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und nach, nur brodenweise kann er hoffen, es zu bewältigen hie und da ein Stüd loszusprengen.
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Aber was war sein bißchen Leben dieser Aufgabe gegenüber!
Der graue Tag hatte Sturm gebracht. Novembersturm mit Regengüssen. Nachmittags, mit sinkender Dunkelheit brach er los.
Als die Wassermassen plötzlich gegen die kleinen Fenster brasselten, und der Sturm unablässig an den Scheiben rüttelte, wurde Richard Volkmar sich dunkel der Außenwelt bewußt. Er erhob sich wie ein Erwachender aus der Sofaede, in die er, zerschlagen von wildem Toben und Wüten, von verzweifeltem Umherrennen und Sichaufbäumen, endlich gefunken war. ( Fortsetzung folgt.)
,, Die Gerechtigkeit."
Tie fünfattige Komödie„ Die Gerechtigkeit" von Otto Ernst erlebte am Sonnabend bei der Erstaufführung im Dresdner t. Schauspielhaus einen unbestrittenen großen Erfolg. Es ist möglich, fogar wahrscheinlich, daß die Kritik der bürgerlichen Presse weniger günstig ausfallen wird; trotzdem dürfte sich diese jüngste Arbeit Otto Ernsts als ein Zug- und Kassenstüd ersten Ranges erweisen.
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Kleines feuilleton.
Die Frau mit den Stöckelschuhen. Am Sonntag war ich draußen, hinter Hohen- Schönhausen. Sehr viel Gegend giebt es da. Sonst nichts. Außer verbotenen" Wegen. Die müssen das Privilegium oder das Patent darauf haben. Ich meine, fie laffen feine Krähe über die Saat fliegen, außer fie läßt etwas fallen. Dann haben sie ja den Nutzen davon. Als ich müde war, stieg ich auf die Elektrische. Die ist die schnellste in Berlin , auch jetzt noch, da es mit Schuckert rückwärts geht. Auf einmal ein Ruck. Die ganze Straße Muß ein katholischer schwarz von Menschen. Ein Kirchhof... Geschrei, Ges fein. Aber natürlich, heut' ist ja Allerseelen! lächter, Trubel. Wie nach einem Begräbnis, nachdem die ver= ehrten Leidtragenden das Leichenbier im Magen haben Sturm auf den Wagen Hallelujah! Ich höre die Engel fingen D Zweihundert Pfund Lebendgewicht in Gestalt einer Frau trampeln auf meinem rechten Fuße herum. Wie wenn man Sauerkraut eintritt. Aber jetzt ging mir der Knoten auf. Kinder, was da heraus fam! Die Frau muckste nicht. Sah mich an mit gradem Blick, und auch die andern. Dann machte einer eine tippende Bewegung nach der Stirn. Jetzt erst kam ich dahinter, daß ich auf Ungrisch ges flucht hatte, weil es in der Sprache am besten geht. Dinge tann Ich mußte man da sagen, Dinge!... Na, ich sage nichts lachen, und die Geschichte war aus Als ich am Abend den Schaden befah-: Eine Zehe war breit gequetscht und sah aus wie eine Klarinetten- Klappe, von der andern fehlte der Nagel. Hundertmal sah ich, wie an Sonntagen Berliner rauften. Gegen Abend, in der Nacht, wenn alles, was da ausgeflogen war, mit eins mal nach Hause wollte. Um einen Siz in der Elektrischen oder Eisenbahn. Schirme schwirrten, Frauenkleider riffen, einer trat den andern nieder. Und die Göhren !... Häßlich!
