Meines Vaters Vater war leider der zweite Und widmete sich dem Schmuggelgeschäfte. Mit sechzehn ging er zudem auf die Freite, Zur Nuganwendung der Mauneskräfte.
Als Witwer floh er mit siebzehn Jahren Und braute Bech in preußischen Hainen. Denn Väterchen hatte von Baschen erfahren Und wollte Bocher sibirisch verfeinen.
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mit
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bonnert Abrahamsohn in zuckendem Menschheitsekel. Dann sieht sich wder Dichter das Ballett an. Auch daran hat er leine Freude: Diese Pastete in Fleischtricot,
Und da er das Handwerk früh angefangen, galda Erzengt er Kinder vierzehn Mille.
Dem Schicksal ist er buchstäblich entgangen.
Er nahm ein Mädchen, das ärmste der Kille,
Und Kindern und Enkeln vermacht er dieses-
Den grimmigften Hohn den Feinen und Frommen.
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Eine Menge Pech, ein Masel, ein mieses, Ich habe davon mein Teil befommen Das Gedicht enthält zwar eine Anzahl indogermanischer Fremd. wörter, aber es ist völlig aufklärend: man begreift nun alles, auch das Folgende.
Das Unvergleichliche an Israel Abrahamsohn ist, daß ihm jedes fleine Erlebnis zu tiefster innerlicher Tragik wird. Er sieht z. B. eine alte Mähre, die er aus besseren Zeiten kannte, die Augen brechend, die Beine geknickt, die allertraurigste Rosinante". Den Dichter packt ein Schauer wild und er sieht sich das Vieh an. num begiebt sich das Erschütternde:
Was willst Du?" schrie der Knecht mich an. " Hund, Mas" und hundert andre Worte; Genierlich war ich dem guten Mann,
Er schimpfte mich in der Schinder Sorte. Ich sah den Klepper jammervoll
Und rannte, Feigheit ohnegleichen!
Von dannen rannt ich wahnsinnstoll,
Nicht weit genug konnt ich entweichen.
Und
Die Tierwelt ist dem Poeten überhaupt ein unerschöpflicher Born gemütvoller Betrachtungen:
Oder:
Ein Böglein saß auf neigendem Mast, Es hebt sich thränengeblendet,
Und es spannt sein Gefieder, goldig gefaßt.
Raben sind schwarze, glänzende, fliegende Tierchen. Raben haben wie jedes Thier ein Plaisierchen. Raben lieben es höchst melodisch zu frächzen. Raben lieben das Gold und das Aas mit Lechzen. Raben.
In Gaze hopsend und Flittern! Asthmatisch wie ein gelähmter Floh!
Pfui Trinken wir einen Bittern!
Wild stürmen die Säge, in denen Abrahamsohn den Bankkrach
darstellt:
Krach! Krach! Wildes Geheul! Zetern!
Krach in der Börse! Geweimer! Laufen!
Krach! Die Tempel gefüllt mit Betern!
Haareraufen!
Krach! Krach! Feuer- Berrisi'ne Köpfe!
Krach! Die feftesten Häuser krachen!
Krach! Schlotternd starrende Tröpfe
Burzeln, vom Ast runter zu flatschenden Weges Lachen. Krach! Krach: Schicksalsfäuste packen! Krach! Fliehen nach allen Zonen!
Krach! Generale klappten die Hacken!
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Nun muß er parterre( Zuchthaus heißt das) wohnen. Aber nicht nur die Nachtseiten des Lebens laffen Abrahamsohns Leier ertönen. Junigkeit und fröhlichem Humor alle Schönheit des Daseins. Wie Mit nicht minderen Kunst beherrscht er voll zarter fein vergleicht der Poet die Frauen mit Appetitbrötchen: Famos fo'n drubbliges, fubbliges Weibchen, So'n molliges, knolliges Mädel zu lutschen, Wie zu' nem Kümmel ein Leberwurstscheibchen Das Herz erfreuend thut runterrutschen.
adest
Einen unerschöpflichen Schatz der Lebensweisheit bergen seine Sprüche. So dichtet Jsrael Arahamsohn äußerst zutreffend: „ Die Welt , die ist zum Kugeln 1"„ Ach!
K
Nun möcht' ich noch dies eine wiffen!
Sind viele Kegelfugeln da?
Wer wirft? Wer seit, wenn umgeschmissen?
Oder jeder Buchstabe eine echter Mann: Meinen Rock, meinen Rücken, steif ich. Auf Klingel und Vetternschaft pfeif ich. Wenn einer mich kneifen will, fneif ich. Wer mir zu frech wird, den greif ich. Und wem der Mund juckt, den seif ich.
