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überzeugt sich die Herrin, daß die Sklavin sie nicht durch gläubische Furcht heißt ihr, den bewundernden Sklavinnen üblen Mundgeruch belästigt. Das geschieht, indem die Sklavin einen Schweigen zu gebieten. Wer wird die Götter reizen! Und so Metallspiegel anhaucht, den dann die Schöne" beriecht. Allerdings senkt sie dreimal den Kopf und spuckt sich dreimal in hat solche Vorsichtsmaßregel ihren guten Grund, denn die Dienerin den Bufen. Dann tritt fie hinaus in die Vorhalle spuckt in die Schminkfarbe, verreibt sie und schmiert dann und läßt sich von ihren Stlavinnen auf das reichgeschmückte Trage­diese Fappetitliche Masse der Dame ins Gesicht. Durch belt heben, auf welchem sie, in verführerischer" Pose sich durch das Schwärzen der Augenbrauen und Röten der Lippen Roms Straßen zum Bade tragen läßt. Dies ist die Arbeit von entsteht allmählich ein menschliches Gesicht, und nachdem nun vier bis sechs baumstarken orientalischen Sklaven, die, prächtig auf­noch aus einer Kapsel Elfenbeinzähne genommen und in das zahn- geputzt, der Herrin" warten. Ehe aber dies Ruhebett gehoben Lose Fleisch gesetzt worden sind, würde der Kopf sogar jugendlich wird, nimmt die geputzte Schöne noch eine Glaskugel von aussehen, wenn eben nicht noch eine Hauptsache fehlte: jugendliches einer Sklavin an, die zum Kühlen der Hände dient und Haar. eine andre Sklavin reicht ihr das Lieblingstier, eine mäßig große, unschädliche Schlange, welche die römischen Mode­damien unter dem nackten Busen trugen, wegen der angenehmen Kühlung, die diese Tiere verursachten.

Der Gebrauch falscher Zähne und Haare war schon jenen Bourgeoisdamen etwas allgemein Bekanntes. Martial führt in seinen Sinngedichten einmal das Zahnpulver redend ein:

Weib, was willst du von mir? Ich diene jungen Mädchen; keine gekauften gähne pug' ich."

Ein Schnippchenschlagen mit dem Finger, die Träger nehmen die Tragstangen des Ruhebettes auf ihre Schulter und, umgeben von ihren Dienerinnen, wird die römische Schöne durch Noms Straßen nach dem Bade getragen. E. R.

Kleines Feuilleton.

War das Haar gleich den Zähnen nicht gänzlich falsch, so war es wenigstens gefärbt. Eben haben die römischen Legionen ihre Er­oberungen in Gallien und Germanien gemacht; germanische Schön­heiten mit goldgelben, ins Feuerrot schimmernden Haaren sind auf die römischen Stlavenmärkte getrieben worden und in kurzer Zeit ist rotblond die Modefarbe der römischen Bourgeoisdamen geworden. Das schwarze Haar muß also rot gefärbt werden. Seit ein Hellmuth Eckmanne Schicksal. In der Angelegenheit paar Tagen hat die Dame bereits ihr Haar mit einer Thomas Theodor Heine Hellmuth Eckmann geht der Franks seltenen Salbe eingerieben und dann mit einer Schweinsblase furter Zeitung" folgendes Schreiben zu: gleich einer Bademüße überspannt. Jetzt aber nehmen die Diene­rinnen die Blase ab und eine Fülle roter Haare leuchtet hervor, die num mit wohlriechenden Effenzen und Salben eingerieben, dann mit den heißen Brenneisen bearbeitet werden. Die ver räterischen Alterslinien auf der Stirn bedecken tief herab­gezogene Locken, während der rote Haar Urwald zu einem dicken Zopf und Flechtengewinde um den Kopf gewunden wird. Andre Dienerinnen geben dann der Frisur durch Schmuck­und Heftnadeln, in kostbarer Goldarbeit mit seltenen Steinen ver­ziert, den nötigen Halt.

