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Nicht?" Bodenstein sprühte von Sarkasmus. ehrtester, die sind überall!"

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Ver­

Richard lief ein leiser Schauder den Rücken entlang, als entlang, als fröche ihm das efle Sumpfvolt schon jiber den warmen Leib. " Frau von Bodenstein machte ihre kleinen, lustigen Vielleicht bin ich auch schon mit einem Fuß drin, dachte Dienerchen nach rechts und links, tippte Richard und Lenen er. Die Dumumen, deren Verstand nicht über ihre Nase reicht, er. Die Dununen, deren Verſtand nicht über ihre Naſe reicht, verstohlen auf den Aermet und zwinkerte schlau: Jetzt kommt's find vereint eine tödliche Macht. Die meine Richter? nämlich!" Er sprang auf, von Zorn und Empörung getrieben. Philisterpack! dachte er und blickte so wild um sich, daß Boden­

jun Das ganze Neft," Bodenstein schlug sich aufs magere Knie, sämtliche Nester der Welt, große und fleine, London stein lachte. und Schöppenstedt - Unkenteiche! Da wißt Ihr's!"

Ihnen thun sie nischt, Doktor. Sie werden sich ja hüten und Ihnen ins Gehege kommen. Und nun," er blickte nach der altertümlichen hohen Standuhr, die eben zum Schlagen an fette die Herrschaften werden mich entschuldigen.' s ist meine Zeit. Wenn ich's verpasse, lieg' ich die ganze Nacht wach."

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Haha!" kicherte die kleine alte Dame und hielt sich die Serviette vor den Mund, so ein Berggeist! Was nicht drei­tausend Meter überm Meeresspiegel lebt-- gelt, Alter, das ist Sumpfvolk?" 1195 D Jawohl!" schrie Bodenstein und seine blaßblauen Augen unter den schneeweißen Brauen funkelten in grimmiger Er zündete ein Licht an und ging hinaus. Auch Frau Lustigteit. Mich friegen keine zehn Pferde mehr in das Ge- von Bodenstein hatte draußen mit den Dienstleuten noch zu kribbel und Gewibbel rein! Bfui! Wie sagt der Dichter? thun und wollte auf keinen Fall erlauben, daß Lene heut Der wahre Mensch muß fern von Menschen"

"

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Entschuldigen Sie, Herr von Bodenstein, aber darüber

bin ich

Entgegengesetter Ansicht. Natürlich. Jung und alt­haha! Werden Sie achtundsechzig Jahr-"

Der wahre Mensch, nämlich der's Herz auf'm rechten Fleck hat und sieht, wo seine Brüder der Schuh drückt, der soll sich nicht einsam irgendwo auf nen Berggipfel seßen-"

" Da hast Du's, Alter," lachte Frau von Bodenstein. ... Wenn's nicht von Amts wegen geschieht, wie bei Ihnen, Herr Oberförster. Sondern mitten unter den

etwas anrühre.

Sie waren allein.

Bergessen alle Scrgen vor und hinter ihnen. Sie lebten, sie liebten sich, sie gehörten einander.

Die volle Seligkeit des sicheren Besiges überfam fie.. Er umschlang sie und führte sie die alte dunkelgebräunte, mit Tannengewinden bekränzte Treppe empor, die leise knarrte unter der Last ihres bräutlichen Glücks.

( Fortsetzung folgt.),

qq id duis ( Nachdrud verboten.).

armen Kerlen ſizen bleiben und probieren, ihnen neues, berbes, Ein Berliner Ritualmordprozels

bequemes Schuhwerk zu machen."

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" Zum Teufel, Alte, Menschenfreund? Das ist geschimpft, Der Freund der Borniertheit, des Egoismus, der nicht über die eigne Nase hinwegsehen kann?"

" Ich glaube," warf Jochen mit der objektiven Ruhe einer Pythia ein, die ganze Bagasch da unten könnt' n Herrn Oberferschter gestohlen werden."

der Vergangenheit.

