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Theater.

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und Erkennungsposse; nähere Angaben überflüssig. Musik: die ge­Freie Boltsbühne( Lessing- Theater). Die klein wohnte Ausstattung mit Gesangsnummern ohne dramatischen Ehr geiz, aber mit einer Anzahl hübscher Stellen, die zeigen, bürger" von Magim Gorki. Doch einmal was andres, was leisten könnte, die aber erst eignes! Kein künstlich konstruiertes Konfliktsdrama, in das mensch- daß der Komponist größeres liche Figuren als Träger gewisser Absichten und Ideen so hinein- umständlich herausgesucht werden müssen- vielleicht für eine Vor­komponiert" sind; sondern leibhaftige Originalmenschen, durch welche lesung über die Aeſthetik der Operette. Der feingebildete Komponist uns die Erkenntnis der geistigen, seelischen und ökonomischen Enge verleugnet sich nicht"( ich bitte um Entschuldigung, allein es geht des ganzen russischen Kleinbürgertums aufgeht. Stein eigentliches ohne diese Redewendung nun einmal nicht). Sein Quartett im ersten Aft: Kaum kann ich's erfassen," ist ein zartes Gewebe, und einige sociales Drania und doch verspürt man den Sturmwind tommender socialer Umwälzungen! Bürgerlichem Auffassungs- Duette sind ebenfalls musikalischer Ehren wert; das eine von ihnen vermögen freilich wird der tiefe Sinn des Gorkischen Schauspiels wird dem Publikum durch einen veritablen Esel auf der Bühne verschlossen bleiben. Ein ganz andres ist es un jene Zuschauer- mundgerechter gemacht. freise, die sich aus socialistisch geweckten, lern- und wißbegierigen mit dem Dinge Mühe gegeben, aber keine weitere mehr geben wollte. Die Aufführung, die wir hörten, schien zu sagen, daß man sich Intelligenzen zusammensetzen. Da besteht jedesmal zwischen Dichter

