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man auch damit zufrieden sein kann. Ihm stand nicht etwa ein sich gerne wegschreibt", um dann rasch desto freudiger die Gesamt Text zur Verfügung, der einer Herrschaft der Musik bedeutung eines so fünstlerischen Sängers anerkennen zu können. willen etwas Eigenartiges preisgeben mußte. Nein: es ist der ganz Herr Dreßler ist Gesangslehrer an der Münchener   kgl. Akademie felbständige Situationsschwant, dem sich umgekehrt die Musik so weit der Tontunst. Wie es dort im übrigen hergeht, berührt uns nicht dienend angeschmiegt hat, als s es auf solchem Niveau gelingen direkt. Um so näher kümmert uns, mie es an der hiesigen konnte. Nicht, daß sie sich Mühe gegeben hätte, einen dramatischen Ata de mischen Hochschule für Musik zugeht. Sie feierte Faden musikalisch auszuspinnen; mit den modernen Anläufen zu in diesen Tagen den Einzug in ein neues tost einem musikalischen Lustspiel hat dieses Werk nichts zu spieliges Haus; ob auch in einen neuen Geist, wissen wir Die Musik füllt thun. eben einiges nur von dem aus, nicht. Wir wissen hier mur in so viel, daß den paar was vor und nach den Knoten der Handlung übrig Jahrzehnten ihres Bestehens so gut wie alles an musikalischen Er­bleibt. Und diese Handlung ist auch gar nicht auf Vertoming an- rungenschaften, zumal pädagogischer Art, ohne sie geschehen ist, und gelegt, duldet sie vielmehr gerade nur. Wenn wir erzählen, daß ein daß man von ihrem toten slang at bon Staat und Stadt über von einem öffentlichen Ge­Schottischer Onkel aus Kanada   seinen Pariser Neffen verheiratet heimnis spricht. Dabei verfügt sie glaubt, ihn nach 20 Jahren überrascht und in die Zwangslage bringt, Tausende an jährlichem Zuschuß. Warum gerade sie? Vielleicht aus verschiedenen Paaren sich schnell eine Familie zusammen- weil sie von den eintretenden Schülern behördliche Papiere verlangt, zukonstruieren, deren Verwickeltheiten den Alten zur Ver- was sich die privaten Konservatorien sparen? zweiflung bringen, bis sich endlich durch Aufgebot der verschiedensten Weiblichkeiten alles in das Wohlgefallen des dritten Attes auflöst, so haben wir genug erzählt. Die ganze Tollheit der Verwechslungen

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Aus dem Pflanzenleben.

SZ.

