Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 96.

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Mittwoch, den 21. Mai.

( Nachdruck verboten.)

Der Manksmann.

Roman von Hall Caine  . Autorisierte Uebersetzung. Mit dem Korb voll Eiern an einem Arm, den andern auf den herabhängenden Ast eines Apfelbaums gestützt, hörte Käthe zu, während Philipp las:

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1902

Als sie den Brief zu Ende gelesen hatte, ließ sie ihn durch die Finger gleiten und seufzte abermals. Sie haben die Wörter nicht so gelesen, wie sie geschrieben sind," sagte sie.

Was thut es, daß die Rechtschreibung unsicher iſt, wenn man der Liebe so sicher sein kann wie bei ihm?" rief Philipp. ,, Glauben Sie, daß er es selbst geschrieben hat?" fragte

Käthe.

,, Er hat es jedenfalls unterzeichnet und sicher auch aus­gedacht. Vielleicht, daß einer der jungen Gills es für ihn niedergeschrieben hat." Sie errötete leicht, ließ den Brief in ihre Tasche gleiten und sah aus, als ob sie sich schämte.

VIII.

001

Liebste Kitty. Wie geht es Dir, mein Lieb, und wie geht es Philipp und wie geht es Grannie? Ich komme rajend schnell vorwärts. Man nennt mich jetzt Rap'tän- Kap'tän Pete. Eine Art Aufseher in den Diamantgruben außerhalb Kimberleys  . Das Leben eines großen Herrn gewiß und wahrhaftig. Nichts zu thun, als unter einem ungeheuren Sonnenschirm mit einem Papier in der Faust wie ein Ratsherr dasigen, während zivanzig Kaffern die Arbeit verrichten. Ein bißchen Balgerei Daß Käthe fich über Petes Brief schämte, peinigte nebenbei, was einen gerade vom Einschlafen abhält. Wenn Philipp, und er blieb wieder aus. Sein Wegbleiben reizte ein Staffer einen Diamanten zu Tage fördert, muß man ihn Käthe, und Philipp selbst schämte sich seiner Schwachheit. Sie wegschnappen und auf der Tafel neben seinem Namen verärgerte sich über ihn, weil er nicht einfah, daß die ganze Ge­zeichnen: Sie haben ihre eigenen fremdartigen Namen, wir schichte mit Pete thöricht sei. Es war sinnlos, von einem taufen sie aber immer um, in: Sechspence, Siebenwesten, Mädchen zu verlangen, daß sie einen Mann heiraten solle, Hammelschlägel, Zweipenny Trotter und dergleichen. Wenn den sie nur als Knaben gekannt hatte. Doch Philipp bestand ein Kaffer einen Diamanten findet, so erhält er eine darauf, die Verpflichtung als eine heilige anzusehen, das ließ Provision, desgleichen sein Aufseher. Ich erschrecke fast, wie sich nun einmal nicht ändern. So benützte sie denn Pete als fürchterlich reich ich in kurzem sein werde. Sage dem Alten, ein Bindeglied, um Philipp festzuhalten.

daß ich das Harmonium noch eines schönen Tages faufe. Als sich Philipp mehrere Monate lang nicht wieder in Die Kaffern sind aber eine schlaue Bande, und wenn sie Staub Sulby gezeigt hatte, schrieb sie ihm einen Brief. Angeblich genug aufwirbeln können, um einen Edelstein wegzuschmuggeln, nur, um ihm zu sagen, wie sehr sie in Angst sei, daß während man gerade nicht hinsieht, so thun sie's gewiß. Sie Pete so lange nichts von sich habe hören lassen, und verkaufen ihn dann an die Boeren, und man muß reden zu fragen, ob er selbst keine Nachricht habe, um ihre Furcht können wie ein Advokat, um ihn zurück zu erlangen. Mit zu beschwichtigen. Die arme kleine Lüge war mit zitternder den Fäusten können die Boeren aber nichts gegen unsereinen Hand geschrieben, die zwar ehrlich bebte, aber doch weil Käthe ausrichten das ist Kinderspiel. Sie sind eine schmugige von ganz andren Gefühlen gequält wurde. Gesellschaft, manchem von unsren trägen Mantsleuten, Philipp beantwortete den Brief, indem er sich selbst ein besonders dem schwarzen Lom, merkwürdig ähnlich. stellte. Tag und Nacht hatten ihm beständig allerlei Vor­Wenn sie sehen, wie wir uns unten im Flusse waschen, wände für seinen Besuch wie ein summender Kreisel in den so sagen sie wohl: Was für schmutziges Volk sind doch die Ohren geflungen; jezt aber mußte er auf Entschuldigungen Engländer, daß sie sich dreimal des Tages waschen müssen für sein langes Ausbleiben sinnen. Es war Abend. Käthe wir thun es nur einmal die Woche". Wenn ein Kaffer einen war mit Melken beschäftigt, und er ging zu ihr in den Kuh­Stein stiehlt, so kommt er gewöhnlich vor ein Kriegsgericht; stall hinaus. ich bin aber nicht dafür, weil im allgemeinen auf die Büttel tein Verlaß ist; darum wichse ich meine Nigger stets selbst durch und verfahre milder mit ihnen, und wenn jemand wider mich aufsteht, so lynchen sie ihn."