gar an

Die Brigitte- Vorstellung zwang uns zum vorzeitigen Verlassen

und Dichtung, zwischen Darstellern und Zuschauern der rechte innigste Besonders Sigmund Kunst a dt schränkte seinen guten, aber Kontakt, welcher den künstlerischen Erfolg sichert. Das bewies die klein begrenzten Tenor diesmal anscheinend noch mehr ein. Emil Sondermann war wie immer der virtuose Darsteller der Ein­Sonntagnachmittags- Borstellung von Gorkis Kleinbürgern" vor Mitgliedern der Freien Volksbühne" im Lessing- Theater. Mit gebildetheit, und Starl Schulz sowie Emil Albes machten ernstem seelischem Interesse, das kaum ein voreiliges Lachen auf- uns noch bessere Eindrücke als sonst. Zu der alten Garde des Central­Tommen lassen möchte, folgte man den Vorgängen im Hause Veß- Theaters ist seit einiger Zeit Josefine Vettori dazugetreten, und fjemenows. Und es ist gewiß nichts Zufälliges, beobachten zu können, war als eine gute Spielerin und als eine im Verhältnis zu vie sehr sich alle Anteilnahme gerade auf einzelne Gestalten des andern gute Sängerin die Klagen über Trockenheiten und Steifheiten Dramas verdichtete, die gewissermaßen durch das Herz des Dichters der hohen Töne selbst bei besseren Soubretten kennen unsre Leser ja gegangen sind, die er mit innigster mitleidender Liebe gezeichnet hat. ebenfalls schon. Therese Delma und Henny Wildner sind Da ist Bertschichin, der lustige Vogelhändler. Eine wunderbare uns längst als anmutende Operettenspielerinnen mit nicht ebenso an Originalfigur, wie sie nur auf russischem Boden wachsen kann, läßt mutenden Stimmen bekannt. Zu den bekannten Namen der Auf­ihn Emil Höfer vor uns aufleben. Seine Reminiscenz an die führungsleiter trat noch der des Inscenierers B. Glejinger eigne schauspielerische Persönlichkeit oder entfernt dazu auf ihn scheint mancher flotte Bug des Ganzen zurüc ähnliche Typen, wie sie ja dem Bühnenkünstler etwa in zugehen. Nestroys Lumpazivagabundus" vorkommen, trübt die Verkörperung dieser Gestalt, sondern Höfer giebt sie in Maske und äußerem eines Konzertes, das wir gern länger angehört hätten. Der Männer­Wesen, in Mimit und Sprechweise, kurz in allem russisch schlechtweg. gefang- Verein Schildhorn" gab in der großen Philharmonie einen Berliner Komponisten- Abend". Neben seinem Dirigenten Und das ist gerade das specifische Echte an seiner Darstellung! Teterew, der Kirchensänger, ist, obgleich auch ein Schnapssäufer, wie Paul Kurz stand noch eine größere Menge von Tommeistern der Bertschichin, doch aus ganz andrem Holze geschnigt. Verlangte dieser gemütlichen Muse auf dem Programm; darunter Hugo kau, nichts, so erwartete Teterew zu viel vom Leben. Das hat ihn unter langjährige Vertreter deutscher Musik in Milwaukee, der, wie ich gepflügt, und so wurde er, was er ist: ein passionierter Trinker, ein höre, seine dortige Stellung nunmehr mit einem heimatlichen Wirken als Komponist vertauscht hat. Vielleicht bekommen wir also bald Chuiler, ein Pessimist aus innerlichster Konsequenz, bei dem man aber doch merkt, wie ihn die Seele blutet. Joseph Klein giebt etwas Gewichtigeres zu hören als seinen Festlichen Umzug".- ihn so; und wenn auch nicht jede Linie echt ist, so ist es doch der Gesamteindruck der Echtheit, den wir von seiner Gestalt erhalten. Nil, der Lokomotivführer, bildet den vollkommenen Gegensay jener beiden. In ihm verkörpert sich der sieghafte Glaube aus Leben, das Charlotte Wesel vom Stadttheater in Linz Frohgefühl der Arbeit, der eigenen moralischen und physischen Straft. Er repräsentiert die junge Generation, in welcher die Zukunfts - ist für das Neue Theater" verpflichtet worden.- Hoffnungen des Die lustigen Nibelungen" ist der Titel einer neuen russischen Boltes flügge werden. von Winterstein giebt ihn biderb, offen, überzeugend, ohne dreiaktigen Operette von Ostar Straus, zu der Rideamus besondere Unterstreichung. Tüchtig im Einzelnen ist auch der den Text geschrieben hat. Die Operette geht in der ersten Hälfte alte Beßsjemenow Karl Waldows; weniger gut da dieser Spielzeit im Bunten Theater in Scene . gegen vermögen wir uns mit dem Studenten Peter des Herrn

Eduard

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Notizen.

SZ.

Die Liebesbrücke", eine Komödie von Robert

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Billy Grunwald abzufinden. Die gutmütige allzu weinerliche Steinert wird demnächst im Münchener Schauspielhaus Gestalt der Frau Akulina Iwanowna Beßjjemenow von Lore in Scene gehen. Die Aufführung zweier andrer Stücke desselben Jona, und die schwermütige hysterische Lehrerin Tatjana, von Autors Die Madonna" und die Haarnadel" im Berliner Elife Sauer mit bestem Wollen und können gegeben, inter- Bunten Theater ist von der Censur verboten worden. Phitje Ohrtens Glüd", eine Komödie von Ilfe effieren weniger an sich, allerdings kommt durch sie jene gewisse Baffivität, die dem Wesen des slavischen Volkes eigen, zum& r a pan- Alunian wurde bei der Erstaufführung im Altonaer Ausdruck. Die lebensluftige Gefängnisinspektors Witwe Selena Stadt Theater vom Publikum abgelehnt.- Gobineaus Tragödie Alegauder der Große" Nikolajewna Kriwzowa zeigt die andre Wefensart des Russenvoltes. Meta Jäger fuchte ihr gerecht zu werden; aber ihre Munterkeit wird demnächst im Weimarer Hoftheater in deutscher Ve war doch zu sehr die einer deutschen Luftspielsoubrette es fehlte arbeitung zur Aufführung gebracht werden. Die nächste Neuheit des Wiener Raimund Theaters der specifisch russische Timbre". Klara Kollendt als Bolja zeigte manchen frischen, natürlichen Zug, der der Braut eines Nil wird ein dreiaktiges französisches Schauspiel Der Umweg" vou wohl ansteht. Unter den Vertretern der Episodenrollen verdient noch Henry Bernstein, deutsch von Amuie Neumann- Hofer, sein. Josef Lauffs Schauspiel Der Heerohme" ers Margarete Albrecht als Köchin Stepanida Erwähnung. Derzielte im Leipziger Alten Theater einen lebhaften Er­Beifall war ehrlich und stark.

