ist wahr."

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,, Es ist eine Lüge!" sagte ihm eine Stimme ins Ohr. Er fuhr zusammen. Er hätte schwören mögen, daß jemand die Worte gesprochen habe. Doch ging niemand neben ihm; er war ganz allein auf der Straße. Es muß meine eigne Stimme gewesen sein; ich muß laut gedacht haben," sagte er sich. Im Weitergehen nahm er seine Ge­danken wieder auf.

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konnte nichts erkennen.

Wer ist da?" fragte er.

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Keine Antwort. Er streckte seine bebende Hand aus niemand war da. Es muß der Wind in den Bäumen ge­wesen sein," dachte er; doch wurde die schwere, dunstige Luft von keinem Windhauch bewegt. Es klang wie meine eigne Stimme," dachte er dann, und erinnerte sich dabei, wie ihm sein Diener in Douglas gesagt, daß er seit kurzem die Gewohnheit angenommen habe, laut mit sich selbst zu sprechen. Es war meine eigne Stimme," überlegte er und ging weiter.

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Saft noch Kraft behalten. Warum sollte ich also zögern? Jahrhundert mit Ansichten von der Natur in Farben bedeckt worden Außerdem ist es auch teilweise wahr, wahr im eigentlichen fein? Denn die Landschaftsmalerei ist ja fo recht eigentlich im letzten Sinne, auf den es allein ankommt. Für ihn ist sie wirklich Säkulum zur Blüte gelangt, hoch zu Ehren gekommen aber freilich tot. Sie fann nie zu ihm zurückkehren, sie ist auf immer auch in Mißkredit. Das unermeßliche Heer der Dilettanten, das sich für ihn verloren. Es ist daher trotz allem wahr- ja, es jede" höhere" Tochter, viele pensionierte Offiziere, Beamte, Lehrer, ja zum überwiegenden Teil aus den gebildeten" Ständen rekrutiert, invalide Theaterleute 2c. pinseln, sobald sie einige Elementarzeichen turfe mit oder ohne fachliche Anleitung durchgemacht haben, an landschaftlichen Motiven herum, sei es nach farbigen Vorlagemustern, sei es nach der Natur selber. An sich ist diese Beschäftigung durch­aus nicht verwerflich. Ja man tönnte versucht sein, fie gutzuheißen, weil sie in gewisser Beziehung dem geisttötenden Müßiggange der Besigenden steuert, andrerseits doch auch das Gemüt für das Schöne empfänglich macht und die Fähigkeit des Kunstverstehenlernens wedt Und wenn es eine Lüge ist, ist es dann darum ein Brätensionen der Künstlerschaft aufzutreten und den berufenen Malern und fördert. Sobald aber jener Dilettantismus anfängt, mit den Verbrechen?" fragte er sich. Ja gewißo, nur zu gewiß! beim laufenden Bublifum Konkurrenz macht, muß er mit der schärfsten Hat doch ein weiser Mann gesagt: wer einmal einen großen Abweisung bekämpft werden. Damit soll nicht gesagt sein, daß Fehler begeht, schmiedet das erste Glied einer Kette. Die unter der Masse der in Riesenausstellungen zur Schau gebrachten andren Glieder scheinen auch Verbrechen zu sein, sie sind's Bilder auch offensichtiger Dilletantismus zu Tage tritt. Die Jurh aber nicht, es sind nur die unausbleiblichen Folgen. Unser waltet ja ihres ebenso hohen wie undankbaren Amtes; dennoch ver Vergehen liegt weit zurück, und selbst dann war es zum mag fie bei großen Unternehmungen nicht immer die geschäftliche Seite zu ignorieren. Es find da tausenderlei Rücksichten zu nehmen Teil die Schuld des Schicksals. Ließe sich das Vergangene und schließlich sind derer, die sich Berufsmaler nennen, schon so auch zurückrufen, so könnten wir doch nicht anders handeln, viele, daß es beim besten Willen nicht gelingt, auch in jedem Falle wenn unser Gefchic nicht ein andres wäre. Alles was später die im Intereffe wirklicher Kunst notwendige Pflicht der Begrenzung geschah, war nur die notwendige Folge jenes ersten Schritts. zu üben. Denn von allen Sparten der darstellenden Kunst ist gerade Daß Käthe sich mit Pete verheiratete, daß sie Bete verließ, die Landschaftsmalerei unerschöpflich wie die abkonterfeite Natur und mein jetziges Vorhaben eins folgt aus dem andern." selber. Und wenn die Wissenschaft, deren Leben, Entstehen und Ver Es ist eine Lüge," sagte dieselbe Stimme ihm zur Seite. geben im Jahreszeitenlauf nach den diesen Prozessen zu Grunde Er blieb stehen. Die Dunkelheit um ihn her war groß, er liegenden Gefeßen erklärt, so darf die Landschaftsmalerei vollen An­spruch darauf erheben, uns das Abbild der Natur mehr oder minder getreulich vor Augen geführt zu haben. So bildet fie für das Erkennen des äußeren Schönheitsbildes der uns umgebenden