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Kaum waren
Man wird am ehesten der Bedeutung des Stückes gerecht, wenn man in diesem Falle scharf zwischen Milieuschilderung und Handlung unterscheidet. Erstere bietet ein köstliches Bild urwüchsigen Humors; lettere zeigt einige Schwächen, deren hauptsächlichste die Breite und Wiederholungen sind. Zuerst das Milieu. Der Dichter führt uns hinter die Redaktionskoulissen einer modernen großen parteilofen Zeitung. Wir lernen hier die eigentlichen Triebkräfte dieser Parasitengewächse der Presse kennen. Der Verleger ist als Bauernbursche in Unlängst fuhr ich auf der Eisenbahn, nach München zu. die Großstadt eingewandert, hat sich im Laufe der Jahre emporgearbeitet und läßt jeßt sein Geld in einem Inseratengeschäft, das saßen lauter ruhige Leute im Abteil: Ein russischer Student, ein ist in feinen Augen feine Beitung, arbeiten. Bauernschlauheit und Maler aus Dänemark er hatte seit vierundzwanzig Stunden kein Bauerndummheit sind seine vornehmsten Eigenschaften. Er giebt Auge Schlaf erwiſcht, ein Berliner Redakteur, der zur alljährlichen seinen Redakteuren die leitenden Gesichtspunkte: das ist seine Arbeit. Kopfwaschung fuhr, und ein Bayrischer Bierbrauer. Nach den leitenden Gesichtspunkten zu schreiben, d. H. die Redens- wir zum Anhalter Bahnhof hinaus, trat eine Sonnenfinsternis ein: arten zu machen: das ist die Arbeit der Redakteure. Die leitenden Aus dem benachbarten Abteil, in dem nur Frauen saßen, kam ein Gesichtspunkte des Verlegers Löhmann-solche Löhmänner laufen junges Frauenzimmeres sprach Berlin 'sch an unser Fenster in Deutschland schockweise herum zielen einzig und allein darauf und befchattete uns. Stundenlang geschah nichts. Der Russe las in hin, die Auflage des Blattes zu erhöhen, und das Inseratengeschäft Tolstois„ Auferstehung", der Maler schlief, ein andrer rauchte wie zu vergrößern. Der Tert des Blattes ist nur Mittel zu diesem verrückt und der Brauer probierte eine Rotweinsorte. Vor Leipzig Zwecke. Für unsern Löhmann handelt es sich nicht darum, der Wahr - ging das Sticheln an. Das Fräulein nach ihren Ausrufen mußte schien aber am Tage vorher heit zu dienen, für gewisse Jdeen zu kämpfen, sondern nur darum, den man auf eine höhere Tochter schließen Tertteil des Blattes so abzufassen, wie ihn die Menge zu lesen liebt. Erbsen gegessen zu haben und hörte absolut nichts. Um das Gehänsel Er spekuliert auch auf die bösen Instinkte, die Schadenfreude, das wurde gröber; die Berlinerin hörte noch immer nichts. So gings das Bedürfnis nach Klatsch, die in der großen indifferenten, politisch Vogtland hinauf. Da, auf einmal mußte der Bayer Heimatluft ge= Er brach los. Sofort war die Finsternis zu Ende, ungeschulten Masse wohnen. Und deshalb haben die Redakteure die rochen haben. Weisung erhalten, auch Artikel dieser Art zu schreiben. Die Opfer freilich nicht, ohne daß das Fräulein sich in ihrer Manier bedankt der Artikel dürfen natürlich beileibe keine Inserenten sein. Die An- hätte. Ich sah zum Fenster hinaus. Vor Hof war es. Fichtenwald Und neben der Bahn, der schmalen gegriffenen brauchen bloß einen Inseratenauftrag zu erteilen, und über Höhen und Hängen. das Löhmannsche Blatt," Die Gerechtigkeit", stellt sofort seine An- Chaussee entlang, silberfarbene Birken mit hellem, spielendem Laub... Um wieder auf die Stöckelschuh zu kommen: Wenn es eine Aufgriffe ein. Schwester und auch ich bin katholisch getauft erstehung giebt Hunderttilo, dann wirst Du etwas erleben. Ich kenne Dir! Und wenn ich das ganze Thal Josaphat von unten bis oben durchsuchen muß, finden werde ich Dich! Und dann mußt Du mit zum Betrus. Und ich werde ihm sagen: Ich habe so manche Dummheit angestellt da drunten und manchen groben Unfug verübt, aber, Du weißt ja, Petrus , daß ich jahrelang politische Leitartikel geschrieben habe, und daß ich so lange Mitglied der Bruderschaft des heiligen Vorwärts gewesen weiß d', wo's die vielen Thüren, die schmalen, langen Korridore gegeben hat und die Zellen, die Schlüsseln mit Nummern und da mein ich, wir sind quitt. Siehst, hörst, und nur um dran das Eine bitt' ich Dich: Thu' mir den einzigen Gefallen und laß der dicken Schwester da bis fünftausend Jahr nach der Ewigkeit auf ihren Füßen herumtrampeln, daß sie's auch weiß, wie's thut."
