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hintvieder des Lamentierens der Geprügelten kein Ende. Bir selber| Jn den Bauch der Erde hätte ich mich verkriechen mögen und eine [ Bräder und ein paar Landsleute, die ein ähnliches Mizgeschick in ähnliche Angst, ja Todesblässe las man bald auf allen Gesichtern, diefelbe Compagnie geführt hatte] zivar waren immer von den ersten selbst derer, die sonst noch so viel Herzhaftigkeit gleißneten. Die ge­auf der Stelle und tummelten uns tacker. Aber es that uns nicht leerten Brenzfläschchen, deren jeder Soldat eines hat, flogen unter minder in der Seele weh, andre um jeder Kleinigkeit willen so un- den Kugeln durch die Lüfte; die meisten soffen ihren fleinen Vorrat barmherzig behandelt und uns selber jahrein, jahraus so fujoniert zu bis auf den Grund aus, denn da hieß es: Heute braucht es Courage fehen: oft ganzer fünf Stunden lang, in unfrer Montur eingeschnürt, und morgen vielleicht feinen Fusel mehr 1" Gegen Mittag wurde wie geschraubt stehen, in die Kreuz und Quer pfahlgrad marschieren. das Regiment Jenpliz aus der Front zurüdgezogen, um bei der und ununterbrochen blitzschnelle Handgriffe machen zu müssen, und Vertreibung von ein paar tausend Panduren mitzuwirken, die eine das alles auf Geheiß eines Offiziers, der mit furiofem Gesicht und Umgehungsbewegung gegen die Preußen machten. In dem higigen aufgehobenem Stock vor uns stand und alle Augenblick wie unter Feuergefecht, das sich so in den Weinbergen ganz abseits von der Kabistöpfe[ Kohlköpfe] drein zu hauen drohte. Bei einem solchen Hauptwalstatt entspann, brannte Bräcker seine jämtlichen 60 Schuß Trattament mußte auch der startnervigfte Ster! halb lahm und der los, ohne überhaupt zu zielen; während der Verfolgung der reti geduldigste rasend werden. Kamen wir dann totmüde ins Quartier, rierenden Panduren blieb er zurück, fand sich allein und schlug sich so gings schon wieder über Hals und Kopf, unfre Wäsche zurecht zu seitwärts in die Büsche. Glücklich gelangte er zu den Destreichern, machen und jedes Fledchen auszumustern, denn bis auf den blauen und nun war seine militärische Laufbahn zu Ende; denn sie entließen Rock war unsre ganze Uniform weiß. Gewehr, Patronentasche, ihn nach seiner Schweizer Heimat. Koppel, jeder Knopf an der Moniur, alles mußte spiegelblank ge­putzt sein. Zeigte sich an einem diefer Stüde die geringste Unthat, oder stand ein Haar in der Frisur nicht recht, so war, wenn man auf den Playz kam, die erste Begrüßung eine derbe Tracht Prügel..

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Barbaren!"

So war die langgehegte Hoffnung endlich in Erfüllung gegangen, die in dem gepreßten Schweizer , so fromm er sonst war, in fomisch wirkender Weise einmal unter folgenden Umständen aufgeftiegen war: Bis hierher hatte der Herr geholfen! Diese Worte waren der erste Text unsres Feldpredigers bei Birna. Dja, dacht ich, das hat er, er wird auch ferner helfen, und zivar hoffentlich mir in mein Vaterland, denn was gehen mich eure Striege an?" Dem Schweizer Deutschen fehlte offenbar die richtige Wertschägung der Ehre, für den König von Preußen fämpfen zu dürfen.-

Kleines feuilleton.

ac.

