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Früchte in Ueberfülle. Boden und Klima, pomologische Kunst und Erfahrung haben diesen Reichtum hervorgebracht. Im Juni und Juli prangen die Kirschen an den Bäumen, vor nehmlich in der näheren Umgebung der Heidelberger Flur, und zwar in den edelsten Sorten die rote Frühkirsche, die gelbrote Zucker kirsche, die große schwarze Königskirsche und die fostbare kleine Gaibergerkirsche, die mit ihren roten Stielen noch im August an den Bäumen hängt. Im Durchschnitt wird der Ertrag eines Kirsch baumes sehr niedrig mit zwei Mark berechnet, aber wer da in Handschuhsheim herumhört, wird erfahren, daß manche Bäume einen Ertrag von zehn bis zwanzig Mark liefern, denn die Heidel berger zahlen im Kleinverkauf fünfzehn bis zwanzig Pfennig für das Pfund.

machen kann, bengt selbst für die gewöhnlichsten Weine gebrauchte Fässer. Auch diese werden zuvor gründlich ausgewaschen, vornehin­lich, um zu verhindern, daß sich Schwefelwasserstoff bildet und den Wein im Geschmack verdirbt. Die Fässer werden nämlich wiederholt ausgeschwefelt, und ist abgetropfter Schwefel in ihnen zurück­geblieben, so geht er mit dem gährenden Wein die unliebs fame verderbliche Verbindung ein. Die Entfernung irgendwelcher Schwefelreste aus dem Faß ist daher vor dem Einfüllen des Weines dringend geboten.

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Bei der Wanderung über die Bergstraße und ihren prächtigen Seitenthälern muß der Naturfreund mit den besten Vorfäßen ge­wappnet sein, denn der gastlichen Stätten, in denen das edle Naß als Most und Wein sehr zuvorkommend tredenzt wird, giebt es gar Ueberhaupt sind die Einnahmen aus der Obstfultur recht er viele. Doffenheim, Schriesheim  , Leutershausen  , Groß, Hohen­giebige; sie sind aus dem Veerenobst, das in steigendem Umfange und Lüzensachsen, Sulzbach, Hemsbach   und wvie kultiviert wird, wegen der größeren Beständigkeit der Ernten und die andren traulichen Nester heißen mögen, halten der zunehmenden Verwendung zu Beerenweinen, sogar ausgezeichnet. Wandersmann fest. Vornehmlich ist Lügensachsen ein ge= Jeder Bauer, jeder Arbeiter und Handwerker, jeder Beamte und fährlicher Ort, denn wie Circe   den Odysseus und feine Sentier ist in diesem Distrikt Obstzüchter. Der Heidelberger Bro- Genossen, so umgarnt uns hier mit siegreicher Gewalt ein äußerst feffor mag ein noch so großer Bücherivurm sein und in den Wissen füffiger" Rotwein. Die drei Sachsendörfer, früher insgesamt schaften aufgehen, aber er hat seinen Obstgarten, in dem er Saffinheim" genannt, find wegen ihres Roten weit und breit ge­pflanzt, pfropft, düngt, bewässert, beschneidet, Ungeziefer verschätzt. Schon vor einem Jahrtausend soll er an diesen Stätten tilgt, ftigt, aufbindet und erntet. So manche Professorenfrau kann von Mönchen, die fürsorglich Reben gepflanzt hatten, getrunken es in punkto Obstfultur mit dem gediegensten Pomologen auf worden sein. Auch Weinberg muß man liebgewinnen, weniger nehmen. Und bei den andern Leuten ist es ebenso das wegen feines Stahlwassers, als wegen seiner Bacchusgaben. Hier Obstzüchten steckt ihnen geradezu im Blute und gehört zu öffnet sich auch das Thal der Weschnitz  , die in Jugendkraft aus dem ihren liebsten Beschäftigungen. Zum Apfelbaum sieht man mit einer Odentvald herausspringt. An den schönen Landschaftsbildern und Verehrung empor, wie etwa der Bewohner Aegyptens   und der Wüste dem guten Bergsträßler wird jeder seine lichte Freude haben.- zur nahrungspendenden Dattelpalme. Was vom Baume fällt, wird Heinrich Göding  . zu Most verarbeitet, und dieser ist nicht schlecht, wenn er auch den Bergleich mit dem Traubenmost nicht aushalten kann. Die gepflückten Aepfel wandern meist in die Hand des Großauftäufers, der sie kahn­oder waggonweise in die weite Welt sendet, es sei denn, daß es sich um Tafelobst handelt, das in Postkollis versandt wird.

