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,, Wie das gebaut ist! Sie schmücken und schmücken sich| Freiheit und Licht sehnen... Jekt singt man unten mit immer von außen, und innen ist alles Plunder." kaum hörbaren Stimmen, es ist halb Lied, halb ein Gebet. Jetzt schreit und schimpft wieder jemand. Und alle suchen den Weg:
" Ja," sagte Foma gedehnt und blickte durchs Fenster. ,, Du fühlst Dich also wohl beim Wandern? Man ist frei, wenn man allein lebt?"
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,, Ach, mein Bruder!" rief der Wallfahrer leise aus, rückte zu Foma hin und blickte ihm freundlich und traurig ins Geficht. Ich fühle Deine Seele ist verwirrt... ist's so?" Foma nickte schweigend mit dem Kopf und blickte Miron erwartungsvoll an. Das Gesicht des Wallfahrers leuchtete in stiller Freude, er berührte Fomas Kniee mit der Hand und begann mit herzlicher Stimme:
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,, Wirf alles Weltliche von Dir, denn es ist nur Bitternis darin. Ich sage Dir ein wahres Wort, fehre Dich vom Bösen ab. Erinnerſt Du Dich, es heißt: Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder!" Kehre Dich davon ab, labe Deine Seele an der Einsamkeit und fülle sie mit dem Gedanken an Gott . Denn nur der Gedanke an ihn kann den Menschen vor Unreinheit bewahren."
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Siebeneinhalb... Sieben!"
,, Und Du sorgst Dich um nichts," sprach der Wallfahrer, und seine Stimme murmelte wie ein Bach, ein Stück Brot giebt man Dir überall; und was brauchst Du sonst noch in Deiner Freiheit? In der Welt legen sich die Sorgen wie Fesseln um die Seele."
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Du sprichst so schön," sagte Foma seufzend.
Mein lieber Bruder!" rief der Wallfahrer leise aus und rückte noch näher zu ihm hin.„ Wenn die Seele erwacht ist und nach Freiheit verlangt, schläfere sie nicht gewaltsam ein, höre auf ihre Stimme.. Die Welt und ihre Reize haben nichts Schönes und Heiliges in sich weswegen sollte man sich ihren Gesetzen unterwerfen? Bei Johannes Chrysostomus heißt es: Jeder Mensch ist ein wahres Schekinach!" Schekinach ist ein hebräisches Wort und bedeutet: das Allerheiligste. Also-"
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,, Das ist nicht das Richtige," sagte Foma. Ich brauche Das langgezogene Heulen der Pfeifen übertönte seine mein Seelenheil nicht zu suchen... habe ich denn viel ge- Stimme. Er horchte auf, erhob sich rasch vom Diwan und fündigt? Da braucht man nur die andern anzusehen... Ich sagte: möchte nur alles verstehen."
" Du wirst alles verstehen, wenn Du Dich von der Welt Tossagst. Geh einmal auf die freie Landstraße hinaus, in die Felder, die Steppen, die Thäler und Berge. Geh' hin und fieh Dir die Welt in der Freiheit und aus der Ferne an."
„ Das ist's!" rief Foma aus.„ Das glaube ich auch. Aus der Ferne sieht man's besser!"
Miron beachtete seine Worte nicht und sprach so leise, als handle es sich um ein großes Geheimnis, das nur ihm bekannt war.
Bald hob sich die Stimme des Wallfahrers und bebte bor Gefühlsandrang, bald senkte sie sich bis zum heimlichen Flüstern. Er schien sich verjüngt zu haben; seine Augen glänzten so sicher und flar, und sein ganzes Gesicht leuchtete von dem glücklichen Lächeln eines Menschen, der für sein Gefühl und seine Freude einen Ausdruck gefunden hat und der jauchzt, indem er sie in Worte kleidet.
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Wir kommen gleich zur Haltestelle; ich muß hier aussteigen. Leb' wohl, Bruder! Gott gebe Dir Mut und Kräfte, den Wunsch Deiner Seele zu erfüllen! Leb wohl, mein Teurer!" ( Fortsetzung folgt.)
Naturwillenschaftliche Uebersicht.
Von Curt Grottewig.
„ Die dichten Wälder um Dich herum werden Dir mit füßer Stimme von Gottes Weisheit rauschen; die Vögel des Herrn werden Dir von seinem heiligen Ruhm fingen, unsichere Grundlage wie die Wetterkunde, die Meteorologie. Ihr Kein andrer naturwissenschaftlicher Zweig hat jetzt noch eine so und die Steppengräfer spenden der heiligen Jungfrau Weih- Gegenstand, die Bewegung der Atmosphäre, ist ihr noch gänzlich rauch." ungreifbar. Aber sie ist wenigstens so weit gelangt, daß sie ihr Biel erkennt. Die Meteorologie muß zu einer Phyfit der Atmosphäre werden, das hat erst im verflossenen Jahre wieder Wilhelm v. Bezold betont, als er in einem Vortrage den Stand der Wissenschaft um die Wende des Jahrhunderts stizzierte. Trotz der zahlreichen Einzelbeobachtungen, die in den letzten Jahrhunderten gemacht worden sind, troß der Untersuchungen der Luftverhältnisse mittels Luftballons und der genauesten Wetterbeobachtungen auf unzähligen Stationen, trot Drachen fehlen doch noch eigentlich grundlegende Geseze, die dieses ungeheuere Beobachtungsmaterial beleben würden. Zwar sucht man über die rein beobachtende Thätigkeit möglichst hinauszukommen. Die Meteorologie ist heute nicht mehr bloß eine Lehre des Klimas, das heißt eine Beschreibung der verschiedenen flimatischen Faktoren, die in einem Lande herrschen. Sie beschräuft sich auch nicht mehr die in einem Lande herrschen. Sie beschräuft sich auch nicht mehr bloß auf eine Darstellung des täglichen Wettervergleichs mit seinen Luftdruckverhältnissen, Windrichtungen, Niederschlagsmengen usw. Es wird eifrig nach Gesezmäßigkeiten gesucht, und wenn die Gründe für diese auch meist noch undurchschaubar sind, so fehlt es wenigstens nicht an Ideen und an hoffnungsvollen Ausblicken.
