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Ein

( Nachdrud verboten.)

Er saß zwischen Philipp und dem Kutscher  . Auf Krähes andrer Seite befanden sich noch zwei Mitreisende, ein Pächter und ein Fischer. Der Bächter, dem die beiden Hunde ge- Gedenkblatt der Afrikaforschung. hörten, die auf der Straße bellend nebenher liefen, kehrte vom Johannismarkte zurück, auf dem er seine Schafe verkauft hatte; der Fischer, ein einfacher Mann, fam vom Makrelen­fang in Kinsale heim; ein Fäßchen mit Fischen stand zwischen

feinen Beinen.

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Meine Frau hat ein kleines befommen, während ich fort war," sagte der Fischer und lachte über sein ganzes, bronzefarbenes Gesicht. Natürlich wieder ein Knabe. Natürlich wieder ein Knabe. Es find jetzt drei und lauter Buben. Hab' auf der Post in Ramsey' nen Brief vorgefunden. Es geht der Mutter so gut als nur möglich, und die alte Frau besorgt ihr die Wirtschaft."

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( Stanleys Ankunft an der Kongomündung. 8. August 1877.) Das bunte, reiche und verhältnismäßig wohlausgearbeitete Bild, das uns heute eine Uebersichtstarte Aequatorialafrikas bietet, stellt in der Hauptsache das Forschungswert der leyten 25 Jahre dar, der Zeit also, die seit Stanleys erfter Afrikadurchquerung vergangen ist. Betrachtet man die Karten aus der vorangehenden Forschungsperiode, fo fällt einmal die Spärlichkeit der Angaben ins Auge, dann aber auch die Unsicherheit in der Darstellung der wesentlichsten charakte ristischen Züge im Antlig des damals noch in der That dunklen" Weltteils. Es mangelte vor allem Klarheit über die Ursprünge des Nil und die Zugehörigkeit der großen Flüsse, denen Livingstone im Westen des Tanganika auf die Spur gekommen war. flaffendsten Lücken ausfüllte, war Henry M. Stanley  , damals

Der Mann, der dieser Unsicherheit ein Ende machte und die

schafterin und den übrigenkindern, die auf neuekleider und Fäckchen einzulösen; ja, auch Spete den noch mangelnden sicheren Rahmen zu geben.

aus dem Ertrage des Fischfangs warteten, und wie er dann selbst gehen wolle, um dem Krämer zu bezahlen, was während seiner Abwesenheit angetreidet worden war. Pete konnte ihm endlich vor Rührung nicht länger zuhören.

Ich bin noch immer überzeugt, daß sie frank war, als fie fortging," fagte er, den beiden Männern den Rücken fehrend, zu Philipp gewendet, im Flüsterton. Er sprach so leise, daß es vor dem Rollen der Räder kaum zu hören war, und suchte Käthes Vergehen in Philipps Augen zu mildern und zu entschuldigen.

