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machen. Man muß eben' n bißchen für seine Arbeiter sorgen. Hab' ich recht, Herr Inspektor?"

Gewiß, Herr Misselwig, gewiß. Sorgen Sie nur, daß die paar Einrichtungen gemacht werden, dann hab' ich gar nichts aus zustellen."

Aber gewiß, Herr Inspektor."

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In steter Wechselbeziehung mit einander haben sich dann die Himmelsmechanik und die höhere Analysis entwickelt; die eine lieferte die Probleme, die andre die Methoden zu ihrer Lösung. Mit der Zeit wurde der Umfang beider Gebiete so groß, daß eine gewisse Teilung der Arbeit eintreten mußte; der Astronom benutte zwar die Hilfsmittel der Mathematik, komite aber schöpferisch an ihrer

" Na, denn will ich mal zu Schlüter hinübergehen.' n Morgen, Weiterentwicklung nicht mitarbeiten, für den Mathematiker ergaben Herr Misselwig."

n Morgen, Herr Inspektor!"

sich auch unabhängig von der Astronomie innerhalb seines Gebietes selbst neue Aufgaben, durch welche die schon bekannten Methoden über sich hinauswiesen.

Der Fabrikant fam wieder ins Comptoir. Er lachte in sich hinein. Na, das wär' wieder' mal für' n paar Monate über- Auf diesem legteren Gebiete liegen vorzugsweise die Arbeiten standen." Er entzündete seine ausgebrannte Cigarre. Plötzlich fiel Abels; in einem Alter, in welchem die meisten noch schwer mit der ihm etwas ein. Er trat ans Telephon. Achtundvierzig. Weberei Aneignung der schon bekannten Ergebnisse der höheren Rechnung zu Schlüter." Als sich diese meldete, kreischte er: Hier Misselwig." thun haben, bereicherte er bereits die Wissenschaft mit den schönsten Und mit einer tiefen, gruseligen Baßstimme setzte er hinzu:" Der Entdeckungen. Die Abelschen Gleichungen, die Abelschen Integrale, Gewerbe- Juspektor kommt!" Er lachte, als er durch den Apparat die Abelschen Funktionen werden stets bedeutsame Abschnitte der die entstandene Bewegung auf dem Comptoir der Weberei vernahm und meinte: Mir können sie nichts wollen. Wie's sonst aussicht, is ganz egal. Aber immer stramm sein, wenn kontrolliert wird, das is die beste Schutzvorrichtung."-

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Kleines Feuilleton.

bt. Niels Henrik Abel . Heute sind es 100 Jahre, feitdem in einem norwegischen Kirchspiel, Findoe mit Namen, ein Knabe geboren wurde, der später kaum dem Jünglingsalter entwachsen die wissen schaftliche Welt durch die fruchtbarsten Leistungen in Erstaunen fette, so daß sein früh erfolgter Tod er starb am 6. April 1829, also bevor er das 27. Jahr zurückgelegt hatte als unerfeglicher Verlust

betrauert wurde.

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Das Vaterland Abels hat großartige Vorbereitungen getroffen, um den hundertjährigen Geburtstag seines großen Sohnes würdig zu feiern. Aber wer war Abel, was hat er geleistet? werden die jenigen fragen, die seinen Namen wahrscheinlich zum erstenmal hören. Das liegt nicht etwa daran, daß seine Arbeiten nicht über den engen Rahmen seines Vaterlandes hinaus Bedeutung erlangt haben, viel­mehr ist es wohl gerade dem Umstande geschuldet, daß sein Forschungsgebiet diejenige Wissenschaft bildete, bei der man am wenigsten von einer nationalen Entivicklung reden kann, die höhere Mathematik.

höheren Rechnung bilden. Ihr besonderer Wert kann hier nicht ans gedeutet werden; aber auch ohne das Verständnis für die Einzel­heiten seiner Arbeiten müssen wir uns über einen so hervorragenden Geist freuen und sein Andenken in Ehren halten.

