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verstohlene Blicke streiften heimlich den Mann. Man war auch hier sonen, die mit der Handlung selbst nicht das geringste zu thun haben, derselben Meinung wie drüben
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Er sieht auch wirklich zum Fürchten au&"
Am Ende ist es' n Verbrecher."
' n Sträfling, der ausgebrochen ist."
" Ich möchte ihn auch nicht neben mir haben."
Nein, lassen Sie man, wir rüden dicht zusammen in Schönow ." Wenn die Dame hier aussteigt, kommst Du sofort auf ihren Play, Otto," flüsterte ein alter Herr seinem Sohne zu, der auf einer Stifte faß.
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" Ja, Papa, gleich."
Schönow!" sagte ein junges Mädchen, das aus dem Fenster gesehen hatte.
Der Zug fuhr langsamer und hielt dann. Es entstand ein fleiner Tumult im Wagen. Zwei, drei Passagiere nahmen ihr Gepäck und stiegen aus. Der Mann in der Mitte drehte sich um und machte ein paar Schritte nach der linken Seite, aber die Reihe war schon wieder geschlossen. Er seufzte leicht und wandte sich nach rechts: " Setz' Dich doch, Otto," sagte der alte Herr.
" Ich komm' ja schon, Papa," meinte der Junge und setzte sich. Der Zug tam von neuem in Bewegung. Der Mann trat au seinen Platz zurück, er nahm den Hut ab und strich mit der Hand durch das Haar. In sein charakteristisches Gesicht kam ein müder, gequälter Ausdruck. Er sah auf die Körbe und Stiften, die jetzt fast alle leer waren. Dann- stredte er sich plöglich auf die Diele, legte sich der Länge lang und stüßte den Kopf in die Hand.
werden entboten, damit das Publikum von dem Prozeß erfahre und Herr Schlegel Gelegenheit erhalte, ſeine schwarzen Gedanken zu äußern. Man erfährt so, was man in dem späteren Geständnis dann noch einmal zu hören bekommt, daß nämlich Schlegel aus reiner böswilliger Niedertracht, darum, weil er in seinem Jugendbekannten einen bevorzugten Mitstreber und Konkurrenten haßt, nicht als Entlastungszeuge für ihn auftreten will. Jeder menschlich mildernde Umstand, es müßte denn die Nachwirkung der Krautheit sein, fehlt. Der Dieb, der den Einbruch verübt hat, erscheint, an solcher Handlungsweise gemessen, noch geradezu als Ehrenmann. Der zweite Aft zeigt Herrn Schlegel im Hause des von ihm Verratenen. Der Freund ist vom Gericht schließlich freigesprochen, aber nur aus Mangel an Beweisen, ein Makel hat sich seinem Namen angeheftet. Alle Welt meidet seit dem Prozeß den Berkehr mit ihm. Daß einzig Schlegel, den die Neue treibt, das Hans Wendlers aufsucht, wird ihm von der Familie ganz überschwenglich, als eine Art heroischer Freundschaftsthat angerechnet. In dem Kontrast dieser überschwenglichen Dankbarkeitsbezeugungen und des inneren Schuldbewußtseins, der durch die Liebe Schlegels zu Wendlers liebenswürdiger und reiner Schwägerin noch gesteigert wird, liegt sicherlich ein fruchtbares dramatisches Moment, wohl die Idee, aus der das Stück geboren ist. Wenn Schlegel nicht als völlig verlumpt erscheinen soll, dann muß er jetzt den Mut des Betenntnisses finden, und dies Bekenntnis müßte ihm zugleich den Verzicht auf alle Liebeshoffnungen bedeuten.
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Im Wagen entstand ein allgemeines Stillschweigen. Alle Augen Aber dann wäre auch das Schauspiel schon um halb neu zu richteten sich auf den Mann, der da im Staube auf der harten Diele Ende! Herr Pezold findet aus diesem Dilemma einen pfiffigen lag, die Augen geschlossen, wie in unsäglicher Erschöpfung. Ausweg. Er läßt den Menschen vor dem Mädchen eine Art halves, ein unverständliches Geständnis machen und sich ihn dann mit der Nichtsahnenden verloben!
