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" Ich müßte schon durchaus einen Vogel haben wollen, Menschenwelt in ihrem innersten Wesen zersetzen, verderben, un wenn ich für eine Eule einen Heller geben sollte." entgeltlich zu schaffen und zu spenden."
" Der Junge meint's bei alledent gut", sagte Grannie. War er doch auch gegen seine arme Mutter so brav, o, es war herrlich."
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Ich habe die Frau gekannt", sagte Cafar, und ihr selbst eine Scholle ins Grab geworfen. Ein Brand, der aus dem Feuer gerissen worden, aber keine, die auf geradem Wege durch's Leben ging. Und was ist der Junge selbst? Ein namenloses Denkmal der Sünde. Ein Bastard was sonst? Und das ist der Hafen nicht, nach dem ich segle." ( Fortsetzung folgt.)
Kleines Feuilleton.
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Die Organisierung der Produktion ist bis jetzt kaum über die ersten Anfänge hinaus gediehen. Die Gartenarbeiten werden mehr nur zur Erholung von geistiger Thätigkeit, nicht zu wirtschaftlichen Zweden, betrieben: wie denn die Mitglieder der Gemeinschaft überhaupt nicht die Absicht haben, Bauern zu werden oder zu einem Rousseauschen Naturzustande zurückzukehren: bloß in steter Ver einigung mit der freien Natur wollen sie leben; es ist denn auch ein Waldtheater geplant. Bon gewerblichen Erzeugnissen, die aus der Mitte der Vereinigung hervorgegangen find, haben wir nur eine Ansichtskarte bemerkt, die, nebenbei gesagt, ziemlich mäßig aus gefallen ist.
Es wäre kaum nötig gewesen, daß die Redner der„ Neuen Ge meinschaft" ausdrücklich erklärten, dem Socialismus fernzustehen mit ihrem Experiment, feinen Beweis für die Durchführbarkeit des Socialismus liefern zu wollen, den sie gar nicht für wünschenswert halten. Mit ihrer Verwerfung jeglicher politischen Bethätigung, jeglicher Autorität, jeglichen Zwanges stehen sie noch am nächsten Exemplaren auslag; den feinen Leuten aus Berlin W. mag bei dem den Anarchisten, deren Armer Teufel" übrigens in zahlreichen Anblick merkwürdig zu Mute geworden sein.
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y. Ein kommunistisches Idyll in der Berliner Bannmeile. Wer am Sonntagnachmittag mit der Wannseebahn dem Frühlingsfest der Neuen Gemeinschaft " zustrebte, ohne mit den topoWie lange das tommunistische Jdyll in Schlachtensee währen graphischen Verhältnissen der Billenkolonie Schlachtensee genügend vertraut zu sein, der wurde aus seinen Zweifeln über den ein- mag? Allah weiß es. Wahrscheinlich nicht viel länger, als, wenn zuschlagenden Weg geriffen, noch ehe der Zug in den Bahnhof ein- es erlaubt ist, Kleines mit Großem zu vergleichen, der ähnliche Versuch der Saint- Simonisten auf Enfantins Landgut Ménilmontant lief. Kurz vorher erblickt man nach dem See Ufer zu ein ragendes bei Paris ( 1830). Jedenfalls aber verlohnt es sich, von dem kom. Gebäude, das schon verschiedenen Zwecken gedient hat. Es war dort einmal ein Asyl für verwahrloste Mädchen. An die entschwun- munistischen Idyll der„ Neuen Gemeinschaft " Notiz zu nehmen, ala denen Tage eines andern Instituts erinnert die zwar oberflächlich von einer interessanten Zeiterscheinung.weggefragte, aber noch leserliche Aufschrift: Begetarisches Familien heim". Heute steht das stattliche, hotelartige Haus unter dem Wahr zeichen zweier Fahnen, die auf dem Dache luftig im Winde flattern: davon ist die eine wiesengrün, die andre dunkellila. Hier muß es sein. Und in der That finden wir uns in der Erwartung nicht getäuscht seit dem Monat März hat die„ Neue Gemeinschaft " hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen.
