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nur bemerken, daß ich nicht die Absicht habe, noch weiter hierher zu fahren, weder morgen noch übermorgen.

Warum denn auf einmal nicht?" fragte Gabriele, indem sie erstaunt die Augenbrauen in die Höhe zog.

Weil es mir langweilig ist...", antwortete der Lord und gähnte wieder. Und außerdem genug in diesen zwei Wochen habe ich 180 000 verspielt

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Great Scott!" rief Mister Smith, ein junger, amerikanischer Millionär. Und darüber reden Sie noch? 1. Ich habe in der vergangenen Saison allein an den zwei letzten Abenden 300 000 gelassen. Es ist hier nicht vom Geld die Rede, sondern davon, daß es mir langweilig ist..." antwortete nachlässig der Engländer und zündete eine Cigarre an.

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Na aber ich fahre trotzdem.., Ich muß mein Geld zurück geivinnen," fagte Blanche.

Wie Du willst.

" Und Sie werden sie so ruhig ganz allein fahren lassen?" lachte Smith. Statt jeder Antwort zuckte der Lord die Achseln, während auf seinem satten, müden Gesicht ein leichtes Lächeln des Gleichmuts und des Skepticismus erschien: über so etwas war er erhaben. ,, Nein, er ist nicht eifersüchtig..." bemerkte Blanche, und beide Damen begannen zu lachen.

Mehr als Worte sagte dieses Lachen: ganz gleich, mag er eifer­süchtig sein oder nicht, das Resultat bleibt dasselbe, das heißt: be­trogen wird er ja doch!

" Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, falls Sie wirklich nicht mehr nach Monte Carlo wollen," begann Smith nach einer Weile von neuem. Wir machen eine Tour auf meiner Yacht." Wo liegt Ihre Yacht?"

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" Ju Cannes.. Sobald wir in San Remo aussteigen, tele­graphiere ich; dann ist sie morgen früh zur Stelle..

" Wohin sollen wir denn fahren?" fragte, wieder gähnend, der Lord . Mir ist diese Riviera schon zum Ueberdruß langweilig!" Nach Korsika zum Beispiel.

Ach, da nehmen Sie mich mit!" rief Gabriele, welche Absichten auf den jungen Millionär hatte.

Mit dem größten Vergnügen!" antwortete dieser.

gemacht?"

H

Meinetivegen. fagte der Lord . All right.

Also ab­

Also ich schicke nachher sofort ein Telegramm ab. Meine Yacht ist in Ordnung. Mit der können wir, wenn es darauf ankommt, sogar nach dem Nordpol fahren... Der Koch- geradezu wunderbar!"

Gabriele klatschte entzückt in die kleinen Händchen, welche, der Mode entsprechend, fast bis zu den Nägeln mit teneren Ringen bedeckt waren.

" Dann fomme ich auch mit..." sagte Blanche, deren Augen bei dem Gedanken an die interessante Fahrt zu leuchten begannen. " Hurra!" rief der Millionär.

Nur bitte, laden Sie niemand sonst ein

bat Beamsfield.

" Selbstverständlich niemand sonst..

Tangiveilig

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Mutter liegt... im Sterben...", tam es wie erstickt, ab­gerissen, von ihren Lippen, und sie begann von neuem zu weinen. Niemand verstand die italienischen Worte, welche. fie gesprochen hatte; nur aus dem Klang ihrer Stimme erriet man, daß ihr ein großes Unglück passiert sein mußte.

Schweigend saßen die vier bei den Thränen dieses Mädchens. Sie hatten feine Lust mehr. von der Yacht, von Korsika oder von Monte Carlo zu sprechen, sie hatten nur den einen Wunsch: mög lichst schnell dieses Coupé verlassen zu dürfen, wo der Anblick dieses schluchzenden Weibes sie verstimmte, um so mehr, da ste nicht wußten, welcher Kummer es betroffen hatte, wie ihm zu helfen wäre..:

Und sie weinte ohne Unterlaẞ... Der Schmerz drohte ihr wundes Herz zu zerreißen. Sie hätte allen davon erzählen mögen, damit alle erführen, wie graujam das Schicksal mit ihr umging, indem es ihr die Mutter zu nehmen drohte. Vielleicht wollte sie auch ein paar Worte des Trostes, des Mitgefühls hören, jene guten Worte, welche die kranke Seele so mild umschmeicheln, die Thränen reichlicher fließen machen und das Herz dadurch erleichtern. Und jetzt begann sie in abgerissenen Worten, oft von Weinen und Schluchzen unterbrochen, eilig, leidenschaftlich, in umvilligem Tone zu sprechen:

" O poverina, poverina!... Sie stirbt!... Und der Doktor jagte mir schon damals: wenn die Krankheit noch einmal kommt, ist alles aus... Und jetzt ist sie noch einmal gekommen.., Was soll ich bloß thun, o santa Madonna!, Arme Mutter, arme!. Ob ich sie noch lebend treffe?. Heute bei der Arbeit.... ich arbeite in den Weinbergen... kommt der Herr mit einem Tele­grammi Lucia," sagt er, Deine Mutter liegt im Sterben... Sie wünscht", sagt er," Du möchtest so schnell wie möglich zu ihr kommen."... Die Knie nickten unter mir.. Ich nach Hause, nehme meine Sachen zusammen, laufe nach dem Bahnhof... Es ist schon Abend Ich frage nach dem Zuge... Heute geht nur noch dieser eine, treno di lusso... Du mußt bis morgen warten." Was thun?"