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„ Es hätte ihm doch einer seine Siste oder' n Korb geben können," fagte eine Frau im Flüsterton
Ja, ganz gewiß, geben Sie ihm doch Jhren."
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„ Ach der ist viel zu klein; er liegt ja mu auch da unten." " Wir fahren ja nun auch bloß noch vier Stunden."
Und ich möchte ihn doch nicht neben mir haben," tuschelte eine andre Stimme, er hat eben so was... so was
So
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ita."
Am Ende ist er doch ein ganz anständiger Mensch."
" Dug", glaube ich sogar ganz gewiß, er ſieht aber so
- aus."
Na und wir fahren ja auch bloß noch vier Stunden." Nein, jezt bloß noch drei und dreiviertel."
So kann die Sache also weiter gehen.... Und was giebt dann, nachdem die stärksten seelischen Motive den Mund des Mannes nicht haben öffnen können, nachdem er, im vollen Bewußtsein seiner Unwürdigkeit, sich in die Liebe des Mädchens eingeschlichen hat, den Ausschlag? Nichts andres, als daß der Freund, endlich durch die späte Entdeckung des Thäters von jedem Verdacht gereinigt, Herrn Schlegel eine gutbezahlte Prokuristenstelle au einem ihm unterstellten Bantinstitute aubietet! Giner solchen Wohlthat, einem solchen Uebermaße edlen Vertrauens kann auch die schwärzeste Seele nicht widerstehen. Schlegel holt also sein im zweiten Atte fälliges Ges ständnis endlich im vierten Akte nach und führt poetische Ges
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Und der Zug rasselte weiter und der Mann lag im Staube auf der harten Diele, die Augen geschlossen in unsäglicher Errechtigkeit!-trotz allem, was geschehen, die Braut heim. schöpfung. mandle
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Theater.
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Die Figuren, auch die Hauptperson, sind nur ganz obenhin sfizziert. Die Schauspieler ergänzten, was in ihrer Macht stand. Sehr gut gab Herr v. Winterstein den traurigen Helden. In Nebenrollen waren Margarethe Albrecht, als alte Zimmer vermieterin, und Willy Peters, als jovialer Doktor und Salons tiroler, ganz ausgezeichnet.
Humoristisches.
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dt.
leider."
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Leffing Theater. Der 8euge." Schauspiel von Mag Pezold. Vier Atte hat das Schauspiel; vier Afte, weil der Theaterabend von Rechts wegen seine zwei bis drei Stunden danern muß. Jn Wirklichkeit ist aber mit dem zweiten Afte, wenn ihm nicht absichtlich die Spige abgebrochen wäre, das Thema völlig er- Neues Wort. Herr Goldstein( zum Tapezierer): ledigt, und die Geständnisscenen dieses Attes würden, wenn mit psychologisch konzentrierender Kunst vorbereitet und entwvidelt, ims's Boudoir von meiner Frau gefallt mer nig; es Louis auch den ganzen ersten Aft erfpart haben. Was Herr Petzold, der quatorzelt mer zu wenig!" vor ein paar Jahren im Schauspielhause mit einem Erstlingswerke- Berschlimmbessert. Besuch:" Ich finde aber doch, debiltierte, diesmal zu sagen hat und der Einfall, auf daß der Kleine jetzt seinem Papa recht ähnlich ist. dem sein neues Drama sich aufbaut, verdiente eine dramatische Mutter( deren Gatte sehr häßlich ist): Ja, ja Behandlung ganz wohl hätte in einem Einafter Besuch:„ Das heißt ich glaube aber, daß das sich wieder gut und gerne Plaz gehabt. Es mag auch sein, daß der Verfasser den Eindruck der Magerkeit und Thesenhaftigkeit gefürchtet hat, deir die Einatterform, wenn ernste seelische Probleme in ihr abgehandelt werden sollen, mir zu leicht hervorruft. Judessen Magerkeit ist noch immer besser als breite Magerteit. Die paffendste Form aber, in der der Einfall sich für das Theater hätte verwerten lassen, wäre zweifellos die einer organisch in ein größeres selbständiges dra matisches Ganze eingeflochtenen Episode gewesen. Als Hintergrundfigur im Ibsenschen Stile, mit wenigen, nachdrücklichen Strichen ges zeichnet, da hätte die dunkle Gestalt des Mannes, der
verwächst!"
