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so aufgestellt, daß sie sich im Brennpunkte eines parabolisch ge- bei 40 Centimeter und 60 Centimeter Brenniveite angestellt. Dabei trümmten Hohlspiegels befand, so daß sämtliche Lichtstrahlen, die den gelang es, über eine Entfernung von 1200 Meter hin sich zu verständigen. Hohlspiegel in paralleler Richtung trafen, durch Reflexion auf das Selen Im September v. J. führte Simon den in Hamburg versammelten fallen mußten. Auf der entfernten Sendestation sprach man gegen deutschen Naturforschern und Aerzten seine Versuche vor, wobei die ein Mundstück, das mit einem Spiegel von versilbertem Glimmer Lampe ihren sprechenden Strahl 1000 Meter weit entfandte. Seine geschlossen war. Dieses überaus elastische spiegelnde Plättchen gerät Darlegungen schloß Simon mit den Worten: Ich glaube, daß der nach dem Rhythmus der Schallwellen in Schwingungen, wobei seine schöne Bellsche Gedanke der Lichttelephonie durch unsre Versuche ebene Lage sich fortwährend ändert. Eine helle Lichtquelle fendet aus dem platonischen Stadium in eine Phase getreten ist, die eine Strahlen auf den Spiegel, die durch eine Linse konvergent gemacht praktische Verwertung in das Bereich der Erwägungen rückt." find, d. h. nach einem Punkte hinter dem Spiegel hinstreben. Der Die Wahrheit dieser Ausführungen hat sich inzwischen bereits Spiegel wirft fie auf eine zweite Linse, durch die sie in paralleler deutlich gezeigt. Simon selbst hat in Göttingen bei weiteren Ver­Richtung in die Ferne gesandt werden, zu dem Hohlspiegel suchen den Bogen schon über 21/2 Kilometer weit sprechen lassen, der Empfangsstation, der sie auf die Selenzelle wirft. ohne schon an die Grenze des Erreichbaren gekommen zu sein. Bei dem Sprechen und dem dadurch veranlaßten Schwanken des In Berlin sind die Versuche von Ruhmer mit gutem Erfolge Spiegels wird bald mehr, bald weniger Licht auf die Linse geworfen; aufgenommen worden. Am Ufer des Wannsees bei Potsdam wurde fomit empfängt auch die Selenzelle bald mehr, bald weniger Licht, neben dem dort befindlichen Elektricitätswert eine Station eingerichtet, so daß der elektrische Strom, der sie durchfließt, im Rhythmus des die sich mit einem den See befahrenden Schiffe, dem Accumulatoren­Schalles stärker und schwächer wird. Diese geringen Schwankungen boot" Germania ", verständigte. Bei trübem, regnerischen Wetter giebt das Telephon wieder, so daß das Ohr deutlich die an der sandte das Boot aus einer Entfernung von 3 Kilometern seine Sendestation gesprochenen Worte vernimmt. Nachrichten, die flar und deutlich am Ufer verstanden wurden; all Bell und Tainter versuchten, den schon im Jahre 1880 erbauten mählich wurde die Entfernung bis auf 6 Kilometer gesteigert, ohne Apparat weiter auszubilden und in die Praxis einzuführen. Es ge- daß die Deutlichkeit der Verständigung nachließ. Hier sowohl wie lang ihnen, eine Verständigung bis auf 200 Meter Entfernung herbei- in Göttingen werden die Versuche fortgesetzt; wie das Telephon den zuführen; praktische Bedeutung erlangten ihre Versuche jedoch nicht, Telegraphen ergänzt hat, so wird also wohl auch die drahtlos sondern das Mitrophon bürgerte sich als Sprechapparat mehr sprechende Flamme sich zur drahtlosen Wellentelegraphie gesellen, sie und mehr ein hat doch die Drahtleitung vor der Uebermittelung ergänzen und ihren Wirkungstreis erweitern.-

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Dr. Bruno Borchardt.

