Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Nr. 170.

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Too

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Dienstag, den 2. September.

Nachdruck verboten.)

Der Manksmann.

1900

einen Anbindepfahl auf dem Quat geworfen, zwanzig Mädchen erfaßten es und das Boot flog nun wie eine Möwe am Hafendamm vorbei, um die Schloßfelsen herum, wo der Nord­westwind es vor sich her trieb. ,, Bring' nen Haufen Geld mit bei der Heimkehr, Jem!"- Schreib uns einmal- vergiß es nicht." Gute Nacht, Vater!"

,, Viel Glück, Harry!"

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Noman von Hall Caine. Autorisierte Uebersetzung. Nein, ist Dir je so was vorgekommen?" rief Pete. Sieh nur das Kind an. Sie weiß, daß es eine Muschel ist. Hier gab es kein Weinen, keine Spur von Thränen, Wahrhaftig, das weiß sie. Und immerfort kriecht sie herum nichts als frische, junge Gesichter, helle Augen und schallendes vom Morgen bis Abend. Ich will Dir mal was zeigen, Gelächter, als die Boote eins nach dem andern hinausglitten Phit etwas Hübscheres giebt's nicht in der Welt." Er in das frische, grime Wasser der Bucht, wo der Wind sie er­niete nieder und streckte die Arme aus. Komm her, kleiner faßte und sie in die Nacht hinaustrieb. Selbst die Hunde auf Strandläufer. Rücke den Stuhl da etwas näher heran- so dem Quai sprangen fröhlich herum und bellten, als ob sie ist's recht.' s ist gut, daß Nanch nicht hier ist. Sie würde vor Freude toll würden. gleich wie ein Wetter dazwischen fahren. Geht aber wunder­voll um mit Kindern; und wenn jemand jetzt eine Wärterin brauchte das Herz einer Stiefmutter ist kalt- doch Nancys? Meiner Treu, man braucht nur über die Hecke nach ihrem Lämmchen zu sehen, so fährt sie gleich wie ein Erdbeben darauf los. Steh jetzt hübsch fest, Stitty, steh fest, Liebchen! Die Frau hat übrigens recht, die Beine der Kleinen sind wie von Fischbein. Komm nun, mein Schätzchen, komm!"

Bete hatte das Kind mit dem Rücken gegen den Stuhl gestellt und dann, sich vorwärts beugend, die Arme nach ihm ausgestreckt. Das Kind machte schwankend einen Schritt in den unermeßlichen, meterlangen Raum, der zwischen ihnen Tag, blickte zurück auf den umviederbringlich verlorenen Stuhl, sah nieder auf den fernen Fußboden, stürzte dann mit ängst­lichem Lachen vorwärts und fiel in Petes Arme.

Bravo ! War das nicht schön, Phil? Ist nicht der erste Schritt eines Kindes das Reizendfte, was es auf der Welt giebt? Noch einmal, Kitty, mein Schätzchen. Doch diesmal geh zu Deinem neuen Vater. Ruhig, jett, ruhig!" fagte er tief aufatmend. Gieb mir erst einen Stuß!" er erstickte sein Schluchzen. Noch einen, Liebling!" dabei versuchte er zu lachen. Und nun dreh Dich um. Eins zwei Bist Du fertig, Phil?"

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Philipp streďte seine langen, weißen Hände zitternd aus. Ja," sagte er mit unterdrücktem Stöhnen. ,, Drei, vier fort mit Dir!" Die Finger des Kindes berührten Philipps Hände, man sah es wieder zögern- dann ängstlich lachend vorwärts­stürzen- und das Kind war in Philipps Armen. Er beugte den Stopf zu ihm nieder, er drückte es an fein Herz.

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Nach einem Augenblick rief Philipp, ohne die Augen zu erheben: Pete!"

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Doch Pete hatte sich leise aus dem Zimmer gestohlen. Pete, wo bist Du?"

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Wo er war? Er war draußen auf der Straße und weinte wie ein kleiner Junge nein, wie ein Mann- bei dem Gedanken an das Glück, das er da oben zurück­gelassen.

XIX.

Die Stadt Peel war an jenem Abend in großer Auf­regung. Es war der St. Patricktag, und die Makrelenflotte sollte Stinsale verlassen. Hundertundfünfzig Boote lagen im Hafen, jedes mit einem Licht im Kompaßhaus; in der Kajüte brannte ein Feuer, Rauch stieg aus dem Schlot und die Segel waren halb beigesett. Es wehte eine lebhafte Brise aus Nordwest bei frischer See, und die Luft war voll Salzgeruch. Sobald die Flut eintrat, fingen die Boote an, den Hafen zu verlassen. Frauen, Kinder und alte Männer liefen um die Wette bis ans Ende des Hafendamms. Mütter sahen ihre Söhne, Weiber ihre Männer, Kinder ihre Väter, Mädchen ihre Burschen absegeln- unter Scherzen, Lachen und freudigen Zurufen.