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Sie sah die anderen mit einem Blick an, als wollte sie sie zu Zengen dieser neuen Ungerechtigkeit anrufen.... Jene verstanden nicht ein Wort von dem, was das Mädchen sprach; es war ihnen nur schrecklich unbehaglich: gleichgültig bleiben das ging nicht gut, denn das Mädchen erwartete augenscheinlich Mitgefühl von ihnen; aber dieses Mitgefühl auszudrücken, ohne zu wissen, um was es sich überhaupt handelt, war ebenso numöglich.... Ganz erdrückt von seinem Kummer, bemerkte das Mädchen nicht die Unnatürlichkeit dieses Schweigens, nicht das Gefühl des Zwanges, des Unbehagens, welches sich auf den Gesichtern ihrer Mitreisenden malte.

( Schluß folgt.)

Kleines Feuilleton.

c. e. Jüdische Sprichwörter teilt der Warsch. Djenw." nach dem Izraelita " mit; einige feien hier wiedergegeben: Armut ist fein Laster, aber auch keine Tugend.

Es ist leichter, einen Betrunkenen als einen Armen auf die Füße stellen.

Ein Armer fällt auf den Rücken und zerschlägt sich doch die Nase. Wenn ein Armer ein Huhn verspeist, so ist er oder das Huhn frank.

Die Damen begannen aus ir, end einem Grunde zu lachen. Plötzlich hörte man aus der andren Ecke des Coupés ver­haltenes Schluchzen, konvulsivisches Weinen, welches mit Gewalt aus zu der Brust der jungen Arbeiterin hervorbrach. Sie warf sich an die Lehne des Bolsters zurück und weinte, das Gesicht in den Händen verbergend. Ihr ganzer Körper bebte bei diesem elementaren Gefühls: ausbruch, aus welchem der Schmerz einer tiefverwundeten Seele sprach. Die vier Mitreisenden näherten sich ihr schnell im unwill­türlichen Drang des Mitgefühls.

Was fehlt Ihnen? Was fehlt Ihnen? Sind Sie frank?" Unfähig, ein Wort hervorzubringen, weinte das Mädchen nur noch stärker.

Die Freude, die Munterfeit verschwand mit einem Schlage von den Gesichtern der vier Reisenden; es wurde ihnen so unbehaglich zu Mut und gleichzeitig empfanden sie erger über diesen peinlichen Zwischenfall, der ihre schöne Ruhe störte; sie waren fo mide, nach­dem sie den ganzen Nachmittag am Spieltisch zugebracht hatten und jetzt mit einem Male Thränen!...

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Aber was fehlt Ihnen denn? Sind Sie frant?" wiederholten fie ungeduldig, indem sie ihre Mitreisende fast böse betrachteten.

" O poverina, poverina!..." rief diese italienisch mit einer Stimme, aus der ein tiefes Weh sprach, und das Schluchzen brach mit verdoppelter Gewalt aus ihrem Busen, der unter dem schwarzen, gestrickten Tuch bebte.

Den andern wurde es noch unbehaglicher zu Mut- alle fühlten fich gewissermaßen schuldig und dieses Gefühl bedrückte sie. Mußte fie gerade in dieses Coupé hineingeraten, während wahrscheinlich der ganze Zug leer war?

Weshalb weinen Sie?... Können wir Ihnen vielleicht helfen?" wiederholten sie. Nun so sagen Sie doch, was Ihnen fehlt?" Die Jtalienerin richtete sich auf und nahm das vollständig nasse Tuch von ihrem durch den Kummer entstellten Gesicht; sie hatte große, strahlende Augen, die jetzt an die Augen eines tödlich ver­wundeten Hirsches erinnerten: so viel brennender Schmerz lag in ihrer Tiefe, so viel Thränen, solch ein leidenschaftlicher Protest gegen irgend eine grausame Härte des Lebens Sie blickte durch ihre Thränen in die fremden Gesichter, welche sich über sie beugten, und Jas auf allen dieselbe Frage.

Die Armen haben schöne Töchter.

Der Arme und der Bucklige tragen ihre gesamte Habe auf sich. Drei Dinge wachsen ohne Regen: Zinsen, Miete und Mädchen. Eine reiche Frau kann es sich erlauben, auch zweimal im Jahre niederzukommen.

Das Ohr leih' jedem, die Hand dem Freunde, die Lippen mur der Frau.

Alles nimmt der Teufel, nur ein böses Weib nicht. Besser zehn Abtrünnige als ein böses Weib.

Staze.

weit.

Die erste Frau ist treu wie ein Hund, die giveite wie eine

Mann und Frau sind ein Leib, aber verschiedene Taschen. Vertrau der Frau ein Geheimnis, aber schneid ihr die Zunge ab. Die Weiber lügen, selbst wenn sie schweigen.

Die Frau hat tausend Seelen.

Vor einer Frau mit einem Schnurrbart flieh hundert Meilen

Dummköpfe haben immer hübsche Frauen.

Die Frau verführt zum Guten wie zum Bösen, verführt aber immer.

Drei Dinge sind nicht schön, aber auch nicht schädlich: Wenn man nach dem Essen ein Gläschen Schnaps trintt, wenn ein Greis eine Junge heiratet und wenn der Mann die Frau schlägt. Die Liebe ist süß, jedoch nur mit Brot.

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Eine Fabel des Aesop auf Stein. So zahlreich auch de aus dem Altertum überlieferte Fabelreichtum ist, so spielt doch die Fabel in der bildenden Kunst der Alten, so weit fie bis jetzt ers schlossen war, mur eine sehr geringe Rolle. Jetzt ist es Eugen Bor mann gelungen, ein Denkmal ausfindig zu machen, das die fein ausgeführte Darstellung einer der bekanntesten Fabeln des Aesop zeigt. Es ist die Fabel vom Fuchs und vom Kranich . Der Kranich wird vom Fuchs zu Tisch geladen, kommt aber um den