Anterhaltungsblatt des Vorwärts

Mr. 58.

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Sonntag, den 23. März.

1902

Nun mach, daß Du bald fertig wirst!... Du Ver­( Nachdruck verboten.) törperung der Dummheit Du symbolischer Mast baum, Du!"

Foma Gordjejew.

Roman von Maxim Gorti. Deutsch von Klara Brauner Geh fort!" schrie Jeschow   hysterisch und schmiegte sich unter Fomas Andrang mit dem Rücken an die Wand. Er stand verwirrt, niedergeschlagen und erbost da und wehrte Fomas nach ihm ausgestreckte Arme ab. Jetzt öffnete sich die Zimmerthür, und auf der Schwelle erschien eine ganz schwarz gekleidete Frau. Ihr Gesicht drückte Zorn und Entrüstung aus, und die eine Wange war mit einem Tuche verbunden. Sie warf. den Kopf zurück, wies mit der Hand auf Jeschow   und begann zischend und pfeifend:

Nikolai Matwejitsch! Verzeihen Sie... das ist aber unmöglich! So ein tierisches Heulen und Brüllen! Jeden Tag sind Gäste da... Die Polizei kommt her... Nein, ich tann das nicht länger ertragen! Ich habe Nerven... Haben Sie die Güte, morgen die Wohnung zu räumen. Sie leben nicht in einer Wüste... um Sie herum sind Menschen. Und Sie wollen ein gebildeter Mann sein! Ein Dichter! Alle Menschen brauchen ihre Ruhe... Ich habe Zahnwveh... Ich bitte Sie also, gleich morgen auszuziehen... Ich werde einen Zettel ankleben und es der Polizei melden."

"

Schimpfe nicht!" sagte Foma friedfertig lächelnd. Lohnt es sich denn, deswegen zornig zu sein, weil ein Frauen­zimmer Dich angeschnattert hat?"

Jeschow   blickte ihn an, spuckte aus und begann laut zu

lachen.

Dreizehntes Kapitel.

,, Sind alle hier?" fragte Ilja Jefimowitsch Kononow, der auf dem Vorderteil seines neuen Dampfschiffs stand und die Schar der Gäste mit strahlenden Augen musterte.„ Mir scheint, es sind alle da!"

Er hob sein dickes, rotes, glückliches Gesicht in die Höhe und rief dem Kapitän zu, der schon beim Sprachrohr auf der Schiffsbrücke stand:

"

Abfahren, Pjetrucha!" " Jawohl!"

Der Kapitän entblößte seinen riesengroßen, kahlen Kopf, bekreuzte sich, schaute nach dem Himmel, fuhr mit der Hand durch den breiten, schwarzen Bart, räusperte sich und kom­mandierte: " Zurück!"

Sie sprach schnell, und ein großer Teil ihrer Worte ver- Die Gäste beobachteten aufmerksam und schweigend schwand im Bischen und Pfeifen; man hörte nur jene alle Bewegungen des Kapitäns und bekreuzten sich auch, Worte deutlich, die sie mit ihrer quietschenden, gereizten seinem Beispiel folgend, wobei ihre Hüte und Cylinder wie Stimme herausschrie. Die Enden ihres Tuches standen wie ein Zug schwarzer Vögel durch die Luft huschten. fleine Hörner auf ihrem Kopfe und zitterten bei den Bewegungen ,, Gott   spende uns seinen Segen!" rief Stononow ge ihrer Kiefern.

Foma begann beim Anblick ihrer erregten und komischen Gestalt allmählich zum Diwan zurück zu weichen, während Jeschow   dastand, sich die Stirne rieb, sie angestrengt anblickte und ihren Worten folgte.

" Daß Sie's also wissen!" schrie sie auf und wiederholte hinter der Thür: Gleich morgen! Das ist unerhört!" „ Der Teufel hol's!" flüsterte Jeschow   und blickte stumpf auf die Thür.

Ja- a! Die ist aber streng," sagte Foma, indem er ihn erstaunt anblickte, und setzte sich auf den Diwan.

Jeschow   zuckte die Achseln, trat an den Tisch, schenkte ein Theeglas bis zur Hälfte mit Schnaps voll, trant es aus und setzte sich mit tief gesenktem Kopf an den Tisch. Eine Minute lang schwiegen beide. Dann sagte Foma schüchtern

und leise:

Wie ist das alles gekommen? Wir haben nicht einmal Beit gehabt, mit dem Auge zu blinzeln, und auf einmal ein solches Donnerwetter, was?"

rührt aus.

