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Dann müssen sämtliche blecherne und kupferne Biermaßgeschirre" geputzt und die zwei großen, steinernen Krüge, in denen das zwede Berteilung unter das frische Bier stets bereit stehende Tropfbier" aufbewahrt wurde, sowie das Bierspritzerl"*) zur Seite geräumt werden.
Paß auf, Rost," sagt die Bäckin zu ihrer Magd, die eben aus dem Kuhstall kommt. Du mußt die Brotkörb' noch alle zufammen fuchen heut' und mußt sie ein wengerl abbürsteln im Brunnengrand draußen Ein Korb muß droben auf der Tenne sein, den hab' ich der Bruthenn' übergestülpt, weil sie so nicht fißen blieben ist, das Mistvich!" ruft sie der brummend abgehenden Dirn noch nach. Sie selber macht sich daran, aus dem Brotkasten die vielen Bröseln" herauszukehren, sowie die in den Ecken desselben dicht aufeinander lagernden Spinnengewebe zu beseitigen, eine äußerst mühevolle und dabei höchst überflüssige" Arbeit, meint die Bäckin. „ Du Bäck, laß fein heut' nacht das Brot ein bißl größer machen, morgen kommt die Viktualien- Visitation!" ordnet sie zum Schluß noch an.
Kleines Feuilleton.
saus zurüd id trifft unter fernigen Flüchen I ote nötigen alten für den morgigen Tag. Bei ihm giebt's doppelt viel Arbeit, weil er zugleich auch Metzger ist. Der„ Sau- k. Sinnlose Verschwendung. Der moderne Krösus giebt oft trog" muß noch mit heißem Wasser ausgebrüht, die Fleischwage" ein Vermögen für ein einziges Möbelstück aus. In der luxuriösen bon dem dicken, altangesessenen Rost und Grünspan befreit und der Einrichtung ist jedoch, wie in einer englischen Zeitschrift zu lesen ist, Bierkeller" aufgescheuert werden. Knole Park, Lord Sackvilles Befizung in Kent , wohl kaum zu überbieten. Ein Bett allein kostete 160 000 m.; es ist aus scharlachroter Seide mit Goldstickerei und war ursprünglich für Jakob I. an gefertigt. Dafelbst befindet sich auch ein großer viereckiger Tisch aus massivem Silber. Würde seine Fläche mit Goldstücken bedeckt, so würden diese noch nicht seinen Wert repräsentieren; 36 000 m. war der Preis für einen Kandelaber. Das berühmte schwarze" Bett der Otway- Familie wird auf 100000 M. geschätzt. Es ist durchweg aus Ebenholz, das in der Form von Negerköpfen geschnigt ist, und alle Draperien, Betttücher und Steppdecken sind aus der schönsten schwarzen Seide. Noch kostbarer ist die prächtige Mahagoni- Bettstelle, die sich in der Möbelsammlung der französischen Regierung befindet. Sie ist über dreihundert Jahre alt und prächtig geschnitzt; die franzöfiche Regierung lebnte erst vor kurzem ein Anerbieten von 280 000 Mark dafür ab. Millionäre haben sich vergebens um die HighamSammlungen bemüht, die sich im Besitz der seit Jahrhunderten in Higham wohnenden Familie gleichen Namens befindet. Der jetzige Wert der Sammlung von etwa fünfzig Stück wird auf 1000 000 m. geschätzt; der Eisenbahnkönig Henry Grant machte vor kurzem ein Gebot von 1 600 000 m., das aber abgelehnt wurde. Einige der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Stühle tosten je 20 000. In der Sammlung Eduards VII. in Windsor befindet sich ein zur Strönung der Dogen von Benedig gebrauchter Stuhl aus dem Jahre 1670, der 5375 M. gekostet hat. Zwei fleine Tische aus der Beit Ludwigs XIV. wurden vom Herzog von Leeds 1900 für 300 000 m. verkauft. Für ein Klavier bezahlte Cornelius Vanderbilt vor einiger Zeit 70 000., und das Pianino des Marquis von Breadalbane toftete 60 000 M. Am fostbarsten aber ist das Instrument des New Yorker Finanzmannes Murand, das 200 000 m. tostete. Der Wert liegt in den prächtigen Malereien und den in das Holzwert eingelaffenen Mustern in Edelsteinen. Bor 10 Jahren richtete der Sultan der Türkei ein prächtiges Schlafzimmer für sich ein. Das Bett besteht aus Elfenbein und Silber, die Pfosten sind mit Edelsteinen intruſtiert, die das kaiserliche Wappen darstellen. Die Seide, aus der die Draperien gemacht sind, tostete 1600 M. das Meter, die Tapisserie an der Wand ist aus Goldfäden gewebt und schimmert von Diamanten, und sogar die Decke ist mit Gold eingelegt. Das Bett kostete den Sultan 2 400 000 M. Wahrscheinlich das kostbarste Meublement befindet sich im Befiß eines indischen Maharajahs. Es besteht aus vier Sesseln, drei Tischchen und einem Sofa aus massivem Elfenbein und ist ein Geschent Tippoo Sahibs für Warren Hastings . Vor fünf Jahren bot der Kalifornische Millionär John Ashbury 2 000 000 M. dafür, aber das Gebot wurde ausgeschlagen.
