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Troß seiner schönen männlichen Unverblüffbarkeit er-| unwürdigen Kollegen, den Mann, der Eurem ganzen ehrenfarat der junge Arzt doch beinah' über den Eindruck seiner werten Stande Schande gemacht hat nun gut! Ich kann's Worte. nicht ändern. Ich dränge mich Euch nicht auf. SOC Richard Volkmar stand vor ihm wie ein Mensch, dem die Und so hatte er zulezt nur noch mit den nächsten Kollegen, furchtbarste, entehrendste Kränkung widerfahren ist. Die Rober und Bittrich, die nötigen amtlichen Beziehungen unterAugen quollen ihm fast aus den Höhlen, die Stirn überflog halten. Er war der Ausgestoßene, das räudige Schaf, der ein jähes Rot, und mit ringenden, mühsamen Atemzügen von allen Gemiedene geworden, und in seiner verzweifelten stammelte er:„ Was was meinen Sie? Wer Verbitterung war's ihm recht. ( Fortfehung folgt.)( I
wer fagt?"
Also auch das hinaus in die Welt! Bald würden es die Spaßen von den Dächern pfeifen: Volkmars Frau ist durchgebrannt!
Nun ja, eines Tages mußte es ja doch heraus! Was half ihm das schamhafte Vertuschen und Verhüllen seines häuslichen Unglücs? Was that's, wenn sie sich noch ärger die Mäuler zerrissen um ihn! Zu verderben war ja nichts mehr.
„ Gotte doch. Doktorchen, machen Sie doch keine Geschichten!" tröstete Meinhold begütigend. Ich hab' doch bloß Spaß gemacht! Entschuldigen Sie man." Da hatte sich Richard Bolfmar so weit. lächeln, es tam aber nur ein peinvolles Lippen heraus.
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Mit Ihrem Spaß haben Sie beinah' das Rechte troffen," sagte er heiser.
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Meinhold trat einen Schritt zurück.„ Donnerwetter ja!" murmelte er. Sein vergnügtes Gesicht fah auf einmal ganz ernst aus. Es kam ihm eine Ahnung, daß sich nicht alles auf der Welt mit einem gefunden Optimismus behandeln läßt, und daß der arme Teufel von Lehrer am Ende arg drinjäße. Er machte das Gesicht, mit dem er in einer Familie die letale Wendung eines Krankheitsfalles anzuzeigen pflegte. Die Trauerfalten machten sich sonderbar auf dem gatten, fetten, roten Geficht.
Nicht möglich, Doktor! Donnerwetter! Thut mir ja riesig leid! Also wirklich fort?"
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Sie hat mich verlassen. Vor vier Tagen," sagte Richard mit heroischer Fassung. Und ihm war's, als hätte sich heut erst eine eiserne, unübersteigbare Wand zwischen ihnen auf gerichtet. Jegt waren fie getrennt auf ewig. 198 Meinholds Gesicht verfinsterte sich immer mehr. Es trug jetzt den Ausdruck, mit dem er der Familie zu bemerken pflegte:„ Der Tod ist eingetreten. Wein herzlichstes Beileid!" Er drückte kondolierend Richards Hand.
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Muß ja gräßlich sein für Sie! Und nun noch den Kranten auf dem Halse. Und die Bedienung wohl auch nicht erster Güte? Hm?"
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Es geht. Ich bin nicht anspruchsvoll." ilmi „ Kocht sie denn leidlich. Ihr Drache draußen?"
Wir bekommen das Essen aus dem Deutschen Hause." So! Na, der Tisch ist ja ausgezeichnet. Ich speise auch da. Und sonst" Meinhold schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Nun wurde es doch wieder menschlich. Er durfte schon lächeln, ohne frivol zu erscheinen. Der bärbeißige Volkmar lachte ja auch.
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Na und sonst," fuhr er fort, bißchen still ja wohl. Aber kein Kindergequarr. Und-Gotte doch- Junggeselle sein, hat doch auch seine Vorzüge. Ich denke nicht ans Heiraten! Fällt mir nicht im Traume ein! So ist man Hahn im Korbe. Nachher, als Ehemann, gehört man zum alten Eisen. Ja, beinah', lieber Doktor" Meinholds Optimismus brach wieder sieghaft durch- ,, beinah' möcht' ich ,, beinah' möcht' ich fagen: eine so liebe, nette Frau sie auch für Sie ist's ein wahres Glück, daß Sie fie los sind!"
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Für diese mit dem Brustton innigster Ueberzeugung heraustrompetete Bemerkung hatte Richard Volkmar nur ein ironisches Lächeln gehabt.
So ein chescheuer Mensch, so ein Egoist, hatte er gedacht. Aber er konnte den Ausspruch nicht so leicht vergessen. Mit Gewalt wurde er in der nächsten Zeit immer wieder
daran erinnert.
Fast von heut zu morgen vollzog sich ein Umschwung in seiner Stellung zu den Kollegen.
Er war so ziemlich isoliert gewesen. Wohl mit durch seine Schuld. Sein rauhes, verschlossenes, abweisendes Wesen hatte alle zurückgescheucht, selbst die wohlwollenden, die es aufrichtig gut mit ihm meinten, wie zum Beispiel Horstmann.
Ich will keinem Ungelegenheiten bereiten, hatte er tropig gedacht. Ich will fein Mitleid, keine Herablaffung, teine Gnade. Seht Ihr einmal in mir den Missethäter, den Eurer
Naturwiffenfchaftliche Ueberlicht.