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- Eine Reklame. Auf einem Sonntagsausfluge, so erzählt den Münchener Neuesten Nachrichten" ein Abonnent, tam ich unlängst nach Fürholzen. Ich war des Willens, an der offenen Wirtshausthür vorbeizugehen, da bemerkte ich außerhalb der Umzäunung des Gartens, von einem Kastanienbaum beschattet, eine Tafel( fo genanntes Marterl), deren Bild meine Aufmerksamkeit wachrief; es zeigte einen umgestürzten Leiterwagen, den davor gespannt gewesenen Schimmel in weiter Flucht und mehrere händeringende menschliche Gestalten. Ich war daher des Glaubens, daß hier wohl ein großes Unglück geschehen sei. Kopfschüttelnd aber las ich die darunter befindliche Dichtung:

Hier an dieser Stelle Ram das Unglück schnelle, Kaum zu glauben

Ach, wie dumm,

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Des Wirtes Schimmel warf da um. D'rum Vorsicht, doch auch nicht verzagen Gefährlich ist's am Leiterwagen. Man muß alles gut bedenken, Jusbesondere das Pferdelenken! Mert' Dir, Wandrer, die Geschicht' Und trau' feinem Schimmel nicht. Dank dem Herrn, er war uns gnädig, Neune waren verheiratet, Fünfe ledig.

dud

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Jetzt war ich so gescheit wie zuvor; es blieb mir deshalb nichts übrig, als meinem Vorfag ungetreu zu werden und doch einzukehren, da meine Mißbegierde noch nicht befriedigt war; schmunzelnd er­zählte mir der Wirt, von dem ich nähere Aufklärung erbat: Schau'n S', Herr, auf diese Art kommen viele und fragen, und damit habe ich noch kein schlechtes Geschäft gemacht. Paffiert ist den Beteiligten weiter nichts."

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Theater.

