Perserkönige gebot. Man fürchtete sich nach Xenophon überall, das dem Grotztvnige nicht Nützliche zu sagen, als wenn er es selbst hörte. und das ihm nicht Nützliche zu thun. als wenn er selbst zugegen wäre. Trieben sich doch seine Spitzel überall umher. Sie wurden in Persien die.Augen" und.Ohren" des Schah genannt, so daß fich da» Sprichwort bildete, der König habe viele Augen und Ohren. Ihr Eifer wurde durch Auszeichnungen und Ehrengeschenke angefeuert. Kleine Mängel hafteten freilich dem Institut an. da nach Angade der griechischen Schriftsteller die persischen Spitzel nicht immer blast berichteten, was sie wirklich erkundet hatten, sondern noch manches andre, um ihren Eifer zu beweisen. DaS that der königlichen Wert- fchätzuug aber keinen Eintrag. Wie so manche andre Einrichtung des Perserreichs, so hat aller Wahrscheinlichkeit nach auch sein« Ge- beimpolizei den Monarchen des Reichs zum Vorbild gedient, wo oas Spitzcltum in antiken Zeiten seine klassische Ausgestaltung erlebt hat. Das geschah im kaiserlichen Rom . Sogar die persische Bezeichnung der Spitzel als Augen und Ohren des Monarchen kehrt hier wieder: von den Cäsaren selber, wie von Schriftstellern werden sie öfter so genannt. So warnt z. B. Lucian einen ungebildeten Protzen, der sich durch den Ankauf einer großen Bibliothek in die Gunst des ge- lehrten Kaisers Marc Aurel einzuschleichen denkt: er hoffe ver- gebens, jenen über fich zu täuschen; ob er denn nicht wiffe, daß der Kaiser viele Augen und Ohren habe? Entsprechend nennt der merk­würdige Abenteurer Apollonius von Thyana bei seinem Biographen Philostratus Romeine Stadt, in der lauter Augen und Ohren sind für alles, was ist und was nicht ist; da könne man nicht an Neueningen im Staat denken, wenn man nicht großes Verlangen nach dem Tode trage. Die Vorsichtigen und Vernünftigen würden dort auch in Bezug auf das Erlaubte zögernd". D-r Religionsstister spricht da von Erfahrungen, die er selber gemacht hat; denn Kaiser Neros allmächtiger Freigelassener Tigellinus liest den verdächtigen Menschenmit allen Augen beobachten, mit denen die Regierung sieht, wenn er redete oder schwieg, stand oder saß, welche Nahrung er zu sich nahm, und von lvem er sie erhielt, und ob er opferte oder nicht". Für den Begründer des Instituts, dem an den citierten Stellen so große Leistungen im Observieren nachgerühmt werden, muß wohl Kaiser Augustus gelten. Er war durch seinen Frermd Mäccn eindringlich auf die kleinen Schattenseiten der neuen Er- rungcnschaft hingewiesen worden, mit der die Monarchie Rom be- glückte: da es nun einmal nötig sei, im ganzen Reiche Späher und Horcher zu haben, damit ihm nichts unbekannt bleibe, was der Vor- kehrung oder der Abhilfe bedürfe, so möge er diesen Menschen wenigstens nicht zu viel trauen, weil sie oft völlig grundlose An- gcbereicn aus den schändlichsten Beweggründen machten. Aebnliche Vorwürfe häufte die Frau des Augustus, Livia . auf die ehrenwerte Gilde der Spitzel: sie denunzierte» oft Unschuldige aus Haß, oder weil sie von deren Feinden Geld erhakten oder von jenen selbst keines erhalte» haben. Einen originellen Beweis von der Zuverlässigkeit seiner Geheimpolizei erlebte der Kaiser Claudius<41 54). Er hatte sich, als er Ccnsor war, zur Sammlung von Material für die herkömmlichen Rügen gegen Aristokraten von schlechtem Lebens- Wandel durch seine Polizeispionc