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Den traurigsten Eindruck macht die Düsseldorfer   Plaftit. Hier giebt die Schule von Karl Janssen   den Ton an, und wer wissen will, was diese Schule leistet, der sehe sich einmal die Produkte des Meisters an. Die patriotischen" Denkmäler Düsseldorfs   rühren von Janssen her und sie gehören mit zum Trivialsten, was in letter und das will was heißen. Zeit in Deutschland   geschaffen wurde

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auf dem Blakat steht selbstverständlich nicht für seinesgleichen der Auffassung, ein Impreffionist, der die Farbe mit echt malerischer da. Die Urheber der rheinisch westfälischen Ausstellung haben nicht Empfindung meistert. Unter den Porträtisten verdient besonders daran gedacht, den eigentlichen Träger der Jndustrie, den Arbeiter, Wilhelm Schneider- Didam   genannt zu werden. Seine zu berherrlichen; von dem Arbeiter ist bei dem ganzen Unternehmen Charakteristik ist von außerordentlicher Treffsicherheit und bis heute gar nicht die Rede gewesen. Die Ausstellung ist geschaffen frischender Wahrheit, sein malerischer Vortrag breit und flott; worden zu Nutz und Ehr der rheinisch westfälischen Industrieherren, Schneider- Didam ist ohne Zweifel einer der hervorragendsten Porträt die ebenso, wie sie sich in ihrem Betriebe als die Alleinherrscher fühlen, maler der Zeit. auch als die Seele, die Kraft und die Stüße des Wirtschaftslebens überhaupt angesehen sein wollen. Für sie spielt der Arbeiter keine andre Rolle als die einer käuflichen Ware, einer Maschine, die der Geist des Kapitals belebt. Wenn die Industrieherren sich bei ge­wissen Anlässen, im Schwung der Rede, auf Plakaten usw. in der Gestalt des einfachen Arbeiters präsentieren, so geschieht das mit der felben Aufrichtigkeit, mit der Herr v. Stumm sich der Welt gelegentlich Die Düsseldorfer   Kunstausstellung hat den Zweck, ein Bild von als einfachen Hammerschmied vorstellte. Vielleicht liegt dem Vor dem Stande der deutschen   Kunst am Anfange des zwanzigsten Jahr­gange, wenn es sich um die bildliche Darstellung handelt, auch eine hunderts zu geben. Dieser Zweck ist nur sehr unvollkommen erreicht innere Notwendigkeit zu Grunde. Ein Arbeiter mit seinen kräftigen worden. Namhafte Künstler sind entweder gar nicht vertreten, oder Gliedern, seinen scharf ausgeprägten Muskeln, Knochen und Sehnen, nur in Werken von einer Art und Zahl, daß man durchaus fehlgehen ift fünstlerisch ein überaus wirksames Objekt, was man von einem würde, daraus auf ihr. Wesen und ihr Können zu schließen. So ist, feisten Kommerzienrat oder einem jener modernen Finanzgenies, die um nur einige zu nennen, Adolf Menzel   im ganzen mit einer mit dem einen Aermel das Zuchthaus, mit dem andern das Idioten- Zeichnung, uhde nur mit einer Porträtgruppe, Stuck ir mit seinen heim zu streifen pflegen, gerade nicht behaupten kann. Furien vertreten. Was sonst von namhaften Künstlern ausgestellt wird, Aber einerlei der Gedanke, den das Düsseldorfer   Plakat ver- ist zum allergrößten Teile schon von andren Ausstellungen her bekannt, finnlichen soll, trifft in feiner Weise zu. Die Arbeit soll erst der das Neue enthält nichts von derartigem Einfluß, um in dieser Kunst trener Genosse werden, Arbeiter und Künstler sollen sich erst furzen Besprechung Anlaß zu besonderer Hervorhebung zu geben, zu gemeinsamem wirken, zu gemeinsamer Anregung und Begeisterung womit nicht gesagt sein soll, daß nicht mancherlei Beachtenswertes finden. Heute sind sie einander noch fremd, noch fern von ihrem und Hoffnungsvolles in Düsseldorf   zu sehen wäre. An zwei Werken darf auch die flüchtige Besprechung nicht vor­wahren Berufe: einmütig zu wirken an des Volkes materiellem und geistigem Wohle. Der Arbeiter dient dem Profit und übergehen. In der Dresdener   Abteilung, die durch Gotthard Kühl, der Künstler der verständnislosen Laune des