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Daß von den übrigen Darstellern neben viel Unnatur" auch viel fünstlerische Natur" geleistet wurde, dürfen wir wohl mit einem einzigen Wort verzeichnen.
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Es drängt uns, auf ein Werkchen aufmerksam zu machen, das tvir unter sonstigen Weihnachtssachen gefunden und mit lebhafter Freude als eine wirklich fünstlerische Musikleistung für Erwachsene wie für Kinder begrüßt haben. Hermann Bischoff , dem Leser wohl noch durch seinen" Ban" aus dem neulichen Strauß- Konzert in Erinnerung, hat zu alten Volksliedgedichten 25 neue Weisen" fomponiert( verlegt bei Lauterbach und Kuhn, Leipzig ), die den alten Volksliedstil sehr hübsch und mit neuer Sehweise verbinden. Etwas auf dem Gebiete der Tonkunst wie Scheffels Frau Aventiure" auf dem Gebiete der Dichtkunst! Manches ist etwas simpel, manches etwas gezwungen( z. B. im Brautlied" S. 16 unten), und manche finnwidrige Betonumgen( z. B. ebenda, S. 17 oben) wären nicht nötig gewesen. Aber dafür ist so vieles so entzückend eigenartig, daß man nur jedem wünschen kann, es zu hören oder zu singen. Findet sich irgendwo ein sehr gut geschulter Kinderchor, so wird er nicht bald etwas Wirkungsvolleres fingen können, als zu Neujahr nach altem Gebrauch ein Lied wie das„ Sternlied von den heiligen drei Königen". Welche Eigenart in diesen eigensinnig primitiven und doch so fein ansprechenden Tonfolgen! Auch sonst ist Gelegenheit zu Gesängen für Feierzeiten:" Tanzlied"," Brautlied",„ Weihnachslied" 11. a. Einiges wuchtig Ernste fehlt nicht.„ Steh' auf Nordwind", und das auch als Lösung eines schwierigen Komponistenproblems interessante Stück„ Drei Lilien". Wir haben feine Volkslieder von heute. Vielleicht werden sie in Kindermund erstehen.
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in die Hand. Sie haben sich da um die von mir ausgeschriebene Stellung beworben
" Ja, Herr Kommerzienrat." Der Mann fiel hastig ein. Se thäten mir einen großen Gefallen, wenn
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Holberg unterbrach ihn mit einer Handbewegung. Von Ge fallen thun und dergleichen ist keine Rede. Es handelt sich lediglich darum, ob Sie mir gefallen! Zunächst bemerke ich, daß Sie sich allen Arbeiten allen, ohne Ausnahme!- die Ihnen angewiesen werden, stillschweigend unterziehen müssen. Widerreden dulde ich principiell nicht! In der Beziehung verstehe ich keinen Spaß, verstanden?"
" Jawoll, Herr Kommerzienrat. Mir is alles recht. Blos Arbeit möcht ich haben, daß ich leben kann mit meiner Familie. „ Naja. Ihre Motive kümmern mich nicht. Die Bedingungen tennen Sie. Haben Sie Zeugnisse?"
aus der Tasche und reichte Sie dem Kommerzienrat. In banger Der Angeredete zog mit bebenden Händen ein Päckchen Papiere Erwartung beobachtete er die Mienen des Lesenden.
Frau Holberg fragte indes: Wie heißen Sie eigentlich?" Klant, Albert Klant, gnädige Frau."
Wir würden Sie einfach Frih nennen. Wir sind das so gewöhnt."
Klant schien etwas hinunterzuschlucken. Jawohl, Frau Holberg ." " Ihre Frau ist hoffentlich fleißig und sauber. Und flatscht nicht." " Da brauchen Sie feine Bange zu haben, Frau Kommerzienrat." Holberg unterbrach seine Lektüre:" Ihre Zeugnisse sind ja sehr gut, wie ich sehe. Ich muß Ihnen offen gestehen, daß mich zunächst Thre Ihre etwas wenig moderne Kleidung" seine Gattin lachte, ja Jhre abgetragene Kleidung etwas frappierte." ich es is bloß augenblidlich-" Klant strich unwillkürlich über den schäbigen Rock.„ Ich-
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pieren. Ja. Also was meinst Du, Emma?" Holberg winkte. Jedenfalls müßten Sie sich erst etwas equi
Mir gefällt der Mann. Ich denke, Du engagierst."
dinden
Daß hingegen die Kunstmusik- um diesen Gegensatz, mit allem Bewußtsein des Jrreführenden in ihm, zu gebrauchen derzeit quantitativ und zum Teil auch qualitativ hoch steht, wissen wir. Auch im theoretischen Bewußtsein von der Tonkunst sind wir auf guten Wegen; in ihren pädagogischen Angelegenheiten weit weniger. Auf eine Wiederholung unsrer Klagen darüber verzichten wir im Augenblick um so lieber, als uns eben ein Werk zuging, das jedenfalls innerhalb der Lehrlitteratur der Musik einzig dasteht. Wir hatten vor einiger Zeit den 1. Band der Großen Kompositionslehre" und freier begegneten seine Blicke den forschenden des KommerzienIn den Augen des Wartenden leuchtete die Hoffnung auf von Hugo Riemann begrüßt( Der homophone Sah", Berlin rats. und Stuttgart , W. Spemann, 1902). Jebt ist der 2. Band nachgerückt( ebenda; ein dritter Vand soll abschließen). Was wir da mals hauptsächlich gesagt, können wir mit Befriedigung wiederholen: ein Werk, das wie kaum ein andres zeigt, daß die Kunst Lehrbar ist die Kunst als solche, nicht nur ihre Technik und Grammatik, und nicht nur ihre Verstandesseite, sondern auch ihre Phantasiefeite. Von einem fritischen oder auch nur beschreibenden Eingehen ins Detail kann hier natürlich keine Rede sein; bestenfalls vermögen wir ein oder das andere spätere Mal einen Anlaß zu erhaschen, der uns darauf zurüdleiten mag. Doch sei wenigstens der Reichtum an historischen Beispielen betont, mit denen der Verfasser seine Lehre erläutert, und die nicht nur in Abliegendes, aber geschichtlich und fachlich Belangvolles, sondern auch in einiges erst jüngst von Riemann selber Entdeckte einführen.
