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Ace. Die Jerlichter oder Jerwische, die über Wiesen, Sümpfen, I Aus der Pflanzenwelt. Kirchhöfen 2c. zum Vorschein kommen sollen, eine hüpfende, unruhige m. Eine Pflanze, die lange nicht genug gewürdigt wird und die Bewegung zeigen und bald wieder verschwinden, find meist in so un- doch jedem Garten zur Zierde gereicht, ist Verbascum olympicum, bestimmter Weise beschrieben wordan, daß in wissenschaftlichen die Königsterze, die zur Zeit ihrer Blüte einen wahrhaft Kreisen ihre Eristenz überhaupt bezweifelt wurde. Sicherlich ist viel majestätischen Eindruck macht. In jeder größeren Gärtnerei bekommt mehr phantasiert, als wirklich gesehen worden, und zweifellos ist mant um wenige Pfennige ein Exemplar, das, als Solitär­mehrfach faules, leuchtendes Holz sowie das Licht von pflanze in den Rasen gesezt, auch ohne zu blühen, recht Johanniswürmchen für ein Irrlicht gehalten worden. Aber eben ansehnlich wirkt. Die großen, grautvollig behaarten, ovalen fo sicher find manche Irrlicht   Erscheinungen bezeugt, die von einer Blätter find rosettenförmig angeordnet. Erst im zweiten aufgereizten Phantasie nicht vergrößert wurden. Im Programm des Jahre nach der Pflanzung pflegt die Königsferze zu blühen; Gymnasiums zu Ellwangen   in Württemberg   hat Herr Kurz die fie treibt dam aus der Mitte einen fronleuchterförmigen, bis zwei Frage noch einmal untersucht und alle beglaubigten Beobachtungen Meter hohen Blütenstand, der sich bald mit Hunderten von citronen­zusammengetragen. Er kommt zu dem Schluß, daß es sich um gelben Blüten bedeckt, die weithin leuchten und von zahlreichen Selbstentzündung von Gasen, die aus dem Boden aufsteigen, nicht selten stets muschwärmt sind. Will man die Pflanze aus Samen bandeln kann, denn von dem Entzündungsvorgang bei der niedrigen ziehen, so säet man am besten gleich nach der Blüte, also im Juli, Temperatur zur Nachtzeit könnte man sich gar feine Vorstellung während für die Pflanzung jetzt die richtige Zeit ist. Die Anzucht machen. Ebensowenig genügt das phosphorescierende Licht, das manche aus Samen bietet übrigens feinerlei Schwierigkeit, wie überhaupt Stoffe aussenden, um gerade die am besten beglaubigten Erscheinungen die Pflanze zu den anspruchslofesten, dankbarsten Stauden unfres von Frrlichtern zu erklären. Sturz weist überhaupt die Annahme eines Gartens gehört. chemischen Ursprungs der am Boden auftauchenden Flämmchen zurück, und bringt sie mit der Luftelektricität in Verbindung. Bekannt ist ja das sogenannte St. Elmsfeuer, das am häufigsten von Mast­Schusterjunge( mehrere Fettangen in der bäumen, sowie an den Auffangestangen von Bligableitern gesehen Bouillon bemerkend):" Meisterin, man merkt, daß Sie älter wird; es erscheint aber auch an andren Spigen und Ecken, z. B. an werden!" den Spizen von Bäumen und Sträuchern, an den Ohren und Mähnen von Pferden, ja selbst auf dem Kopfe von Menschen ist es schon gesehen worden. Dieselbe Ursache, die zu dem Ausgleich der Elektricität der Erde mit derjenigen der Luft oder Wolfen   im St. Elmsfeuer führt, nimmt Kurz auch für die Irrlichter in An­spruch, die demnach eine elektrische Ausgleichs- oder Entladungs­erscheinung darstellen.-

Theater.

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Ked.

Humoristisches.

Meisterin: Wieso?"

Schusterjunge: Sie haben vergessen, das Fett ab

zuschöpfen."

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-8 weideutige Antwort. konzert gefallen?"

Wie hat Ihnen das Klavier­ Ich gestehe Ihnen offen: als ich aus dem Saal ging, wußte ich, was ein Genuß ist."

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- Auch eine Beschäftigung. Na, jetzt in der stillen Zeit ist's bei Euch wohl recht langweilig auf dem Comptoir?" " Onein, wir haben einen Drehschemel; da fahren wir den ganzen Tag Sarussell!" ( Meggendorfer Blätter.  ")

Notizen.

Die Ibsen   Biographie, welche den ersten Band der bei S. Fischer( Berlin  ) erscheinenden Jbsen- Ausgabe bilden soll, wird, ant Stelle Dr. Schlenthers, Dr. Brahm schreiben. foll Die Neue Bühne veranstaltet am Sonnabend( 81/2 Uhr abends im Architektenhaus) einen Vortragsabend, in dem Dr. Haus Landsberg über den Dichter Wilhelm Weigand   sprechen und Marie Holgers eine Tragödie dieses Dichters, Lessa", vorlesen

