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Kulturgeschichtliches.

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muß, um etwas aus dem Spielzeug zu machen, liebt das Kind. Ob Brambach( geft. 1902). Herr Konzertmeister Heinrich so die Phantasie angeregt oder ertötet worden ist, das zeigt sich als renson fiel in ein paar Soloftücken durch einen feinen Geigen­Nachwirkung am Erwachsenen. Weiter erwächst der Mutter die ton auf. wichtige Aufgabe, das Kind sehen zu lehren. In der elterlichen Unverantwortlich war etwas in einem neulichen Konzert in der Wohnung sieht das Kind zum erstenmale eine kleine Welt; es heftet Singakademie. Eduard Behm spielte so schön Lieder­sich der Mutter an die Sohlen, um alles zu beobachten. Hier begleitungen; aber stets mischte sich eine Sängerin hinein, und kaum bieten sich der Mutter tausend Gelegenheiten, das Kind auf alles auf war das vorbei, kam ein Klaviermann beide vom Stamm jener, merksam zu machen, ohne Pedanterie sein Auge zu üben. Wer sich ge- die sich für musikalisch halten. wöhnt hat, Gegenstände seiner Umgebung scharf anzusehen, der wird, wenn er diese Gegenstände in den Werken der Maler wieder abgebildet sieht, mehr Freude daran haben; denn das Oscillieren" zwischen Antiker Liebeszauber. Die Kölnische Zeitung " Kunst und Natur macht einen großen Teil der Kunstfreude aus. schreibt: Im Britischen Muſeum zu London wird eine Papyrusrolle Dazu gehört aber ein großer Vorrat an Erinnerungsbildern, der aufbewahrt, die einen lehrreichen Einblick in das Geistesleben der dem heutigen Publikum mangelt. Hochwichtig sind auch die An- griechisch- römisch- egyptischen Welt gewährt. Sie ist ein Sammel­regungen, bei denen das Kind tausend neue Eindrücke sammelt. werk der magischen Kunst, das für alle möglichen Fälle und Wünsche Darum müßte sich die Mutter fümmern. Das Märchen- Lesen und ein Mittel anzugeben weiß. Wer z. B. dem Koch das Anzünden Erzählen kommt hinzu. Wir sind so reich an wundersamen Kinder- des Feuers unmöglich machen will, der soll ihm nur die Pflanze und Hausmärchen, die das Kind auf Flügeln der Phantasie Immergrün auf den Herd legen; soll ein altes Weib nicht mehr so emportragen. Aber wenige Mütter beschäftigen sich damit, sich die viel schwatzen und trinken, dann soll man ihm klein geschnittenes Märchen einzuprägen. Viele begnügen sich damit, ein Buch mit Fichtenholz in die Suppe thun; ein wirksames Mittel gegen die verdorbenem Tert zu kaufen und durch ein Kindermädchen vorlesen springenden Plagegeiſter, dieses klassische Insekt des Südens, find zu lassen. Viel größer ist das Vergnügen, wenn das Kind auf dem Oleanderblätter, in Meerwasser gekocht, usw. Am fesselndsten aber find Schoße der Mutter dem frei erzählten Märchen lauscht. Man hat Rezepte, die dem unglücklich Liebenden helfen sollen, und von denen es das alles bisher zu leicht genommen. Die Eindrücke der frühesten eine große Auswahl giebt. Eins von diesen Zaubermitteln befiehlt, auf Kindheit haften am unverlöschlichsten. Das Gute, was in jener Zeit eine Meermuschel das Tier des Typhon zu malen und sie dann in uns zugeführt wird, muß sich hundertfach verzinsen. Das Kind den Ofen eines Warmbades zu werfen mit den Worten: Bringe darf aber nicht merken, daß es zur Kunst erzogen werden soll, mir her die Soundso, Tochter der Soundso, am heutigen Tage zu sonst geht die Unbefangenheit verloren. Die Mutter darf also ihren dieser Stunde, liebesentbrannt in Herz und Seele. Gleich, gleich! Plan, ihre Absicht nicht hervortreten lassen. Sie muß alles Schnell, schnell!" Ein andres, das als besonders wirksam an­in sich verarbeitet haben. Das kann sie vielfach, weil bei ihr alles gepriesen wird, läßt den Liebenden auf eine zinnerne Rolle schreiben: mehr gefühlsmäßig vor sich geht als beim Mann. Hier ist die Schafft, daß die Soundso mich liebt" und ihn dann nach einem Mutter zuerst zur Führerschaft berufen. Sie kennt die Neigungen Opfer die Rolle ins Meer werfen. Der Griffel aber, mit dem die des Kindes viel besser als der Lehrer. Das alles gilt freilich, wie Inschrift einzugraben ist, soll ein tupferner Nagel von einem ge­der Vortragende ausführt, hauptsächlich nur für die Kreise der Wohl- strandeten Schiffe sein. Nach einem dritten wiederum soll man auf Habenden. Die Kinder der unbemittelten Klassen dagegen wären in Bimblättchen die Worte schreiben: Ich beschwöre Dich beim viel größerem Maße auf die Schule angewiesen. Die Besorgnis großen Obakchios", und es damit über eine Dornenhede legen. nun, daß die Lehrer der Aufgabe heute noch nicht gewachsen sind, wer nun mit solchen und andren Mitteln sich nicht begnügen läßt sich nicht zerstreuen. Redner giebt sich aber der Hoffnung hin: wollte, der konnte seiner Geliebten noch schärfer zusetzen. wern von der bürgerlichen Familie aus ruhig und ohne Üleber­stürzung geschaffen werde, so werde in diesen Kreisen eine Gene­ration von feinsinnigen Wesen entstehen, die dann selber das, was sie als Kinder von ihren Müttern her in sich aufgenommen haben, weiteren Kreisen zuzuführen wissen.-