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Während all dieser Verrichtungen hat aber die angejahrte Schöne nicht ruhig dagesessen. Heißes südliches Blut, ein durch üppiges Leben hervorgerufenes launisches Wesen, natürliche Roheit, tiefste Verachtung des Sklaven dies alles war der Hauptzug im Wesen der vornehmen" Römerin. Diese durch keine Schranken gebändigten Eigenschaften, im Verein mit den Nachwirkungen nächtlicher Schwelgereien, verursachten bei der sich schmückenden Schönen" fortwährende Wutanfälle, deren unglückliche Opfer die Dienerinnen waren, welche die Dame puzen mußten. Jede Ver­richtung begleitet ihre spitze Zunge mit einer wahren Hochflut gräßlicher Verwünschungen. Nichts ist ihr gut genug. Bitternd verrichten die Sflavinnen ihre Arbeiten, denn bald geht die Herrin" vom gemeinen Schimpfen zu den rohesten Quälereien über. Am schlimmsten hat es die Unglückliche, welche der Herrin" den Spiegel halten muß, das mit sie den Fortgang der Toilettenarbeiten beobachten kann. Jetzt zerrauft sie schon den Dienerinnen so das Haar, daß ganze Büschel in ihren Händen bleiben. Dann beginnt sie ihnen tobend und freischend das Gesicht zu zerkragen. Nun geht sie zu Fauftschlägen über, wobei es eine ausstudierte, allgemein verbreitete Roheit war, den Sklaven mit den Fingerknöcheln ins Gesicht zu schlagen und ihn gar noch dazu die Backen aufblasen zu lassen, damit die Faust reich und ficher traf. Oder fie ergreift eine der Schmuck- und Heftnadeln uns sticht damit die Sklavin blindivütend in Arme und Brust, so daß diese nach be­endeter Toilette blutrünstig und geschwollen sind. Das war eine allgemeine robe Sitte. In einer römischen Dichtung heißt es beispielsweise:

Strafe die Schmückerin nicht, mir verhaßt ist, die mit den Nägeln, Krazt das Gesicht, und den Arm flugs mit der Nadel zersticht. Und in einem andren:

Denn oft pugtest du dich vor meinen Augen. Doch nimmer Schwoll, vom Nadelstich wund, deiner Cypassis der Arm.

Diese Scenen zeigen die ganze Bestialität der Römer in der Behandlung ihrer Arbeitssllaven und es begreift sich, daß das aus den Frauengemächern römischer Paläste oft hervordringende Geheul und sinnlose Toben Aufläufe auf den Straßen verursachte.

Großen Wert legte die römische Bourgeoisdame auf die Pflege der Nägel und der Hände. Ein langer schmaler Finger galt als höchste Schönheit. Deshalb wird auch bei dieser Dame dem Nägel­beschneiden größte Sorgfalt zugewendet.

Inzwischen sind auch die Perlenschnüre um den dicken Hals des Weibes gereiht worden. Nun erhebt sie sich und läßt sich den Mantel oder die Balla umhängen. Es ist das Hauptstück der Toilette. Den einen Teil schlingt man unter der rechten Brust herum, den rechten Arm und die ganze rechte Schulter frei lassend, der andre Teil wird über die linke Schulter geworfen und vom linken Arm gehoben. Wie Heute die Bourgeoisdame die Schleppe hebt und legt, so wendete die Römerin alle Kunstgriffe an im Halten der Balla. Noch heute zeigen die alten Skulpturen wie dabei auf den zierlichsten Faltenivurf gesehen wurde.

Unfre Römerin steht, von ihren Sflavinnen, mehr aus Angst vor Prügeln als aus Aufrichtigkeit, mit lauten Rufen der Bewunde­rung begrüßt, fertig da. Sie kann hoffen, dem Galan, den sie heute im öffentlichen Bade treffen will, zu gefallen. Aber eine aber­

Badenweiler, Villa Paul, 8. Juli 1902.

Sehr geehrter Herr!

