-

820

-

-

sie beim Bier versammelt waren, gespukt. Aber dem hoch- Flucht" beruhende Pole find es, von denen in dieser Komödie alle fliegenden Gedanken hat die That gefehlt. Der junge Schau- Handlung ausgeht und zwischen die der Dichter die Kapriolen seiner spieler, der, da er in seinen Nollen bisher nicht gerade hin- sprudelnden Laune geworfen: Orfino, Herzog von Illyrien, und reißend gewirkt hat, ein Regie- Genie in seiner Brust spürt, weist Gräfin Olivia. Dennoch sind beide nicht die Hauptträger des ihnen den Weg. Er will der Feldherr und Organisator ihrer Siege Ganzen. Wenig günstig hinsichtlich der Maske und etwas zu sein. Groß ist die Macht der Natur, größer die der Kunst wenn fonventionell- pathetisch gab Oskar Bèraun den Herzog. die Berge nicht ziehen, wird das Theater ziehen. Was die Schlier  - Frau Dörmann von Littis, deren Begabung doch vorwiegend seer, was die Tegernseer vermochten, muß auch den Nussenseern in die Sphäre des Salon- und Wiener Dialektstücks zu neigen möglich sein. Bauern und Erdgeruch giebt's hier nicht weniger wie scheint, wurde der Gräfin gerecht. Nur hätte man noch etwas ver­dort. Also, nun da der richtige Führer, der Mann der innerlichtes Spiel und feinere runde Bewegungen gewünscht. Die Initiative sich gefunden, muß eine Nussenseer Heimatkunft ge- Manier, für's Publikum zu sprechen und zu mimen, läßt sich ja schaffen werden können. Natur und Kunst sei eines nur und leicht beseitigen. Die in der Bühnensprache verpönte Betonung in welche Kunst wäre mehr Natur, als die von Bauern selbst gespielte dem Worte Ceremonien" auf der dritten, statt vierten Bauerntumedie" und Volkssage! Eine Scheune wird die Geburts- Silbe ist wohl nur dem Kundigen aufgefallen. In stätte des Neuen sein. Weit her aus der ganzen Umgebung werden Viola begegnen wir nicht nur der eigentlichen Heldin die Kurgäste herbeiströmen, das Wunder anzustaunen. Der Name des Stückes, sondern auch einer der bedeutendsten und schwersten Nussensee erhält Klang und Berühmtheit! Die Preise steigen! Die Hosenrollen", deren Neiz nicht zuletzt durch die ihr innewohnende Aussicht begeistert die Bauern. Der junge Mann erblickt, weitschauen- echt weibliche Decenz erhöht wird. Hilda Dittmar sezte all ihr den Geistes, sich schon an der Spiße eines Russenseer Komödianten reiches Können ein. Sie war ein liebreizender Page, eine beredte trupps fiegreich durch ganz Deutschland   ziehen. Ein richtiger Sprecherin und vermochte in allem und jedem den tiefen wunder­Schauspielereinfall! Und auch für das Voksstück ist gesorgt. Der vollen Gehalt der Rolle annähernd zu erschöpfen. Die Künstlerin greise ehrwürdig- liebenswürdige Herr Pfarrer hat im stillen spielte auch die Partie des verschwundenen Sebastian bis an die Sämmerlein einige poetische Jugendfünden liegen, darunter auch ein legte Scene und verstand es, beides charakteristisch von einander Schauspiel, das eine richtige Nussenseer Volkssage behandelt. Die zu halten. Es fragt sich aber doch, ob diese Episodenrolle, der Güte und Bescheidenheit selbst, dachte er nie, die Menschheit damit Deutlichkeit zu Liebe, nicht beffer von einem zweiten Darsteller, zu beunruhigen. Doch wenn der Ruf des Schicksals erschallt, wer dessen ja so wie so am Schlusse nicht zu entraten ist, durchgeführt kann widerstehen? Ein bißchen Eitelkeit hat jede Dichterseele. So wird. Den Gegenpol der voraufgenannten Gestalten bildet nun das gelingt es dem enthusiastischen Mimen, das Manuskript ihm abzu- Völkchen der Thoren, Narren, Käuze und Schelme, welche im grotest ringen und alsbald rücken die Bauern, jeder mit einer Rolle be- tomischen Zusammenspiel und Widerpart Shakespeares genialen waffnet, zur ersten Probe ins Wirtshaus. Humor verkörpern und dem ganzen Stücke zum unwiderstehlichen Siege verhelfen. Es sind die prachtvollsten Typen, die uns der große William" so und nicht anders aus dem reichen Füllhorn seiner universalsten Menschenkenntnis und Dichterlaune gleich einem Spiele bunter Karten über die Bühne tanzen lassen kann. Aber der prachtvollste Sterl ist doch Malvolio, Olivias verliebter und so arg ge foppter Hausmeister. Adolf Klein   sen. schuf in Gestalt, Sprache und Geberde einfach ein festumrissenes Meisterstück! Kumpane ganz andrer Art find Malvolios weinselige und schadenfrohe Widersacher. Gustav Kober, der mit Recht gerühmte Napoleon  - Darsteller, als Junker Tobias von Rülp, Adolf Klein   jun. als Junker Christoph von Bleichenwang, Martin Homburg( Fabio), Heinz Gordon  als wigig- sarkastischer Narr stellten ein töstliches Vierblatt dar. Gleichsam als Seele aller bewährte sich Frau Auguste Prasch­Grevenberg als Maria, das Kammermädchen. Der leibhaftige Schabernack, verführte sie die fröhlichen Schelme zu tollster Aus­gelaffenheit. Da war's tein Wunder, wenn diese Fünf im Zuschauer­raum wahre Stürme von Lachluft und Heiterkeit entfesselten. Alles in allem: es gab eine auch hinsichtlich der Regie und Inscenierung prächtige Vorstellung.

