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tochte mir immer mein Leibgericht. Eisbein mit Sauerkraut", wenn ich meinen Freund besuchte. Und das thut man doch nur aus Zu neigung." Allerdings!"
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fünf Maulefel und ein Pferd zufammengeschmolzen. Hätten die Tibetaner sich auf diesem beschwerlichen Marsche feindselig erwiesen, so wäre es den Reisenden wohl schlimm ergangen. Aber im Gegenteil, sie stellten in willigster Weise Leute und Zugtiere zur " Dafür wollte ich sie nun auch vom Fleck weg heiraten. Ach Verfügung; der Dalai- Lama hatte den Befehl erteilt, den Reisenden Gott , das hätte gewiß eine glückliche Ehe gegeben. Und meine Vorschub zu leisten, und dadurch kam Hedin in nahe Berührung mit Mutter hatte ja nun auch nichts mehr dagegen. Da erfahre ich vornehmen und niederen Personen der eingeborenen Bevölkerung. eben, wie ich zur Bahn will, daß sie gar nicht die Erbin ist, sondern Nach den Erfahrungen, die er hierbei gemacht, zieht er Landors Angaben eine andre Dame, die Tochter einer Jugendliebe meines Freundes. als die eines„ Sensationsreisenden" durchaus in Zweifel und verweist Die Nichte soll mit einer Kleinigkeit abgefunden sein. Das geht fie in das Gebiet der Phantasie. mir recht nahe!"
" Ja, wozu reisen Sie denn nun überhaupt hin?" Johann Ferdinand Rumpel riß seine Aeuglein noch weiter auf und sagte:
" Ja, Sie haben eigentlich recht, nun hätte ich mich gar nicht so zu übereilen brauchen!"
„ Sie sind ein gottvoller Mensch!" lachte jetzt die Dame, daß ihr die Thränen herunterliefen.
Sie brauchen mich gar nicht auszulachen," bemerkte Herr Rumpel sehr piquiert, ich will mich jetzt nach der andren Erbin erfundigen. Wenn Sie das Haus meines Freundes Schönstedt geerbt hat, wird sie wohl an Ort und Stelle sein, und ich will sie mir an sehen. Denn heiraten muß ich auf jeden Fall, hat meine Mutter gesagt." Die Fremde funkelte ihn plöglich zornig an. Soll ich Ihnen sagen, wer ich bin? Ich selbst bin die Tochter jener Jugendliebe, die Haupterbin vom alten Schönstedt !" ,, Allmächtiger!" schrie Herr Rumpel, die Hände zusammenschlagend, da bin ich aber reingefallen!"
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" Ja, reingefallen find Sie der ganzen Länge nach ins Coupée!"
Aber, mein liebes Fräulein, das trifft sich ja herlich! Da haben wir uns nun zufällig so nett kennen gelern..." " Ja, wirklich sehr nett."
Von Leh aus wandte sich Hedin, nachdem er einen kurzen Abs stecher nach Judien gemacht, nordwärts und kam über Jarkent nach Saschgar, wo seine Reisen am 14. Mai 1902 ihren vorläufigen Abschluß fanden.
war.