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Eine buntgemischte Gesellschaft von etlichen Hundert Köpfen findet sich allmählich in den Räumen der Gastgeber zusammen. Neben Künstlern mit wallender Mähne, Damen mit merkwürdigen, secessionistischen Gewändern sieht man Herrschaften, deren eigentliche Heimat wohl das Tiergartenviertel ist, das Haus und seine Umgebung durchwandeln, sich mit Kaffee, Kuchen und andren harmlosen Genüssen erquicken, Klavier- und Gesangsvorträgen, Deklamationen und nicht zu vergessen den Ausführungen der Herren Heinrich und Julius Hart und des Herrn Michalsti über die Bestrebungen der Neuen Gemein schaft" lauschen. Was die Thiergarten- Viertler hergeführt hat, ist schwer zu sagen: vermutlich die Erwartung eines besseren Ueberbrettls oder gar die Sucht, sich, wie es denn auch geschah, mit befannten Gestalten der Bohème zusammen für die Woche" photographieren zu lassen. Denn das eigentliche Ziel der Neuen Gemein schaft " in ihrem neuen Heim kann jenen Leuten kaum besondre Sympathie einflößen.
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Musik.
Mit einer echt großindustriellen Reklame, energisch gefördert von den hiesigen Mächten und von dem Respekt des Publikums vor allem Wohlgestempelten, nahmen am Sonntag bei Stroll die italienischen Verdi Festspiele" ihren Anfang. Sie bilden mit den schauspielerischen Meisterspielen" zusammen eine pompöse Unternehmung des erfolgkundigen Prager Theaterdirektors Angelo Neumann . Der franzöfifchen Operngesellschaft, die hier vor furzem traurig endete, hatte von vornherein tein so günstiges Los geblüht; und doch hätte sie trop ihrer Minderwertigkeiten, Ueberstürzungen und Ungeschicklichkeiten mehr Entgegenkommen ver dient. Sie hatte es eben nicht so geschäftsfindig auf Effekt angelegt. Lassen wir uns aber durch diesen nicht über den Wert von Meifter, Muster- und sonst derartigen Spielen täuschen! Ein Vorwärtsarbeiten in der Kunst geschieht durch sie nicht, nicht einmal eine getreue Wiedergabe des gegenwärtigen Standes der Kunst. Die Hauptsache liegt dabei in der Gelegenheit, eine größere Bahl hervor ragender Kräfte beisammen zu sehen. Thatsächlich war denn dies auch das Bild des ersten der Verdi- Festspiele. Aufgeführt wurde " Der Maskenball ", jene 1859 zu Nom die Popularität Verdis neuerdings steigernde, an dramatischen Zügen reiche Verschwörungsoper. Auf das, was die Kunst als solche dem Menschen zu bieten Es handelte sich für die Vereinigung von Künstlern und Idealisten, hat, durfte in jener Borstellung nun einmal gar nicht gerechnet an deren Spitze die Gebrüder Hart stehen, darum so fündigten werden. Schon das Publikum war nicht dazu angethan. Bon fie im vorigen Jahre ihre Absicht an ihre Freunde zu einer dem durchgehends italienischen Text wahrscheinlich nicht allzuviel engeren wirtschaftlichen Organisation zusammenzufassen, verstehend, flatschte und johlte es nach allen Effektstellen in die Scene zu Verbindungen, die in möglichst vielseitiger und umfangreicher nur so hinein, und die Sänger, die sich ohnehin weniger für Weise Produktion und Konsum auf gemeinschaftlicher Grundlage er das Kunstverk als für das Publikum bemühten, tamen ihm denn möglichen". Mit nicht mehr und nicht weniger als einem auch, mitten aus dem Zusammenhang heraus, geschmeichelt entgegen. kommunistischen Experiment hat man es also zu thun. Das zu Rein artistisch- technisch genommen war der Abend interessant genug. diesem Zweck auf vorläufig drei Jahre gepachtete Grundstück loftet Vor allem überraschte der Dirigent Arturo Vigna. Deutlich, mit dem Hause zusammen eine jährliche Miete von 5000 m. und scharf, ein wenig grell arbeitet er die Tonfiguren und die Instrumentalumfaßt im ganzen 35 Morgen. Davon ist