Kleines Feuilleton.

Und mm die Trauben. Fast ununterbrochen ziehen sich die Reb­stöcke an der rechten Seite der Landstraße wohlgeordnet in Reih' und Glied hin. Rebstück an Rebstück, gepflegt mit geradezu mütterlicher Zärtlichkeit, wie sich denn auch das Bestreben, den wertvollen Besitz Sommer war der des Jahres 1856. Die Berliner   verloren darob ml. Negenhumor. Ebenso verregnet wie der heurige 10 crtragsfähig als möglich zu machen, in der ganzen Behandlung jedoch ihren Humor nicht. Das Vergnügungslokal" Boruffia", der Rebe fundgiebt. Nicht ein Pflänzchen Unkraut ist zwischen den

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Erster Teil. Mittagstühle, Marsch von Waffermann. Ouverture zu: Der Wasserträger, von Eimer. Sprizfahrten, Walzer von Stabell. Hageltörner- Quadrille von Frost. Schneegestöber- Polka von Kühl.

Stöcken zu entdecken, jeder Stock ist sauber gehäufelt und jeder Trieb Weinbergsweg 6/7, veranstaltete am 30. Auguft des genannten forglich aufgebunden, so daß er Luft und Licht hat. Es sieht aus, Jahres ein Großes Regen- Fest" mit folgendem naffen" Programm: als ob grüne Regimenter in Parade aufmarschiert seien, um bor  dem Wanderer die Honneurs zu machen. Im Juni beginnt die Blüte, und ist sie vorüber, so wird im Juli bei trochenem, fonnigem Wetter die Bearbeitung des Bodens zum britten Male aufgenommen, das Anheften der Triebe fortgesetzt und jeder Stock zum zweiten Male mit Kupferkallbrühe gespritzt. Hin und wieder sieht man dem Wachstum eines zurückgebliebenen Rebstückes mit Chilifalpeterdüngung nachhelfen. Ist der August herangekommen, so wird zwischen den Stöcken noch gejätet oder gehackt und gespritzt. Was die Ernte bringen wird, ist nun zu übersehen. Sorgenvoll Die Sündflut, grande Fantaisie pour Orchester temporaire richtet sich der Blick nach dem Himmel- viel Regen bringt die Traube nicht zur Reife und giebt jaure Beeren, allzuviel Sonnen­schein und Hize dörren die Veeren aus; fällt noch unmittelbar vor der Lese starker Regen, so geraten die Beeren ins Faulen.

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8 weiter Teil.

von Douch.

reguet. 4. Satz und Finale: Es regnet noch. 1. Sat: Es beginnt zu regnen. 2. Satz: Es regnet. 3. Say:

Scene und Arie aus der unvollendeten Oper: Die Jungfrau See, von Sturzbach.

Wind- Galopp von Anna Janaß.

Ueberschwemmungs- Bolta- Mazurka von Quellenreich. Finale aus der Oper: Moses  , von Stab.

Wasser, Waffer", Original- Dichtung von Dr. Naß mit Orchesters Begleitung. Melodie wird vorgespielt.

wird

Dritter Teil.

Nassauer, Marsch von Feuchtersleben. Noch ein Wölkchen, Walzer von Dunkelmann.