Die Aussicht, dies Hundeleben die 6 Jahre der Kapitulation zit ertragen und womöglich noch länger festgehalten zu werden, war in der That zum Verzweifeln. Bräder konnte von Glück sagen, daß es ihm nicht ging wie einem Ansbacher, der vor lauter Ingrimm tobsüchtig geworden war und nun im Zollhause saß. Ein Mecklen­burger, den Bräcker kannte, war auch schon nicht mehr weit davon. Mit Bräcker selbst kam es wenigstens dahin, daß er gleich so vielen andern den letzten Dreier in Schnaps vertranf, um die trüben Ge­danken zeitweilig los zu werden. Er dachte natürlich beständig darüber nach, wie er der Stlaverci des blauen Rockes entrinnen fönne, und gleich ihm fannen auch seine drei Landsleute im Regiment auf Flucht. Das war aber leichter geplant, als mit Erfolg ausgeführt. Die Kultur der Hyacinthen auf Gläsern. Obergärtner Viele versuchien es, aber die meisten Deserteure wurden durch das A. Sliwa schreibt in der empfehlenswerten Wochenschrift planmäßig geordnete Ueberwachungs- und und Verfolgungssystem," Nerhtus"( Altona - Ottenjen. Chr. Adolff): Die Kultur der dessen sich dieser Militärstaat erfreute, wieder eingebracht." Da Hyacinthen auf Gläsern bereitet den Blumenfreunden viel Ver­mußten wir zusehen, wie man sie durch 200 Mann achtmal die lange gnügen, weil man den ganzen Entwicklungsprozeß schön beobachten Gaffe auf und ab Spießruten laufen ließ, bis sie atemlos hinfanten kann. Diese Methode eignet sich indes nur für warme Räume. Es wie sie des folgenden Tages aufs neue daran mußten, die Kleider sind verschiedene Arten von Gläsern im Handel und empfehlen sich vom zerhadten Rüden heruntergeriffen, und wie wieder frisch drauf solche mit Einfäßen, damit später, wenn die Wurzeln entwickelt sind. losgehauen wurde, bis Fetzen geronnenen Bluts ihnen über die Hojen letztere beim Nachfüllen des Wassers unbehelligt bleiben und so teine hinabhingen. Dann sahen Schärer und ich uns zitternd und todblaß Störung im Wachstum eintreten kann. Die Weite des Halses an an und flüsterten einander in die Ohren:" Die verdammten solchen Gläsern muß der Größe der Zwiebeln entsprechen. Man berivendet zum Füllen der Gläser am besten Regen- oder Fluß­Die Aussichten zu entkommen, ließen sich erst günstiger an, wasser, dem man etwas zerstoßene Holzkohle beigiebt, um vor dem sobald die Truppen in den Krieg zogen, wovon man schon einige Faulen der Zwiebel sicher zu sein. Die Gläser müssen derart gefüllt Zeit muntelte: im Felde gab es cher eine Gelegenheit zu entwischen, werden, daß nach Einfügen des Einjakes, auf dem die Zwiebel fist, als in der Garnison . Den 21. August 1756 traf endlich die von diese mit ihrer unteren Seite dicht auf das Waffer zu stehen kommt. Bräcker und feinen Freunden darum herbeigeſehnte Marschordre für Borerst werden die Hyacinthen- Gläfer in einem kühleren Zimmer das Regiment ein, und den folgenden Morgen fand unter flingendem aufgestellt, bis die Wurzeln eine ziemliche Sänge erreicht haben, dann Spiel der Ausmarsch aus Berlin statt. Ueber Köpenick, Fürsten - erst werden sie in einem warmen Raume dem Lichte möglichst nahe walde, Guben , Spremberg zog das Regiment Jenplitz nach Camenz , gruppiert. Die Zwiebeln müssen, wenn Brut vorhanden, davon be= von da nach Sachsen hinein und nahm mun an der berühmten Ein- freit werden, ebenso ist das verdunstete Wasser nachzufüllen. schließung des Lagers von Pirna teil. Bräcker hatte noch immer Empfehlenswert ist es überhaupt, das Wasser alle 14 Tage zu er feinen passenden Moment zur Flucht gefunden und darum den furcht neuern, aber dabei nur solches zu verwenden, welches die Tem bar anstrengenden Marsch und das wüste Feldzugsleben mitmachen peratur des betreffenden Raumes hat. Daß man die Gläser so nahe müssen. In der Mark hatten es die Soldaten schon schlimm genug wie möglich dem Lichte aussehen muß, ist schon kurz erwähnt worden. getrieben. In Köpenick waren sie zu 30-50 bei Bürgern einquartiert Leider bedenkt man dies zuteilen nicht und giebt ihnen einen vom worden, die einen Groschen Quartiergeld bekamen. Bozz Plunder, Licht zu weit entfernten Standort, was gerade so verderblich ist, wie wie ging's da her! Ha! da wurde gefressen! Aber dent' man sich zu hohe Temperaturen oder schlechte Atmosphäre. Das Vergeilen der nur so viele große hungrige Keris! Inter hieß es, fchaff her, Blätter, die schwache Entwicklung der Blumenschäfte, welche schlecht Canaille, was D' im hintersten Winkel haft. Wahrlich, eine gebildete Blumen tragen, ist die Folge davon. So günstig den furiose Wirtschaft! In jedem Hause befand sich ein Offizier, welcher Syacinthen während der Wurzelbildung ein dunkler Standort ist. auf gute Mannszucht halten sollte; sie waren aber oft die Faulsten so unerläßlich ist ihnen während des Wachstums Luft und Licht. ( d. h. die Schlimmsten)." In Sachsen , also in Feindesland, ging's Abweichend von den übrigen Kulturarten sind die auf Gläsern ge­natürlich noch ganz anders zu. Auf den Märschen stopfte jeder in friebenen Zwiebeln nach dem Abblühen nicht mehr verwendbar. seinen Haberjad, was er... erhaschen founte: Mehl, Rüben, Erd­birnen, Hühner, Enten. Wer nichts aufzutreiben vermochte, ward von den übrigen ausgeschimpft, wie denn mir das zum e. k. Tiermärchen. Für die Jugend ausgewählt vom öfteren begegnete. Was das für ein Mordiogefchrei gab, wenn's Samburger Jugendschriften- Ausschuß. Leipzig . Ernst durch ein Dorf ging, von Weibern, Kindern, Gänsen und Span Wunderlich. Das Wort Maere" galt früher als Bezeichnung für ferkeln. Da mußte alles mit, was sich tragen ließ. Husch! den Hals umgedreht und eingepact. Da brach man in alle Ställ die epische, d. h. erzählende Dichtung. Aus ihm ist das Wort und Gärten ein, prügelte auf alle Bäume los und rig die Beste Märchen abgeleitet worden, das im Mittelalter spel " hieß. Die Märchenstoffe find ursprünglich Produkte der Volks mit den Früchten ab. Der Hände sind viel, hieß es, was einer nicht poesie, die ihnen indes selten bleibende, feste Form fann, mag der andre. Da durft' kein Seel' Muy machen, wenn's mur der Offizier erlaubte oder auch bloß halb erlaubte. Da that Das Wunderbare" als Mittel oder übernatürliches Wesen spielt gab. Häufig find fie Ausläufer mythologischer Anschauungen. jeder sein Devoir zum Ueberflußz." Eine schöne Sorte Schuldigkeit darin die Hauptrolle. Die Gebilde entstammen der Phantasie, dem und eine schöne Illustration zu E. v. Kleists Mahnung in der de Aberglauben. Das lebernatürliche wird natürlich, die phantastische