otelli Mufit.mis!

konnte er ihr eine schlaflose Nacht bereiten, indem er auf eine Muschel vom Meeresstrande schrieb: Es soll schlaflos bleiben die Soundso, die Tochter der Soundso, in dieser Nacht." Er konnte ihr endlich noch im Traume erscheinen. Dann mußte er zu seiner Haus­lampe mehrere Male die Worte sprechen: Es soll mich sehen die Soundso, geboren von der Soundso, im Traume. Gleich, gleich! Schnell, schnell!" Mit den Träumen aber hatte es eine besondere Bewandtnis. Eine der Hauptquellen des Aberglaubens im Altertum waren die Traumerscheinungen. Schon in recht früher Zeit ward das Traumdeuten zu einer förmlichen Kunst, und daß gerade in Aegypten die Traumdeuter sehr verbreitet waren, haben andre Funde gezeigt. Auf einem Blatte des Louvremuseums sind von einem recht ungebildeten Menschen eine Reihe von Träumen auf­gezeichnet worden, welche der Traumdeuter auslegen sollte, und es hat sich sogar das Aushängeschild gefunden, das ein vielverheißender Traumdeuter aus Kreta vor seinem Hause angebracht hatte. Humoristisches.

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Raffiniert. Wie sonderbar, Sie schreiben eine Karte an Ihre eigne Adresse!"- Gar nicht so sonderbar, bitte, lesen Sie!" tatt. Nichterscheinende zahlen die übliche Strafe von 10 Mark in Verehrter Herr! Am 22. d. M. findet die Beratung zu Art. 199 ff. die Kasse. Pinkel , Schriftwart... aber?"" Das ist doch einfach. Wenn ich einmal einen Abend Ja, was bedeutet denn das allein fort will, so schide ich mir am Tage vorher eine solche Karte, von denen ich mir hundert Stück habe drucken lassen. Meine Frau liest sie natürlich und giebt sie mir, wenn ich mittags heimkomme. Ich fluche dann und sage: Ach was, ich zahle diesmal die 10 Mart und so gehe ich eben ungehindert aus!"-( Fliegende Blätter.") und bleibe zu Hause. Davon will natürlich meine Alte nichts wissen,

