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niemand und keiner wollte es. Elli war Feuer und Flamme:" Ich nehm fe, ich zieh se mir groß."
"
' s foft' bloß so ville Milch," meinte die Mutter bedenklich. " Ich trint weniger in' n Kaffee," jummelte Elli,„ ach Mutterchen, Mutterchen, sag doch man nicht nee, fe is so niedlich."
" Und son Kägeken frißt ja nicht viel," redete der Vater zu, er hatte die Katze schon auf dem Schoß und ließ sie nach der Sofabommel haschen.
„ Und später maust se auch, Mütterchen."
Denn müssen wir se auf alle Fälle behalten," entschied Mütterchen und lachte.
So blieb das Käychen denn im Hause. Es war wirklich ein ausgesucht niedliches Käßchen, grieselgrau mit weißen Handschuhen, weißem Borhemd und weißem Scheitel, und dabei schmeichlerisch und zuthunlich. Wenn Vater Mechelfe den Hof fegte, spielte es um den Besei herum, und wenn die Mutter Strümpfe stopfte, haschte es nach dem Wollknäuel, am meisten aber hing es an Elli. Es sprang ihr auf die Schulter, wenn sie bei Tisch saß, und rieb das weiche Fellchen an ihren Wangen. Es tuschelte sich in ihren Schoß und saß auf dem Fensterbrett, wenn das Mädchen aus der Fabrik heim kommen mußte; es war aber auch Entis Verzug. Sie sparte ihm die Brocken vom eignen Frühstück, fie teilte mittags mit ihm den fargen Bissen Fleisch. Sie liebte ihr Käßchen.
"
Elli preßte das Räbchen an ihre Brust. Sie stand in der hintersten Kellerede, fie jammerte und schrie. Ellichen," stammelte der Alte, nee nu laß doch man, Ellichen... und ich thu ihr ja auch in'n Sack mit Steene und nee, Ellichen, Dil. er schluchate selber, aber dann auf einmal pacte ihn die Wut, jene sinnlose Wut, die von innen herausbricht und sich blind über das ergießt, was ant nächsten ist. Er schluckte die Thränen herunter und rüttelte fie: Giebste die Kaye her, dumme Jöhre, oder willste lieber, daß Dein oller Vater auf seine ollen Dage betteľn geht?" Und willenlos ließ Elli ihm das Kätzchen.
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ie. Das Verderben der Speisen beim Gewitter. Es ist eine bekannte Thatsache, daß Speisen und Getränke während eines Gewitters leicht verderben oder, wie der technische Ausdruck der deutschen Sprache lantet, umschlagen." Bier wird schal, Milch sauer, und sogar das Fleisch zuweilen ungenießbar. Zur Erklärung dieser auffallenden Wirkung des Gewitters ist viel Nachdenken aufgewandt worden. Unter andrem hat man vermutet, daß die Bildung von Ozon infolge der elektrischen Entladungen etwas damit zu thun habe oder daß die Erzeugung von jalpetriger Säure für jene Vorgänge verantwortlich zu machen sei. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß die Atmosphäre während eines Geivitters chemische Veränderungen von erheblichem Es war ein neues Etwas mit ihm in ihr Dasein gekommen, in wart von Ozon oder salpetriger Säure eher erhaltend auf die Speisen Betrag erleidet. Néberdies müßte man annehmen, daß die Gegendieses armselige Laufmädchendasein, das morgens in dumpfigen Fabrik: wirkte, da beide Stoffe fräftige Reimtöter sind. Endlich wäre, selbst fälen begann und abends in der engen Portierwohnung auf dem dritten wenn das Ozon die Verderbnis der Speisen veranlassen könnte, die Hofe schloß. Sie hatte etwas, auf das sie sich freuen konnte. Wenn Savon während eines Gewitters gebildete Menge viel zu flein, um sie Trepp ab Trepp auf lief vom Comptoir nach dem Keller und verhältnismäßig große Bestände von Bier und Milch sauer werden vom Keller nach dem Boden, wenn ihr manchmal die Zeit lang zu laffen. Beim Fleisch kann die Einwirkung von Ozon, d. h. von wurde im grauen Einerlei des ewigen Werkeltages, dann dachte sie überschüssigem Sauerstoff, den Vorgang überhaupt nicht er an den langen lauen Sommerabend, wo sie auf der Kellertreppe mit der Mizzi spielen konnte.