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Musik.

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e. k.

Hier und da flammt es mitten in der hergebrachten Operetten dudelei auf: man glaubt, einen neuen Stil erkannt oder wenigstens in einer Operette gewohnten Schlages so viel hübsche Duette oder dergleichen gefunden zu haben, daß sich eine Netting lohnt. Zu den Auflammungen der letzten Zeit scheint auch der Franzose André Messager zu gehören. Seine kleinen Michus" von 1897 hatten an einer hiesigen Bühne gefallen, wie eben eine possige Operette gefällt. Dann kam die im ganzen io sympatische Stuttgarter Operngesellschaft und brachte die Michus im Opernrahmen; da war Messager ein Held geworden. Weiterhin erschien im Theater des Westens seine Brautlotterie", ein unseres Wissens jüngeres Werk von ihm, das ob feines wirkungsvollen Gesamteindrucks sich gut hält, wiewohl es auch weder gute nene Wege bahnt noch auch alte Wege beträchtlich besser macht. Nun langen die Bühnen nach Messager. Ihm nehmen fie gern ab, was sie von einem andren vielleicht nicht angerührt hätten. Seine Véronique" von 1898, deutsch als Brigitte", ist das derzeit letzte Nejultat dieses Langens. Das Gastspiel des Central- Theaters im Neuen Söniglichen Opern Theater ( Kroll) brachte dieses Resultat am vergangenen Sonnabend vor die Oeffentlichkeit.

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folg.

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V

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Hartlebens Rosenmontag" wird im Mai­länder Olympia Theater demnächst seine erste Aufführung in italienischer Sprache erleben.

-Mascagni veranstaltet im Frühjahr 1903 Gastspiele in Leipzig , Dresden , Hamburg und Berlin .-

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Donizettis Oper Don Pasquale " mit der nenen Bierbaumschen Tegtbearbeitung, fand bei der Aufführung in Frankfurt a. M. reichen Beifall. Eine neue Kunst- Zeitschrift Monatshefte für Lithos graphie" wird von dem Verlage Bruno Heßling in Berlin an gekündigt. Die Zeitschrift will dem Lithographen fünstlerische Vor­lagen liefern, die er unmittelbar in seiner Bragis verwenden oder als Muster benutzen kann. Der Text soll zunächst mehr als Beilage gelten, in der die Vorlagen erläutert und ihre Absichten weiter ausgebaut werden.

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Einen Preis von 3000 Lire schreibt der Gemeinderat der Stadt Venedig für das Modell einer großen goldenen Medaille aus, die als Preis der hervorragendsten Werke der venetianischen Kunstaussteinng 1903 verliehen werden soll. Der Wett bewerb ist international. Legter Einlieferungstermin ist der 31. Jas muar 1903. Alles Nähere teilt der Gemeinderat der Stadt Venedig Und um bitten wir, im Besitz des Eindrucks von der zweiten mit. Borstellung, mn freundliche Geduld zum Anhören der unvermeidlichen Der Geschichtsforscher Professor Ernst Dümmler ist, alten Leier. Text: die gewöhnliche Bertauschungs- und Verkennungs- 172 Jahre alt, in Friedrichsroda gestorben.- Berantwortlicher Redacteur: Carl Leid in Beriin. Druck und Berlag vor. Mag Bading in Bertir.