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entwertet, man konnte sie ja nicht einmal mehr verzehren, weil sich von einem runden Turm gedeckte Spandauer Thor und am Sprees das Patent Berger als Humbug erwiesen hatte. Das entsetzte Ufer, nahe der Börse, schüßte ein weiterer Turm, der Mönchturm, die Bublifum erfuhr, daß die Bant mit 4 Milliarden bei dem Schwindel- Mauer. Von dem östlichen Thore lief die Mauer glatt bis zur Kleinen unternehmen Müllers beteiligt war. Ungeheure Vermögen und Er- Stralauerstraße. Hier stand wieder ein runder Turm. Vom Mönchsparnisse waren verloren gegangen. Und das schlimmste war: die turm verlief die Mauer hinter der Burgstraße, von zwei Türmen Befitlosen standen grinsend und hohnlachend da:„ Das also ist Eure geschützt. Von dem Turm an der Kleinen Stralauerstraße ging eine tapitalistische Ordnung Schwindet nichts als Schwindel!" Schanze ins Wasser hinein.
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Die finanziellen Schiebungen waren in der That ebenso kolossal wie unentwirrbar und skrupellos. Die öffentliche Meinung raste ob so fürchterlicher Verwahrlosung, am lautesten die Presse, die von den andern Banken und Industriegründungen fubventioniert war. Diese Müller und Schulze wurden als die wahnsinnigen Schinderhannesse des sonst so soliden kapitalistischen Geschäfts an den Branger gestellt. find
Müller und Schulze kamen vor das Schwurgericht. Selbst die Verteidiger fanden kein Wort für mildernde Umstände. Die Ver handlungen dauerten ein ganzes Jahr. Jeder Tag enthüllte neue Verbrechen der beiden Schurken. Staatsanwalt, Richter und Geschworene bekamen sämtlich vor Wut über so viele Gemeinheit auch sie hatten bei dem Zusammenbruch schwere Verluste erlitten. Die Zuschauertribüne mußte mehrmals geräumt werden, weil das erregte Publikum die Angeklagten mit faulen Eiern, Speischolzbroten und Bank- Aktien- Ballen bewarf, die mit Schwefelwasserstoff durchtränkt waren.
Gallensteine und Leberleiden
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Endlich tam der letzte Tag. Die Geschwornen hatten sich zurückgezogen. Das Publikum barst schier vor Spannung.. Troy aller Berluste fah man überall ein triumphierendes verbissenes Lächeln: Unter 20 Jahren Zuchthaus, so frohlockte man, würden die beiden
Schufte nicht davon kommen!
und
Bei der Befestigung der Köllnischen Seite war die Natur den Bürgern zu Hilfe gekommen. Ein hochgelegener Plaz um die Petrifirche beherrschte hier den Flußlauf, um gegen Süden und Westen hin zu einem Gewirr von Sumpf und Wasserläufen abzufallen. Vom Ende der Fischerstraße, wieder mit einem Turm begrenzt, zog fich die Mauer in der Flucht der Friedrichsgracht, im Bogen des Waffers, bis über die Spreestraße hinaus. An der Roßstraße lag wieder ein Thorhaus, das Köpnicker Thor. Zwei größere Türme fieben Weichhäuser begleiteten dann den Mauerlauf bis zum Gertraudten oder Teltower Bis Thor. zur auf, zwischen Spreestraße und Jungfern- Brücke erhob sich ein größerer Spreestraße wies die Mauer wiederum 10 Weichhäuser Turm und dann verlief die Maner zwischen Brüderstraße und Mühlengraben nach der Stechbahn hin. Die Beschreibung von 1650, eben 1442 der Kurfürst, als ihm die Berliner den Grund und Boden nach der wir gehen, läßt hier die Mauer sich verlaufen. Hier hat um Schloßbau abtreten mußten, die Befestigung abgerissen und sich die Stadt geöffnet. In dem Historischen Atlas Berliner Maner in der Richtung der Stechbahn und der Schloßfreiheit von Berlin ", den J. M. F. Schmidt 1835 herausgab, führte die bis in den Lustgarten. Winkel an die Spree und traf mit dem oberen Ende der Mauer von Hier stieß sie in einem rechten der Friedrichs- Brücke her zusammen. So waren also Berlin und Die Geschwornen tamen in feierlichem Zuge in den Saal, Kölln durch eine starke Befestigung wohl verwahrt. Berlins