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Gegenteil ist der Fall. Die Studenten kommten doch überall Königs der Ptolomäerzeit in givet Sprachen und Schriften, in hin, in die andren Kosthäuser, sehen dort besseres Essen, Hieroglyphen und auf Griechisch gab. Zu dem ohne weiteres schönere Wohnungen und wollen das dann auch von uns lesbaren und verständlichen griechischen Text nun fand sich des haben. Ich hab' gleich zu Anfang einen Flügel faufen müssen."

Aber die Menge, Frau Försterin! Sie sagten selbst.

öfteren der Name Ptolemäus , er fand sich also auch im ägyptischen Original und war hier jedesmal dadurch kenntlich gemacht, daß er in ein ovales Schild eingefaßt war. Da er mit den Buchstaben doch zeichen, die sich in der Hieroglyphenschrift neben Silben- und Wort­zeichen finden, geschrieben war, so ließ er sich entziffern, und damit Scharfsinn und unendlicher Mühe weiterbanen ließ.

Lene segte sich fester auf ihren Stuhl und legte den Bei cwar ein erster Anfang gegeben, auf den sich freilich mit großem finger der Rechten auf den Daumen der linken Hand.

Wollen wir einmal rechnen, Herr Bürgermeister?.. Bedentend schwieriger war Grotefends Aufgabe. Auch er ging Gut! Unter meinen Studenten ist ein einziger, der sechzehn freilich von mehrsprachigen, sogar dreisprachigen Inschriften aus. Gulden für den Monat zahlt. Das ist ein erwachsener Mann, Sprachen und den für sie verwandten drei Schriftarten nicht eine Das fonnte ihm aber gar nichts nügen, weil von diesen drei und er braucht viel. Er hat sich sein Studiergeld als einzige bekannt, leserlich war. Und vor Grotefends Auftreten war Maurer verdient und weiß, was man für sein Geld verlangen nicht einmal das Vorhandensein dreier verschiedener Schriftsysteme kann... Dann geht's herunter bis auf vierzehn Gulden. Der in den wenigen damals bekannten Keilinschriften wahrgenommen May hat Kosttage, er zahlt nur acht Gulden... Wenn ich alles worden. Sie waren aller Gelehrsamkeit der Orientalisten ein so zufammenrechne, bleiben mir für den Tag noch nicht drei undurchdringliches Rätsel, daß man zu bezweifeln begann, ob hier Gulden. Dafür muß ich fünfital Essen geben und habe noch nichts für den Hauszins, für Feuerung und für Kleidung. Von der Aufwartefrau will ich gar nicht einmal reden... Und dabei bin ich doch noch viel besser dran, als die andern. Ich habe doch wenigstens meine zwölf Gulden Pension"!..." Vom Vorhaus famen zwei metallische Schläge der hohen Standuhr.

Der Bürgermeister wurde unruhig.

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Frau Försterin, was das Gesuch betrifft... " Ich danke Ihnen, Herr Bürgermeister! Ich thue es auch deshalb, damit andre, die nach mir in dieselbe Lage tommen, auch etwas davon haben.... Eine muß doch den Anfang machen und den Bürgern auf dem Stadthause zeigen, wo Gerechtigkeit nötig ist. Eine Gnade", Herr Bürger­meister, verlange ich nicht!"

Der Bürgermeister hatte sich erhoben und reichte Lente die Hand.

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Sie sind wirklich eine tapfere Frau! Ich werde mein Möglichstes thun... Wiffen Sie, daß Sie für eine Egrische Bürgersfrau wie geschaffen sind? Sie kennen doch die Ge­schichte von dem Sturm auf Franzensbad ?..."

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überhaupt eine Schrift oder nicht vielmehr ein Spiel des Zufalls vorliege: etwa willkürliche Schnörkel nach der Art jener Arabesten, die man in maurischen Palästen findet. Dem durchdringenden Scharffinn des jungen Grotefend, der nicht einmal Orientalist, sondern klassischer Philologe war, blieb es vorbehalten, den Schlüffel zur Lösung des Rätsels an die Hand zu geben.

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Er legte feiner Entzifferungsarbeit zivei furze Inschriften zu Grunde, die sich in den Ruinen der alten Perser- Hauptstadt Persepolis , in den Trümmern des Königspalastes der Achämeniden finden. Sie stammten, wie man annehmen durfte, von persischen tönigen aus diesem Geschlechte her, das seit der Mitte des sechsten vorchriftlichen Jahrhunderts über Fran und das ganze übrige Borders asien geherrscht hat, bis in den dreißiger Jahren des vierten Jahr­hunderts die buntzufammengewürfelten Horden letzten Achämenidenkönigs vor der schwergerüsteten Phalang Alexanders von Macedonien in alle Winde zerstoben. Davor war aber ein mal im 5. Jahrhundert v. Chr. eine Zeit gewesen, wo die Perferkönige angriffsweise gegen Griechenland vorgingen, wo aber in den Schlachten von Marathon, Salamis, Plataeae der orientalische Despotismus von der bellenischen Freiheit abgewehrt ward. So famite an aus der grichischen Geschichte die Namen der Achämeniden fönige, von denen die beiden ersten Cyrus und Cambyfes, die späteren umschichtig Darius, Xerxes und Artagerres hießen. Den einen oder andren dieser Namen, natürlich in seiner originalen perfischen Form, durfte Grotefend in den ihm an, herauszufinden, welche Zeichen welchen Namen bedeuten sollten. Die finnreichen Kombinationen, die er anvandte, um diese unlösbar scheinende Aufgabe zu lösen, zu verfolgen, ist auch heute noch von Jntereffe.