Kleines Feuilleton.

durch Lichtwellen den Vorzug, vom Nebel und andren störenden Witterungseinflüssen ganz unabhängig zu sein. Interessant ist es aber, daß schon vor 22 Jahren, lange bevor an eine drahtlose Telegraphie gedacht wurde, der Gedanke an das Fernsprechen ohne Draht auftauchte und zu geistvollen Experimenten führte. Die Ausbildung des Telephons in Verbindung mit dem Mikrophon oe. In der Arbeitsstube. Sie mußte an der Thür stehen brachte die Versuche Bells naturgemäß etwas in Vergessenheit. Die bleiben und sich erst verpusten, so schnell war sie gerannt. Durch die Erfindung der drahtlosen Telegraphie, die sich vor wenigen Jahren an den Nachweis elektrischer Wellen durch Herz anschloß, rückte die Rize horchte sie in den Fabrifjaal, es waren offenbar alle schon da, die Seurbelmaschinen surrten, man hörte auch hin und wieder ein Aufgabe, fich vom Lande aus mit Schiffen auf dem Meere zu ver­ständigen, in den Bereich der Lösbarkeit, und eifrig wird an der Aus- Sprechen und dazwischen die schrille Stimme Fräulein Rosas: bildung dieser Methode gearbeitet, an den verschiedensten Stellen der Aber doch schnell, schnell, schnell! Muddeln Sie bloß nicht so." Erde befinden sich bereits Stationen für drahtlose Telegraphie, deren Das Mädchen verzog den Mund: Schlecht Wetter heute. Na, Vervollkommnung emfig betrieben wird- plant man doch bereits es mußte ertragen werden. Sie flinkte auf und trat ein. Zwanzig eine drahtlose Verständigung über das Weltmeer hinweg zwischen schrie: Was haben Sie schon wieder zu affen. Arbeiten Sie doch Gefichter drehten sich gleichzeitig nach der Thür, aber Fräulein Rosa England und Kanada sowie den Vereinigten Staaten . Wer ist denn da? Ach, Sie find's, Emma, natürlich' ne halbe Stunde zu spät." Es ist ja noch nich mal sieben," sagte das Mädchen etwas trokig.

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wieder vergessen; machen Sie, daß Sie an die Arbeit kommen, um " Und um halb sollten Sie heut hier sein. Hatten das natürlich schon zehn sollen die Mäntel raus. Sind Sie endlich da, Frau Berger? Zeit wird's, daß ich die Wermel friege." Sie wandte sich schon wieder zu einer andren Arbeiterin, die nach Emma gekommen war und abliefern wollte.

In dieser Zeit rüstigen Vorwärtsschreitens erhielt auch die draht­lose Telephonie einen fräftigen Anstoß und neue Anregung. Ein junger Gelehrter, Dr. Simon in Erlangen , gegenwärtig Professor in Göttingen , bemerkte vor vier Jahren, daß eine elektrische Bogen­lampe auf Stromschwankungen in derselben Weise reagiert wie ein Telephon; ift fie in den Stromkreis eines Mitrophons eingeschaltet, so kann sie geradezu anstatt eines Telephons benutzt werden; als sprechende oder fingende Lampe giebt sie die Töne wieder, die in das Mikrophon hinein giebt. Im Verfolg seiner Entdeckung fand Simon, daß der elektrische Flammens bogen auch als Sende- Apparat, statt des Mikrophous, benutt Emma ging unterdessen nach ihrem Play. Hinten an dem werden kann; spricht man gegen die Flamme, so verursachen die großen Fenster war ein breiter Stickrahmen aufgestellt, drei über sie hinziehenden Schallwellen Druckänderungen in der um- Mädchen saßen schon daran. Auf und ab hasteten die Nadeln durch gebenden Luft, durch die ebenso schnelle Schwankungen der Strom- den weichen schwarzen Sammt. Stück nach Stück bedeckten sie mit stärke bewirkt werden, die dam am Telephon wieder als Schall- lizernden Steinen und Perlen. Emma nickte den andern zu und schwingungen hörbar werden. Den so benugten Flammenbogen hat letzte sich. Wie sie die Köpfe zusammensteckten, sah es sehr emsig man im Gegensatz zu der sprechenden Flamme die laufchende Flamme aus, gerade als hätten sie für nichts Sinn, als für die Arbeit, heim­genannt; es ist flar, daß man ganz von Telephon und Mikrophon lich tuschelten sie aber doch. absehen und lediglich zwei Flammenbogen mit einander in einen dreiviertel und' n bißchen vor voll." Es ist feine einzige um halbsieben gekommen, alle um Stromkreis schalten lam, so daß die eine Flamme alles wiedergiebt, was gegen die andre gesprochen oder gesungen wird.