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" Hüh, Boyer! wir wollen im Frländer" eins trinken, aufs Wohl des neuen Weltbürgers!" sagte Krähe. Journalist und Beauftragter des New York Herald  " und des ,, Mir nicht zuwider," gab der Fischer munter zurück. Londoner Daily Telegraph  ". Als er, der 1871 Livingstone ge= Der Matrelenfang ist dieses Jahr gar nicht so übel gewesen." funden, während der Beisetzung von dessen Leiche in der Westminster­Und nun fing er in seiner schlichten Weise an zu beschreiben, Abtei einen Zipfel des Sargtuchs hielt, gelobte er sich, die zu Ende wie er sich auf die Rückkehr freue; auf sein Heim mit dem neuen unvollständig gebliebenen Entdeckungen desselben er kam bald in die Lage, fein Gelöbnis Säugling, der Mutter im Wochenbett, der Großmutter als Wirt- zu führen, und dem Werk des Nilquellen  - Entdeckers Stanley landete im September 1874 in Sansibar   und brach am am 17. November ins Innere des heutigen Deutsch­Ostafrika auf. Er umfuhr als Erster und seitdem hat es ihm tein andrer nachgemacht den 1858 von Speke   ent­deckten Victoria Nyanja, bestätigte Spekes Vermutung, daß er ein einziger See sei, und besuchte die Stelle, wo der Nil   ihn verläßt. Dann von Uganda   nach Westen wandernd, fand Stanley im Januar 1876 einen neuen Nilsee, das jetzt als Albert Edward Nyausa be­fannte Gewäffer, und zog südwärts nach Udschidschi   an den Tanganika. es folgte eine Umfahrung dieses Sees, die allerdings, da Cameron kurz vorher dieselbe Reise gemacht hatte, nicht viel Neues ergab, und nun ging Stanley durch Manjema nach Westen, nach Njangwe am Qualaba, wo er Mitte Oftober 1876 anlangte. Stanley stand dort im innersten Herzen Afrikas, an der Stelle, wo Livingstone und Cameron gescheitert waren; der erstere hatte 1871 nach Udschidschi   zurückkehren müssen, der letztere war 1874 nach Südwesten abgedrängt worden; Boote waren nicht zu erlangen gewesen, fein Araber oder Neger wußte in dem Dunkel Bescheid, in dem der Strom nördlich von Njangwe sich verlor, keinen Führer, teine Begleitmannschaft für die Reise in das Unbekannte hatte man finden können. Stanley stieß zunächst auf dieselben Hindernisse und erwog schon den Gedanken, ob es nicht besser wäre, die ebenfalls dankbare Aufgaben bietenden füdlicheren Gebiete aufzusuchen; allein Dank seiner Energie und Bähigkeit bekam er doch endlich Fahrzeuge, und sein starker Einfluß auf seine Leute bewog sie, ihm, wenn auch zagend, weiter zu folgen ins unheimliche Land der Kannibalen und Zwerge. Am 5. November 1876 verließ Stanley Njangwe.

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Man soll über keinen Menschen hart urteilen, nicht wahr, Phil?" sagte er. Wer kann denn in die Seele eines andern hineinkriechen? wie man zu sagen pflegt." and Hierauf fragte er vielerlei, über Käthes Krankheit, über den Arzt, über die Beerdigung, über alles und jedes; nur nach dem Manne fragte er nicht. Philipp mußte Antwort geben. Ihm war wie einem gefesselten Galeerensflaven zu Mute, er sah sich gezwungen, weiter zu gehen. Jetzt fuhren sie über die Brücke am oberen Ende des Ballaglaß, der zur Mühle von Cornaa hinunterfließt.

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Da ist die Schlucht," sagte Pete. Ach, die guten, alten Tage, da wir durchs Wasser wateten, über die Steine sprangen und an den Baumstämmen hinaufkletterten. Damals lief fie barfuß und mit bloßem Kopf und war doch so wunder hübsch und schrecklich stolz auf ihren schmucken Anzug. Aus zufammengeflochtenen Farnwedeln machte sie sich einen Spizenfragen um den kleinen Hals; steckte sich eine Berg­distel, auf der noch der Tau blizte, als Diamant vor die Brust und wand sich einen Fuchsienzweig als Strone um die Stirn. Und jetzt wie schrecklich, nur daran zu denken!" Von der andern Seite der Kutsche her erscholl Gelächter. Was sagen Sie dazu, Kapitän Pete?" rief Krähe. Zu was?" fragte Pete. tu adan negar Der Fischer hatte den Kutscher   und den Pächter im Irländer" trattiert und wurde dafür mit Stichelreden belohnt. Ich sage dem Dan Johnny hier, daß den Kindern, die während der Abwesenheit des Mannes zur Welt kommen, nicht recht zu trauen ist. Am besten, man geht mit dem Meinen zu der Wahrsagerin nach Glen Aldye hinauf, um es befehen zu lassen. Niemand zieht doch gern einen Studud im Kuckuck Neste auf. Was ist Ihre Meinung, Kapitän?"