Blühende Blumen im Winter. Eine Leserin schreibt

und Mißverständnisse ist nicht im entferntesten in unsre Zeilen zu der Täglichen Rundschau": Mitten im Herbststurm und Winterfrost, bannen. Selbst die Musik befigt immerhin mehr hübsche Einzel- wenn draußen alles tot und erstorben ist, im behaglich durch heiten, als sich hier beschreiben lassen. Ueber die sentimentale wärmten Zimmer frischen Blumenduft atmen zu können oder vor Melodie ist sie hinaus: fie will Ulfmelodie und Ult- Ensemble den Fenstern und auf dem Blumentisch sprießende Blumen zu sehen, geben. Im Vordergrunde steht, wie heute gebräuchlich, ein Tanz- hat für Herz und Gemüt etwas Anheimelndes. Solche winterliche Suett: Youp- la, " Youp- la, youp- la, Catari"; daneben ist wiederum Blumenzucht läßt sich im Zimmer mit wenig Geld und fast ohne Sonnens ein Duett zu erwähnen, eine verliebte Musikstunde charakterisierend schein betreiben. Seit einer Reihe von Jahren hatte ich zu Weihnachten ( 1/4); dann ein Lied vom Pfeifer von Dundee"( I/ 8); ein Terzett und zu Neujahr frische Kastanien, Kirschen- und Apfelblüten neben unserm mit herumwandelnden Liebespaaren( II/ 13); ein bewegtes Durchein Tannenbaum. Ende November, spätestens Anfang Dezember, hole ich mir ander im zweiten Finale; und endlich ein achtstimmiges Nacht- fleine Aeste- von Kirsch- und Apfelbäumen und einen oder auch zwei stück( III/ 16). Das find lauter feingemachte Nummern", etwas größere von einem Kastanienbaum. Diese Aeste werden unten nirgends bloße Theaterware und doch nirgends neue Wege schräg durchgeschnitten, damit sie mehr Wasser aufnehmen können, Legend stets dankbar und reich an einer und so stelle ich sie in an Anregungen eine große Vase oder irgend Vortragshift, wie fie im Centraltheater forgfältiger als an einen sonstigen Behälter mit lauem Wasser, das zweckmäßig etwas chlorsaurem tann. manchen andern Stellen gepflegt wird, von denen man derartiges mit Kali versetzt werden Das noch mehr erwarten könnte. Wasser muß ab und zu erneuert werden. Um das Knospen und Blühen ein wenig zu beschleunigen, empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit die Aeste lauwarm mit einer Gießkanne zu über­kommen zum Vorschein. Bis Weihnachten, und da die Blüten nicht riefeln. Bald schwellen und springen die Knospen und die Blüten alle auf einmal hervorbrechen, auch bis Neujahr steht mitten im winter die herrlichste Baumblüte vor uns. Auch Maiglöckchen kann man aus ihrem Winterschlaf erwecken und zum Blühen bringen, wenn man ihre Knollen vorsichtig aus dem gefrorenen Boden aus­hebt und sie in einen Behälter seyt, der schmal und klein genug ist, um hinter dem Ofen zu stehen; eine Cigarrentiste, in die man vorher schon gut durchwärmte und angefeuchtete Gartenerde gethan hat, eignet immer nur sehr wenig, begoffen werden. Es dauert gar nicht lange, sich schon dazu. Auch hier nuß von Zeit zu Zeit lauwarm, aber dann steden die ersten grünen Blätter ihre Spreiten hervor, und einige Zeit darauf haben wir die schönsten und herrlichsten Maiglöckchen. Sehr hübsch macht sich in Winter vor dem Fenster oder auf dem Blumentisch auch Triumphhafer und feine Gräser in weißen Blumentöpfen. Der weiße Blumentopf und das zarte Grün bieten in ihrer Zusammenstellung einen sehr hübschen Gegensatz. Einen sehr eigenartigen Schmud stellt man noch folgendermaßen her. Ueber eine Flasche zieht man einen alten weißen baumwollenen Strumpfschaft, in den man einen Puppenkopf befestigt, und an den man ein paar Arme näht. Um Hals und Taille, lettere aus Watte oder Garn geformt, bindet man farbige Bänder zu zierlichen Schleifen und stellt dann die kleine Dame, nachdem sie selbst eine tüchtige Douche bekommen hat, in einen mit Wasser gefüllten Unters fat, bestreut sie mit Grassamen und setzt sie ans Fenster der Sonnenseite. Man muß stets für Füllung des Untersatzes mit laus warmiem Wasser sorgen, da die Baumwolle sehr viel Wasser auf­faugt. Bald fängt es an zu grünen und zu sprießen, und das ganze Büppchen bedeckt sich mit einem frischen Grün, aus dem nur das Köpfchen herausschaut. Auch gewöhnliche rote Rüben und Kohl- und Steckrüben, die während der Wintermonate im Sande im Keller ge­lagert haben, geben im Frühjahr mit ihren prächtigen roten Blättern einen hübschen Zimmerschmud. Man schneidet die mit den im Keller getriebenen Blättern versehene obere Hälfte ab, setzt sie auf einen mit Wasser gefüllten flachen Behälter oder auch einen Teller und putzt sie mit Moos oder trockener bemooster Baumrinde aus.