Die
Auf der Tour sowohl in südlicher Richtung durch Tibet als nachher in westlicher bis Ladakh wurde vielfach Gebiet durchzogen, das bisher nicht nur von keinem Europäer, sondern überhaupt noch von teinem Menschen betreten geographischen Ergebnisse dieser Reise sind daher sicherlich sehr wertvoll und werden von Hedin in einem besonderen Abschnitt über Tibet bearbeitet werden. Rund ein Jahr hatte diese Reise in Anspruch genommen; aber auch in den voraufgehenden 1/2 Jahren die gesamten Reisen umfaßten einen Zeitraum von 22 Jahren hatte Hedin eine reiche wissenschaftliche Ausbeute erhalten. 1149 Karten hat er mitgebracht, die zusammengelegt sich über 300 Meter Länge erstrecken. Ehe diese Karten genau verarbeitet find, kann sein Weg ungefähr angegeben werden werden ja die bisherigen Karten der von Hedin durchzogenen Länder gerade durch seine Forschungen nicht unerheblich verändert werden. Im September 1899 war Hedin von Lajlik, östlich von Kaschgar , aufgebrochen und im Norden der Wüste Tatla- Makan entlang ge= zogen. Auf seiner früheren großen Reise in den Jahren 1894-97 war er in östlicher Richtung in die Wüste eingedrungen und hatte bei diesem Unternehmen feine ganze Karawane, beinahe auch das Leben verloren. Später war es ihm geglückt, den " Ja, ich bin geneigt Ihnen die Wahrheit zu sagen. Wissen Sie, westlichen Teil der Wüste in der Richtung von Süden nach Norden was Sie sind? Sie sind ein Mensch mit niedriger Gesinnung! Sie zu durchschreiten, wobei er die Ueberreste zweier vom Wüstenfind in guten Verhältnissen und lieben ein braves Mädchen, das sande verschütteten Städte gefunden hatte. Diesmal zog er zu Ihnen zugethan ist. Aber Sie heiraten es nicht, weil es arm ist, Sie Wasser auf dem Tarim Flusse entlang bis Jangi ful, wollen nur schnöden Mammon heiraten. So wissen Sie er int Dezember anlangte. Hier schlug die Expedition für denn, daß Ihr Bekannter Sie falsch unterrichtet hat. längere Zeit einen festen Standort auf, während Hedin Der erste führte Henriette hat immer noch einen großen Teil des Schön- eine Reihe von Ausflügen unternahm. stedtschen Vermögens geerbt. Natürlich werde ich sie jetzt vor ihn wieder in die Wüste Talla- Makan, von der diesmal der westliche Ihnen warnen und mir selbst ein warnendes Beispiel daran nehmen. Teil in der Richtung nach Süden bis Tjertjen durchquert wurde. Sie haben sich zwischen zwei Stühle gesetzt, mein Herr! Hier ist für diesen Teil der Wüste sind ganz besonders hohe Dünen Station Brottfau, Jettchen wartet auf mich leben Sie wohl, charakteristisch; völlig sandfreie Streden wechseln mit Dünen von mein Herr!" 100 Meter Höhe ab. Leichtfüßig sprang die schlanke Gestalt auf den Bahnsteig hinaus, während Herr Rumpel niedergeschmettert figen blieb. Bis er zur Besinnung fam, war der Zug schon wieder abgedampft, er mußte bis zur nächsten Station mitfahren, und da sein Billet in Prottlau abgelaufen war, Strafe zahlen.
" Sollten Sie nicht vielleicht geneigt sein..."
Außerdem war er verurteilt, fünf Stunden auf der kleinen Station Wegelang in flacher, öder Haidegegend zu figen, um auf den nächsten Zug zu warten.-
Kleines Feuilleton.
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wo
Ein zweiter Ausflug führte Hedin zu dem alten Bette des jetzt ganz ausgetrockneten Lop- nor; an seinem Nordende fand er die Ruinen von Häusern und Tempeln, die auch hier das einstmalige Bestehen e'ner blühenden, volfreichen Stadt anzeigten.
Der dritte Ausflug, der im Sommer und Herbst 1900 unters nommen wurde, erstreckte sich über mehr als drei Monate. In dieser Beit wurde eine förmliche Rundreise durch den nordöstlichen Teil von Tibet gemacht, die durch absolut unbewohntes und unbekanntes Gebiet führte.
Ein: andrer Ausflug führte weiter oftwärts in die Lop- Wüste und in die Büste Rum- tag, die zwischen dem Lop- nor und Sa- tschou liegt; biefer Marsch war ganz besonders mühselig, so fehlte Hedin einmal zwölf Tage lang Waffer. Auf dieser Tour lehrte er, erst nördlich und dann westlich marschierend, noch einmal zu dem alten Lop- nor- Beden und Den dort aufgefundenen Ruinen zurüd; die ganze Gegend bis zum gegenwärtigen Lop- nor durchkreuzend, nahm er ein genaues Nivellement auf. Dadurch konnte er feststellen, daß das alte Becken genau so liegt, wie Freiherr v. Richthofen seiner Beit angenommen; ferner fand er seine bei der früheren Reise ausgesprochene Vermutung bestätigt, daß der See jetzt wieder in rajcher Wanderung nach Norden, seinem einstmaligen Becken zu, begriffen ist.