Umftumm, gelblich- grün, schwitzend; von ihrer düsteren Stirn las gewesen. Aus einer Urkunde von 1819 schließt Holze, daß Berlin mauerung ist vermutlich bereits im 13. Jahrhundert vollendet man das„ Schuldig!" Eben wollte der Obmann den Spruch beginnen. Da entstand draußen ein Lärm. Herein ihrem Unterteile aus großen, fest vermauerten Feldsteinen, während damals bereits ummauert war. Diese Berliner Mauer bestand in stürzte, verfolgt von den Gerichtsdienern Dr. Berger. Er stellte sich unmittelbar vor die Geschwornen und sprach gängig aber doch an den meisten Stellen war fie sechs Fuß dick. oben das Material aus Backstein gewonnen war. Nicht durchin atemloser Hast das Folgende: Berzeihung, meine Herren, daß ich Sie so gewaltsam störe. Aber ich muß Ihnen mit- it timstvoller Auszierung konnten sich die Erbauer nicht abgeben, teilen, daß ich soeben meine Erfindung vervollkommnet habe. Das galt es doch rasch zu arbeiten. So wurde denn zunächst eine bloße frühere Holzbrot litt in der That an einem Fehler. Jetzt ist auch herbeigeschafft und die in der Nähe befindliche Ziegelerde nutzbar Mauer mit einem einfachen Graben gebaut. Die Feldsteine wurden der beseitigt. Ich bin so glücklich, mich auf das Zeugnis des Herrn Professor Berifatty selbst berufen zu können, der frendig anerkennt, daß das verbesserte Holzbrot alle Vorzüge des natürlichen Brotes befigt, es aber bei weitem durch Billigkeit, leichte Verdaulichkeit und Geschmad übertrifft. Ich überlasse auch dieses Patent meinem so fchiver geprüften Freund Müller." iDas Gesicht des Obmanns leuchtete auf; er verständigte sich, ohne den Saal zu verlassen, schnell mit seinen Kollegen, dann verfündete er laut und heiter:" Nicht schuldig!" Darauf wurden Müller und Schulze freigesprochen. Geschworne, Staatsanwalt und Richter schüttelten ihnen glückwünschend die Hände und boten ihnen für ihr neues Unternehmen den Rest ihrer Vermögen Das Publikum durchdrang jubelnd die Schranken und trug die beiden Entlassenen begeistert ins Freie. Dr. Berger aber ging still
all.
seines Weges.
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Das neue Holzbrot bewährte fich in der That. Müller und Schulze wurden wegen ihrer Verdienste um das Vaterland bald geadelt; fie erhielten den höchsten Orden und waren zeitweilig Minister. Als fie ziemlich zu gleicher Zeit starben, wurde ihnen auf dem größten Platz der Hauptstadt ein Denkmal errichtet. Es war ein nationaler Gedenktag. In den Volksschulen wurden Biographien der Recken verteilt, die also schlossen:„ Das Schicksal dieser beiden Männer zeigt, auf welche Höhen Fleiß, Umsicht, Tapferkeit und ftrenge Redlichkeit zu führen vermag. Ihr schönster Ruhm aber ist, daß sie mit echt deutscher Trene und opfermütiger Zähigkeit ihrem einmal gefaßten Ideal unbeirrt, zum Heile der Menschheit, folgten, mochten auch Neid, Unverstand und Mißgunst die genialen und mutigen Männer selbst bis an die Pforten des Zuchthauses schleppen. Der herrliche Sieg ward ihnen dennoch!"
Kleines Feuilleton.
Joc.
gemacht. Dabei arbeiteten nicht nur die Bürger mit ihren beim dienstpflichtige Bauernschaft zu harter Fronde, wie ja überhaupt an Ackerbau benutzten Gespannen, sondern die Stadt zwang auch die den Befestigungsbauten, welche die Stadtherren jener Zeit ausführten, Thränen und Schweiß der Bauern flebten. Auch die Markgrafen leisteten dem Manerbau alle Hilfe, denn eine feste Stadt im Süden draußen von höchster Wichtigkeit. Da man Eile mit der Herstellung zu haben, war für die Aufrechterhaltung ihrer Macht in der Mark der Mauer hatte, so haben die Erbauer die Türme zum Teil erst später hergerichtet. So ist dies z. B. mit dem Mönchturm der wurden erst später angelegt, als die Stadt sich für ihre Rechte und Fall. Auch der Wall vor der Mauer und der zweite äußere Graben Privilegien zu wehren begann.