Mit dem Bug ausweichen! Vorwärts!" kommandierte der Kapitän.

Der reckenhaftelja Muromez" blies mit einem mächtigen Seufzer eine dichte weiße Dampfwolte nach der Landungs­brücke hin und schwamm stolz wie ein Schwan gegen die Strömung.

,, Wie er losgerückt ist!" sagte entzückt der Kommerzieurat Lup Grigorjewitsch Resnikow, ein großer, magerer und an­ständig aussehender Mensch. Ohne zu zittern! Wie eine Dame zum Tanz geht!"

Mittelgang!"

,, Das ist kein Schiff, sondern ein Leviathan," sprach der pockennarbige, unterſette Trofim Subow, der Kirchenrat und erster Bucherer der Stadt, indem er fromm auffeufzte. Es war ein grauer Tag; der dicht mit Herbstwolfen be, deckte Himmel spiegelte sich im Flußwasser wieder und verlieh ihm eine falte, bleierne Färbung. Durch die Frische seiner Farben glänzend, schwamm das Schiff als ein ungeheurer, greller Fleck über den einfarbigen Hintergrund des Flusses, und der schwarze Rauch seines Atems stand als eine schwere grellroten Rädern, zerschnitt es mit dem Bug leicht das kalte Wasser und trieb es den Ufern zu, während die Scheiben in den runden Fenstern am Bord und am Roof hell leuchteten, als lächelten sie selbstzufrieden und triumphierend.

Du," sagte Jefchow halblaut, indem er den Kopf zurück­warf und Foma erbost und wild anblickte, schweige! Daß Dich der Teufel hol! Leg Dich hin und schlafe! Du Un- Wolfe in der Luft. Ganz weiß, mit rosa Radkasten und geheuer

Du Alpdrücken.. o!"

•

Und er drohte Foma mit der Faust. Dann schenkte er sich noch einmal Schnaps ein und trank ihn aus... Nach ein paar Minuten lag Foma ausgekleidet auf dem Diwan und beobachtete mit halbgeschlossenen Augen Jeschow  , der in einer verrenften Stellung unbeweglich am Tisch saß. Er blickte auf den Fußboden, und seine Lippen be­wegten sich leise. Foma war erstaunt. Er begriff nicht, weshalb geschow ihm zürnte. Doch nicht deswegen, weil man ihm die Wohnung gekündigt hatte? Er hatte ja selbst geschrien

" O, zum Teufel!" flüsterte Jeschow   und knirschte mit den Zähnen. Foma hob vorsichtig den Kopf vom Nissen. Jeschow   seufzte tief und laut auf und streckte die Hand wieder nach der Flasche aus. Jetzt fagte Foma leiſe:

" Wollen wir lieber in irgend ein Hotel gehen? noch nicht spät."

Es ist Jeschow   blickte ihn an und lachte seltsam, indem er sich den Kopf mit den Händen rieb. Dann erhob er sich vom Sessel und sagte kurz:

" Zieh Dich an!"

Und als er jah, wie langsam und unbeholfen Joma sich auf dem Divan bewegte, schrie er ungeduldig und zornig auf:

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Meine sehr geehrten Herrschaften!" verkündete Kononow mit gezogenem Hut und verneigte sich tief vor den Gästen. " Da wir jetzt sozusagen Gott geboten haben, was Gott   ge­bührt, gestatten Sie, daß die Musikanten dem Kaiser bieten, was dem Kaiser gebührt!"

Und ohne die Antwort der Gäste abzuwarten, preßte er die Faust an den Mund und schrie:

Musikanten, spielt:„ Sei geehrt!" Das Militärorchester, das sich hinter der Maschine befand, donnerte einen Marsch.

Und Makar Bobrow, der Direktor und Gründer der städtischen Kommerzbank, begann mit angenehmer Baßstimme mitzusingen, indem er auf seinem ungeheuren Bauch mit den Fingern den Taft schlug:

" Sei geehrt, sei geehrt, unser Ruffen- Zar! Tra- ta- ta! Bum!"

Bitte, zu Tische, meine Herrschaften! Bitte schön! Ich will Sie damit bewirten, was Gott   mir gegeben hat. ha, ha! Bitte höflichst..." lud Kononow ein, indem er sich in der engen Gruppe der Gäste herumdrängte.

Es waren ihrer dreißig, lauter solide Menschen, die Blüte der städtischen Kaufmannschaft. Diejenigen unter