an die preußische Arinee":

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Litterarisches.

Welt erscheint als Wirklichkeit. Das Märchen wurzelt nur im Kindheitsalter eines Volkes. Die Aufhellung der modernen Natur omwissenschaft hat den Zauber des Aberglaubens gebrochen. Die Märchen, die unsre Zeit dichtet, segen ungleich größere Mittel voraus. Ihre Schöpfer müssen Wissende und Dichter zugleich sein. Aber auch das Geschlecht unsrer Kinder ist ein andres. Besonders das Stadttind hat täglich und stündlich die Errungenschaften der modernen Technik vor Augen und diese Wunderwelt jindet kaum noch einen Pfad, der ins Bereich des Aberglaubens alter Märchen zurüd­geleitete. Denn gerade diese überlieferte Gattung operiert mit Bore stellungen und Fabelwesen, die dem aufgeklärten Kinderjinn unsrer Beit Mißtrauen und Zweifel erregen, In der Kindheitsepoche

Nur schone, wie bisher, im Lauf der großen Thaten Den Landmann, der dein Feind nicht ist; Hilf seiner Not, wenn Du von Not entfernt bist; Das Rauben überlaß den Feigen und Kroaten ." Den 1. Ditober 1756 schlug für Bräcker die Stunde der Be­freiung. Es war der Tag der Schlacht von Lobosis, in der so mancher Mutter Kind ins Gras beißen mußte. Dem armen Schweizer war durchaus nicht heldenmäßig zu Mute, als das Regiment in den Bereich des östreichischen Geschüßfeuers fam, als die Eisenbrocken aus den Gliedern wegspidten, als wenn's Strohhalme wären". Da fiel mir vollends aller Mut in die Hosen.

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