Geldbesizers. Und Hans Unger  , Richard Müller   it. a. sehr gut vertreten ist, hängt auch dieser selbst ist alles andre, als der Schüßer der Schönheit und das Bild, das wohl am meisten die Neugier reizt: Der Kampf um Förderer der Kunst, wie sich das nirgends beffer zeigt, als an den die Wahrheit" von Sascha Schneider  . Dieser Künstler hat sich Düsseldorfer   Kunstzuständen. Ein volles Menschenalter hindurch, von vor mehreren Jahren durch zahlreiche symbolische Bilder bekannt ge den zwanziger bis Ende der fünfziger Jahre, hat Düsseldorf   auf die macht, die in gleicher Weise die Energie der Zeichnung und die Klar­deutsche Kunst einen bestimmenden Einfluß ausgeübt. Dann begann heit der Komposition bewundern ließen, Jene Bilder waren aber ein Niedergang, der auch anhielt, als an andern Orten sich frisches, nur als Zeichnungen gedacht, hier tritt num Schneider mit farbigen reges Leben zu zeigen begann. An der Erneuerung des Geschmackes Gemälden auf. Es sind deren nicht weniger als zehnt, die, zu einer und der schaffenden Kunst, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten großen Komposition angeordnet, in symbolischer Weise den Kampf in Deutschland   vollzog, hat Düsseldorf   gar keinen Anteil, im Gegen- der Menschen, um die ewig unerreichbare Göttin Wahrheit darstellen. teil, Düsseldorf   blieb mehr und mehr gegen die übrigen Kunststädte: Die Arbeit ist in jeder Richtung ein Rückschritt gegen Schneiders Berlin  , Dresden  , Karlsruhe  , München   usw. zurück. Und gegenüber frühere Arbeiten. Der Symbolismus ist unklar und verworren, es diesem Stillstand und Rückgang auf künstlerischem Gebiete, gegen gehört eigentlich ein Leitfaden dazu, um die einzelnen Bilder, ihren über dieser Verarmung im westlichen Deutschland   auf geistigem Inhalt und ihre Beziehungen zum Ganzen zu verstehen. Auf dem Gebiete überhaupt ein wirtschaftlicher Aufschwung fondergleichen, mittleren Hauptteil der Kompofition sieht man zwei Dutzend lange eine gewerbliche Fruchtbarkeit und ein Reichtum des Befißes von nackte Gestalten sich schlachten, spießen und würgen, das Blut fließt - aber der blutige Kampf wird mit einer Steifheit erstaunlichem Umfange. Die Industriemagnaten tamen auf, die in Strömen Künstler gingen zurüd, nicht in ihrer Zahl, aber in ihren Leistungen. der Bewegung und einer Gelaffenheit des Gesichtsausdrucks geführt, Die Düsseldorfer   Kunst blieb ohne eine Spur von Beziehung zu den daß man die Wahrheit, die so viel Blut, aber so wenig Leidenschaft großen Fragen und Erscheinungen der Zeit und der näheren Um- und leberzeugung loftet, nicht tief genug einschägen kann. Die Farbe gebung. Menzel  , der Berliner  , gab uns die modernen Cyklopen, der Bilder ist geradezu unerträglich. Seit Mitte Juli ist auch Slingers Beethoven im Düssel  das Bild des eisernen, im Feuer und Dampf schaffenden Jahr­hunderts, und nach Düsseldorfern oder rheinischen Künstlern, die wie dorfer Kunstpalast zu sehen. Die Beschreibung des Werkes ist wohl ein Meunier in der Industrie Anregung zu neuen großen Werken überflüssig, da darüber auch an dieser Stelle schon das nötige gesagt gefunden haben, schauen wir uns vergebens um. Die reichen worden ist; ich begnüge mich, den Eindruck wiederzugeben, den das Industrieherren, wofern sie etwas mehr sein wollten als profit- vielbesprochene Wert auf mich gemacht hat. Als Klinger, der große machende Geschäftsleute, hätten gegenüber der Düsseldorfer   Kunst eine Kenner und Verehrer der Musik. an die Verherrlichung Beethovens hochherzige und dankbare Aufgabe erfüllen können; aber ihr Kunst- ging, da jagte er sich wohl I dagjelbe, was Dannecker ſprach, als er verständnis ging nicht hinaus über die trivialsten Bedürfnisse: ein die Büste seines Freundes Schiller   in Angriff nahm: Er kann nicht Tierstück für das Jagdzimmer, eine Landschaft für den Salon und anders lebig werden, denn als Gott  ". lind jo, als Gott, hat