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Ueber seine milden Augen senkte es sich wie ein Schleier.] Er sah an ihr vorbei.

,, Angst nicht... Aber ich weiß, er wird mich wieder trigen, ich fann es anstellen, wie ich es will."

Der Jakob?"

Er nickte.

,, Der kann Dir doch nichts anhaben!... Du doch im Latein und Griechischen mit der Beste in Klasse!..."

bist der

ist

Trotzdem!... Mit den andren, die etwas können, er gut, mit manchem macht er seine Späße Bei mir

Er verhöhnt mich, wo er kann..

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Ja, dann ist's wieder vor Kälte nicht auszuhalten. Die zivet eisernen Oefen heizen zu schlecht und es zieht aus allen Löchern." Soll ich wegen Euch vielleicht Dampfheizung machen?' s hat doch immer mit den Oefen gegangen."

,, Nu, sehen Sie, wenn Sie die Ventilation' mal in Ordnung bringen ließen... fie is' ganz verdreckt und eingerostet. Manchmal liegt so viel Holzstaub in der Luft, daß man sich gegenseitig gar nich sehen kann."

Ach, papperlapapp. Wie ich noch jung war, gab's überhaupt feine Ventilation. Da mußten die Arbeiter im größten Drecke stehen und se waren dick und gesund dabei."

Nu aber..' s geht auch mit' n paar Maschinen nich länger. heißt es immer, wenn ich fertig bin: st gut der's sind die reinsten Mordmaschinen, nehmen Sie's nich übel. Die Nächste!" Schutzvorrichtung fehlt und dabei steh'n wir im Arbeiten so dicht Sie riß einen Stuhl vom Tisch und ließ sich nieder. bei einander, daß wir uns gegenseitig fast ins gangbare Zeug hineinstoßen." In ihren Augen glomm es auf.

" Der Professor Jacob?"

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Der Fabrikant stampfte wütend mit dem Fuße auf und schlug ein Buch zu, daß es krachte. Ich laß' nu' mal nischt machen, zum Donnerwedder! Die Bude is alt, das weiß ich, aber ich fann feine neue hinstellen. Ihr müßt Euch eben einrichten, ich muß' s ja auch,?"

Na, das heißt, Sie brauchen keine vierzehn Stunden in der Bude zu steh'n..."

Der Fabrikant funkelte hinter der Brille die beiden Leute an. Euch is's einmal nich' recht zu Jept hab' ich's aber fatt!

" Direkt nicht. Aber jeder versteht es, daß es auf mich geht. Wir reden doch eine andre Sprache, als die in der Stadt! Und ich kann doch nicht anders, als ich es beim Vater gelernt! Da fragt er: Höfel, wie nennen die Jäger die Hasenohren?" Löffel"! Und die Füße?" ,, Läufe"!... Dann sieht er mich an, schüttelt aber gleich den Kopf und sagt: Nein, den Gruber brauch' ich nicht zu fragen, das ist ja ein Mordsförster! Der weiß Betrieb, und is' mal was zu thun und müßt Ihr' mal' ne lleber Der weiß machen. Sind keine Aufträge da, so lamentiert Ihr über den flauen ja mehr, wie wir! Gruber, wie viel Böcke haben Sie ſtunde machen, und wenn Ihr noch so viel verdient, dann is's schon geschossen?.. Die andern schreien vor Lachen... wieder nich richtig. Ich laß' nischt machen und damit vasta! Er hat etwas gegen mich. Weshalb, weiß ich nicht. Wie soll Wem's nich paßt, der kann gehen." das erst zur Matura werden?.

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Die Frau hatte bei der Erzählung ihres Neffen den Kopf hin und her gewiegt. Ihre Blicke waren über die blau­gestrichene Küchenwand geglitten. Jetzt gab sie sich einen Ruck, und forsch Klang ihre Stimine:

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Weißt, Frig, einen Försterssohn hätt ich mir eigentlich ein bis'l anders vorgestellt So kann doch Dein Vater net g'wesen sein!... Ein Förster ist doch kein Butter­hörndl!... Weißt d', was der Gruber, Dein Vatersbrüder, der Förster von Konradsreuth , g'sagt hat? Und wenn fie mit Spießen kommen, sie werden schon sehen, was sie davon haben!" бли

Schnell erhob sie sich.

Das mert' Dir! Und auch vor der Matura brauchst d' keine Angst zu haben. Den Jacob dengele ich noch!... So, und jetzt ist Zeit, Friz!..."

Ihre Stimme war wieder weich geworden. Sie ging mit ihm bis zur Thür, schloß sie hinter ihm und zog den Vorhang wieder zu, nachdem er die Treppe hinabgestiegen. ( Fortsetzung folgt.)

third andudn

1919 25

( Nachdrud verboten.)

Der Mufferbetrieb.

Von Emil Rosenow .

Die Arbeiter sahen einander an und gingen dann achselzuckend hinaus. Der Fabrikant schimpfte noch eine Weile mit dem Buch­halter über die Anmaßung der Arbeiter, denen nichts mehr gut gemig sei. Damn zündete er sich eine Cigarre an und gaffte zum Fenster hinaus. Der Vormittagszug war eben angekommen und vom Bahn­of her kamen die paar Reisende die Straße herauf. Da stürzte der Lehrling herein. Er hatte die Post vom Bahn­amt geholt. " Herr Misselwig, Herr Misselwitz..., ich irr' mich nich, ich hab' ihn selbst gesehen. Der Gewerbe Inspektor is' mit dem Zuge angekommen!"