Wolzogens, Buntes Theater". Neuheitenabend.­Aus den Vorstellungen, welche das Münchener   Ueberbrettlkollegium der Elf Scharfrichter  " in Berlin   hatte geben wollen, ist bekanntlich nichts geworden. Sie bedurften der Censurfreiheit eines geschlossenen Vereins, um ihres Anites richtig zu walten. Der Kompetenz streit zwischen Scharf- und polizeilich cenfurierendem Sittenrichter­tum foll, wie es heißt, den Plan zum Scheitern gebracht haben. Inzwischen ist es dann in München   zum Bankerott gekommen. Frank Wedekind  , der Seltsam- Barocke, der nunmehr für ein Gastspiel an dem Wolzogen- Theater gewonnen worden ist, war Haupt und Seele der Gesellschaft. Ein großer Ruf ging ihm voran, man erwartete ganz Eigenartiges. Der Prolog, mit dem er im Kraftone einer Löwenbändigers die Vorstellung eröffnete, enttäuschte leider. Wären die Verse, die überhaupt in feiner Beziehung zu dem Programm des Abends standen, nicht aus irgend einer unverständlichen Laune heraus Prolog" betitelt gewesen, wird. dann hätten sie, zumal sie in wirklich imposantem Löwenbändigerton vorgetragen wurden, sicher un vieles besser gewirkt. Der Titel lenkte die Spannung noch nach einer ganz verkehrten Richtung; eben die Pointen, die dieser zu versprechen schien, blieben aus, imd das verstimmte. Sehr eindrucksvoll aber war die kleine Dialogfcene Wedekinds, Rabbi Esra". Der alte Rabbi, der den Sohn er­mahnt, nicht zu freien, bis die Sinne gesprochen habe, und der ihm die Geschichte seiner eignen, wohl gewaltsam unterdrückten und dann mit unwiderstehlicher Kraft aufflutenden Sinnlichkeit erzählt, wurde mit echter überzeugender Gestaltungskraft vom Dichter gespielt. Da war Stimmung, Steigerung und Spannung von Anfang bis zu Ende. Schade, daß Wedekind   nicht auch etwas von seinen Liedern vortrug!

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- Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin   schreibt folgenden Wettbewerb mit drei Preisen von 400 M., 200 M. und 100 M. aus: Verlangt werden Zeichmmigen zu dem Gehäuse einer Standuhr( sog. Dielenuhr). Die Uhr soll auf dem Fußboden stehend, etwa 2,40 Meter hoch gedacht werden, die Ausführung in Holz, nach Belieben auch mit Einlagen oder Be­schlägen sein. Es wird Wert gelegt auf einfache, vornehm wirkende Formen, die Zeichnung soll das Gehäuse in Vorder- und Seitens auficht in 1/3 natürlicher Größe darstellen. Die Entwürfe find spätestens am 21. Juni d. J. bei der Geschäftsstelle des Vereins für deutsches Kunstgewerbe, W. 6, Bellevuestraße 3( Künstlerhaus), ein­zulieferu.

Von den drei andren Einaktern, die der Abend brachte, war die- Die Versuchsfahrten der Studiengesell Scene Ein Werkzeug der Vorsehung von Julius fchaft für elettrische Schnellbahnen sollen im Herbst Schaumberger, der weitaus wirksamste. Der vor Gericht durch fortgelegt werden, um die in Aussicht genommenen höheren Ge feinen Advokaten als Edelmensch und Werkzeug der Vorsehung geschwindigkeiten zu erreichen und ein sicheres Urteil über die Durc feierte und freigesprochene Mörder, der, nun in seinem moralischen führbarkeit des elektrischen Schnellbetriebes auf Bollbahnen in Wertbewußtsein wunderbar gestärkt, die neue Laufbahn mit einer un technischer und wirtschaftlicher Beziehung zu gewinnen. Der Eisen­verschämten, an eben diesen Anwalt verübten Prellerei beginnt, ist bei bahnminister hat sich bereit erklärt, der Studiengesellschaft den weiter aller Bossenhaftigkeit der Voraussetzungen mit wirklich feiner Phychologie erforderlichen stärkeren Oberbau zu überweisen. Die Höchst und überlegenem Humor gezeichnet. Die Darstellung, die die halb geschwindigkeit, für welche die elektrischen Einrichtungen gebaut sind, burleske, halb erufihafte Rolle durch Otto Frische fand, war konnte auf dem verhältnismäßig schwachen Oberbau der Militär­geradezu glänzend. Ein hübscher Gedanke liegt auch dem Eisenbahn nicht mit Sicherheit erreicht werden. Die bisher erzielte Gumppenbergschen Etepetete- Drama": Die Berlobung Höchstgeschwindigkeit war bekanntlich 160 Stilometer in einer Stunde zu Grunde. Es sollte dargethan werden, wie eine Verlobung in oder 44 Meter in der Sekunde. einer nach den Tendenzen der lex Heinze wahrhaft verſittlichten, echt deutschen   Familie, in der sogar die Worte Mann und Weib" Ein Preisausschreiben von 30 000 m. erläßt der als feruell- bedenklich, ja als unanständig verpönt find, vor Verein der Spiritus Fabrikanten in Deutschland   in fich zu gehen habe. Manches wirfte recht Instig, nur Verbindung mit der Deutschen Landwirtschafts- Gefell war das Ganze für eine Aufführung zu breit ausgesponnen. fchaft und zahlreichen landwirtschaftlichen Körperschaften und unter Was indessen Friz Seltens sogenannte Komödie Das Kalb" Beteiligung der preußischen landwirtschaftlichen Verwaltung sowie zur Ehre einer Aufführung verholfen haben mochte, blieb troz des mehrerer Bundesstaaten. Es handelt sich um Gewinnung eines erklärenden Geleitwortes Wolzogens völlig geheimnisvoll. Verfahrens, welches die Ueberführung der Kartoffeln in ein Dauerfutter gestattet. Die Unterlagen für das Preisausschreiben find von der Anstalt für Gärungsgewerbe, Berlin   N. 65, Seestraße, zu beziehen.

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Elsa Laura trug stimmungsvoll und mit heiterer Anmut ein paar eigene Kompofitionen vor, Hans Fredy fang ein neues Lied bon Oskar Straus  . Der tiefste Eindruck des Abends war des alten Heine großartiges Wanderratten"-Gedicht, von Marcell Salzer   glänzend recitiert. -dt.

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Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 18. Mai.

Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin  .