Hinter dieser Mauer und diesen Türmen lag viel Reichtum, Macht und Bürgertruz. Die Gewalt lag in den Händen der welche um so größer waren, je weniger Einfluß die staatliche Gewalt städtischen Geschlechter, die stolz auf ihre zahlreichen Vorrechte pochten, hatte. Der Landbesitz der Stadt erstreckte sich bis weit in die Um gegend, der Handel füllte die eisenbeschlagenen Truben mit seinen eberschüssen; lein Wunder, daß dieser Stadtadel und dieses Bürgertum stolz waren. Aber ihre Macht brach zusammen, als die neuen Herren der Mark erst die Junkermacht überwunden hatten. 1442 wurden den Berlinern ihre besten Rechte genommen, die föllnische Mauer wurde niedergelegt und der Schloßbau schob sich als 8wingburg in fie hinein. Der Stadtgraben wurde an jener Stelle zum Burggraben und richtete sich nun gegen die Stadt. Die beiden Türme, die zu dem gebrochenen Stadtmauerstück gehörten, wurden Außenwerke des Schlosses. Die furfürstliche Befestigung mit Bugbrüden, Mauern und Türmen, Geschützen und Geschossen, Besagung und Burgmannen erhob sich bald inmitten der Stadt und konnte bereits anfangs 1451 von dem Kurfürsten bezogen werden. Diese Unterwerfung des trußigen Berlins erregte weithin Aufsehen. Aber mit der Stadtmauer war auch der Bürgerstolz zusammengebrochen und Berlin hatte jetzt fein Juteresse mehr an der Aufrechterhaltung der weiteren Stadtmauer, die mun rasch verfiel. Die zahlreichen Ermahnungen und Befehle, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts an die Berliner ergingen, zur Zustandsetzung und Erhaltung ihrer Mauer, sind der treffende äußere Beweis dafür.
-w. Die alte Berliner Stadtmauer ist der Heranwachsenden Generation fast ebenso unbekannt wie etwa die chinesische Mauer. Und doch hat auch Berlin seine Mauer gehabt, gleich andern deutschen Städten und die Geschichte dieser Mauer ist ein Stück Geschichte Berlins überhaupt. Diese Mauer, mit einem doppelten nassen Mit dem Wachsen der Berliner Bevölkerung wuchsen die HäuserGraben, begann an der Spree und lief mit der heutigen Neuen bauten über die Mauer hinaus. Da sie dicht vor den Thoren an Friedrichstraße , deren ganzen Bogen beschreibend, bis zum Ufer an den großen Landstraßen lagen, verhinderten sie in jeder Weise die der Friedrichsbrücke. Ihren Anfang bezeichnete ein runder Turm wirksame Verteidigung der Stadt. Die Türme benutte man als und ein viereckiges Thorhaus sperrte nach dem Osten zu den Ausgang. Strafgefängnisse, die Weichhäuser waren an arme Bürger vermietet, Ein zweiter Turm erhob sich an der Deffnung der Waisenstraße nach und an die innere Mauer waren mit Vorliebe Häuser der Neuen Friedrichstraße. Hinter der Klosterkirche machte die Mauer angebaut worden, weil auf solche Weise, der sparsame eine Biegung und lief, durch einen dritten Turm geschützt, zur Besiger die Haushinterwand sparte. Als die Söldners Königstraße, wo das Königsthor lag. Von dort lief fie weiter zu beere des 30jährigen Krieges nahten, versuchten die Bürger so viel als der Stelle, wo die Klosterstraße und die Neue Friedrichstraße zu möglich an der Befestigung zu beffern, ohne jedoch viel zu erreichen. sammenstoßen. Hier schütte wieder ein starker Turm die Mauer, Die Kriegshorden konnten sich über die fast wehrloje Stadt welche dann schnurgerade auf die Spree stieß. Dazwischen lag das ergießen.