In dem gewöhnlichen Gang von Musikberichten, den wir jetzt wieder beschleunigt gehen, verfallen Autor und Leser leicht der Meinung, daß in den Konzert- und Opern- Aufführungen allein oder vorwiegend der eigentliche Stand der Musik zu suchen sei. Man meint dann etwa, ein vorherrschendes Elend dieser Darbietungen bedeute ein Elend des tonkünstlerischen Lebens überhaupt. Mein: so sehr wir auch Grund haben, jenes Treiben im ganzen mißmutig zu betrachten, müssen wir doch aufmerksam machen, daß in unsrem Musikleben entschieden viel Wertvolles, selbst Großes vorgeht; nur merit man es auf seinem Konzert- oder Opernsiz gerade nicht am leichtesten. Wo es zu suchen ist, darüber ließe sich freilich ins Un­absehbare hinein sprechen. Die praktische musikalische Produktion, die theoretische Behandlung der Musik und die pädagogische Ueber­mittlung unsrer Kunst bieten immer wieder und gerade jetzt eine Fülle von mindestens interessanten Leistungen. Beispielsweise ist es ein nicht genug zu ſchäßendes Gegenstück zu dem geradezu lächerlich engen Rahmen unsrer Konzertprogramme, daß Hugo Riemann in einer Reihe von Komponisten, die zu Mannheim in der Mitte des 18. Jahrhunderts wirkten, zumal in Johann Stamiz, eine ganz überraschende Vorgängerschaft Haydns und der Klassiker" über­haupt entdeckt hat. Die uns vorliegende Einleitung zu seiner hoffentlich bald erscheinenden Herausgabe der Symphonien der Pfalzbayerischen Schule( Mannheimer Sym­phoniker)" ist eine Leistung, wie wir sie nicht häufig zu sehen bekommen. Die Denkmäler Deutscher Tonkunst", die diese Arbeit socben gebracht haben, sind dadurch in würdigster Weise bereichert worden. Um auch ein Beispiel aus einem Gebiete des gegenwärtigen Stunstlebens anzuführen, sei darauf hingewiesen, daß seit einiger Zeit eine energische Bewegung sich auf Reform der Konzertsäle und des Aeußerlichen der Aufführungen in ihnen richtet. Müssen wir uns von diesen Betrachtungen nun doch wieder zu Beispielen aus dem Konzerttreiben des Tages wenden, so ist es immerhin erfreulich, auch einmal in einen Stonzertsaal zu geraten, Das Baby", eine neue Operette von Heuberger, der wenigstens Spuren von dem zeigt, was jene Bewegung will. fand bei der Erstaufführung im Wiener Karl- Theater eine Wir meinen den Deutschen Hof"( in der Luckauerstraße), freundliche Aufnahme. den das seit Jahren emporstrebende Berliner Tonkünstler= Bei Cassirer wird heute die erste Winter Aus­Orchester" allmählich kunſtfähig macht. Das Eröffnungsko..zert stellung eröffnet; sie enthält Bilder von Israels und andren von vorgestern( Freitag) bedeutete zivar feine Stonzertreform, brachte holländischen Malern, sowie eine Sammlung alter japanischer Holz­aber einige beachtenswerte Novitäten. 11. a. gab es eine Konzert- fchnitte. Ouverture des Dirigenten Franz von Blon : Frühlings­Der Entwurf des Bildhauers Professor Rudolf Wehr stimmen", deren schwellende Frische auch die manchmal etwas schrille für das Brahms Denkmal in Wien ist von den Prei Instrumentierung annehmbarer machte. Ein Stofatentanz" von richtern einstimmig zur Ausführung empfohlen worden. Geroff( doch wohl dem 1871 gestorbenen verdienstvollen modernen Joseph Olbrich hat für sein hessisches Zimmer" von Stomponisten Alexander Geroff?) war eine Erfrischung der Turiner Kunstausstellung den ersten Preis gegenüber der schrecklich soliden Ouverture Tasso" von Joseph( 8000 Frant) erhalten. Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin .

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dundant Notizen.

- D'Annunzio und die Duse arbeiten gemeinschaftlich an einem Werk in Versen, in dem die fünfundzwanzig schönsten Städte Italiens verherrlicht werden. Das Buch, das noch in diesem Jahre erscheinen soll, wird mit Reproduktionen italienischer Städtebilder geschmückt sein.- - Strindbergs, Rausch" geht als nächste Novität im Kleinen Theater( Schall und Rauch) in Scene.

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