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Es macht Dir nichts?" fragte er rauh. Wenn Du's verwindest!

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schaften und Heilwirkungen nachgerühmt. So sollte Johann Nicot Können wir die Welt mit dem Kraute den Nasenkrebs eines Pagen geheilt haben; und aus einem Kräuterbuch von 1656 führt Hermann Pilz in seinem ein reiches interessantes fulturhistorisches Material zusammentragenden Buche über den Tabak und das Rauchen" folgende Anpreisung des Tabats an:" Dieses Kraut reinigt Gaumen und Haupt, vertreibt die Schmerzen der Müdigkeit, stillet das Zahnweh und Dünste­aufsteigen, behütet den Menschen

ändern? Wir haben in ihren Augen ein schweres Unrecht 1900113 begangen." Unrecht? Haben wir gemordet, betrogen? Irgend jemand auch nur ein Härchen gekrümmt?" Schlimmeres," sagte sie ruhig. " Ja, freilich!" höhnte er." Wir haben uns gegen ein Phantom vergangen, einen scheußlichen, idiotenhaften Gößen! Und diesem verfluchten Gözen opfert die Menschheit ihr Soft­barstes! Die Weiber ihre Kinder, die Männer ihre Freiheit, ihre Würde. Die Jugend wirft ihm ihre Liebe in den Rachen, und das Alter seine Weisheit, seine Erfahrungen!"

Sie nickte still vor sich hin.

Als gäb's nicht genug Leiden, die von selber kommen. Krankheit, Hunger, Not. Als müßten sie sich künstliche Folterwerkzeuge schaffen, Halseisen und Streckbetten und Gott weiß was.

Wieder gingen sie eine Weile stumm. Nur ihre Gedanken redeten und standen gegeneinander auf und befehdeten sich. Und selbst Du," jagte er nach einer Pause, bist Du nicht auch die Sklavin dieses Gözen? Unter einem Begriff haha! er hat ja viele Namen: Mode, Konvention, Kasten­geist, Vorurteil, Moral unter einem verehren wir ihn alle."

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Sie fann. Ich weiß nicht," murmelte sie zweifelnd. Na, zum Beispiel: Ehre! Könntest Du einen Mann achten, dem's auf einen Schmutzfleck auf seiner Ehre nicht anfäme?"

Sie sah ihm groß und voll ins Gesicht." Ja," sagte fie fest.

O, ihr Weiber!" höhnte er.

Ich müßte nicht Vaters Tochter sein! Ich müßte nicht fieben Jahre beim alten Bodenstein in die Schule gegangen fein! Ein Schmutzfleck? Lieber Gott, der fliegt einem leicht an. Das ist ganz was Aeußerliches."

" Haha!" lachte er bitter, wie sollt Ihr das auch be­greifen! Das kann nur ein Mann!"

Sie seufzte aus Herzensgrunde. Er verstand sie nicht, wollte sie nicht mehr verstehen. Das Fremde, das sich zwischen ihnen aufgerichtet hatte, wuchs und wuchs.

" Und darum ahnst Du nichts von all den Qualen, die ich täglich und stündlich erleide."

" Vielleicht doch!" hauchte sie vor sich hin

Und verlangst womöglich, daß ich ein vergnügtes Gesicht mache! Es mit Engelsgeduld hinnehme, wenn der Kleine fein Konzert anstimmt, vielleicht gerade, wenn ich mich so weit habe, arbeiten zu können. Es ist es ist zum Verrückt werden!"

Er konnte nicht anders. Es mußte einmal heraus. Da er einmal den Riegel geöffnet hatte, konnte er den glühenden Strom nicht mehr hemmen.

Und er sagte mehr, als er gewollt. Er berauschte sich an feiner Verzweiflung. Voll Wollust riß er seine Wunde auf und wühlte darin, als wollte er sich verbluten.