auch ein Liebesgeschichtchen für das Boudoir in diesen niederen, dem Klinger sich den Beethoven   gedacht und darzustellen versucht. Aber industriellen Barvenütum angemessenen Bereiche hat sich die Düffel- Klingers Beethoven wirkt nicht als Gott, wenigstens habe ich die Schauer des Geweihten", die nach dem Kunstwart" von dem dorfer Kunst die letzten Jahrzehnte wohl sein lassen müssen. Und Beim ersten An die öffentliche Kunstpflege, die Aufträge von Gemeinden usw. hielten Werke ausgehen sollen, nicht empfunden. seine Eigenart: Der nadte fich in den Grenzen der heute üblichen Geschichts- und Kunstauffassung, schauen wirkt das Werk durch berwirrend; deren Wesen die Phraje und Bose ist. Der verstiegene Nationalismus, Beethoven  , die Mannigfaltigkeit des Materials der Hurrapatriotismus hat in der rheinisch- westfälischen Bourgeoisie beim näheren Zusehen interessiert es, der Auffassung und seine hervorragendste Stüze; man kann sich denken, was für die besonders der technischen Einzelheiten wegen, aber Kunst dabei herauskommt, die dieser Gesinnung Rechnung zu tragen bleibt der Eindruck des Göttlichen, des Erhabenen   und Ueber­wältigenden aus. Er ist zu viel Kunstwerk, dieser Klingersche gezwungen ist. Beethoven  , zu viel technisches Wunderwerk; es find zu viel und zu Jmmerhin bietet die Düsseldorfer   Kunst noch manches Beachtens viel interessante Mittel angewendet worden, um der Idee gerecht zu werte und Bedeutende. Da ist in erster Linie Eduard v. Gebhardt. werden, und darunter hat die Idee selber gelitten. Klinger hat von Eine große starke Persönlichkeit tritt uns in ihm entgegen. Seine seinem Ideal zu viel sagen wollen, und unter der Fülle der Zu­Bilder, in denen die Vorgänge des neuen, seltener des alten thaten, des technisch Interessanten und des Dekorativen kommt das Teftaments in das Kostüm des Reformationszeitalters gekleidet find, Biel  : der Eindruck der göttlichen Erhabenheit, nicht zur Geltung. besitzen eine hinreißende Kraft und unvergängliche Schönheit, und somit einfacheren Mitteln hätte mehr, hätte Größeres erreicht werden oft man seine Bilder wiederfieht, wird man aufs neue ergriffen von tönnen. Ein Kunstwerk, und zwar ein bedeutendes, bleibt Klingers ihrem Ernst und ihrer Jnnerlichkeit. Unbegreiflich ist, wie manche Kritiker mit diesem Künstler in einem Atem Peter Janssen Beethoven auf alle Fälle; um es dazu zu machen, genügt der herrlich nennen tönntent. Janssen hat einen Teil der Wandgemälde aus- herausgearbeitete Kopf des Heroen. gestellt, die für die. Marburger   Universität bestimmt sind; in den Bildern zeigt sich wohl eine virtuose Mache, aber das Ganze kommt doch nur auf gemalte Theatralit à la Wildenbruch hinaus. Da ist uns ein andrer Künstler gleichen Namens, Gerhard Janssen  , weit lieber. In ihm scheinen die altniederländischen Bauern und Kirmeß- en. Verzerrte Sonnenbilder. Es gehört kein besonders auf maler wieder lebendig geworden zu sein; in seinen Bechergestalten herrscht merkjames Auge für die Beobachtung der Natur zu der Wahrnehmung, ein herrlicher Humor. Gregor v. Bochmann   ist ein Landschafter von daß die beiden großen Gestirne unfres Himmels, die Leuchte des innig- melancholischer Empfindung; seine Motive sucht er in den Tages und der Nacht, in ihrer Gestalt eine Verzerrung erleiden, weiten Ebenen feiner Heimat, den russischen Ostseeprovinzen, oder wenn sie in der Nähe des Horizonts stehen. Namentlich bei der Hollands  ; die kleinen Bilder: Scenen von der Landstraße, der Küste untergehenden Sonne wird wohl jeder einmal diese Erscheinung bes und den Dörfern, find mit viel Stimmung ausgearbeitet. Ein merkt haben, da ja namentlich an unfren heimischen Meeresgestaden andrer Maler der Ebene, Eugen Kampf  , ist durchaus modern in die Betrachtung des Sonnenuntergangs vom Strande   aus zu den

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Kleines Feuilleton.

darüber

A. E.