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Das tommt in Berlin   auch vor", sagte die Jüngere.

Auch Onkel Morik nahm die Entrüstung seiner Gattin von der Na, Du!" Der Behäbige feste fich in Pofitur. Det sollte fo'n heiteren Seite. Er saß auf der Veranda, puzte sich gemächlich die Bruder mal in meiner Stamnikneipe wagen 1" Brille und sagte: Kellner, bringen Sie mir, bitte, einen Gänsebraten. Und noch ein Halbes."

Der Hagere lächelte.

Der Kellner brachte das Gewünschte und blieb erwartend stehen. Die Gesellschaft stieß umständlich an und trant. Dann begann der Behäbige die Speisekarte zu studieren, jede Zeile mit geringschäßigen Gloffen begleitend.

Der Kellner trat von einem Fuß auf den andern. Er dachte an sein Mittagessen. Und als er fah, daß die Auswahl der Speisen an diesem Tische einige Zeit in Anspruch nehmen würde, verschwand er. Auf dem Wege zu seinem harrenden Teller wurde er noch zweimal gerufen. Er versorgte die Durstigen und ließ sich dann wieder in feinem Winkel bei den nahezu erkalteten Speisen nieder, in nervöser

Hast würgend.

Kellnär! Kellnär!"

Der Gerufene machte eine wütende Bewegung und blieb figen. Kellnerr!" Kellnerr!" Eine scharfe Stimme durchschnitt

die Luft.

Aber Kellner." Klagend flang es.

" Und ich habe einen solchen Hunger!" murrte die Jüngere. " Das arme Kind," fagte die Mutter und wiederholte seufzend:

Aber Kellner!"

Der Behäbige war aufgestanden, schlug heftig einige Bier­untersäge aneinander und musterte den Garten mit furchtbaren

Blicken. mis

Der Wirt zeigte sich.

Kleines Feuilleton.

innerungen, die der Jahrestag der Erſtürmung der Bastille, der k. Die Bastille der Schauspieler. Unter den vielen Ers 14. Juli, diesmal in Pariser   Blättern hervorrief, ist eine sehr über­raschende. Auch die Leute vom Theater haben ihre Bastille ge­habt, und man hat nicht erst deu 14. Juli abgewartet, um sie zu zerstören. Die Bastille der Schauspieler nannte sich For- l'Evêque". Franz Fund- Brentano, der Archivar am Arsenal  , bereitet über diese eigenartige Institution des ancien régime  " eine Studie vor, in der tommt von dem lateinischen Forum episcopi"; dieses Gebäude er folgende Feststellungen macht: Der Name For- l'Evêque" war ursprünglich der Sitz der weltlichen Gerichtsbarkeit des Bischofs von Paris  ( feit 1622 Erzbischof) und ihr Gefängnis. Der Prälat hatte nämlich neben der kirchlichen Gerichtsbarkeit als Erzbischof auch Diese weltliche Gerichtsbarkeit wurde 1674 von Ludwig XIV.   unter eine weltliche Gerichtsbarkeit, als Lehusherr eines Teils von Paris  . drückt, und von dieser Zeit an wurde das For- l'Evêque" fönigliches Gefängnis für Offiziere, die Versehen gegen die Disciplin be gangen hatten. Man setzte auch in großer Anzahl Gefangene wegen Schulden dort hinein. Schließlich kamen regelmäßig die Störenfriede bei Schauspielen und Die Dame mit der scharfen Stimme erblickte ihn zuerst. Sie die Schauspieler in erhob sich und zeterte:" Herr Wirt! Dürfen wir vielleicht hoffen, dent ancien régime" war eine ganz eigenartige. Sie bildeten einen diese Bastille. Die Stellung der Schauspieler unter heute noch etwas zu bekommen?! Die Bedienung in Ihrem Teil der Kammer des Königs; aus diesem Anlaß war jogar im Rotal...!" 17. Jahrhundert die Frage verhandelt worden, ob fie nicht adlig Der Hagere legte seine Hand auf ihren Mund und zog die Ent- wären. Wie dem auch war, fie trugen den Degen, und begaben sich rüstete auf ihren Sit: Mach' nicht schon wieder Scenen, Rofa. frei ins Gefängnis, das heißt, fie begaben sich allein dorthin, wie Golcher Lappalie wegen!" dobie Edelleute. Die Einterferung wurde von den Edelleuten der Ihr Zorn ergoß sich über den Gatten: Lappalie? Wenn man Kammer entschieden, die in dem betreffenden Jahre die Leitung der seit drei Stunden mit leerem Magen herumläuft? Lappalie? Schauspiele hatte. Man sah da ist mir meine Gesundheit lieber als Dir die Deinige! Aber das Sammer i hauspieler hauſpielerinnen ver Comédie­ist so Deine Art, Morig! Ich kann mich aufregen und Du figt da Française zu einer Art Pairs Gerichtshof vereinen, der für wie ein Nulpus!" den Kameraden, durch den das Schauspiel beeinträchtigt worden oder der irgend einen Standal erregt hatte, die Strafe bestimmte. Es ist beachtenswert, бав der Betveggrund zur Einkerkerung der Schauspieler am häufigsten das Duell war. Den Verordnungen der Zeit gemäß wollte man fie verhindern, ihr Leben für Nichtigkeiten zu wagen; unter diesen Um­ständen wurde mit ihnen ebenso verfahren, wie mit den Offizieren und Edelleuten. Das Gefängnis befand sich dort, wo heute das Meldungshaus steht, am Quais de la Mégisserie. Fund- Brentano hat eine genaue Beschreibung dieses Gefängnisses aus dem Jahre 1583 wieder aufgefunden. Die alten Gebäude wurden im Jahre 1652 von dem Erzbischof François de Gondy niedergeriffen, der des neue Gebände an derselben Stelle errichtete. Diese Bastille   wurde fieben Jahre vor der andreu zerstört aber vom Könige.