bt. Sven Hedins neueste Reise. Tibet , das Land der Lamas, und die heilige Stadt hassa, der Siz des Dalai Lama , ist in den letzten Jahrzehnten mehrfach das ersehnte Ziel europäischer Reisenden gewesen. Es ist noch nicht allzu lange her, daß ein englischer Reisender, Landor, der von Indien aus in Tibet eingedrungen, aber Lhassa nicht erreicht hatte, über die Sitten des Gebirgsvolkes die merkwürdigsten und abenteuerlichsten Berichte veröffent lichte. Folterungen mit glühendem Eisen, Blenden der Augen, grausamste Mißhandlungen sollten sich die Eingeborenen den Fremden gegenüber haben zu Schulden kommen lassen. Ganz anders klingt Aus diesen geringen Andeutungen ist schon zu erkennen, daß die der Bericht, den der rühmlichst bekannte schwedische Reisende Sven wissenschaftlichen Ergebnisse von Hedins Reisen ziemlich bedeutsam Hedin über seine Reise und über die Tibetaner veröffentlicht. Im find. Als zufälliges Kuriofum mag noch erwähnt werden, daß die Mai 1901 brach er mit einer großen Karawane vom Lap- nor gesamte von Hedin vermessene Strede 10 500 Kilometer beträgt, auf und schlug die südliche Richtung direkt nach der heiligen gerade genau so viel, als er auf seinen früheren Reisen vermeſſen hat.— Stadt Lhassa ein. Er wußte recht wohl, daß diese von den Tibetanern nicht nach ihrer heiligen Stadt hineingelassen werden ie. Eine sonderbare Meereserscheinung hat der Graf würde; deshalb eilte er ihr voraus und ging nenn Tage lang, als de Renesse auf einer Reise durch den Indischen Ocean beobachtet Bilger verfleidet, mit nur wenigen Begleitern in Gewaltmärschen und jetzt nach seiner Rückkehr beschrieben. Der seit mehreren Jahren vorwärts, seinem Ziele zu. Schon befand er sich nicht mehr weit in jenem Meeresgebiet reisende Kapitän des Schiffes hat das fragvon dem nördlichen Ufer des Sees Tengri- nor, der nur noch 200 Kilo- liche Schauspiel als äußerst selten bezeichnet. Am 30. Januar gegen die meter von Lhassa entfernt ist; da aber wurde er von den Tibetanern 1/29 Uhr abends nahm vollkommen ruhige Meeresfläche als об sie mit einer dünnen als Europäer erkannt, und damit war der Weg nach Lhassa ver- eine milchweiße Farbe an, Es schien über dem Wasser sperrt. Er wurde gezwungen, zu seiner Karawane zurückzukehren, Schicht von Schnee bedeckt wäre. und setzte mit Dieser die Forschungsreise noch eine Weile eine Art von Dampf zu lagern, und auf dem Deck des Schiffes in füdlicher Nichtung fort, wenn auch nicht mehr auf dem fonnte ein leiser Niederschlag von Feuchtigkeit bemerkt werden. Am geraden Wege nach Lhassa . Irgendwelche Feindseligkeiten und sternentlaren Himmel zeichnete sich im Nordwesten ein leichter Dunst Belästigungen hatte er hierbei von den Tibetanern, welche die wie von Rebelwolken ab. Durch die weiße Schicht hindurch, die auf Starawane beständig begleiteten, nicht zu erdulden. dem Meer zu schwimmen schien, konnte man das Meeresleuchten, das seit mehreren Tagen in schönster Art bemerkbar war, in einigen flimmernden Punkten erkennen. Gegen Mitternacht ging der Mond auf, und in diesem Augenblick nahin das Meer seine gewöhnliche Farbe an. Bei Wiedererscheinen des Tageslichts jedoch war die