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Den Nicht- Mathematiker erfaßt ein gelindes Grauen, wenn sein Auge in ein Buch aus dem Gebiete der höheren Mathematit fällt, die feitenlangen Formelu voller geheimnisvoller Zeichen, Wurzeln, Differentiale, Integrale starren ihn an wie die rätselhaften Hieroglyphen auf altägyptischen Denkmälern oder wie chinesische Schriftzeichen. Mit widerstreitenden Gefühlen steht er einem solchen Buche gegen über, je nach Neigung und Temperament gewinnt das eine oder das andre die Oberhand; das eine ist das Gefühl der unbegrenztesten Hochachtung vor den Männern, die solche geheimnisvolle Dinge be­wältigen, die der gewöhnliche Menschenverstand nicht fassen fann, das andre ist das überlegener Verachtung der Personen, die sich so abstrusen, weltfremden Grübeleien ohne praktischen Zweck hingeben. Schiller Theater N. Eröffnungsvorstellung.­Das letztere Gefühl überwiegt in unsrer mammongierigen Beit bei In dem abwechselungsreichen Lebenslauf des Friedrich Wilhelm­den Bourgeois, das erstere bei den naiven Arbeitern, die vielfach städtischen Theaters oben in der Chausseestraße hat ein neuer, und noch in jedem Doktor oder Gelehrten etwas wie ein höheres diesmal ein vielversprechender Abschnitt begonnen. Die Operette, die Wesen erblicken. Daß das Gefühl der Verachtung unberechtigt, fich früher und dann nach längerer Unterbrechung zuletzt wieder in ein Zeichen des Niederganges ist, daß bei wissenschaftlicher Forschungs- diesen Räumen etabliert hatte, macht munmehr wiederum dem Schauspiel arbeit die Frage der Erkenntnis, nicht die des Nugens im Vorder- Plaz. Zum Glück unter total veränderten Umständen. Die abenteuerlichen grunde stehen muß und steht, darüber wollen wir hier keine Worte dramatischen Experimente, die blutigen, durch meterhohe Plakate an verlieren. Aber auch das naive mit einer Spur von Verehrung ge- gekündigten Mordstücke im schlimmsten Vorstadt- Theater- Geschmack, mischte Staunen muß überwunden werden und an seine Stelle die mit denen Direktor Samst es feiner Zeit versucht hatte, sind ein für genießende Erkenntnis treten. Freilich wird es immer Wissensgebiete allemal an dieser Stätte begraben; und ebenso sicher ist es, daß der geben, deren Forschungen im einzelnen der Menge unbekannt bleiben damals auf diesem Theater heimische Schauspieler- Dilettantismus müssen; aber über den Zusammenhang dieser Forschungen mit der die älteren Mitglieder der Freien Volksbühne" werden allgemeinen Wissensentwicklung sollte in großen Umrissen wenigstens fich feiner noch aus eigner Anschauung erinnern jeder unterrichtet sein; wenn heute die Bildung der Arbeiter hierzu feine Auferstehung feiern wird. Die Traditionen des Schiller­im allgemeinen nicht ausreicht, so erhoffen wir doch von der fort- Theaters, dessen Leitung das Friedrich- Wilhelmstädtische Theater jetzt schreitenden Kulturentwicklung im Sinne des Socialismus einen er erworben hat, bürgen für Ernst und Gediegenheit des künstlerischen heblichen Fortschritt in dieser Richtung. Strebens auch in dem neuen Unternehmen. Gutes billig zu Die höhere Mathematik verdankt ihre Entstehung und. Fort - bieten, und hierdurch weite Kreise, denen die alten teuren entwickelung nicht etwa der Freude an begrifflichen Spielereien, Theater notwendig verschlossen sind, zum Genuß dramatischer sondern der fortschreitenden Erkenntnis der natürlichen Zusammen Werke heranzuziehen, war das Programm, mit dem das Schiller­hänge in der Welt. Schon die Alten saben sich genötigt, zur Dars Theater von vornherein auftrat. Die Folge hat bewiesen, daß das stellung der Bewegungen der Hinumelsförper die verschiedensten Programm mehr als ein frommer Wunsch war, daß es in einem geometrischen Gebilde, Cykloiden, Epicykloiden Epichkloiden 2c. eingehend wirklichen Bedürfnis wurzelte. Stein andres Theater in Berlin hat zu untersuchen. Aus den Arbeiten voll Kopernikus und dauernd so volle Häuser gehabt. Und was im Osten von Berlin Stepler entstand eine ganz neue Wissenschaft, die Himmels- gelang, das muß wohl auch im Norden möglich sein. Die breitere mechanik; nachdem die Bewegungen der Himmelskörper Basis wird, das darf mit Recht gehofft werden, zugleich auch ver­erkannt waren, galt es, dem Mechanismus derselben nach mehrte Mittel und damit auch vermehrte Kraft für die Erfüllung zuspüren. Die Grundlage für die Bewältigung dieser Aufgabe des hochgesteckten Zieles schaffen. Die Vorstellung der Schillerschen lieferte das Newtonsche Gesetz der allgemeinen Anziehung der Braut von Messina ", mit der am Mittwoch das Schiller­kosmischen Körper; aber dadurch wurden der Berechnung von Be- Theater N. diesen Namen soll es künftig führen- eröffnet wegungen ganz neue Aufgaben gestellt, zu deren Bewältigung neue wurde, mag als gute Vorbedeutung gelten. Bis zum Rande ivar Rechnungsarten ersonnen werden mußten. Derselbe Newton, dem das Haus gefüllt und dankte mit lautem Beifall. Daß nicht alles es gelang, die Bewegungen am Himmel auf eine allgemeine in dem Spiel auf gleicher Höhe stand, ist selbstverständlich, aber die mechanische Ursache zurückzuführen, war es auch, der zuerst die unter beiden Hauptrollen, die Jfabella der Gertrud Arnold und der dem Namen Infinitesimalrechnung bekannte Methode des Rechnens Don Cäsar Bäschtes, waren Leistungen, die sich auf jeder ersten auffand. Bühne mit Ehren hättex sehen kaffen tönnen.- dt.

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