Informationen über die persön- lichen Verhältnisse der oberen Zehntansend liefern lassen. Als er nun z. B. diesen wegen seines Junggesellentums, jenen wegen Kinder- losigkeit, andre wegen selbstverschuldeter Armut anließ, wiesen die Betreffenden nach, daß sie verheiratete Väter, reiche Leute seien- Einen beschuldigte der Kaiser auf Grund seiner gcheimpolizeilichen Informationen eines Selbstmordversuchs; der zog sich nackt aus und zeigte, daß er am ganzen Leibe unverletzt sei. Solche Nasführungen durch das Spitzeltum vermocksten aber den Glauben der Cäsaren an die Unentbehrlichkeit der schönen Einrichtung nicht zu erschüttern. Auch die Kaiser der sogenannten.glücklichsten Zeit" des römischen Reiches haben nicht daran gerüttelt. Daß der philosophisch« Marc Aurel der Spitzel nicht entraten mochte, wurde schon gesagt. Und unter einem andrenguten" Kaiser , unter Hadrian , hatte die Ge- Heimpolizei ganz besonders gute Tage. Unter ihm war nach einer Lobrede auf seinen Nachfolgerdas ganze Reich niedergedrückt und von Furcht geknechtet, da in allen Städten Spione umhergingen und behorchten, was man sprach. Es war nicht möglich, frei zu denken und zu reden, da die vernünftige und gerechte Freimütigkeit vernichtet war und jedermann vor seinem Schatten zitterte". Hadrian ließ selbst seine intimsten Freunde in ihren Häusern be- svitzeln. Mit Vorliebe suchte er seine Werkzeuge zu Spionage- zwecken im Militär, unter dessen Söldlingen manch einer mit Lust und Liebe als agent provocateur thätig tvar..Durch vorschnelles Vertrauen," sagt ein Zeitgenosse Hadrians ,lassen sich Unvorsichtige in Rom von den Soldaten fangen. Ein Soldat in bürgerlicher Tracht setzt sich neben dich und fängt an. vom Kaiser übel zu reden. Als wenn du dadurch ein Pfand für seine Zuverlässigkeit erhalten habest, daß er zuerst beleidigende Aeußerungen gethan, sagst du auch. tvas du denkst. Dann wirst du in Ketten und ins Gefängnis ge- warfen." Die Ehrenmänner, die sich zu solchen Diensten hergaben, konnten ihr Wesen um so ungenierter treiben, als es nicht möglich war, sie zur gerichtlichen Verantwortung zu ziehen. Wenigstens waren unter Caracalla die Spitzel dem Kaiser allein verantwortlich. konnten nur von ihm selber bestraft werden. Außer Männern standen auch Frauenzimmer im Dienste der Geheimpolizei, vor allem die Insassinnen von Bordellen. An passendem Material konnte nie Mangel sein, wo jedermann gleich Kaiser Alexander Severus der Meinung war, durch die Aussicht auf Beute könnten alle verdorben Veraiilwortlichcr Redakteur: tfurl Lei» in Bcrlm. Druck und Vertag: <, i- Vi ii u im i-fci» M* am mY e... U Sk. f. rncroen. t-ni iQttz von wuzvz 70 3 ii] ammcngevratyt?- im vierten Jahrhundert n.Chr. hören wireinmal. daß eS im römtfchea Reiche nicht weniger als 10 000 politische Geheimagent« l.asentee") gab. Diesen Rekord im kaiserlichen Rom werden auch die beftbespchetten Länder der Gegenwart kaum schlagen. A«s dem Tierlebe». Tauben an den Schlag zu gewöhnen. Wenn man anfängt, Tauben zu halten, schreibt die.Tierbörse", s» ist das sicherste Mittel, die Tiere an den Schlag zu gewöhnen, nur junge Tauben anzuschaffen. Falls letztere noch das Nestkleid anhaben, sind sie an der matten Färbung desselben und der Augen und Füße, an dem weichen Schnabel und der piependen Stimme leicht zu er- kennen. Das Füttern der Tauben im Schlag trägt natürlich