Landschaft, für dessen Festhalten im Geist und Gemüt, einen hohen erziehlichen Faktor. Aber damit allein ift's doch nicht gethan. Wir wollen mehr, wir erwarten von einer Massenzurschaustellung ein fattes Vorhandensein, ein abwechslungsreiches Konzert" sowohl in motivischer, als auch in der das künstlerische Wie?" betonenden Hinsicht. Man wird nicht sagen können, daß bei dieser Ausstellung alle Bedingungen erfüllt sind. Bon vielen Bildern gilt: sie waren schon unzählige Male dal Wenn man bloß ein Motiv hernimmt, weil es große Borgänger schon mustergültig behandelt haben, so gewährt es nur noch Genuß, wenn es auch zugleich mit neuen malerischen Feinheiten durchtränkt ist. Man möchte doch einmal sehen, welch Betermordio entstände, sofern ein Dichter, Schriftsteller oder Komponist einfach vorhandene Litteratur- oder Musitwerke kopierte! Oder wenn er fie verwässerte! Wie auf diesen Gebieten, so müssen sich auch die Maler gefallen lassen, daß ihnen die Kritik in allen Fällen, wo es notwendig ist, die Sünden ihrer Nachlässigkeit vorwirft und von ihnen Beschränkung verlangt. Eins soll anerkannt werden: wir begegnen fast jeder Malweise der letzten zehn, fünfzehn Jahre. Der Naturalismus ist tot, doch nicht ganz tot; das Pleinair, der Impressionismus haben, unter stetiger Verfeinerung, auf der ganzen Linie gefiegt, wenn auch noch mancherlei Extravaganzen mit unter­laufen. Für das stilisierte Landschaftsbild ist hier fein Platz; Stürmer und Dränger sind nicht vorhanden. Höhenkunst im Sinne auserlesenster Secessionisten hat sich ja ihre eignen Ausstellungen ges Als er zu dieser Ueberzeugung gelangt war, ergriff schaffen! Aber werfen wir allen Bildkram, in welchem lediglich Ober­ihn tötliches Entsetzen. Das Herz schlug ihm gegen die Flächen- Kunst, bar jeglicher Vertiefung, auftritt, beiseite, so treffen wir Rippen, und eisige Kälte durchriefelte ihn. Es ist nur dasselbe doch einige erstklassige und eine hübsche Zahl höchst erfreulicher quälende Wahngebilde," dachte er. Erst war es eine Vision, Landschaften, die als eine Bereicherung gelten und der Beachtung jezt ist's eine Stimme. Einsamkeit und Abgeschiedenheit haben tauffähiger Liebhaber empfohlen werden können. Da hat Eduard es erzeugt. Ich muß start sein und ihm Widerstand leisten. Fischer- merkwürdigerweise in einem der Wandelgänge! einen Es wird mich sonst überwältigen und mit einem Druck auf" Herbstabend" Man sieht einen sich weit ins Land ziehenden schnur mir lasten, wie ihn nur der Wahnsinn ausübt. Die Menschen geraden Kanal, einige Birken an der linken Seite und ein Dörfchen sehen ihre Seele nicht eher, als bis religiöse Schwärmerei im Hintergrund. Wurdervoll ist das Weiß der Stämme und durch­fichtig spiegelnd das Wasser gemalt. Herbstklar ist die Luft, wie im oder Verbrechen sie an die Grenze des Jrrsinns geführt hat." Oftober, tüblere Sommigteit liegt in ihr und man sieht weit, weit ,, Eine Lüge! eine Lüge!" sagte die Stimme. hinaus. Das wirklich schöne Bild erinnert, was die Malweise und " Das ist schon vollkommener Jrrsinn. Gesichter in die das Motiv- wohl der Nymphenburger Kanal bei München ?- Dunkelheit zu malen, Stimmen in der leeren Luft zu hören, betrifft, an ein ähnliches Bild von Kaiser. F. Hoffmann- Fallersleben ist Geisteskrankheit. Der Tollhäusler kann es nicht schlimmer bringt ein wuchtiges Hünenmal, nämlich den Opfertisch in der treiben." Oldenburger Heide", mit breitwipfeligen Eichen Warmes gefättigtes Kolorit liegt über der Landschaft, dem Himmel fällt eine Dünenlandschaft Am pommerschen Haff" mit diesem und Sonnigkeit auf dem Wege. Von Bernhard Schröters Hand Letteren im Hintergrunde, bei leicht bewölftem Mondlicht, ins Auge, und Hans Schleich entzückt durch eine wunderfeine Abendstimmung Nach dem Regen": ein blutroter Horizontstreifen und das dunkle Wasser darunter von zartester Abtönung. Olof Jernberg , der zur Zeit als Professor an der Königsberger Malerakademie wirkt, bringt einen ausgezeichneten Weg am Dünenrand", mit warmem Lichte franken", bei welcher das Beleuchtungsproblem auf dem Abhang ichön und tief gelöst ist. Julius Jacobis" Herbst" zeigt ein hohlwveg motiv mit vorzüglichem Licht und Schatten. Sonnige flare Stimmung verbreitet der, Sommertag in dem Polder" des Niederländers J. H. Wys­müller. Von feiner Wirkung ist Bruno Marquardts Märkischer Sand", und bewegt eine Landschaft" bei Sturm von Otto Ackermann . Wunder­voll durchleuchtet erscheint ein großes Temveraaemälde aus dem