Soeben erhalte ich die Nr. 186 Ihres' geschätzten Blattes, worin Sie einen Brief des Herrn T. T. Heine veröffentlichen. 8war babe ich die Angelegenheit der Familie meines Mannes übergeben, möchte Ihnen aber doch zu den ebenso unbedachten wie beleidigenden Anschuldigen dieses Herrn( die er, nebenbei gefagt, erst nach dem Tode Otto Edmanns vorzubringen für gut be fand), folgendes bemerken:

Der Fürsprache eines um 12 Jahre älteren Bruders Otto hatte es Hellmuth Edmann in erster Linie zu verdanken, daß er sich der künstlerischen Laufbahn widmen konnte, und so wurde er auch dessen Schüler am Berliner Kunstgewerbe Museum. Wie sehr mein Mann das Talent seines Bruders anerkannte, geht auch daraus hervor, daß er ihn öfters zur Mitarbeiterschaft heranzog. Im Jahre 98 erkrankte mein Schwager Hellmuth an einem atuten Gehirnleiden und mußte nach Hamburg zu seinen Eltern ge= bracht werden, konnte jedoch bis jetzt noch nicht völlig hergestellt werden, da bei ihm immer noch zeitweise Geistesstörungen auf­treten, so daß ärztliche Autoritäten in Hamburg und Kiel überein­stimmend erklärt haben, daß ein Wiederaufnehmen seiner fünft Terischen Thätigkeit unmöglich sei, weil jede geistige Arbeit strengstens vermieden werden müsse.

Mein Schwager ist nie in einer Jrrenanstalt" gewesen, son­dern lebt auf dem Lande bei einem befreundeten Arzt, der ihn mit großer Aufopferung pflegt und bei dem er sich sehr wohl fühlt. In einer gesunderen Periode hatte mein Schwager selbst den Wunsch, Landwirt zu werden, und dieser Wunsch wurde ihm er füllt; er bekam aber leider nach kurzer Zeit wieder einen Rückfall und sein Zustand hat sich seitdem derart ungünstig gestaltet, daß sein Arzt die größte Vorsicht für geboten hält und jede Auf­regung, sogar ein Wiedersehen mit Mutter und Geschwistern ver­hindert.

Da Herr Heine mit meinem Mann und dessen Bruder Sieg­mund in München viel verkehrt hat, hätte er besser gethan, sich vorher bei der Familie Eckmann zu informieren, ehe er sich zu einem so ungeheuerlichen Schritt hinreißen ließ.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Mascha Eckmann geb. v. Kretschman.

Was kosten die Bayreuther Wagner- Festspiele? Von einer den Festspielen nabestehenden Persönlichkeit wird in der Münchner Zeitung" behauptet, daß man in Bayreuth einen Appell au die große Gemeinde der Kunstfreunde plane, um einen Nationalfonds zu begründen, aus dem die Mittel zur Er­haltung der Festspiele in der Zeit fließen sollen, wenn die Richard Wagner - Werke, unter ihnen auch" Parsival ", Gemeingut werden und zur Aufführung freigegeben werden müssen. Damit in jener noch etivas fern liegenden Zeit Richard Wagners Erben nichts zusetzen, solle heut bereits ein Nationalfonds gesammelt werden. Der Plan ist sehr flug und ganz im Geiste derer, die nur aus den Werken des großen Meisters Nußen ziehen wollen, denn es sei, so wird weiter behauptet, für denjenigen, der die Verhältnisse, der die Einnahmen und Ausgaben lennt, einfach lächerlich, daß die Festspiele nur Defizit und keinen Rußen brächten. Gewiß ist, daß zu Zeiten, als der große Meister noch lebte, die Festspiele weniger Ausgaben verursachten, denn die Hauptdarsteller und Darstellerinnen, wie Franz Betz , Albert Niemann , Winkelmann, Frau Materna u. a., verlangten von dem Meister nicht nur kein Honorar für ihre Mit­wirkung, sondern sie bemühten sich, mit ihrer Kunstbegeisterung auch andre Künstler fortzureißen, die gegen eine ganz minimale Ent­schädigung, welche nur die Kosten des Aufenthalts deckte, in Bayreuth bei den Festspielen mitwirkten. Thatsächlich war damals die An­meldung von guten Künstlern und Künstlerinnen, die sich dazu er