" Wir haben's flug angefangen!" schloß er mit einem wilden Lachen. Narren wir! Deine Ehre wollten wir retten, und darüber bin ich auch meine losgeworden!"

Sie ging ruhig weiter. Kein Laut, fein Seufzer. Sie schrie nicht auf wie ein Tier, dem der Todesstreich verfekt wird. Cie sant nicht in die Kniee, in den Schmutz des Bodens.

Ihr Kind hielt sie nur fester an die Brust gepreßt, als müsse sie sich daran aufrecht halten. Einen Augenblick schien sich die Erde vor ihr aufzuthun, schien alles zu wanken, zu­fammenzubrechen.

tislauitie

( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Ein Prischen gefällig?

Der

den Grind, Brand, alte can bor Beſt, berjagt die Läuſe, heilet Schaden und Wunden." Schnupftabat wurde als Mittel gegen Kopfieh und andre lebel empfohlen. Er sollte ein unfehlbares Reizmittel sein, um vom Schlagfluß betroffene oder in Lethargie verfuntene Personen ins Beschwerden; schütte gegen die ansteckenden Krankheiten, selbst gegen Leben zurückzurufen; er half gegen Krämpfe, Trübfinn, hysterische die Best; vertrieb die unreine Luft, sollte das Gedächtnis stärken, die Einbildungskraft anregen ust. Bald aber wurde das angebliche Heilmittel zu einem immer weiteren Boden erobernden Genußmittel, und nun begannen Kirche und Behörden einen heftigen Feldzug gegen das ekelhaft und gefährlich gebrandmarkte Kraut. Papst Urban VIII.  erließ gegen das von spanischen Geistlichen um das Jahr 1636 in Rom   eingeführte Schnupfen eine Bulle, die 1698 erneuert, aber 1724 wieder aufgehoben wurde. Aber der Stellvertreter Christi hatte mit seiner Bulle ebenso wenig Erfolg, wie der russische Bar Michael Feodorowitsch Romanom 1634 mit seinem Utas gegen das Rauchen, das mit Nasenaufschlißen und Najenabschneiden geahndet werden sollte und das Bar Alerei 1641 auch mit Knutenstrafe und Ver­bannung nach Sibirien   bekämpfte.

Auch Gelehrte und insbesondere Geistliche eiferten gegen das Teufelskraut"; doch gehörten manche dieser Herren zu denjenigen, die heimlich Bein trinken und öffentlich Wasser predigen"; und hin und wieder wurde einer auf gar ergözliche Weise dessen überführt. So passierte es einem Pariser   Professor, der in der Akademie gegen die das menschliche Leben verfürzende Unfitte des Rauchens und Schnupfens wetterte, daß er gedankenlos in die Dose griff, die ihm der hinterlistige Präsident der Akademie hinhielt, eine tüchtige Prise nahm und, indem er seine Strafpredigt niesend beschloß, einen durch­schlagenden Erfolg aber freilich einen ganz andern als den be­absichtigten, nämlich einen folossalen Heiterfeitserfolg erzielte.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war der Brauch bereits so allgemein geworden, daß selten jemand in den Salons zu finden war ohne Tabatsdose und ohne die Tabaksraspel, die die­jenigen, die stets frischen Tabak genießen wollten, brauchten, um von der stets mitgeführten ganzen Tabatsrolle oder Starotte" nach Bedarf abrafpeln zu können. Zwar am Hofe Ludwigs XIV. waren diese Requisiten oder doch deren öffentliche Benukung berpönt. Aber der König, der den Tabak als Steuerobjekt schäzen gelernt hatte die von Richelieu   1674 eingeführte, auf je 100 Pfund 2 Frank be­tragende Steuer brachte schon in diesem Jahre eine Million Livres ein, drückte ein Auge zu, wenn Beamte von Rang und Verdienst die Spuren ihrer Anwesenheit in Gestalt verstreuten Tabaks in den Galerien hinterließen oder durch Flecken auf ihrer Kleidung ber­rieten, daß sie dem vom roi soleil" verabscheuten Laster fronten. Diefes trat immer zuversichtlicher und unverhüllter auf; die Dose ward ein unentbehrliches Ausstattungsstück; und ihre Benutzung ward von der Etikette bis ins einzelne geregelt. Man gewöhnte sich, be­merft Hottenroth in seinem Handbuch der deutschen Tracht, an eine Reihe feierlicher Formeln: wie man die Dose öffnete, wie man die Finger spitzte, die Prise mit einer gewissen gleichmütigen Miene er­faßte, die Dose zuklappte und noch einmal darauf tupfte, wie man die Brise eine Zeitlang zwischen den Fingern hielt, wie man sie an die Nasenlöcher brachte, sie mit dem richtigen Geräusch einschnupfte c. Es kann uns danach nicht überraschen, wenn wir vernehmen, daß man besonderen Unterricht in der Kunst des Schnupfens, die zu einem so wichtigen Bestandteil der gesellschaftlichen Bildung geworden war, erteilte. So findet sich, wie jüngst die amerikanische Zeitschrift Harpers Weekly" in einer kleinen Plauderei über das Tabak­schnupfen in England mitteilte, in der englischen Beitschrift The Spectator  " vom 8. August 1711 folgende Ankündigung: Der Ge­brauch der Schnupftabatdose gemäß den vornehmsten Manieren und Vorschriften als Gegenstück zu dem Gebrauch des Fächers wird mit dem besten einfachen oder parfümierten Schnupftabat gelehrt bei Parfümeur Charles Lillie an der Ecke von Beaufort Buildings am Strande  ."