,, Haha, Doktor! Probieren Sie's nur! Als wenn's denen nicht sauwohl wäre in den alten Drecktretern! Als wenn sie nicht die Reformschuster von jeher als ihre In dem gegenwärtig sich hier von einem Tag zum andern schlimmsten Feinde geköpft und verbrannt hätten. Ja, die schleppenden gerichtlichen Nachspiel der Konizer Mordaffaire ist eigent= Flickschuster, die mit kleinen Mittelchen kommen, mit Riestern, lich über Mangel an Stoff für die Verhandlungen nicht zu klagen. Kappen, neuen Absätzen, die stehn bei ihnen in Ansehn! Man darf sich aber doch den Dank wenigstens der beklagten Partei Wollen Sie so einer werden? Prostemahlzeit! Ich hab's auch ist davon bisher in den Verhandlungen nicht die Rede gewesen, ob zu verdienen hoffen durch Anschleifen ganz neuen Materials: wenigstens mal probiert, als ich noch jung und dumu genug war" schon sie im übrigen aus dem hundertsten ins tausendste gehen. Und Bodenstein," lachte das kleine Weibchen mit einer ent- doch stellt der Berliner Ritualmordprozeß, der im folgenden wieder waffnenden, streichelnden Handbewegung, verstell Dich doch ausgegraben werden soll, ein prächtiges Reisigbündel dar für jenen nicht, Du unverbesserlicher Menschenfreund!" Scheiterhaufen, auf dem unsere Antisemiten das Judentum so gerne wiesener und abgeurteilter Ritualmorde und Ritualmörder, find doch verbrennen möchten. Denn hier haben wir eine Reihe gerichtlich er­die Delinquenten auf Grund eigenen Eingeständnisses verdonnert und hingerichtet worden. Wer trotzdem aus angeborener Zweifelsucht an die Wirklichkeit der Blutmordgeschichte nicht glauben will, der wird sie immerhin als ein Bild märkischer Sitten und Meinungen vor vier Jahrhunderten zu werten wissen. Da habt Ihr's!" schrie Bodenstein triumphierend, anderen, nahe verwandten Affaire verknüpft, daß er nicht losgelöſt Dieser Berliner Ritualmordprozeß von 1510 ist so eng mit einer der kennt mich. Hat's miterlebt, wie das Philisterpack von der letzteren betrachtet werden kann. Bei dieser Sache, die mit gegen mich zu Felde gezogen ist, dreißig Jahre lang. dem Blutmord in so nahem Zusammenhang steht, handelt es sich um Den berrückten Bodenstein" nennen sie mich. Warum? ine andere Beschuldigung gegen die Juden, die seit den Zeiten der ersten Weil ich auch mal für was andres stimmte, als den nackten, blanken Nugen! Weil ich nicht dulden wollte daß die Sebastianskapelle, das wundervollste Bauwerk, das wir haben eine Perle der Frühgotikals Spritzenhaus benutzt und in Grund und Boden verdorben wurde! Weil ich eine Volks bibliothek schaffen wollte und mal ein Weib, das aus Hunger gestohlen hatte, ihrer mörderischen Lynchjustiz entrip. Weil ich ihre blödsinnigen Zänfereien nicht initmachte, sondern dar­über lachte. Weil mun, kurz und gut: darum! Und so ist mirs Bessernwollen vergangen an den Leuten da unten wenigstens. Hab' mich dafür mit allen Kräften auf meine Bäume geworfen. Sehn Sie, das lohnt, das ist dankbar! Nicht bloß auf heut und morgen arbeiten, sondern für andre Generationen eine neue veredelte Rasse. Geduld haben, bescheiden sein! Sehen Sie, Doktor, da lebt man schon gleich­fam voraus. Das bißchen Gegenwart schrumpft ein. Statt der Einzelheiten sieht man Gruppen, Massen mit einem Wort: Unkenteiche!" schloß er und schlug auf den Tisch.d

Das alte heitere Frauchen neckte ihn:" Was hast Du bloß mit den harmlosen Biesterchen vor?"

" Harmlos!" schrie er erbost." Ja, eine allein, die trittst Du mit dem Fuß zu Brei. Aber so ein ganzer Teich voll Er schüttelte sich. Habs mal als Kind erlebt," murmelte er, wie von einem Schauder gepackt. Kopfüber hinein. Alles über mich her. Das Zappeln! Die ekelhaften, gelbbäuchigen, warzigen Kröten! Und bei jedem Verjuch emporzukommen -immer tiefer hinein in das Krötenvolt! Das Entsetzen der Efel nie vergeß ich's!" Sein frischgefärbtes Gesicht war noch in der Erinnerung erblaßt.

großen Judenverfolgungen im Zeitalter der Kreuzzüge gewöhnlich ge= meinsam mit der des Schlachtens von Christenkindern zur Verivendung des Bluts beim nächtlichen Gottesdienst des Passafestes auftritt: um das mit Heine im Rabbi von Bacharach zu sprechen läppische, in Chroniken und Legenden bis zum Efel oft wiederholte Märchen, daß die Juden geweihte Sostien stählen, die sie mit Messern durchstächen, bis das Lut herausliefe." In Berlin aber sind die Juden 1510, wie des Ritualmordes so auch der Hostienentweihung durch ihr eignes Geständnis überführt worden: freilich wird, wer von modernen Ideen angefräufelt ist, möglicherweise an den prozessualen Mitteln Anstoß nehmen, deren jene romantische Zeit sich bediente. um ein Geständnis herbeizuführen. Dimensionen entwickelte, war recht unscheinbar. Am Mittwoch nach Der Keimi, aus dem sich die Sache nachher zu so stattlichen Richtmeg

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6. Februar 1510 geschah in der Kirche des Dorfes Knobloch bei Rauen ein Einbruch, bei dem eine lupferne, überjilberte Monstranz mit zwei geweihten Hoftien verschwand. Bei der sofort vom regierenden brandenburgischen Kurfürsten Joachim I. angeord­neten energischen Nachforschung nach dem Diebe lenkte sich der Ver­dacht alsbald auf einen christlichen Sesselflicker aus Bernau , Namens aufgefallen, am Thatorte hatte sich ein Lötkolben vorgefunden, der Paul Fromm. Sein Verschwinden aus Bernau nach der That war ihm gehörte, in der Nähe seiner Bernauer Wohnung, wohin er direkt nach dem Einbruch noch einmal zurückgekehrt war, entdeckte man im Stadtgraben Teile der gestohlenen Monstranz, und was der belasten­den Momente mehr waren. Die Verfolgung des mutmaßlichen Sünders blieb ergebnislos, bis es ihn selber nach seiner Heimat zurückzog: den 2. Juni wurde er in Bernau verhaftet. Er machte auch weiter gar keine Sperenzien, sondern gestand den Einbruch ohne weiteres ein. Was die Hostien anging, so erklärte er, sie gegessen

zu haben.

Man könnte denken, dies Ergebnis der Voruntersuchung habe teinen erheblichen Bunit mehr im Dunkeln gelassen. Dieser voreiligen