Wie die armen Egrischen Weiber den Abfluß der Franzensquelle bezahlen sollten, weil es ein Arzt so wollte? vorliegenden Inschriften auzutreffen hoffen; es kam darauf Wie auf dem alten Schloß" die Frau eines Schlotfegers die Trommel umhing und Sturm schlug? Wie die Weiber sich bewaffneten, nach Franzensbad hinausstürmten und den Doktor nach Sachsen verjagten, daß er das Wiederkommen vergaß? Wie sie den Tempel" absägten, umwarfen und ihr Recht behaupteten ja, das weiß ich, Gruber hat es mir einigemale erzählt..

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( Fortsetzung folgt.)

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Nachdruck verboten.)

Hundert Jahre Keilschrift­forschung.

Bibel oder den alten

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Grotefend nun zog bei beiden in Betracht nur die oberste, einfachste Die beiden von ihm benutzten Inschriften waren dreifprachig. Schriftart, die im Vergleich zu den andern nur eine geringe Anzahl von Zeichen umfaßte und sonach für eine Buchstabenschrift gelten durfte, während die dadurch ausgedrückte Sprache die des herrschenden Boltes, also die persische, sein mußte. Was mum die- muts maßliche persische Schrift auging, so liefen ihre aus drei bis fünf Keilen, einfachen bezw. Winkelteilen, zusammengesetzten Buchstabenzeichen gleichmäßig über die Zeilen fort, ohne daß eine Spur von Interpunktion wahrzunehmen gewesen wäre: mit einer gewichtigen Ausnahme. Allenial nach einer geringen Anzahl Buchstaben fand sich ein luter den wissenschaftlichen Großthaten des abgelaufenen Jahr einzelner, schräg von links oben nach rechts unten laufender Keil hunderts nimmt einen Platz in erster Linie ein die Erschließung vor; darin erkannte Grotefend einen Wortteiler, ein Zeichen, das die jener jo lange geheimnisvollen Schriften und Sprachen, die der einzelnen Wörter von einander abgrenzte. Damit, daß die Wörter uralten Kulturvölkern von Aegypten und Mesopotamien zum Aus- abgeteilt erkannt werden konnten, dadurch war nun schon viel druck ihrer Gedanken dienten. Was man vorher von dem gewonnen. Ein Wort lehrte in beiden Schriften öfters wieder: Wunderlande der Pyramiden und von den Erbauerit des je einmal in beiden sogar zweimal hintereinander, das zweite Mal Turms 311 Babel wußte, wußte, stammte auts zweiter Hand, mit einer Endung. Dies Wort mußte König" bedeuten, in seiner der entiveder König der Könige", die bis heute übliche Klassikern ent- Wiederholung also nommen und zu einem erheblichen Teile sehr unzuverlässig, ins- Titulatur der persischen Schahs. gesamt aber äußerst lüdenhaft. Erst die Entzifferung der Hicro- Davon ausgehend, gelang es Grotefend, den gesamten Wortlaut Er ver glyphen und der Keilinschriften ließ die Anwohner des Nils und des der beiden Inschriften annäherungsweise zu bestimmen. nämlich Euphrats und Tigris , bei denen das Veftafeuer der Civilisation mutete beiden nach dem allgemeinen Bilde der schon Jahrtausende früher als in europäischen Abendlande braunte, Juschriften, daß sie analog lauteten, wie persische Königsinschriften selber zur Nachwelt sprechen, ihre versunkenen Kulturen neu erstehen. aus viel jüngerer, nachchristlicher Zeit, die von Herrschern aus dem Darum haben die genialen Bahnbrecher, die den Weg zur Ent- Haufe der Sassaniden stammten und von dem berühmten französi rätselung der ägyptischen Bilder- und der babylonischen Keil- fchen Orientalisten Silvestre de Sach übersetzt worden waren; schrift eröffnet haben, ein wohlverdientes Anrecht darauf, Grotefend übersetzte also eine giveite Inschrift in ihrem größeren wenigstens dem Namen nach allgemein bekannt zu sein. Das ist Teile folgendermaßen: N. N., Großfönig, König der Könige, Sohn aber höchstens bei dem ersten Entzifferer der Hieroglyphen, des Königs X. Y... Die andere hob dann entsprechend also dem Franzosen François Champolléon, der Fall; dagegen haben wohl an: X. Y., Großfönig, König der Könige, König der..."), Sohn mur wenige von dem Hannoveraner Friedrich Georg Grote des Z. Z... Wenn damit der Sinn der beiden Inschriften fend gehört, der in einer vor mun hundert Jahren am 14. Sep- richtig wiedergegeben war, so fonnte Grotefend vorläufig doch kein der Akademie der Wissenschaften in Göttingen mit einziges der von ihm übersetzten Wörter in seinem persischen Laute, geteilten Abhandlung der gelehrten Welt die epochemachenden Er- ja, er fonnte zunächst noch nicht einen einzigen Buchstaben lesen. Aber gebnisse seiner Forschungen über die Keilschrift bekannt gab. in seinen Inschriften fanden sich zwei Namen Königen, und zwar wie nicht zu bezweifeln war, Königen aus dem Haufe der Achämeniden, von denen N. N. der Sohn des X. Y. genannt wurde.

tember 1802

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Und doch ist Grotefend der Größere. Damit sollen die Verdienste des Franzosen feineswegs geschmälert werden. Thatsache ist aber, daß Champolléons Aufgabe durch ein Hilfsmittel erleichtert wurde, dessen Grotefend sich nicht erfreut hat. Champolléon ging von jenem Stein von Rosette aus, der 1799 während Napoleons Expedition Bach egypten aufgefunden wurde und ein Defret eines ägyptischen

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Er fing also an um ihn selber zu citieren, die Reihe der *) Länder( das fonnte Grotefend nicht vermuten).