Von Curt Grottewib. do 2 Vor einigen Jahren hatte der Naturforscher Hans Friedenthal ein eigenartiges Experiment angestellt, um das Verwandtschaftsverhältnis des Menschen zu den Säugetieren zu prüfen. Er stützte sich dabei auf die Thatsache, daß das Serum eines Tieres die Blutförperchen von verwandtschaftlich weit entfernt stehenden Tieren auflöſt, während es die von naheverwandten Tieren unverändert läßt. Nun hatte er gefunden, daß das Serum von Menschenblut die Blutkörperchen aller Tiere auflöst, außer denen der menschenähnlichen Affen. Orang- Utang, Schimpanse und Gibbon, mit denen der Versuch vorgenommen wurde, erfuhren keine Veränderung in ihrem Blute durch das menschliche Serum. Das ist offenbar eine sehr frappante Bestätigung der Annahme, daß Mensch und menschenähnliche Affen sehr nahe mit einander verwandt find. Kürzlich hat der Forscher ein weiteres derartiges Experiment angestellt. Wenn einem Kaninchen das Blutwaffer( Serum) eines andren Tieres eingespritzt wird, so bekommt Tieres Niederschläge zu erzeugen während das Blut aller andren das Serum des Kaninchens die Eigenschaft, in den Blutlösungen jenes Tiere dadurch nicht getrübt wird. Nun wurde einem Kaninchen Serum von einem Pavian injiciert. Daraufhin brachte das Kaninchenserum in dem Blute von Pavianen, Stummeaffen und Makaten, also lauter pavianartigen Tieren Trübungen hervor. Dagegen blieb das Blut vom Menschen und vom Schimpansen durchsichtig. Auch dieses Experiment zeigt daß das Blut von Menschen und menschenähnlichen Affen gleiche Eigenschaften besikt während das andrer Affen sich abweichend verhält. Man teilt jetzt die Affen in schmalnajige, breitnafige und Krallaffen ein. Die Schmalnajigen aber find jedenfalls in zwei sehr gesonderte Stämme zu zerlegen, die Menschenaffen und die Hunds affen. Die ersteren hat man schon bisher nach formalen Gesichtspunkten von den letzteren abgesondert. Die Menschenaffen treten mit dem äußeren Fußrande auf, die Hundsaffen mit der ganzen Sohle, die ersteren befizer feinen Schwanz und feine Badentaschen, die lepteren haben stets Gesäßschivielen. Durch die Experimente Friedenthals kommt nun noch ein neuer Unterschied hinzu, der vielleicht durchgreifender ist als alle andern zusammen: Menschenaffen und Hundsaffen haben verschiedenartiges Blut in sich, und das der Menschenaffen gleicht dem des Menschen. Diese lettere Thatsache ist nun für die Stellung des Menschen im zoologischen System sehr intereffant. Der Mensch wirt mit dem Menschenaffen zusammen in eine Kategorie gestellt. Gewiß giebt es auch so manche Merkmale, die den Menschen mit jenen Anthropomorphen verbinden. Aber diese Merkmale find nicht so auffällig, und sie kommen außerdem auch diesem oder jenem Gundsaffen zu. Und auch von den Menschenaffen gleicht der eine mehr in dieser, der andre mehr in jener Eigenschaft dem Herrn der Welt. Es lassen sich daher nicht so leicht einheitliche Charaktere aufstellen, die den Menschen mit allen Menschenaffen verbinden und ihn zugleich von andren Tieren zu unterscheiden. Aber die Gleichheit des Blutes ist nun jetzt ein sehr wesentliches Band, das Menschen und Menschenaffen vereint.
Durch einen glücklichen Zufall ist auch über die Zugehörigkeit einer andren Säugergruppe, der Seehunde, neues Licht, verbreitet worden. Im Juni d. J. wurde nämlich im Zoologischen Garten zu Berlin ein junger Seehund geboren, der zwar am Morgen tot aufge funden wurde, aber an dem doch bei fachkundiger Untersuchung durch a. Nehring einige Eigentümlichkeiten bemerkt wurden, welche auf die Stellung dieser Tiere im System Rückschlüsse erlauben. Ueber die neugeborenen Jungen der Seehunde hatte man noch wenige sichere Nachrichten. In der Gefangenschaft pflanzen sich die Tiere überhaupt sehr selten fort. Um so interessanter ist das Ereignis im Berliner 8oologischen Garten. Das Junge war auffallend groß, wie denn alle Jungen der Seehunde in sehr entwideltem Zustande zur Welt fommen. Das ist offenbar eine Anpassung an das Leben im Wasser, in dem die Aufzucht von jungen Säugetieren weit schwerer ist als auf dem Lande. Die Seehunde gehen deshalb auf eben so viele Monate trächtig wie die Hunde Wochen. Das Junge des Seehundes es handelt sich hierbei um den gemeinen Seehund Phoca vitulina war mit einem langen, weißlichen, weichen Säuglingshaar bedeat, doch saß dieses so wenig fest, daß es fich beim Präparieren der Haut zum Teil ablöste und das darunter befindliche definitve, kurze, straffe Haarkleid zum Vorschein kam. Die Jungen des gemeinen Seehundes, die im Juni zur Welt kommen, bedürfen des warmen Felles nicht. Dagegen bearten, des geringelten Seehundes und der Stegelrobbe gegen sechs halten dieses die Sprößlinge der beiden andern deutschen SeehundsWochen bei. Ta fie gegen Ende Februar oder im März geboren werden, also zu einer Zeit, wo die Küsten der östlichen Ostsee, noch in Eis und Schnee starren, so ift ihnen das dichte Fell sehr nüblich. Infolge der langen Trächtigkeitsdauer und der weiten Entwidlung bei
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