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mit dem polnischen Accent bernehmen. List erzeugt Gegenlist. Jbr] Den oben sfizzierten Zwecken dienen nicht sowohl die Abteilungs­ganzes bischen Bauernschlauheit wenden diese armen Leute auf, um sigungen als die allgemeinen Bersammlungen. Freilich find ich der Überlegenheit ihrer Ausbeuter zu erwehren. Und wenn der auf ihnen in Karlsbad manche Mißgriffe gemacht worden. Ich Bude über den geringen Preis webflagt, der vielleicht immer noch erwähnte in meinem ersten Briefe bereits den verfehlten Vortrag Doppelt so hoch ist, so freuen sie sich wie die Kinder, weil sie sich nun von Hofmeister über den Bau des Eiweißmoleküls, verfehlt aller­einbilden, fie wären bei dem Handel die flügeren gewefen." dings nur im Hinblick auf die Stelle, wo er gehalten wurde. Ein andrer tadelnswerter Umstand ist die Art, wie manche Herren vor­tragen. Sie haben ein vollständig ausgearbeitetes Manuskript vor fich, auch stilistisch durchgearbeitet bis in die fleinsten Einzelheiten, und mm lesen sie dasselbe wörtlich vor. So wurde z. B. die überaus interessante Frage des Kreislaufs des Stickstoffs", die gestern in der gemeinsamen Sigung aller naturwissenschaftlichen Abteilungen das Verhandlungsthema bildete, in dieser Weise von den beiden Vor­tragenden behandelt. Eine Abhandlung liest man lieber in Ruhe durch, als daß man sie sich in ziemlich rascher Weise vorlesen läßt; der nicht fachmännisch Gebildete will von dem Vortragenden doch über die Bedeutung einer wissenschaftlichen Frage aufgeklärt und über den Stand derselben unterrichtet werden. Dazu gehört der freie Vortrag eines Mannes, der darin auch ein Stück eigner Bersönlichkeit geben muß. Es kann jemand ein bedeutender Gelehrter sein und doch diese Gabe des Vortrages nicht besitzen; dann soll man ihn mit dieser Aufgabe auch nicht betranen.

Der Schnaps richtet die Leute zu Grunde," sagt der Preuße mit den bekannten Farben. Sonst tönnten sie es viel weiter gebracht haben. Gehen sie doch nur am Sonntag morgens durch die Vor­Stadt. An allen Ecken finden sie den ausgespieenen Kartoffelbrei, weil die Kerle ihren Magen mit Branntwein überfüllt und ihr Essen nicht behalten haben. Was soll man mit solchen Leuten anfangen?" " Kultur in sie hineintragen!" murrt das Echo aus der andern Ecke. Nun sagen fie, Herr," ruft endlich mein Preuße, was wollen Sie eigentlich mit ihrer albernen Kulturträgerei? Sollen wir diese Leute etwa zu uns zu Tische einladen and unsre Töchter an sie verheiraten? Sollen wir zu ihnen in ihre Kneipen gehen, deren Schanktische vergittert sind, damit das Schank personal vor ihren Ausschreitungen geschüßt sei und mit ihnen Bruder­schaft trinken? Sagen Sie doch, was sollen wir eigentlich?"

Der richtigen Art des Vortrages näherte sich in der heutigen allgemeinen Sigung Wettstein- Wien, der über Neo- Lamare tismus sprach. Allerdings las auch er vor, so daß die Säße sämtlich für einen Vortrag zu fein gefeilt herauskamen; aber er verstand es doch, die Streitfrage Lamarkismus oder Darwinismus in ihrem Wesen deutlich zu machen, und den Lamarkismus, zu dem er sich bekannt, dem Hörer näher zu führen.