Du hast mich zu Grunde gerichtet, Bolfa- Mazurka von Sommer. Blitz- Galopp von Zeus.­

Für Weißwein, der die Hauptrolle spielt, kommt fast ausnahms- im Tos die Rieslingsrebe in Betracht, für die sehr beschränkten Rot­weine die Spätburgunderrebe. Erst im Oktober, oft jogar erst zu Anfang November wird mit der Lese begonnen. Dann giebt es viele Arbeit, aber sie wird gern geleistet, denn es gilt Schäße ein zuheimsen. Allein in jenem, hinter Landenbach beginnenden Teile der Bergstraße, der zum Großherzogtum Heffen gehört, sind auf der 708 Hektar großen Weinbaufläche in jedem der letzten zehn Jahre durch­schnittlich 7680 hektoliter Wein im Werte von 337 000 M. gewonnen worden. Bei Heppenheim  , vor dem sich auf rebenumträngter Höhe der mächtige Turm der Starkenburg erhebt, bei Bensheim   mit seinen alten Befestigungen und bei Auerbach  , über dem das 1674 von den Franzosen unter Turenne zerstörte Schloß liegt, befinden sich die Hauptlager. Der Weinhandel floriert besonders in Bens­beim, was aber nicht ausschließt, daß auch in andren Orten der Ein wachsender Gletscher. Der Frankfurter Zeitung  " Bergstraße ein lebhaftes Geschäft in Wein gemacht wird. An den geschrieben: Die schweizerische naturforschende Gesellschaft und Stammtischen wird natürlich viel von Wein und auch von der Obst- der Schweizer   Alpenflub laffen gemeinsam seit einer Reihe von kultur geredet. Wer zuhört, kann etwas lernen, denn man Jahren genaue Messungen über die Beweging der Gletscher vor­ist in diesen Dingen vortrefflich beschlagen. Bei einem guten nehmen. Besonders systematisch und sorgfältig wird diese Arbeit Schoppen oder einem Viertel- Liter, der je nach der Qualität mit 15 am Rhonegletscher durchgeführt. Wie man weiß, find die Gletscher bis 25 Pf. berechnet wird, läßt sich hier des Lebens Unverstand vor- im Schweizer   Hochgebirge, der Rhonegletscher stärker als alle andern, trefflich ertragen. in stetem Rückgange begriffen. Deshalb fällt es nun auf, daß ein Zur Zeit werden in idyllischen Nistern an der Bergstraße die Firnfeld  , der Steingletscher am Sustenpaß, nach den neuesten Keltergerätschaften, Fässer und Keller revidiert. Mancher Wagen, Meffungen start im Vorrücken begriffen ist. Die Tegte beladen mit leeren alten und nenen Fässern, zieht schwerfällig vor: Messung ist Sonnabend, den 6. September, vorgenommen über. Das Faß ist jetzt von größter Wichtigkeit und für eine hin- worden und man hat dabei auf der ganzen Linie ein Vorrücken von reichende Anzahl von ihnen muß gesorgt werden. An neue Fässer 4-5 Metern konstatiert. Diese Erscheinung ist um so auffallender, geht man nicht gern heran, da sie dem Wein schlecht bekommen. als der Steingletscher bis jetzt wie die übrigen Schweizergletscher Die Dauben find von Eichenholz, und in dem Holz befinden sich auch im Rückgange begriffen war. Es wird sich in der Zukunft lösliche Stoffe, die durch sorgfältiges Auslangen und Ausbrühen ent- zeigen, ob dieses Vorrücken den Beginn einer neuen Wachstums= fernt werden müssen. Aber wie sorgfältig das auch geschehen mag, periode bedeutet, oder ob es mir den außergewöhnlichen Witterungs­so nehmen in ihnen feine Weine einen leichten Beigeschmack an, verhältnissen dieses Frühjahrs zugeschrieben werden muß. Wenn den die Zunge des Kenners sofort herausmerkt. Einen Steinberger, das letztere der Fall sein sollte, so müßte man ähnliche Er­Johannisberger, Markobrummer oder ähnliche edle theimveintropfen scheinungen wohl auch an den übrigen Schweizer   Gletschern nach wird man daher nie in neue Fässer füllen, und wer es möglich weisen können.

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