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- Praktische Kleidung. Pfarrer: Ihr seid schon wieder betrunken, Huberbauer; Eure Veine schwanken hin und her." Бирр Bauer: I muß mir eben aa so' n langen Rock wie der Herr Pfarrer kaufen. hupp der berdeckt ( Lustige Blätter".)
das!"
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Notizen.
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aus niedriger Gehässigkeit sein Zeugnis, das dem Freunde Nuscha Bute ist aus der Direktion des Nen eit Stettung bringen könnte, zurückhält, und der dann von dem Zutranen Theaters ausgeschieden. Paul Martin wird fortan allein des Verratenen schwer und schwerer bedrückt, endlich, als die diese Bühne leiten. drohende Gefahr schon längst vorüber, zu dem beschämenden Ein- Das Trianon Theater, das Ende September eröffnet geständnis seiner Verschuldung sich aufrafft, tief und stimmungsvoll wird, bringt in der laufenden Saison folgende Novitäten: wirken können. Um selbst den Schwerpunkt einer lebendig fich vergiveigenden, spannend aufsteigenden Handlung zu bilden, dazu find feine Schultern zu schwach. Je länger wir Schlegel, den Helden Bezolds, jammern hören, um so weniger tann er uns interessieren; und um so unsympathischer, abstoßender wird er.
Die Liebesschaukel", Lustspiel von M. Donnay, Die Notbrücke“ von E. Gréfac und de Croisset, Philipp der Gute " von P. Gavault und G. Berr und„ La dame du commissair".
Rudolf Lothars neues Bühnenwerk Glück in der Liebe" erzielte bei der Erstaufführung im Neuen deutschen Theater in Prag einen vollen Erfolg.
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Ein Bankdepot, zu dem ein ehemaliger Freund Schlegels allein den Schlüssel besigt, ist ausgeplündert worden; auf jenen hat sich,- Die neue Görliger Musikfesthalle, deren Bau trotzdem er den Diebstahl sofort selbst zur Anzeige brachte, der Ver- etwa 700 000 M. tostet, soll bis 1906 fertig werden. dacht gelenkt. Man weiß genau die Stunde, in der die That geDie Sammlungen für Klingers Beethoven schehen. Alles hängt für den Bankbeamten davon ab, daß es ihm sind soweit gedichen, daß das Werk im Januar 1903 in den gelingt, für diese Zeit, in der er einen Gang gemacht Besiz des Leipziger städtischen Museums übergehen zu haben behauptet, sein Alibi durch Bengenaussagen kann. nachzuweisen. Er erläßt Aufrufe in den Zeitungen, aber Den enormen Preis von 37 500 M., wohl den höchsten, der niemand meldet sich. Nur einer hat ihn gesehen, Schlegel, je für ein Bostwertzeichen bezahlt wurde, hat die deutsche aber dieser eine fchiveigt. Fieberfrank und brütend sitzt der zu Postverwaltung für die blaue Mauritius", die erste Hause. Allerhand Leute, seine Zimmerwirtin, sein leichtsinniger Emission der Zwei- Bence- Briefmarke, gegeben, die jetzt dem Reichs Studentenbruder, ein Geschäftskollege und ein Doktor, lauter Pers Bostmuseum einverleibt worden. Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Berlin .
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