Die( zweite, vorgestrige) Aufführung zeigte wieder, daß dort forgfältig studiert wird wenigstens was die Solisten betrifft und daß Künstler da sind, die als Schauspieler gerade derartige typische Operettenrollen von vorn herein zu eigen haben. Selbst die Unvollkommenheiten des Gesanges, die dort nach Operettenprincip üblich find, fügen sich diesmal den Ansprüchen des Werkes nicht ganz übel ein. Die rabiate Spanierin und die sorgloſe Pariser Tänzerin, zwei der Geliebten des goldenen Neffen, werden durch die spize Stimme jener und durch die flackernde Stimme dieser H. Wildner und J. Vettori- nicht minder glaubhaft; und der kleine gutbehandelte Tenor S. Kun stadts paßt für die Verlegenheiten einer erotischen Hoheit ebenfalls gut. Der umfangreiche Tenorbaryton von C. Schu13 entschädigt einigermaßen für sein umfangarmes Spiel; als eine rasch zur Madame Sherry gemachten Wirtschafterin Wiener   Schlages bewährte fich P. Augustin( a. G.") sowohl in Stimme wie in Spiel so gut, daß dieje Künstlerin bereits als eine Hauptkraft des dortigen Personals gelten fann; R. Ander, Mia Werber  , Emil Albes   und andre find in ihren interessanten Eigenarten bekannt. Der lebhafte Ausdruck, mit dem die meisten Personen der Bühne arbeiten, und die Ausdrucks­losigkeit des Orchesters deuten auf die Wirksamkeit eines Vortrags­meisters, der eben nur dort, nicht hier im stande ist, sein Verständnis und seine Führung zu bethätigen,

Es herrscht auf jenen Brettern ein Leben, welches man manchent Theater- und Konzertbrett wünschen möchte, vor das man gewöhnlich mur mit stillen Seufzern tritt. Wir ersparen uns ja grundsäßlich so viel wie nur möglich von diesen Seufzern und lassen uns nur ab und zu von den Seufzern derer erzählen, die sich uns als Konfu­menten von Konzertbillets geopfert haben. Da hieß es z. B. von der Sängerin Adele Otto Morano: ein ganz schönes Material, das man noch an einigen Mitteltönen erkennt, jedoch eine so unverant­wortlich schlechte Atmung, daß sie die Stimmie in fürzester Zeit ruinieren muß, wenn sie's nicht schon gethan hat, und eine geschmack­Lose Gewohnheit, alle unbequemen Töne mit einem unschönen " Portamento" zu erreichen! Üsw.

Humoristisches.

Instruktion. Oberfellner:" Was thust Du, Piccolo, wenn Dir beim Servieren ein Messer oder eine Gabel auf den Boden fällt?" Piccolo: Ich heb's geschwind auf, trag's an's Büffett und bring's fogleich wieder."-

Sänger Gerhard Fischer: sorgfältige Tonbildung, ernstes musikalisches Streben, Ausdruck nach der Technik zum Opfer ge­bracht, ohne Empfindung dessen, was wir empfinden sollen. usw. Keineswegs haben wir es bereut, den Liederabend von Anton Dreßler wenigstens zum Teil gehört zu haben. Hier fesselten uns und wohl auch das Publikum, das den ihm fremden Mann bald als Vertrauten behandelte, sofort eine ſorg­fältige Schulung und eine fünstlerisch würdige Auffassung. Der Sänger hat es nicht leicht: sein Baßbaryton ist für gewöhnlich etwas rauh, also der Klang nicht frei von Geräusch, zumal im Lebtes Mittel.( Soldat zum andern): Wie idk jarnich Piano und in den Höhelagen, so viel Kunst da auch mehr wußte, wie idk vom Ollen Feld raus kriegen sollte, hab' ich ihm immer verwendet ist; Sagegen entfaltet sich in seinen ieschrieben, id muß mir die ne uen Kriegsartikel toofen." ick tieferen Fortetönen ein ganz ganz mächtiger metallischer Klang- Undank. Frau Müller:" Nun, wird denn der von packender dunkler Färbung. Die Stimme ist ziemlich Assessor Deine Else heiraten?" einförmig; dem eifrigen Streben nach Ausdruck stellt das Material

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Frau Schulze:" Der? Zwei Monate fommt er täglich nicht viel Reichtum der Klangfarbe zur Verfügung. Die ominöfe ins Haus, und wie ich ihn gestern frage: Nun, Herr Assessor, werden Schulterathnung fehlt auch hier nicht, und dazu stören noch Aeußerlich Sie nicht auch bald heiraten? fizt der Sterl da, mit meinem feiten, wie ein nicht eben durch den Vortrag bedingtes Schwanken Schnitzel im Maul und sagt: Gnädige Frau, ich heirate überhaupt des Körpers. Das sind aber Ausstellungen, wie sie der Kritiker nicht." ( Simplicissimus.") Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  .

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