In jedem Grashalm schlägt das Herz des Herrn; jedes Insett in der Luft und auf der Erde atmet seinen heiligen Atem ein: überall lebt der Herr Jesus Christus ! Wie viel Schönheit ist auf der Erde, in den Feldern und in den Wäldern! Warst Du auf dem Kerschenz? Dort herrscht eine unvergleichliche Stille, dort find paradiesische Bäume und Gräser.
Foma hörte zu, und seine durch die stille, bezaubernde Erzählung gebannte Phantasie malte ihm weite Felder und dichte Wälder aus, voller Schönheit und Stille, die die Seele mit Frieden erfüllen.
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Die Gesetze der Wärmelehre haben auf die Meteorologie bereits vielfache Anwendung erfahren. Die Verschiedenheit der Luftströme von den Polen und vom Aequator her, die Gegensätze zwischen Ge„ Man liegt unter einem Strauch und schaut in bieten hohen und niederen Luftdruckes, die einzelnen WetterHimmel, und der Himmel finft immer mehr herab, als erscheinungen, Wolfen, Regen, Schnee lassen sich alle nach Gejezzen wollte er einen umarmen. Es wird einem warm, still der Wärmelehre erklären. Aber alles dies läßt sich nur und freudig ums Herz, man wünscht nichts und hat keinen flären als Enderscheinung. Wann, warum diese Erscheinungen Neid in sich. Es ist, als ob man auf der ganzen Welt mit eintreten, turzum wie die ganze Bewegung der Lufthülle Gott allein wäre..." Tag für Tag, Stunde für Stunde verläuft und verlaufen muß, zur Lösung dieser Fragen fehlt eben noch jede sichere Grundlage. Darum ist es eben unmöglich, das Wetter auch nur auf wenige Stunden mit absoluter Sicherheit vorauszusagen.
Der Wallfahrer sprach, und seine Stimme und seine singende Rede erinnerten Foma an die herrlichen Märchen der alten Zante Anfissa. Er hatte das Gefühl, als trinke er nach einem langen Weg an einem heißen Lage das reine, tühle, nach Gräsern und Blumen duftende Wasser einer Waldquelle. Immer deutlicher entrollten sich vor ihm lichte Bilder. Da ist ein Fußweg in einem Walddickicht; durch die Aeste der Bäume dringen feine Sonnenstrahlen und zittern in der Luft und unter den Füßen des Wanderers. Es riecht appetitlich nach Pilzen und nach morschem Laub; der Honigduft der Blumen und der intensive Harzgeruch der Föhren steigt unsichtbar in die Luft und durchdringt die Brust als eine warme, dichte Welle. Ringsumher ist Stille, nur die Vögel singen, und diese Stille ist so herrlich, daß es scheint, auch die Vögel singen in der eignen Brust. Man geht ohne Eile und das Leben vergeht wie ein Traum...
Immerhin werden auch in dieser Wissenschaft von Zeit zu Zeit Entdeckungen gemacht, die unbekannte Gebiete mit einem Schlage erhellen. Von bedeutendem Werte sind die Folgerungen, die jüngst der Amerikaner Clayton aus den Beobachtungen über die totale Sonnenfinsternis vom 28. Mai 1900 gezogen hat. Durch die Ver finsterung der Sonne wird auf der Erde ein Schattengebiet geerwärmung eine rasche Temperaturerniedrigung eintritt. Diese plög schaffen, in dem infolge des plöglichen Aufhörens der Sonnenliche Abkühlung ruft einen großen Luftwirbel in der Atmosphäre hervor, es entsteht im Schattenbereich ein centrales Gebiet hohen Luftdrucks, dieses ist ringsum von einem Gebiet minimalen Druces umgeben, während außerhalb des Schattens ein Ring magimalen Drudes existiert. Daß Finsterniffe folche Wirbel mit faltem aber zunächst darauf aufmerksam, daß allein die plögliche Centrum erzeugen, war schon früher bekannt. Clayton macht Temperaturabnahme einen Luftwirbel in sehr kurzer Zeit hervor Und hier ist alles bom grauen, toten Rebel umfangen, bringen kann. Da der Schatten über die Erde hinbuscht, so bildet und wir irren pfadlos darin umher, indem wir uns nach fich immer von neuem der Luftwirbel, während er sich hinter dem