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Herr Misselwitz hatte kaum das Wort Gewerbe- Inspektor" ge hört, als er wie von der Tarantel gestochen herumfuhr und zur Thür hinaus über den Hof in die Fabrik stürzte. Eine Wolfe von Holzstaub schlug ihm entgegen..

Fenster auf! Durchzug machen!" Die Arbeiter riffen die Fenster "... pfui... man fommt ja um vor Dreck! Fenster auf!

auf, der Fabrikant öffnete die Thüre, sodaß ein scharfer Luftzug durch den Saal pfiff und mit dem Staub auch das bißchen Ofenvärme hinauszog. Inmitten des Saales stand der Fabrikant und schimpfte. Wie oft hab' ich gesagt, es soll gelüftet werden. Ich will, daß frische Luft hier drinnen sein soll. Aber man kann sagen, was man will,' s wird nich gemacht. Warum is die Ventilation nich geöffnet, ? Wer hat die Ventilation so verdrecken lassen? Und wo is' die Schutzvorrichtung? Zum Donnerwedder, ver hat hier von der Maschine die Schuhvorrichtung abgemacht,? Und warum sind teine Kohlen im Kasten? Ich hab' doch angeordnet,' s soll immer für Brennmaterial gesorgt sein."

Die Arbeiter sahen sich ganz erstaunt an. Souft durften die Fenster nicht geöffnet werden, damit die Wärme blieb, die Defen waren meistens talt, weil es nur zweimal täglich Kohlen gab, die Ventilation war seit einem halben Jahr unbrauchbar und an den Maschinen hatten sie noch nie Schußvorrichtungen gesehen. der Thüre. Herr Wisselwitz war wie aus den Wolken gefallen. Während der Fabrikant noch schimpfte, erschien der Inspektor in

Es war kurz nach der Frühstückspause. Der Fabrikant war, wie gewöhnlich, durch den Betrieb gegangen, um sich zu überzeugen, ob auch alle arbeiteten. Diesmal hatte er's eilig gehabt. Seit vierzehn Tagen mußten die Leute bis in die Nacht hinein Ueberstunden machen. Es lagen mehrere große Aufträge vor, willkommnenes Futter in dieser stillen geit. Si Sie mußten bewältigt werden' n Morgen, Herr Jnspektor. Eo unverhofft.... Sie seh'n und da die Betriebstraft nicht ausreichte, so ordnete der mich gerade' mal wieder für Ordnung sorgen. Wenn man nich' Fabrikant eben Ueberstunden an und die Arbeiter mußten sich's ge- immer dahinter is...! Aber die Arbeiter wissen leider den Wert fallen lassen, ob sie wollten oder nicht. Was, sollte der Fabrikant der Schutzvorschriften gar nich zu schätzen. Das muß man ihnen etwa ein Risiko übernehmen und nene Maschinen aufstellen, die wo- aufzwingen, förmlich aufzwingen... Da sch'n Sie' mal, da ha'm möglich nächstens leer standen? Da mochten besser die Arbeiter se an der Maschine die Schußvorrichtung abgemacht, weil's zu um Ueberstunden machen; man bezahlte ihnen ein paar Pfennige mehr, ständlich beim Arbeiten is, fein Fenster wird geöffnet, den Ofen lassen ristierte gar nichts und steckte doch den hohen Profit der großen fe ausgehen, die nene Ventilation ha'm se verrosten lassen. Aufträge ein. Na, aber ich werde jetzt' mal für Ordnung sorgen."

Die übermüdeten Arbeiter aber, die mit schweren Augen und gebeugtem Rüden an den Maschinen standen, machten finstere Ge­fichter und der Fabrikant schob eilig vorbei, damit niemand ihn anhalten und ihm etwas borlamentieren tounte. Glücklich kam er auch aus dem ftidigen Raum hinaus und warf hustend die Thür hinter sich ins Schloß. Verflucht noch' mal, er würde, wenn er Ar­beiter wäre, gewiß nicht solch ein Ochse sein und in solchem Dunft arbeiten! Aber es ging nun' mal nicht anders.

Wie er das Comptoir betrat, standen da zwei Arbeiter, die auf ihn warteten. Er zog ein mißvergnügtes Gesicht.

" Was wollt Ihr benn hier,? Eo wenig zu thun? Geht doch an Eure Maschinen!"

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Man hat uns' rüber geschickt," sagte der Eine. Wir sollten ' mal mit Ihnen sprechen. Es ist nämlich in der Fabrik nich mehr zum Aushalten. Eine ganz verdorbene Luft.

Ei, so macht doch die Fenster auf, zum Teufel!"

Der Jnspektor sab sich um und lobte dann des Fabrikanten Eifer. Es scheine auch nötig, daß Herr Miffelwiß sich darum be­fümmern muß, wenn die Arbeiter so wenig Interesse für ihren eignen Schutz zeigten. Dann gab er einige Anordnungen. Die Schutzvorrichtung müßte wieder angebracht werden, Ventilation, Heizung, Lüftung. Herr Misselwig fiel ihm ins Wort: er trage sich Auch die Petroleum­mit dem Gedanken einer Dampfheizung. lampen sollen' raus, in ein paar Wochen kann schon alles ' s is noch elektrisch sein. nich bestimmt. Der Juspektor nickte befriedigt und fragte dann die Arbeiter, ob sie Beschwerden hätten. Die beugten sich tief über ihre Arbeit.

Der Gewerbe- Juspettor trat mit dem Fabrikanten auf den Sof hinaus.

" Ja, seh'n Sie," meinte Herr Misselwitz wichtig, wenn alle Arbeitgeber so wären wie ich, und so dahinter wären..., die Gewerbe Inspektion brauchte nich halb so viele Anzeigen zu