Die Musterung, die der künftige Herr Theaterdirektor, von der kunstschwärmenden Frau Justizrätin assistiert, über seine Heer­scharen abhält, während der angestammte Kurgast mit dem Justizrat zusammen grollend beiseite sigt, verläuft, wie man sich denken kann, nicht gerad ermutigend. Da ist der Wast'l, der seine paar Worte absolut nicht hat in den harten Kopf hereinbringen können, der Dorfhirt, der dumm lächelnd mit seinem Vorschuß abschiebt, das junge Bauernfrauchen, das entrüstet darob, daß ihr Mann im Stüd eine fremde Person abzubusseln hat, wirksam Protest einlegt usw. usw. Die Stimmung wird immer stürmischer. Und als der Herr seinem Wolke endlich energisch Ruhe gebietet, rücken die erregten Scharen in offener Meuterei rauflustig näher, so daß der Jünger der Kunst schmählich die Flucht ergreifen muß. Nur der unentwegt hoffnungsvolle Herr Pfarrer, die Kathi, die dem Franzel böse ist, und der Franzel, der die Kathi gern hat, bleiben allein auf dem Schauplatz zurück. Sehr niedlich ist es, wie Hochwürden, der jetzt, als neuentdeckter Autor, nur noch sein Stüd im Kopf und im Herzen hat, die trogige Kathi, die die Liebesscene mit dem Franzel absolut nicht proben will, mit Mühe dahin bringt und wie dann aus dem Spiel plößlich Ernst wird. Als er das Feuer löschen will, ist's schon zu spät, und schließlich hat Bei dieser Gelegenheit möchte ich das beigegebene Bühnenheft der alte Herr, der sich sein Leben lang am Liebesglück der andern lobend erwähnen, welches außer Shakespearefchen Sonetten drei still vergnügt hat, selbst seine Freude daran. Damit ist die paro- vorzügliche Aufsäge über Was Ihr wollt  "( Conrad Schmidt  ) distische Komödie der ländlichen Theaterfererei sowie die kleine mit Emile Zola  "( Johannes Schlaf   und Bola und das hineinverwobene Liebesaffaire eigentlich zu Ende, Der dritte Aft Theater"( Friedrich Stampfer  ) enthält und somit eine ist nur ganz lose angestückelt. Der Justizrat zieht noch einmal schäzenswerte Beigabe darbietet. Willkommen dürfte ferner auch die fräftig die Moral des Ganzen, der Pfarrer sieht treuherzig ein, daß Mitteilung sein über die von der Vereinsleitung für den 29. Oftober ihm die liebe Eitelkeit den Streich gespielt hat, verschließt sein geplante Zola  - Feier, zu welcher der Münchener   Schriftsteller Manuskript, beruhigt die erregten Weiber und sucht hilfsbereit naib M. G. Conrad, bekanntlich ein langjähriger persönlicher Freund den bauernschlauen alten Kreuzelhuber, der Kathis Wort hat und des num verewigten großen Romanziers, die Gedächtnisrede halten fie dem Franzel nicht überlassen will, zu seiner Philosophie des wird. e. k. stillvergnügten Zusehens zu befehren. Natürlich ohne Resultate. Um so schneller führt die derbpfiffige Methode, mit der die Kathi Erklärung. Angehende höhere Tochter dann den Bauer in Arbeit nimmt, zum Ziele; der Schauspieler, Mama, in dem Märchen war von einer häßlichen Brinzessin der den Beruf verfehlt hat, wird dafür Bräutigam, und so ist die Rede. Gelt, das kann nur ein Socialdemokrat geschrieben alles in Ordnung. haben?" Trozz vieler Längen wurde der erste und vor allem der wirklich muntere zweite Att mit großem Beifall aufgenommen. Der letzte Training. Jodey:" Ich that mir gern meinen Zahn hätte ohne das feine Spiel Adolf Kleins als Pfarrer und vor plombieren lassen, aber da frieg ich wieder zuviel Gewicht." allem Höfers, der den flachskizzierten Kreuzlhuber des Stückes in einen höchst unterhaltsamen Kauz verwandelte, leicht schlimm auslaufen können. Auch so war der Applaus am Schluß bedeutend schwächer und mit merklicher Opposition gemischt.