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Guten Morgen Bädin, wie geht's?" begrüßt am nächsten Tage das leutselige Gemeindeoberhaupt, gefolgt von seinem Schreiber, die wohlbeleible Frau.
Dant der Nachfrag', halt alleweil auf zwei Füßen!" giebt diefe zur Auskunft. ,, Müssen wir ein bißl vifitieren heut bei Euch," meint er dann in entschuldigendem Tone." Ist mir selber zuwider, daß wir mitten unter der Zeit daherkommen müffen."
Der Bäck ist einer seiner besten Kundschaften, mit dem darf er's nicht verschütten.
Was wär denn dies," lenkt die Bädin ein." 8wegen dem halber brauch ich nit verlegen zu werden. Bei mir kann Eins jede Stunde nachschauen!"
Damit schließt sie das Brottämmer!" auf.
Da stehen die Körbe an der Wand wie die Orgelpfeifen, einer schöner geputzt wie der andre. Bloß der, den die Henn droben gehabt hat, ist nicht recht„ mächtig", weil die Dirn' nimmer gut gesehen hat gestern abend. Aber den hat die Bäckin recht gefchickt unter den andren, ganz zu hinterst versteckt, da hat man nichts geSpannt".
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Die Fünferlwecken" und die„ Breßen" sind heut so schön und fo groß, daß nach vorgenommener. Gewichtsprobe jedes Stück um gut fünf Gramm mehr aufweist, als dies vorschriftsmäßig der Fall sein sollte.
" Fehlt sich nig-gar nig fehlt sich!" lobt der Bürgermeister. „ Die Bädin, dies ist halt ein Lent, daß man suchen muß, um ein aweites 1" Hierauf verfügte sich die„ Visitation" zum Krämer. Auch hier war alles wie am Schnürl“. Nur das 50 Gramm gewicht fehlte. Ja, da kann ich nig dafür!" betenert die Krämerin. Meine Buben haben gestern auf' d Nacht noch gespielt damit und da müssen sie mir eins vertrödelt haben, die Bangerten!"
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Na, nachher wird's schon wieder zum Vorschein kommen," beschwichtigt der Gemeindeschreiber, dem die Krämerin hinter dem Rücken des Bürgermeisters eben ein paar Cigarren zugesteckt hat.
" Ja, ja, dies schäz ich auch!" mutmaßt der lettere. Aber wenn dies wirklich nimmer der Fall sein sollt, nachher muß ein neues Gewicht her, sonst ist's ein Verstoß gegen die Obrigkeit!" fügt er mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu.
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Versteht sich, versteht sich!" beeilte die Gemaßregelte sich zu verfichern. Grad ein paar Tag wart ich noch zu. Wenn's derweil nicht zum Vorschein kommt, nachher muß mir der Kramer eins mit raus nehmen, wenn er zum Viehmarkt hineinkommt."