Wollt ich doch nichts sagen!" erwidert der Pole nachdenklich. Kämen Sie zu diesen Leuten, so würden sie doch nur fragen: Welche neue Finte steckt dahinter. Welchen gefährlichen Plan haben die Herren ersonnen, um uns noch schlimmer als bisher das Fell über die Ohren zu ziehen? Glauben Sie mir, es würde gar nichts nügen. Man fann die Kultur nicht wie Lorbeerbäume in Kübeln transportieren, diese edelste Pflanze verträgt die Hize einer Eisenbahnfahrt nicht. Es giebt für jedes Volt nur eine Kultur und das ist seine eigne. Ein Volk aber, dem man polizeilich verbietet, ein Volk zu sein, ein Bolt, das man in drei Teile zerriffen hat und dem man fagt, es Geradezu das Muster eines Vortrages, wie er sein soll, war mische sich in fremde Angelegenheiten ein, wenn es in Galizien der in der Gesamtfizung aller Gruppen am Mittwoch von Sueß­schreit, weil ihm die Schläge in Breschen wehthun, ein Volt, das Wien lleber das Wesen der heißen Quellen". Der berühmte Geo­von seinen eignen großen Herren, wie von den fremden über alle loge gab ein so anschauliches Bild von der Gestaltung seiner Vor­Maßen getnechtet, ausgebeutet und tyrannisiert wird ein solches stellungen, daß der Hörer förmlich mit ihm lebte und dachte; er Bolf fann teine Kultur haben. Ihr mögt noch so viel Kultur nach empfing nicht nur das tote Reinltat einer Forschung, sondern das dem Often tragen, ihr seid dabei doch wie die Schildbürger, die das lebensvolle Bild des Forschenden selbst, und gerade dadurch eine bes Licht in der Minusefalle fingen, um es ins Rathaus zu tragen 1" stimmte Anschauung von Dingen, um die es sich handelte.

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Sie find eben Pole und noch dazu ein Socialist", sagt der Schwarz Weiße mit einer sonderbaren Mischung von Schen und Höflichkeit. Posen!" rief der Schaffner.

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Das dürfte so ungefähr stimmen", sagte der Pole lächelnd beim Aussteigen. So ungefähr dürfte das stimmen..." F. S.

Kleines Feuilleton.

Karlsbad , 26. September 1902.

bt. Die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, die 74. seit der Begründung der Gesellschaft im Jahre 1821, ist heute nachmittag gegen 3 Uhr geschlossen worden. Am Abend findet noch ein Abschiedslommers statt, morgen vereinigen sich die Naturforscher, so weit sie noch nicht abgereist find, zu einem Ausflug nach Teplig und Aussig , die Aerzte besuchen Marienbad und Franzensbad ; dann zerstreuen sie sich nach allen Richtungen der Windroje, um wieder den Arbeiten des Tages nachzugeben.

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Einiges von den Fischnamen. Die Wiener Abendpost" schreibt: Der Wiener Fischerei- Ausstellung und dem Fischereitage zu Ehren soll in Friedrich Kluges Etymologischem Wörterbuch" ein wenig gefticht werden. Das Wort Fisch" selbst gehört den drei westlichen Sprachgruppen des Jndogermanischen an, die merkwürdiger weise auch das Wort Meer" gemeinsam haben. Das Germanische hat mit dem Lateinisch- Keltischen keine Benennungen für Fischarten gemein. Es ist möglich, daß das Wort Fisch" ein wanderndes

lturwort gewesen ist, deffen Quelle für uns bis heute unauffindbar blieb. Das germanische, fiska- z" kommt aus dem vorgermanischen pisko- z" und ist sprachverwandt dem lateinijchen piscis" und dem altiranischen iasc". Kluge verweist auf das gesetzlich abfallende visc" p. Fisch heißt mittelhochdeutsch visch", althochdeutsch gothisch fisks", altuordisch fiskr", angelsächsisch fisc", englisch " fish", niederländisch visch" und altsächsisch fisk". Das vor­germanische, piskos" für ap- isko-", dem Wasser entstammend". mit dem Sanskritworte ap= Wasser" in Verbindung zu bringen, lehut Kluge als gewagt ab.