Der sprechende Flammenbogen führte Simon sehr bald auf die

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Na überhaupt, um halbsieben kommen, so dumm!"

Wo man schon abends noch zu Hause stickt, um'n paar Kröten verdienen, die denkt wohl, man hat seine Augen gestohlen?" ſe zu geizig. Wenn se noch zum Lohn was zugeben wollte." Und ordentlich dafür bezahlen will sie auch noch nicht mal, dazu " Jawoll zugeben, zugeben können wir was von unsre Zeit. Was die sich denkt!"

Idee, ihn zu einer Telephonie ohne Draht zu benutzen. Hierzu zu griff er auf die aus Bells Versuchen bekannte Selenzelle zurück, die is in derselben Weise wie bei Bells Photophon mit einem Telephon in denselben Stromkreis geschaltet wird und Lichfänderungen von der Sendestation empfängt. An der Sendestation wird aber nicht gegen einen elastischen Spiegel gesprochen, sondern mittels eines Mikrophons in gegen einen elektrischen Flammenbogen, dessen Licht mittels eines Scheinwerfers, eines großen Hohlspiegels, in die gewünschte rein Richtung geworfen wird. Unser Auge ist zu grob, um die überaus geringen Aenderungen der Lichtstärke, welche die Flamme beim Sprechen erleidet, irgendwie wahrzunehmen; die Selenzelle ist

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den letzten Tagen! Man ist ja gar kein Mensch mehr, ich bin Ich war überhaupt zu müde", tuschelte Emma, die Hegerei umgefallen, als ich gestern abend nach Haus tam."

" Na überhaupt man is froh, wenn man ausschlafen kann," sagte eine leise Stimme von einem andern Stickrahmen herüber. " Ich hätte um fünfe aufstehen müssen, wenn ich um halbsieben

aber ein künstliches Auge, das auch die feinsten Aenderungen hier sein wollte, und se haben doch fast alle so' n weiten Weg." empfindet, sie dem Telephon mitteilt und uns so zu Gehör bringt. eilig war, aber lieber können wir uns abjagen, blos damit sie' n Se konnte ja überhaupt' n paar mehr einstellen, wenn' s so So einfach die ganze Anordnung im Princip ist-Flammen- Wochenlohn spart, der alte Geizkragen!" bogen mit Mikrophon und Scheinwerfer als Sender, als Empfänger Selenzelle im Brennpunkte des auffangenden Hohlspiegels, zu sammengeschaltet in den Stromkreis einer Batterie mit einem Tele­phon so schwierig ist es natürlich, von Laboratoriumsversuchen in fleinem Maßstabe zu solchen für die Pragis überzugehen.

Und die sechs Mäntel wer'n doch nich fertig; bis zehn is ja ganz unmöglich."

Sie faucht aber auch wie' n Kater", sagte Emma. Die andern ficherten. Sie freuten sich über Fräulein Rosas Born; das war wenigstens eine kleine Nache für alles, was sie sonst ausstehen mußten.

" Jekt fängt sie ja mit der Berger auch an. Hört doch mal," flüsterte Emma, es giebt Krach."

Aber das Problem der Verständigung von Schiffen auf hoher See miteinander und mit bestimmten Stationen an der Küste steht so sehr im Vordergrund des Interesses, seine Lösung ist im Interesse der gesunden Weiterentwicklung des Verkehrs Drüben am Liefertisch erhoben sich die Stimmen, Fräulein Rosa so notwendig, daß Prof. Simon keine Mühe scheute, die Aufgabe feifte: Sch hab' Ihnen gerade gesagt, daß die Rosetten mit Bändchen zu bewältigen. Es gelang, die Empfindlichkeit der Selenzellen be- ausgenäht werden sollen. Und wie die Perlen hier sizen, sehen Sie deutend zu steigern; weitere Versuche wurden in Nürnberg mit mal." Sie fuhr mit ihren beringten Händen über die Stickerei, daß großen Spiegeln von 90 Centimeter und 150 Centimeter Oeffnung die Perlen in ganzen Reihen absprangen; dabei schleuderte sie auch gleich