" Ich sage, daß Sie ein erbärmlicher alter Teufel sind, nicht wert, von Ihrem Sitz heruntergeschmissen zu werden," entgegnete Pete, sich wieder Philipp zuwendend.

Der Kutscher   war beleidigt, der Pächter verstand es jedoch, ihn einzuschüchtern und dadurch friedlicher zu stimmen. " Es würde schwer sein, ihn unter zu friegen," meinte er, ich hab' in Tynwald gesehen, wie er mit einer Hand ein ganzes Zelt rein gefegt hat." m

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Es wundert mich nur, daß sie trotz allem schließlich nicht heimgekommen ist," raunte Bete Philipp ins Ohr.   Sie muß wohl den Mut verloren haben. Und doch brauchte sie michts zu fürchten, wenn sie das nur gewußt hätte. Bis da hin fonnte ich noch alles im Geleise halten, und den ersten, ber ihr mit einer Silbe zu nahe getreten wäre, hätte ich das Genic gebrochen. Vielleicht war ich es aber, vor dem sie sich fürchtete. O, das arme Ding, das arme Ding! Sich vor mir zu fürchten!" ( Fortjekung folgt.)

Livingstone hatte den Lualaba für den Oberlauf des Nil ge= halten und war in dieser Ueberzeugung auch gestorben. Viele an­gesehene Geographen, die die Behauptung Spekes, der Victoria Nyanja sei ein einziger See und die wahre Quelle des Weißen Nil, be= fämpfen zu müssen glaubten, waren eine Zeitlang derselben Meinung; doch erwiesen schon die Höhenunterschiede sehr bald die Unhaltbar­teit dieser Hypothese, und es gewann besonders nach wissenschaftlicher Begründung durch den Gothaer Geographen Behm( 1872) die Au schauung die Oberhand, nur der an der Westküste mündende Kongo  könne die Wassermassen des Lualaba in sich aufnehmen. Allerdings wurden nebenher doch noch andre Möglichkeiten erwogen, so die Bugehörigkeit des Lualaba zu dem in seiner Bedeutung start über schäßten Ogowe, zum Benue und zum Schari. Obwohl man somit zu wiffen glaubte, was aus dem Qualaba würde, blieb der augens fällige Identitätsbeweis doch immer eine entdeckungsgeographische aufgabe ersten Ranges: das Kongoproblem hatte denn auch schließ lich alle andren Fragen der innerafrikanischen Geographie in den Hintergrund gedrängt.

Norden

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Danach läßt sich der Wert von Stanleys Stromfahrt auf dem Kongo   leicht ermessen. Der Entdecker fam anfangs nur langsam Immer weiter ging der Wasserweg geradeaus nach vorwärts. sollte er dennoch zum Weißen Nil   oder zum Schari führen. Niemand hatte eine Ausbiegung des Stromes über den equator hinaus vermutet. Endlich, nachdem man die unter dem Aequator liegenden Stanleyfälle passiert hatte, änderte der Fluß seine Richtung und wandte sich nordwestlich, dann rein westlich und gulegt füdwestlich. Die Fahrt selbst auf dem von Inseln übersäten, bis 50 Kilometer breiten Riesenstrom hatte seit den Stanleyfällen hindernisse nicht mehr geboten, wohl aber griffen Stanley die Ein­gebornen mehrfach an, denen er wahre Schlachten lieferte. Es blieb ihm keine andre Wahl, er mußte sich den Durchzug erzwingen. Außerordentlich packend und dramatisch sind Stanleys Schilde rungen von dieser Stromfahrt, und es giebt wenige Bücher in unsrer Reiselitteratur, die sich darin mit dem Stanleyschen Durch den dunklen Weltteil" messen können. Schwere Verluste an Menschen und Zeit brachte noch der letzte Reise- Abschnitt, die fast vier Monate beanspruchende Fahrt über die zahllosen Fälle und Schnellen des Unterlaufes, und dann schlug endlich am 8. August 1877 die

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