" Jaja," sagte die Seufzende und blickte vorwurfsvoll auf den Hageren, der gleichzeitig von sechs andren zornigen Augenblißen durchbohrt wurde.

Der Wirt trat gerade zum Kellner, als dieser den letzten Bissen in den Mund schob. Die Herrschaften auf der Veranda werden um­geduldig," sagte er ruhig.

"

Der Kellner sprang hinauf.

Sagen Se mal, Menschenstind, wat fällt Ihnen denn ein!" Schnob der Behäbige ihn an: Denten Se, wir sind aus Rixdorf?" " Ihr Benehmen ist geradezu rücksichtslos!" zeterte die scharfe Stimme.cat

" Das arme Kind," seufzte die andre und streichelte der Tochter die Hand. Wir haben seit drei Stunden nichts gégeffent." " Ich seit sechs Stunden nicht, meine Dame," sagte der Kellner. " Sie müssen mir schon erlauben, auch Mittag zu essen."

Wat jeht'n uns det an!" schrie der Behäbige." Vermieten Se

fich nich als Kellner, wenn Se't nich vastehn."

" Das geht Sie nichts an; da haben Sie recht." " Jetzt wird der Mensch noch frech!" freischte die Dame mit dem Bincenez und erhob sich mit funkelnden Blicken. Wir werden uns beim Wirt beschweren! Wissen Sie das!"

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" Bitte." Der Kellner machte eine ironische Verbeugung und trat vor dem herbeigekommenen Wirt zurück. beschwichtigend zu den Gästen:" Aber, meine Herrschaften! Es ist & doch wirklich nicht so schlimm, wenn Sie einmal drei Minuten warten. Der Kellner ist seit sieben Uhr auf den Beinen."