Mitten durch das fröhliche Gedränge kam ein Mann in einer Matrosenjacke nach dem Hafen gegangen; er trug einen weichen Hut mit breiter Krämpe und ein kleiner mißgestalteter Hund folgte ihm auf den Fersen. Einen Augenblick stand er still, wie verwirrt von dem seltsamen, mitternächtigen Schauspiel, das sich vor ihm entfaltete. Dann schritt er an den jungen Leuten vorbei und hörte eine Weile ihrem Geschwät und Ge­Tächter zu. Niemand sprach ihn an, und er sprach mit nie. mand. Sein Hund blieb immer dicht hinter ihm. Wenn ein andrer Hund in jugendlicher Ausgelassenheit um ihn her sprang, und bellte, so knurrte und schnappte er nach ihm und troch dann bis zu den Füßen seines Herrn und sah aus, als schämte er sich.

Dempster, Dempster! wirst etwas alt, he?" fagte der Mann. Nach einer kleinen Weile ging er ruhig wieder fort. Niemand vermißte ihn, niemand hatte ihn beobachtet. Er kehrte zur Stadt zurück. In einem Bäckerladen, der aus­nahmsweise wegen der Abfahrt der Flotte noch offen geblieben war, faufte er einen Schiffszwieback. Mit diesem fehrte er längs des Ufers nach dem Hafen zurück. Durch die Schlippe beim Raketenhaus begab er sich an den Strand hinunter und suchte unter den Stiefeln, bis er einen wie eine Hantel geformten Stein fand, der breit an den Enden und schmal in der Mitte war. Dann ging er zurück nach dem Quai. Der Hund folgte ihm und beobachtete ihn unablässig.

Das letzte der Boote war inzwischen draußen in der Bucht. Man sah deutlich im Mondschein, wie sich die grün aufleuchtende Woge an seiner Windvierung brach. Jemand brachte ein Licht auf das Deck und der riesige Schatten eines Mannes wurde auf das neue Raasegel geworfen. Anrufe und Antworten ließen sich über dem Klatschen der Wellen vernehmen. Dann fing eine junge, frische Stimme im Boote zu fingen an: Liebliche Mona, leb wohl, leb wohl!" Die Mädchen fielen ein, und nun sangen sie es sich wechselweise Vers und Vers zu, die Mädchen vom Quai aus und die Männer auf dem Boot über das Meer weg.

Ein alter Fischer stand außerhalb des Gedränges mit einem kleinen Mädchen auf der Schulter.

,, Sie gehen diesmal nicht mit nach Kinsale, Kamerad?" fragte hinter ihm eine Stimme.

Nein, Herr. Ich habe das seiner Zeit auch mitgemacht. Dreißig Jahre und mehr bin ich dabei gewesen. Doch nun ist's zu Ende mit mir."

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" Ja, so geht's nun einmal.' s ist jetzt an den Jungen die Reihe. Laßt sie nur singen, und Gott gesegne es Ihnen. Wir brauchen uns aber auch nicht zu grämen wie? Eins bleibt uns ja immer noch übrig wir können uns an das Vergangene erinnern, und das ist ein Trost, nicht wahr?". " Ich thue es immer," sagte der alte Fischer.

Trotz allem ist es eine gute Sache gewesen, zu leben, und wenn unser legtes Stündlein kommt, wird es auch wieder feine so verdammt schlechte Sache sein, zu sterben. Sind Sie nicht auch meiner Meinung, Kamerad?" " Freilich, Herr, freilich."

Eines der Mädchen machte die Bemerkung, daß die Männer die Insel gerade vor Einsetzung des neuen Das legte Boot war jetzt um den Schloßfelsen herum, Gouverneurs verließen. Sofort fingen sie an, daraus ein fein Topsegel wurde kleiner und verschwand. Auf dem Spiel zu machen, indem sie thaten, als ob sie den Gouverneur Quai war das Singen zu Ende, und die Frauen und selbst zu wählen hätten. Kinder wendeten sich nun mit traurigen Gesichtern wieder der

Für wen werden Sie stimmen, Mr. Quayle?- ,, Nun, Stadt zu. für Deemster Christian natürlich."- ,, Werfen Sie uns Ihr

Run, was gicbt's?" hieß es hier und da, war's denn

Tau zu, damit wir Ihnen dafür einen Ruck geben können." nicht herrlich? War es etwa nicht schön? Und was weint Vorwärts, drauf los, ihr Mädchen." Das Tau wurde um Ihr denn drüber?"