Auch beim Wirt fiel alles zur vollsten Zufriedenheit aus. Die Ziegelsteine des Bierkellers hatten lein so frisches Rot, als ob sie eben aus dem Brennofen gekommen wären; das Geschirr war geputzt, daß es nur so funkelte, und in der Fleischbank fand sich auch nicht das Geringste vor, was eine Rüge verdient hätte. Sounsre Pflicht, die haben wir gethan jetzt!" sagt der Bürgermeister nach dem befriedigenden Abschluß seiner Amtsgeschäfte. " Jeẞt thun wir uns ein bißl niedersitzen. Hast schon ein Frisches" heut, Wirt?"
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Ein ganz ein frisches!" lobt der und verfügt sich mit zivei Gläsern in den Keller.
„ Na, dies schaut aber wieder her heut, als wie abg'schleckt!" brummt er, als er das übernächtige Bier prüfend gegen das Licht hält. Dann holt er aus seiner Hosentasche, in welcher es während der hochnotpeinlichen Visitation in sicherem Gewahrsam war, das „ Spritzerl" ff ff Bff" macht's in das schale Bier und mit einem„ Gefegne' s Euch Gott!" präsentiert der Wirt das mit dem schönsten, alvei Finger breiten Schaum gekrönte Frische" den Bisitatoren.
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*) Bierspriser!" ist eine fleine, unscheinbare Sprize von dem Aussehen einer Hollunderbüchse, die zur Erzeugung von fünstlichem Schaume an dem schalen Bier benugt wird.
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St. Petersburg geschrieben: Der Kaukasus ist in ethnographischer Der Dolmetsch. Der Frankfurter Zeitung " wird aus Beziehung eines der merkwürdigsten Gebiete der Erde: es leben dort Armenier, Tataren, Tscherkessen, Lesghier, Georgier usw. und die Sprachen dieser Stämme stehen ganz isoliert da; eine große Anzahl von Dialekten trägt dazu bei, das ohnehin schon sehr große Sprachengemisch noch zu vermehren. Die Sprache der Behörden im Kautasus ist aber natürlich das Russische, und da die Eingeborenen meist kein Russisch sprechen, so müssen die Beamten oft die Dienste von Dolmetschern in Anspruch nehmen. Diese taukasischen Mezzosanti find aber oft des Russischen nur mangelhaft mächtig. In Tiflis spielte sich fürzlich folgende Gerichtsscene ab. Vorsitzende des Gerichtshofes rief einen Beugen auf. Mit großer Bungengeläufigkeit erstattete dieser seine Aussage. Unaufhaltsam strömte seine Rede dahin. Zehn Minuten vergingen und der Zeuge sprach immer weiter. Wer ihm aufmerksam zuhörte, konnte wohl einzelne Worte enträtseln, aber der Sinn seiner Rede blieb unklar. Endlich erklärten der Verteidiger und der Ankläger, sie könnten den Zeugen beim besten Willen nicht verstehen. Der Vorsitzende pflichtete ihnen bei und forderte den Zeugen auf, feine Aussage zu wieders holen. Der Zeuge thut es. Wieder entfesselt sich sein Redestrom. Die Beamten geben sich diesmal die größte Mühe, ihm zu folgen, doch es ist wiederum vergeblich! Der Vorsitzende fieht sich endlich genötigt, den Zeugen von neuem zu unterbrechen, und fordert ihn nun auf, feine Aussage lieber durch einen Dolmetsch zu machen. Wozu ein Dolmetsch? Ich spreche doch selbst Russisch," erklärt jener getränkt. Was haben Sie für einen Beruf?" fragte der Borsigende. Ich bin Ueberseger", erwiderte der Gefragte im Bewußte sein feines Wertes.
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Aus welcher Sprache und in welche Sprache übersehen Sie und wo find Sie angestellt?"
" Ich überseze aus den einheimischen Sprachen ins Russische und bin beim Untersuchungsrichter N. als Dolmetsch angestellt." Um den Dolmetsch" zu verstehen, mußte der Gerichtshof schließ lich seinen eignen Dolmetsch beauftragen, die Aussage des angeblich russisch sprechenden Zeugen ins Russische zu übersetzen.-
Mufit.
Erst hieß es, die versprochene Novität des Königlichen Opernhaufes müsse verschoben werden, weil Frl. Dietrich frank sei. Nachher war es still, und nur im geheimen verlautete,