"

war

M

ie. Die Wirkung des Rauchens auf die Geistesthätigkeit ist zum ersten Male von zwei Gelehrten des psychologischen Labora toriums der Universität Genf   untersucht worden. Ein bekannter Schriftsteller hat unlängst das hübsche Wort geprägt, das Rauchen sei das nachdenklichste aller Laster. Dieses Wort, das jedenfalls nur eine persönliche Erfahrung ausdrücken sollte, hat jest wenigstens in gewissem Grade eine Bestätigung durch die wissenschaftliche Beob achtung erhalten. Ein hervorragender Physiologe, Charles Féré, hatte die Wirkung des Tabaksgenusses auf die Leistungsfähigkeit des Rücksicht auf die Muskelthätigkeit, die in der That durch den Menschen nach einer Richtung hin bereits untersucht, aber nur beit Tabakgenuß gesteigert wird. Die beiden Genfer   Psychologen find Wat?!" Der Behäbige erhob sich." Sie, als Wirt, nehmen weiter gegangen und haben nach einem Maßstab für den Ein­so' ne Bummelei in Schuh? Sie find ja' n feiner Geschäftsmann!" fluß des Rauchens auf den geistigen Vorgang gesucht, den man in Er zog mit zitternder Hand die Börse und warf Geld auf der Erkenntnistheorie mit dem Ausdruck der Ideen- Association den Tisch. bezeichnet. Die Experimente wurden auf Grund eines erprobten und recht interessanten Verfahrens unternommen. Einer der beiden Cigarren bewaffnet in einem Seifel Plaz nehmen und die an ihn Herren mußte sich als Versuchstaninchen hergeben, mit einigen bindung zweier verwandter Begriffe, die nach einer Liste von Worten gestellten Fragen beantworten. Letztere bezogen sich auf die Ver­wurde, so sollte damit der Begriff heiß" verbunden werden, mit festgestellt worden waren. Wenn z. B. das Wort Bad" gebraucht wurden an 17 Tagen hintereinander je eine halbe Stunde durch­dem Wort Email" der Begriff Bahn  " und ähnliches. Die Versuche geführt und erbrachten den völlig klaren Nachweis, daß der Tabak­genuß vermutlich durch Vermittlung des Reizes auf die Geruchs­nerven anregend auf die geistige Thätigkeit wirkte. Wie so viele psychologischen Experimente litten auch diese freilich an einiger Un­ficherheit. Die Verjuchsperson gehörte zu den sehr mäßigen Rauchern, und es ist wohl mit Gewißheit anzunehmen, daß ein leidenschaftlicher Raucher sich dabei anders verhalten haben würde, wahrscheinlich nach der geistigen Thätigkeit noch stärker hervorgetreten wäre. der Richtung hin, daß die Wirkung des Tabaks auf die Beförderung

halten."

Unerhört!" sagte die scharfe Stimme. Und die seufzende:" Der Wirt muß doch zu seinen Gästen Der Wirt zuckte die Achseln: Also, was wünschen die Herr­schaften?" " Nischt 1" schrie der Behäbige, jarnischt!!" und griff nach Hut

und Stock.

Und die scharfe Stimme: Wir verzichten in Zukunft auf ein berartiges Lokal!" Die Gesellschaft, mit Ausnahme des hageren, bebrillten Herrn, strebte scheltend und schimpfend dem Ausgange zu.

Mein armes Kind," sagte die seufzende Dame und betrachtete forgenvoll das böse Gesicht der Tochter. Wenn Du mir nur nicht frank wirst!"

" Jegt fönnen wir wieder eine halbe Stunde laufen, ehe man ein Wirtshaus trifft. Und dann ist die Tischzeit vorbei," zürnte die Jüngere. Sie warf einen neidischen Blick zurüd:" Outel Moritz

bleibt ſizen".

"

si Und die scharfe Stimme wendete sich noch einmal am Thor des Ueber die Gefährlichkeit der Ohrfeige. Professor Gartens zurück zum Wirt und schrie:" Wissen Sie, wie man das nennt? Un verschämt nennt man das 1" Der Wirt und die Gäste lachten. nou panset om hur

Haug aus München   stellt seine Beobachtungen zujammen, die er in 300 Fällen von Ohrverlegungen durch Ohrfeigen machen konnte. Bumeist wird mit der rechten Hand geschlagen und dabei die linke