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Sind diese alljährlich wiederkehrenden Versammlungen notwendig? Wenn wir uns nun den einzelnen Fischnamen zuwenden, fo Für den Fortschritt der Wissenschaft sicherlich nicht. Bei der Be- nimmt der Aal den alphabetischen Vorrang in Anspruch. Der gründung der Gesellschaft gab es noch keine Eisenbahnen und germanische Stamm: ala- êla" ist nicht verwandt mit dem latei­Telegraphen, und nur sehr vereinzelte wissenschaftliche Zeitschriften. nischen anguilla ", litauischen ungurys" altslovenischen ágoristi". Der persönliche Zusammenhang, der durch die Versammlungen der Die Aalraupe heißt in Schlesien und an der Elbe olruppe", Gesellschaft hergestellt wurde, mußte miter folchen Verhältnissen in der Wetterau und in Ober- Hessen olrobb", in Franken außerordentlich anregend wirken. Heute ist das alles anders allruppe", in Köln oelrappe". Der Raubaal, wie er auch geworden. Wenn man in Amerika eine wissenschaftliche Ent- genannt wird, heißt eigentlich Raupe" furzweg, mittelhochdeutsch decking macht, wird fie mit außerordentlicher Schnelligkeit rupe, ruppe", althochdeutsch ruppa", was mit dem altslovenischen auch in unfren Zeitschriften veröffentlicht, und bei irgend ryba "( Fisch) urverwandt sein mag. Die alt- und mittelhochdeutsche erheblichen Dingen nimmt sehr rasch sogar die Tagespresse Notiz Form wird wegen des gleichbedeutenden mittelhochdeutschen rûte" davou. Den nähren Gedankenaustausch zwischen einzelnen auf das lateinische rubeta" zurüdgeführt, das Frosch, Kröte, Frosch­Forschern vermittelt der briefliche Verkehr mit großer Geschwindig fisch bedeutet. Dafür spricht die niederdeutsche Benennung Aal­teit, auch zum Telephon fann gegriffen werden, und wenu trotzdem Quappe und das in Destreich übliche rutte", zweifelhaft aus rubte, das Bedürfnis nach persönlicher Aussprache entsteht, so verabredet rubeta". Jm bayrischen Dialekt heißt es rutten, aalrutten", älter mittel­man eine Zusammenkunft, die mit Hilfe der Eisenbahnen sehr rasch rugeten", wozu wieder mittel- und niederrheinisch rufolk", und bequem zu stande kommt. niederdeutsch rufolki", eigentlich Naup- Aalchen", zu gehören Wir fönnen daher denen, welche diese Versammlungen für etwas scheint. Was so ein armseliger Fisch den Gelehrten doch für vielfache Beraltetes mid leberlebtes erklären, nicht ganz Unrecht geben. Aber Sorgen bereitet! Der Lachs ist weniger anspruchsvoll. Mittel­lahs" mit dem trotzdem möchten wir sie nicht missen; find sie auch für den hochdeutsch Plural althochdeutsch lehse" Fortschritt in den einzelnen Fachwissenschaften belanglos und lahs", angelsächsisch leax", altuordisch" lax", schottisch lax", überflüssig, so stärken fie doch in dem einzelnen Teilnehmer litauisch lasziszà", lettijd) lasis", russisch lososu ", polnisch das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit seines besonderen losos". Das s im germanischen lahs" ist Suffix und gehört nicht salme" Specialfaches mit der allgemeinen Naturforschung. Dann aber zur Wurzel. Salm, Salmen; mhchd. und mudd. tragen fie auch in erheblichem Maße dazu bei, dem nature ahd. und andd. salmo", lat.- gall. salmo", französisch saumon " wissenschaftlich nicht durchgebildeten Teile des Volkes die Teilnahme Der Name drang während der Römerzeit am Rhein vor. Bezüglich am Fortschritt des wissenschaftlichen Lebens zu ermöglichen, und des Karpfen fönnen wir uns fürzer fassen, weil es noch un­gerade deshalb ist die Beachtung, die fie finden, ein erfreuliches entschieden ist, ob Karpfen ein echt germanisches Wort ist. Wahr­Zeichen gesunden Strebens. Von diesem Gesichtspunkt aus, nicht scheinlich stammt carpa " aus dem Spätlateinischen; der Gothe von dem der Reklame, sind auch die großen Bemühungen und fest- Cassiodor tennt im sechsten Jahrhundert den Donau - Fisch. Der bereitet den Etymologen, wie es lichen Veranstaltungen zu beurteilen, welche die Karlsbader zu Ehren kabliau scheint, der Versammlung trafen. Karlsbad ift ein zu gut bekanntes und in noch manche Schwierigkeit. Im zwölften Jahrhundert mittel der specifischen Heilwirkung seiner Mineralivässer zu lange erprobtes lateinisch ,, cabeltauwus". Die des Konsonanten- Umstellung basti Bad, als daß es besondere Retiame nötig hätte. Wir schien aus niederländischen bakeljauw" spanischen bacalao", des deutschen der freundlichen Aufnahme ein reges Interesse an der Naturwissenschen bacailaba" ist auffällig, die Herkunft schaft überhaupt hervorzugehen. Handelswortes ungewiß. Der Fischname Karausche ist erst 1734

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