auch dazu bei. sie an diesen zu gewöhnen. Sehr wichtig ist es, die Tauben im Schlage mit frischem Trinkwasser, das häufig zu erneuern ist, zu versorgen; besonders günstige Erfolge hat ein schwach eisenhaltiges Trinkwasser. Weiter wird zur Gewöhnung der Tauben empfohlen, Anisöl, das die Tauben gern riechen, an die Wand zu streichen. Außerdem lieben die Tauben sehr den Salzgenuß, aus welchem Grunde man sogar Taubenbeizen macht. In seinem Buche über Taubenzucht giebt Hamm hierfür folgendes Rezept an: Man nimmt frischen Lehm, den man mit Wasser, in welchem etwa 1 Kilogramm Kochsalz anfgelöst ist. hinreichend befeuchtet, und knetet denselben mit 5 Kilogramm Wicken, Hanffamen oder andren den Tauben ge- nehmen Körnern und außerdem mit 1 Kilogramm Kümmel oder Anis zusammen. Wenn diese Masse gut vermengt und durch- gearbeitet ist, so formt man daraus mehrere Brote von hoher kegel« förmiger Gestalt, die man entweder m der Sonne trocknet oder im Backofen, sobald das Brot herausgenommen ist. Man hebt die Lehmbrote an einem trockenen Orte zu späterem Gebrauche auf; immer aber soll deren eines oder mehrere im Taubenturme oder im Schlage aufgestellt werden, weil die Tauben außerordentlich gern darauf picken und dies ihrer Gesundheit sehr zuträglich ist. Humoristisches. Schöne Gegend. A.:... Das ist wohl eine be- rüchtigte Gegend, in der Sie wohnen?" B.:Na. ich sage Ihnen, bei uns erscheint sogar eine Zeitung, d,e giebt als Sonntagsbeilage das Strafgesetz­buch in Lieferungen!" Die Versuchskaninchen.Was fehlt denn Deinen Buben, daß sie nur Wasser trinken?" Denen fehlt nixl Aber ich soll tmter de Temvercnsier. hat mein Dokwr g'sagt, und jetzt will ich n.nal mit m-mcn Bub'n an­fangen 1" UeberraschendeEntdeckung. A.(in der Kneip«): War denn der alte, taubstumme Böttchermeister heut« noch nicht hier?" B.(der die Gewohnheit bat. keinen andern zu Wort« kommen zu lassen):Was, taubstumm i st der?... Mit demunterhalteichmichdochjedenTagmehrere Stunden l" (Fliegende Blätter .') Notize«. Die Neue Freie Volksbühne bringt heut« und am nächsten Sonntag im Bellealliance-Theater(nachmittag» 2'/« Uhr) Fitgers Trauerspiel.Bon Gottes Gnaden" zur Aufführung. Im Neuen Theater geht demnächstHerren der Schöpfung", drei Stücke von Alfred Brieger in Scene. Die einzelnen Stücke heißen:Fifi",Mttgtst" undDer Ober« lehrcr". Björnfons neues DramaAuf Storhove" erzielt« ebenso wie bei der Aufführung in C h r i st i a n i a. auch in S t u t t« gart nur einen mäßigen Erfolg. Im Wiener Burgtheater brachw es Otto ErnstS neues DramaGerechtigkeit" nur zu einem äußeren Erfolg. Eine Meuni er-Ausstellung, die 11V Arbeiten des Künstlers umfaßt, ist gegcnwärttg im Cords artLstique in Brüssel veranstaltet. Unter den ausgestellten Kunstwerlen befinden fich auch die Studien und Sttzzen zumDenkmal der Arbeit". ES ist dies die erste und, wie Meuiner selbst sagt, die letzte Ge- samtausstellung seiner Werke, die er bei Lebzeiten ver- anstaltet. DaS Bernstein-Museum in Königsberg i. Pr. soll geteilt werden, und zwar sollen die tierischen und pflanzliche» Ein- schlüsse, wie überhaupt der wissenschaftliche Teil der Eamintung zur Königsberger Universität kommen, während die gewerblich wichtigen Bestandteile, zu einer Schaustellung vereinigt, bei den Bernstein « werken bleiben sollen._____ vorwärts Buchdruckcrei und Verlugs.uisUU'Paul Singer& Co., Berlin BVf.