Eine Lüge ist eine schlechte Grundlage, um etwas auf­zubauendas ist gewiß! Was Dauer haben soll, kann nicht auf etwas Wesenlosem ruhen. Es muß zusammen­brechen, in Trümmer fallen, und alles mit in seinen Unter­gang reißen. Aber dennoch"

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Es ist eine Lüge," sagte wieder die Stimme. Diesmal war fein Irrtum möglich. Es klang wie ein leises, dumpfes Flüstern, tief drinnen in der Höhlung seines Ohrs. Er hatte selbst nicht gesprochen, und doch wirkte es auf seine Sinneswahrnehmung wie der Ton seiner eignen Stimme. Ja, es mußte seine eigne Stimme gewesen sein, die zu ihm felber sprach.

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" Eine Lüge!" sagte die Stimme. Er warf einen Blick über seine Schulter. Ihm war, als hätte ihn jemand berührt und dabei gesprochen.

( Fortsetzung folgt.)

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darüber.

Große Berliner Kunffausfellung auf diesem und Albert Hertel eine föftliche Landschaft Aus Ober­

II.

Am reichlichsten ist natürlich die Landschaftsmalerei ver­treten. Kein Ausstellungsraum, der nicht wenigstens einige in diesen Kunstzweig einschlagende Bilder aufwiese! Wollte man einmal eine Statistit aufstellen, so würde unfehlbar konstatiert werden können, daß die genannte Sparte am meisten gepflegt wird. Wieviel tausend Quadratkilometer Leinwand mögen wohl schon allein im abgelaufenen