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Käthe seufzte auf, als müsse sie sich in Geduld fassen, und wendete den Kopf weg, während Philipp mit stockender Stimme weiter las:

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,, Kitty, mein Schah, ich sterbe vor Sehnsucht nach dem Anblick Deines füßen Gesichts. Wenn die Nacht kommt und ich mich in der Baracke niederlegen will schön gedielt auf dem Boden, gutes Segeltuch und alles behaglich sage ich wohl zu den Burschen: Macht Schicht und laßt mich armen Kerl einmal schlafen," doch können sie den dunklen Sinn meiner Rede nicht ergattern. Will ich doch nur etwas Ruhe haben, um denken zu können... wenn ich die Sterne nieder­blinken sehe... Auch sie blickt eben zu jenem Stern empor... O, scheine auf meinen Engel herab

mehr

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Nein, Käthe," stammelte Philipp, ich kann wirklich nicht

So gieb ihn her," sagte Käthe.

Sie stieß mit der zitternden Hand an den Ast des Apfel­baumes und die weißen Blüten regneten von den dünnen Zweigen auf sie herab, wie aus einem Heringsnetz Silber­fischchen. Dann nahm sie den Brief und überflog den Schluß:

" Wir fingen schon an, zu glauben, daß wir nichts mehr von Ihnen zu sehen bekommen würden," sagte sie, während die Milch brausend in den Eimer schoß.

Ich... ich bin frank gewesen," sagte Philipp. Das Brausen wurde zu einem dünnen Zischen. Sehr frank?" fragte sie.

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Onein nichts Ernsthaftes", sagte er. ,, Daran habe ich gar nicht gedacht," sagte sie.„ Es hätte mir ahnen sollen. Und nun mache ich Ihnen Vorwürfe noch obendrein-"

Philipp schämte sich über seine Ausflucht, doch noch mehr über den eigentlichen Grund. Er stand an die Thüre gelehnt da und schaute stillschweigend zu. Der Heudunst drang bom Boden herunter und er roch den Atem der Kuh, wenn ihm diese den Kopf zudrehte. Käthe saß auf dem Melkstuhl dicht bei dem Eimer, den Kopf, auf dem sie einen luftigen Sommer­hut trug, an die Kuh gelehnt.

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Also nichts Neues von Pete, nicht wahr?" sagte sie. " Nein," erwiderte Philipp.

Käthe bohrte ihren Kopf fiefer in den Leib der Kuh und murmelte:" Der gute Pete! Ein so einfacher, so natürlicher Mensch!"

" Das ist er," stimmte ihr Philipp bei. " Und auch so gutherzig." " Ja."

,, Und ein so mannhafter Bursche ihn gern haben," sagte Käthe.

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- jedes Mädchen müßte

,, Kitty, mein Lieb, wie steets mit den Mackrehlen dises Jar und brinkt die Mihlen erträglich viel ein und neigihrig bin ich, ob die Hühner alle legen, ob das Ferd kein steifes Bein mehr hat und wie es dem alten Man geht und ob er noch immer die Teckste vermenkt. Da ist hihr ein großer Kerl, der gans so wie er ist; er hat auch das alte Buch ver­schlungen und bringt's bei jeder Gelegenheit wieder raus. Doch liebste Käthe jezt nichts meer ich hoffe rechd balt wider zu Hause zu sein und eich alle zu sehn obschon ich's ,, Ach Gott  , es kann doch nichts Schrecklicheres geben, als nich genau weiß. Mit Liebe Dein Dich liebender Herzens- jemand zu heiraten, den man nicht liebt!" schak Piet."

Ganz gewiß," bestätigte Philipp. Es ward wieder still und zwei Ferkel, die auf dem Mist­haufen draußen gegrunzt hatten, machten sich mun quiekend auf den Weg nach dem Stall. Käthe hielt jetzt den Kopf ihres Hutes Philipp zugewendet, und sagte:

,, Gewiß nicht," sagte Philipp.