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Ich muß mich mit diesen spärlichen Proben begnügen. Mögen andre Leute diefen Dichter neuer, starker Töne verhöhnen. Den
Mit marterndem Grauen wühlt Jsrael Abrahamsohn in dem Sterlen hat's Abrahamsohn bereits ordentlich gegeben: Echrecken des Todes:
Heute wird der alte Jude begraben.
Das Biest hat lange genug floriert.
Nun werden die Maden am Kauschern sich laben,
Hep, hep.
Der Jig ist endlich frepiert!"
Von dem Gemein- Menschlichen erhebt sich der Dichter zur socialen Anllage:
Tot auf dem Tisch der Anatomie
Liegt, die noch gestern gesungen. Sie war betrunken und da ist sie Kopfüber ins Wasser gesprungen.
Sie war mit Sekt ganz voll gepumpt Und machte der Sache ein Ende; Und andre müh'n sich, zerfetzt und zerlumpt Und ringen fich blutig die Hände.
Sie war betrunken. Wie hätte sie denn Sonst so verrückt gehandelt.
Die Mutter erhebt ein lautes Geflenn; Nun ist das Geschäft verschandelt!... Die Mutter tobt ganz jämmerlich Und flucht dem toten Kinde.
Dem Gatten ist's höchst beklemmerlich, Er gießt eins hinter die Binde.
Höre, Schmock! Mein Nat ist gut. Mäßige Deines Schandmauls But.
Kannst nicht anders als höhnen und wizzeln? Mußt wie ein Wanzerich stänfern und rigeln?
Mußt über alles die Nase rümpfen?
Frech, was andren heilig, beschimpfen?
Wirst Du auch immer ckelhaft sein,
Sei doch gefälligst nicht so gemein.
Mir aber ist der Verfasser von Islam heilig; denn ich habe ihn entdeckt. Nun kann ich ruhig sterben.
Kleines Feuilleton.
In den Zeiten der Hundesperre wird das Lied vom Hundefang steifem Rückgrat anschmiegen können. zu Thränen rühren:
Ja, Hund, Du bist auch gar zu naiv! Wo ist der Maultorb, die Steuermarte? Der Ordnung Hüter nimmt Freiheit schief Und zeigt Dir seine beklemmende Harke.
Und heulst Du:„ Ich bin doch ein dummes Tier Und fenne teins von Deinen Gesezen," So schnürt er noch enger die Gorgel Dir Und hängt Dich noch auf; es ist zum Entfeßen. Gewaltig zürnt der Dichter über das Sonntagstreiben Berliner Grunewald:
Der Ede knutscht die frischgewaschne Male, Und alles präpelt, was es faffen kann,
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Joc.
Ik. Sommerblumen. Die Blütenpracht hat ihren Höhepunkt erreicht. Jeder Weg im Freien, führe er uns an Aeckern und Feldern vorüber oder durch Wiesen und Wald, bringt uns eine übergroße Fülle von Blütengestalten vor Augen, und selbst auf Sandfeldern fönnen wir jegt ein Sträußchen zusammenbringen. Haben wir den Acerrand gewählt, so sind es die bekannten Gestalten des Rittersporns, der Kornrade und Kornblume, die uns den festen Stamm des Bouquets liefern, an den wir andre Gewächse mit weniger Dies find besonders die Ackerwinde und die prächtig violett blühende zottig behaarte Vogelwicke. Alle diese hübschen Blumen sind dem Landmann ein Dorn im Auge, er wird uns also nur Dant wissen, wenn wir seine Saaten davon befreien, indem wir uns einen möglichst großen Strauß davon binden. Ganz anders sieht's am Waldrand aus, wo uns Karthäusernelken, Johanniskraut, Grasnelfen, weißes und gelbed Labkraut, Odermennig, Ranunkeln, Glockenblumen und noch eine Menge andrer Blumen die Wahl schwer machen. Schließt sich an den Wald eine etwas feuchte Wiese an, so geht die Auswahl für den Strauß ins Unübersehbare; da ist die lilafarbige Bracht, nelle mit den zierlich geteilten Blumenblättern, die gelbe im Schwertlilie , eine der prächtigsten Pflanzen der heimischen Flora, und meist schwer erreichbar an nassen Stellen die Schwanen lilie, die mit ihren in Dolden stehenden, schön rofenroten Blumen an dekorativer Wirkung der vorigen nicht nachsteht. An weniger
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