabischen Wüste und den deutschen Stämmen, es nicht glauben will, daß Deutschland vor einem Jahrtausend in die zum Teil auch die Urwälder der nordischen Heimat verlassen musikalischen Leistungen noch nicht an der Spitze der Civilisation hatten und südwärts vorgedrungen waren. Zahlreiche Scharen marschierte, der lese mur bei einem deutschen Chronisten aus der abenteuernder Sarazenen feßten unter der Führung jenes Tarit, dem Zeit Karls des Großen, bei dem Franken Eginhard, was er über Er vergleicht ihn, die Meerenge von Gibraltar ihren Namen verdankt( gebel- al- Tarik, den Kirchengesang seiner Landsleute sagt. ganz so grob freilich wie der Araber, mit dem Berg des Tarik), nach Spanien über, vernichteten in der 7tägigen Schlacht nicht von Xeres de la Frontera ( 711) Heer und Reich der romanisierten Kreischen und Knarren eines Wagens, der über einen Knüppel­Westgoten und begründeten auf den Trümmern ein spanisch: damm fährt. arabisches Kalifat, das bald durch hohe Civilisationsblüte die Bon allgemein deutschen Zuständen und Sitten beschreibt übrigen Teile Europas überragend in seinen legten Resten Tartuschi vor allem jene Gottesurteile", die man die Feuer- und bis zum Fall Granadas 1492 bestanden hat. Es währte nicht lange, die Wafferprobe nennt. Wenn jemand unrechtmäßigen Besitzes oder so befamen auch die nächstwohnenden deutschen Völkerschaften die eines Mordes beschuldigt wird, nimmt man ein Stüd Eisen, macht schwere Faust der Muselmänner zu fühlen, indem diese über es im Feuer glühend und liest darüber etwas aus der Thora und den Grenzwall der Pyrenäen. in die füdlichen Teile des Franken- dem Evangelium. In der Erde werden zwei aufrecht stehende Hölzer reichs eindrangen. Hier freilich wurde ihrem Vordringen befestigt und man nimmt das Eisen mit einer Zange vom Feuer und endgültig Einhalt gethan durch den entscheidenden Sieg der legt es auf die Enden der beiden Hölzer. Dann kommt der Beschuldigte, Fraufen bei Tours und Poitiers ( 732). Seitdem hörten die Be- wäscht seine Hände, nimmt das Eisen und geht mit ihm drei Schritt. ziehungen der Franken und dann auch der im heutigen Deutsch Dann läßt er es fallen, und man umwickelt seine Hände mit einer land gebliebenen Stämme mit dem Kalifenreiche und seinen Teil- Binde, versiegelt sie und bestellt ihm einen Aufseher einen Tag und staaten nicht mehr auf: Beziehungen teils feindlicher, teils aber eine Nacht. Und wenn am dritten Tage noch eine Blase gefunden auch freundlicher Art. Schon im Jahre 801 erschien eine Gesandt wird, aus der Wasser kommt, so ist er schuldig, wenn nicht so schaft des Kalifen von Bagdad Harun- al- Raschid am Hofe Karls des ist er unschuldig. Die Unschuldigen" dürften also seltne Vögel Großen mit Geschenken von dem verbündeten Beherrscher der gewesen sein. Ebenso probat wie die Feuerprobe ist die Kaltwasser­Gläubigen. Und so fanden sich im Jahre 973 denn auch bei Otto I. , behandlung: Die Wasserprobe besteht darin, daß die Hände und der damals gerade in Merseburg Hof hielt, arabische Gesandte im Füße des Beschuldigten gefesselt und an einem Strick befestigt werden. Auftrage des Kalifen von Cordova ein. Ein Mitglied dieser Ge- und der Priester geht mit ihm dorthin, two viel Wasser ist, und fandtschaft, Ibrahim ibn Jakub , ein arabischer Jude auf wirft ihn hinein, indem er den Strick festhält, und wenn er an die Deutsch lautet der Name Abraham Jakobsohn hat einen Oberfläche tommt, so ist er schuldig; sinft er aber unter, so ist er schriftlichen Bericht über seine über seine Reise Eindrücke hinterlassen, unschuldig: sie meinen nämlich, daß das Wasser ihn annimmt." tvoraus uns ein arabischer Geograph des 11. Jahrhunderts Das Reiseziel der Gesandtschaft war Merseburg , nahe der öst­wertvolle Auszüge erhalten hat. Während seine Mitteilungen Haupt- lichen Grenze des Deutschtums. Von dort aus aber machte einer sächlich von den slavischen Stämmen handeln, die Böhmen und der arabischen Diplomaten, Ibrahim ibn Jakub , Abstecher in die den östlichen Teil des heutigen Deutschland bewohnten, beschäftigt Slavengebiete des Ostens: den einen nach Prag , den andren nach fich ein andres Mitglied wahrscheinlich derselben Mission, des Namens Mecklenburg . In diesen Gegenden sah es damals anders aus als Tartuschi, in den daraus erhaltenen Bruchstücken hauptsächlich mit heute: das wenige Ackerland verschwand fast in den Ur­deutschen, westelbischen Verhältnissen. Beide Berichte zusammen er wäldern und Sümpfen; wo heute Berlin steht, lag günstigsten­Die Slavenstämme geben also ein merkwürdiges Bild von dem Deutschland und den falls ein erbärmlicher, slavischer Kiez. angrenzenden Slavenländern oder nach arabischer Ausdrucksweise lebten zum größeren Teil in Unabhängigkeit von einander.

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