In der Wahl des Stoffes hat, wie man sieht, Otto Ernst wieder einmal eine sehr glückliche Hand gehabt. Diese Verhältnisse schrieen geradezu nach einer Dramatisierung. Die Freytagschen Journalisten find veraltet; sie geben ein Bild, das für unsre modernen bürgerlichen Breßverhältnisse schon längst nicht mehr zutrifft. Man denke nur an die Freytagsche Zeichnung des Verlegers, der gewissermaßen als fünftes Rad am Wagen eine lächerliche Rolle spielt. Aus dieser Null ist aber im Laufe der Jahre die Hauptziffer geworden. Die Doppelaufgabe der bürgerlichen Presse: dem Geld bereinerwerb zu dienen und die öffentliche Meinung zu beraten facht sich bei der parteilosen Presse durch die Rudimentierung der letteren Aufgabe ungemein. Diesen letzten Entwicklungssprog der bürgerlichen Presse an den Pranger gestellt zu haben, ist das unbestreitbare Verdienst Otto Ernsts. Dem Revolverblatt stellt der Dichter ein anständiges bürgerliches Blatt gegenüber. Dieses siecht aber am Leserschwund dahin.
Die Handlung des Stückes ist rasch erzählt. Von der Erlaubnis des Verlegers, dann und wann Personen anzurempeln, um das Blatt pifant zu gestalten, macht der Chefredacteur Gebrauch. Seine Frau ist nämlich mit einem aufstrebenden Tondichter verfeindet. Der ge fällige Gatte läßt nun durch seine Redaktion den Künstler mörderisch herunterreißen. Der junge Mann gerät in Wut und Verzweiflung über die ungerechten Angriffe. Als er in der Presse Erwiderungen beröffentlicht, ergreift sogar die anständige Presse gegen ihn Partei und erklärt ihn für einen rechthaberischen Krakehler. Bei der Erstaufführung seiner Oper entscheidet sich aber das Publikum für den Künstler. Sofort schwenkt die Gerechtigkeit" ein und bittet den erfolgreichen Tondichter sogar um sein Bild für einen Verherrlichungsartikel, den er sich selbst schreiben soll.
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Die Lehre, die die Komödie erteilt, ist ganz verständig. Der von der Kritik heruntergemachte Künstler soll sich nicht auf Preßpolemiten einlassen, vielmehr durch bessere und vollkommenere Kunstiverte feine Gegner zu entwaffnen suchen. Otto Ernst hat Er fahrungen auf diesem Gebiete.
Gespielt wurde vortrefflich. Vor allem verdienen Herr Wiede, Stahl, Froböse und Naumann( Löhmann), lobend genannt zu werden,
rl.
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Ich hab' keine Angst. Er gehört ja so quifi quafi zum Bau: Von wegen des Ableugnens. Und dann wird ja selbst ein Parteitassierer mürb wie ein alter Has, der drei Tage in der scharfen Beiz -wenn man ihn ordentlich angeht. gelegen hat
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k. Die Jagd in den arktischen Regionen. Kapitän Otto Sverdrup erzählt in dem Bericht über seine Expedition nach den Inseln des nördlichen Eismeeres, daß er nördlich von Grinnelland mit seinem Gefährten 28 Moschusochsen und viele Hasen erlegt hat, die ihre Vorräte in sehr schätzbarer Weise ergänzten. Ueberdies sahen sie während des Winters 1900-1901 bviele weiße Polarwölfe; einige töteten sie, und einige Eremplare haben sie lebend mitgebracht. Die arktische Gegend hat ihre Fauna und Flora, obgleich das Thermos meter im Winter häufig zwischen 40 Grad und 50 Grad unter dem Nullpunkt steht. Besonders das Leben im Meere entwickelt sich ins folge der verhältnismäßigen Wärme des Eismeeres, das unter seiner Eisdecke eine Temperatur von/ Grad unter und 1 Grad über 0 hat. Bis zum 84. Breitengrad sind einzelne Thäler im Sommer, wenn der Schnee geschmolzen ist, mit Gras, Moos, Flechten und arktischen Blanzen bedeckt. Auf diesen Weiden finden der Moschuss ochfe und der Polarhase ihre Nahrung. Hier findet man auch den Eisbär, das Renntier, den Wolf, den Fuchs, den Fischotter, die