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Das Niesen wurde keineswegs als notwendige Folge oder als Ziel des Schnupfens betrachtet; es gehörte durchaus nicht dazu und galt als unschicklich. Die leiseste Annäherung des Niesens wurde als höchst peinlich empfunden, besonders bei Damen, die der Sitte des Schnupfens im 18. Jahrhundert oft mit nicht geringerer Leidenschaft huldigten, als das starke Geschlecht, und eine Sammlung von Dosen Das Tabakschnupfen soll in Europa   älter sein, als das Tabat- als notwendigen Bestandteil einer modemäßigen Toilette betrach teten. Addison, der geistreiche Mitarbeiter des Spectator", hoch rauchen. Aus Portugal  , wohin man 1559 den ersten Tabaksamen gebracht hatte und wo man den Tabat als Arzneifraut züchtete, erfreut durch das Geschenk einer Schnupftabatdose von Mr. Bocher, wurde es durch Johann Nicot, den Gesandten des französischen   schrieb:" Ich kann nicht mehr eine Prije nehmen, ohne Komplimente Königs Franz II.   in Lissabon  , nach Frankreich   gebracht. Unter Stönig zurückzugeben, daß ich schnupfen kann, ohne danach zu niesen. Dies Ludwig XIII.  ( 1601 bis 1643) war die Sitte bereits eingebürgert; lektere iſt, ich bekenne es Ihnen, eine so große Abgeschmadtheit, daß zu dieser Zeit bestand auch in Spanien  , in Sevilla  , eine Schnupf- ich mich schämen würde, sie einzugestehen, wenn ich nicht hoffte, fie tabat- Fabrik, die den berühmten Spaniol lieferte. Anfangs wurde fehr rasch abzulegen."

der Tabak nur als Heilpflanze und Zierpflanze angebaut; dem An Protesten gegen die Annahme der Sitte durch die Damen In einer englischen Zeitung machte ein Königinwunderkraut", wie man, um der Katharina von Medici   zu fehlte es natürlich nicht. schmeicheln, die im botanischen Garten zu Paris   fultivierte Pflanze in seinen ästhetischen Gefühlen beleidigter Gegner des Schnupfens nannte, wurden die mannigfachsten gesundheiterhaltenden Eigen- gegen die abscheuliche Mode", die bei den vornehmen Frauen Eins

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