der größte Teil Wald, farben heraus; er versteht es famos, auch durch Pausen zu gliedern ein fleinerer Teil Obst- und Gemüsegarten und der sehr erhebliche und die Leute auf der Bühne zu einer gleichen Gliederung an Rest unverfälschter märkischer Sand, dessen unerfreulicher Anblick dem zuhalten. Allerdings kommt ihm unser prächtiges Orchester bestens Auge aber ehestens durch Bepflanzung mit genügsamen Lupinen ent- entgegen. Ueber die Sänger ist gleiches oder noch günstigeres zu zogen werden soll. Im übrigen aber ist die Lage der Ansiedlung fagen als neulich über die von Mascagni vorgeführten Kräfte. Wundereine äußerst einladende; von dem flachen Dache aus genießt man ein volle Stimmfülle, vorzügliche Schule, besonders in geschmeidiger Ton prächtiges Panorama: zu Füßen der gewundene Schlachtensee- mit verbindung, in Athemtechnit usw.; zum Teil eine Richtung ins Grelle, feiner Waldeinrahmung, während im Osten der Blid bis Lichterfelde selbst derbe, mit einem merklichen Gegensatz gegen den intimeren, und Steglitz , im Westen bis zu den Höhen von Potsdam reicht. milderen Glanz, den einige unsrer deutschen Sänger haben. Der Das Haus beherbergt in seinen ca. 30 Räumen 20 Erwachsene wirklich„ phänomenale" Baß Vittorio Arimondi( Rolle des beiderlei Geschlechts teils ledig, teils verheiratet, wozu dann Tom) ist uns bereits gut bekannt. Ein Seitenstück zu ihm bildet noch eine muntere Schar von Kindern kommt, deren jüngste manch- der volle echte Alt von Aurelia Arimondi( Ulrica). Die mal recht vernehmlich in die Darbietungen der Festgeber hinein richtige hochdramatische", von etwas herbem Colorit, ist die mit bes trähten. Diese ganze Gemeinschaft mun bildet eine einzige große sonders tutender Reklame vorgeführte Maria de Macchi( Aurelia) Familie, die aus gemeinsamen Mitteln einen gemeinsamen Haushalt ein mehr in einzelnen Tönen als in der Gesamtleistung glänzender bestreitet. Dazu hat man pro Tag für Beköstigung, ertlufive Getränke, Ihrischer Sopran ist Luisa Tetrazzini ( Page Ostar). Neben 1 M. beizutragen, wozu dann noch etwa 20-30 m. monatlich für dem ebenfalls renommeereichen Baryton Mario Sanmarco ein Zimmer zu rechnen sind. Das reicht aber nicht zur Dedung( Renato) möchten wir den andern Baryton Guilelmo Frant der Unkosten, vielmehr kommen dazu freiwillige Beiträge für den( Silvano) nicht zurückgesezt sehen. Der Glanztenor, aber doch mehr gemeinsamen Zweck, deren Höhe sich nach Maßgabe der Kräfte und schmetternd als strahlend, ist Emilio de Marchi( Riccardo). In der Opferwilligkeit der Mitglieder bestimmt und zum Teil von großer fleineren Rollen kamen zu geringerer Geltung der Baryton Alessandro Hingabe und Begeisterung Zeugnis ablegt. Wie die sämtlichen Silvestri( Samuel) und der Baß Mario Alma( ein Richter). Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden, so bezweckt die Neue Obwohl anscheinend die Einstudierung überhetzt geschah, gelangen die Gemeinschaft" überhaupt brüderliches Zusammenleben und Zusammen von Verdi so geschickt komponierten Terzette, Quartette, Quintette wirken auf allen Gebieten, vor allem natürlich auf denen der Kunst und gut, namentlich mit durchsichtiger Deutlichkeit; freilich mußte einige Wissenschaft:„ Als eine Genossenschaft von Geistesmenschen sucht sie Zeitlang der Souffleur sichtbar mitdirigieren. Auch der( mur?) in jeder Hinsicht frei zu werden und frei zu machen von der Besitz aus Italien mitgebrachte Chor frappierte sowohl durch schöne und Geschäftsgier und im Gegensatz zu der Geschäftskunst, Geschäfts- Stimmen wie auch durch feinsinnige Gestaltung. Regie und wissenschaft und Geschäftsreligion, die heute wie von jeher die Maschinerie waren von heimischer Hand.
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