Und das graue Einerlei wurde plötzlich licht, und die Zeit, die so langsam schlich, flog wie der Wind.
Denn Elli war noch Kind mit ihren vierzehn Jahren und ein Weniges schuf ihr eine Kinderfreude.
Und so gingen der Sommer und die großen Ferien und der September fam und eines schönen Morgens fagte Vater Mechelle; „ Stanuste hent nich früher kommen, Ellichen, und mal recht pünktlich? Du weeßt doch, daß De mußt mit helfen rufträgen, Lendlers fommmen nach Haus." me
idad
Lendler. Maurermeister und Rentier, war der Hauswirt, er kam mit seiner Frau aus Zinnowitz vom Bade.
Wer schon kommen," nickte Elli und fuhr dem Kätzchen zum Abschied über den Rüden.
Sie tam sehr pünktlich. Sie war den ganzen Weg gerannt. Sie nahm sich kaum Beit, ein paar Happen zu essen. Dann lief fie nach der Hausthür. Da stand der Vater schon und wartete und fast im gleichen Augenblick fuhr die Gepäckdrojchte vor.
" Da wären wir, Mechelke", sagte der Sentier und sprang aus dem Wagen.„ Nu nehmen Sie mal den großen Koffer. Tag. Elli, Du kannst Dir die Kartons.nehmen! Komm, Amanda." Tamit wandte er sich wieder zu seiner Frau und wollte ihr aus dem Wagen helfen. Allein Amanda, die Frau Wirtin, blieb auf dem Trittbrett stehen, gestikulierte mit dem Sonnenschirm nach dem Hausflur und schrie in allen Tönen höchsten Entsegens:" Buffel, mein Pussel, die Kaze, die olle Kage! Se springt ihm ja auf'n Kopf, schureißt doch mal die olle Kage raus." Miezi Elli schrie auf, ließ die Kartons in den Straßen schmutz fallen und stürmte auf den Hausflur. Hundegekläff, Katzengefauch. Frau Amandas Spitz, der vorangesprungen, und Ellis Käßchen, das ihm nachgeschlichen, fetzten in wilder Jagd die Treppe Hinauf und hinunter.
"
Mieze!" Buffelchen!" Meine Wiege!" Bringt doch die Katze weg"." Wer schafft denn hier Katzen an? Verfluchtes Biest, virste machen, daß du rauskommst!" Alles schrie und lief durcheinander.
„ Aber es is ja meine Kage 1" jammer te Elli. Sie fam gerade recht, um die quickende Miezi aufzunehmen, die unter einem Fuß tritt des Hauswirts die Treppe herinterflog.
Blutig hat fie'n gefragt, das Scheusal!" schrie die Wirtin und bedeckte ihren Spitz mit Küfen.
" Jott nee! Und se tommt ja sonst nie nach vorn," suchte Vater Mechelfe zu beruhigen.
Lassen Se doch man, Frau Lendlern, se is ja bloß Ellichen nachjerennt."
Hären.
Wahrscheinlich ist er gar nicht mit unmittelbaren chemischen Einwirkungen in Verbindung zu bringen, sondern lediglich mit der Störung des elektrischen Gleichgewichts. Jeder Körper auf der Erde befindet fich in einem gewissen elektrischen Zustand, der durch elektrische Vorgänge in der Umgebung beciuflußt wird. Personen, die sich in der Nähe eines niedergehenden Bliges befinden, fühlen häufig einen schweren Schlag, obgleich die Entladung fie gar nicht getroffen hat. Das sind die allbekannten Erscheinungen der elektrischen Induktion. Eine derartige elektrische Erschütterung müssen min auch die Gegenstände erleiden, die beim Gewitter dem Verderben anheimfallen, und sie könnte als der Einfluß zu einer chemischen Umwälzung oder als ein Reiz auf die in jedem Körper vorhandenen Batterien aufgefaßt werden, die mun ihrerseits die Veränderungen in den Stoffen herbeiführen. Obgleich letztere während eines Gewitters besonders auffällig und häufig werden, jo treten fie uuzweifelhaft auch zu andern Zeiten ein, wenn feine elektrischen Störungen wahrnehmbar sind, sogar bei völlig flarem Himmel. Elektrische Spannungen bestehen eben stets in der Luft. Gewöhnlich erreichen sie ihren größten Betrag einige Stunden nach Sonnenaufgang, nehmen dann fortgescht ab, werden einige Stunden vor Sonnenuntergang am schwächsten, steigen dann wieder bis zu einigen Stunden nach Sonnenuntergang und gelangen auf ein zweites Minimum vor Tagesanbruch. Das sind die regelmäßigen Veränderungen der elektrischen Spannung in der Luft, die während eines Gewitters mur unregelmäßiger und schneller erfolgen. Uebrigens hat das Gefühl des Unwohlseins, das bei vielen Menschen während eines Gewitters eintritt und in Kopfschmerzen, nervösem Unbehagen und Niedergeschlagenheit besteht, in den nämlichen Einwirkunger feinen Grund, wie das Verderben der Speisen.