"

-dt.

"

-

"

Humoristisches.

Notizen.

"

( Simpliciffimus.")

Das Neue Theater bringt als nächste Novität das Schau­Freie Boltsbühne( Metropol- Theater). Was Ihr spiel Die Herren der Schöpfung" von Alfred vollt, Komödie von William Shakespeare  . Im Bereiche Bringer. der Weltlitteratur giebt es ein Bauberwort, feiner Nation, außer Die Aufführung einer Pantomime von Frank Wedekind  der englischen, so anheimelnd bertraut, als der deutschen: Die Kaiserin von Neufundland  " wird im Bunten Shakespeare  ! Wollen wir erschüttert oder erhoben sein, sind wir Theater gegenwärtig vorbereitet. ermüdet vom mikrokosmischen Kram unsrer Tagesdramatiker, so pilgern

"

-

-

In New York   ist ein Neger Theater eröffnet

0

-Josef Bertmanns Vollsschauspiel, Der Kreuzweg­wir zu dem großen Briten. Als träte man aus einer engen dumpfen st ürmer" erzielte bei seiner Erstaufführung im Wiener Rais düsteren Stube in ein sonniges Gartenland, so mutet es uns an. mund Theater einen großen Erfolg. Alle Feffeln fallen. Vom Gemüte entweicht die erdige Schwere, vom Auge die Trübigkeit, vom Universum verspüren wir einen worden. Hauch, das Leben umbrauſt uns in urechtester Gestaltung: Das Kunstgewerbe Museum wird, voraussichtlich Sie kleine Theaterbühne weitet sich zur Welt! Daß uns vom November an, abends von 72 bis 91 Uhr( außer Sonntag diese ewig alte, ewig junge Offenbarung mun abermals und Montag) geöffnet sein. Man beabsichtigt, im Lichthofe widerfuhr, verdanken wir der umsichtigen Leitung Leitung des Sonderausstellungen aus bestimmten größeren Gruppen des Museums einem großen Streise seiner Mitglieder Shake zu veranstalten; begonnen wird mit der Kunst der Renaissance.- eares Was Ihr wollt" am letzten Sonntage in brillanter Peter Behrens   ist zum Leiter der Düsseldorfer  Darstellung vorüberführte. Zwei gleichsam in der Erscheinungen Sunstgewerbeschule berufen worden.- Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Drud und Berlag: Borwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW

Vereins,

"

-