Völkerkunde.
Die Reinlichkeit der Chinesen gilt allgemein nicht für übergroß, die Teilnehmer an den letzten europäischen Expeditionen nach dem himmlischen Neich wiffen davon manches Stückchen zu erzählen. Wie bei jedem, der eine Reise thut, scheint aber auch in diesem Falle etwas Uebertreibung mitzuspielen. Der französische Militärarzt Dr. Coulland, der sich lange in China auf hielt, sucht dessen Bewohner, so weit es eben geht, in den„ Annales d'Hygiene Publique" vor der Mittelt reinzuwaschen". Nach ihm ist eine der auffälligsten Erscheinungen in hygienischer Hinsicht bei den Söhnen des Himmels die peinliche Mund- und Ohrenpflege. Die Frauen, Mandarinen, Bürger, Kaufleute und selbst die Bauern tragen häufig am ersten Knopf ihres Gewandes ein fleines Bested, das aus einem silbernen Zahnstocher und einem filbernen Ohrlöffel besteht, oft aber auch noch weitere Werkzeuge zur Entfernung von Speiseresten aus dem Gebisse, zur Nagelpflege usw. enthält. Jeden Morgen und nach jeder Mahlzeit spülen sich die Chinesen mit abgekochtem Wasser oder Thee den Mund aus. Sie befizen zu den Zweck ein aus zwei übereinander stehenden Tassen zusammengefegtes Gefäß, von dem die obere als Spül-, die untere als Spucnapf dient. Ein alter Brauch verlangt, daß bei einem Mahle die Teilnehmer sich das Gesicht mit einem in warmes Wasser getauchten Tuch abwaschen. Dabei geht's mun gerade nicht besonders säuberlich zu, denn das Handtuch dient häufig für sämtliche Gäste. Nachdem der eine sich damit gereinigt, wobei zu: veilen auch Schmeißen Se se ins Wasser," fauchte die Wirtin, wir die Nase nicht zu fürz fommt, reicht er es ſeinem Nachbar, der haben ja'n Kanal nah' und' s is bald Abend. Kriegen wir nu sich damit begnügt, es vor dem Gebrauch von neuem mit überhaupt bald unfre Koffer?"
" Raus muß se," schrie der Wirt:„ Ihre Katze? Wie kommen Sie'n zu' ner Kaze, ohne mich zu fragen? Das is'n Kontrattbruch, Haustiere hab' ich verboten."
Jott,' s is doch man Ellichens, und... und..." Bater Mechelle fuhr sich mit der Hand durch das graue Haar, er flog ama ganzen Leibe: Nee, Herr Lendler, und wie Sie nu Ihren Spig, so hat un unser Eflichen ihre einzige Frende und
Naus muß fel" schrie der Wirt über's Geländer. Heut noch schaffen Se das Biest aus'm Haus! Das is'n Kontraktbruch; wenn fe morgen noch hier is, fliegen Sie'n Ersten."
Und ich jeb se nich! Und ich jeb se nich, und nee
meine Mieze."
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heißem Wasser zu befeuchten. Fast in sämtlichen Städten Nordchinas nee, findet man ein Badehaus, dessen Besuchern gegen einen ganz geringen Preis eine Badewanne mit warmem Waffer und ein Hand