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die Daten. Plötzlich stuzte er, suchte in den Papieren und sagte „ Hm." Holberg griff noch einmal zu den Zeugnissen und prüfte scharf:„ Aber! Mein Lieber! Das lezte Zeugnis ist ja schon vor einem Jahre ausgestellt! Wie geht denn das zu? He?" Klant war heftig erschrocken. In tödlicher Verlegenheit suchte erst war ich frank. er nach Worten:„ Herr Kommerzienrat! Erst und denn konnt ich nichts finden. Und dann ging's mir so schlecht." Holberg war aufgestanden und faßte Klant bei einem MantelInopf:„ Hören Sie mal! Da ist irgend etwas nicht richtig! Wir haben doch nichts ausgefressen?"
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Eine heftige Bewegung erschütterte den Examinierten. würgte an einer Ausrede, Plötzlich übermannte ihn der Groll; er warf den Kopf hoch; Ja. Ich hab'n Brot gestohlen. Und da haben fie mich eingesteckt. Weil ich's nicht mit ansehen konnte, wie meine Familie zu Grunde ging!"
Der Kommerzienrat war erschrocken zurückgetreten. Er scheuerte Dann die Finger, welche Klants Mantelknopf gefaßt hatten. wandte er sich mit einer Verzweiflungsgeberde zu seiner Gattin: Da haben wir's!"
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Frau Emma war aufgesprungen: Gestohlen? Empörend! Ja, aber Philipp, Du kannst doch keinen Dieb engagieren!"
Ihr Gatte warf mit zwei Fingern die Zeugnisse zusammen und reichte sie dem heftig atmenden Klant: So. Und mun thun Sie mir den Gefallen und verlassen Sie so schleunigst als möglich mein anständiges Haus!"
Eine Große Vortragslehre" zu schreiben mag den Kritiker toden, wenn er die Verschiedenheiten der allabendlichen Konzerte auch nur an wenigen Fällen zu kosten bekommt. An dem Geiger Jacques Thibaud kann man lernen, was Tonschönheit und was Seele in der Sprache dieser Schönheit ist, auch wenn man sich ausdenken möchte, daß man selber im erträumten Besitz dieser Technik sie vielleicht noch schärfer in den Dienst der Deutung des Kunstwerts stellen würde. Wir hörten dem Stünstler so lange zu, daß wir in ein andres beachtenswertes Konzert nicht mehr frühe genug famen. Aber was wir von den Kammerfängerinnen Aline Friede( Sopran) und Minna Alken- Minor ( Alt) noch hören konnten, war des Eilens wert. Die Erstgenannte ist durch Gastspiele aus ihrem Schweriner Wirkungsfreis( Ingvelde" von Klant hielt sich mit Mühe aufrecht. Herr Holberg! Ich wahrhaftig! es Schillings) hier bereits gut bekannt; daß eine Hochdramatische" bin immer' n ehrlicher Mensch getvesen. Ich im Konzertsaal noch dazu in dem fleinen Oberlichtsaal der Phil- steht doch in den Zeugnissen!" harmonie das Unvollkommene eines Konzertgefanges mehr als Jaja! Sie sind ein ehrlicher Mensch gewesen das be sonst fühlen läßt, ist auch nichts Neues mehr. Jedenfalls lieber ein zweifle ich nicht 1" bißchen zu viel als gar zu wenig! Wer gesessen hat 1" Frau Holberg wandte die Augen entsetzt zur Dede. ,, Und ich bin noch'n ehrlicher Mensch!" rief Klant. Und ich will doch arbeiten und ordentlich sein. Bloß verhungern will ich nicht! Aber was soll man denn machen, wenn man überall' rausPrivat- geschmissen wird?"
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Kleines Feuilleton.
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comptoir und blätterte zerstreut in Geschäftspapieren. Seine Gattin P. Bestraft. Kommerzienrat Holberg faß in seinem wiegte sich, ein Modejournal in der Hand, in einem Schaukelſtuhl am Fenster.„ Der neue Bewerber ist ziemlich unpünktlich, Philipp." Holberg zog die Uhr. Es ist eine Minute über die angefeßte Zeit. Fünf Minuten geb' ich dem Manne Frist. Wenn er bis dahin nicht kommt, empfange ich ihn erft gar nicht." Er erhob sich. Pünktlichkeit verlange ich in erster Linie von meinen Leuten." Gr ging auf und ab. Diese ewige Sorge mit dem Hauspersonal!" Ja." Frau Holberg feufzte. Es ist entsetzlich schwer, etwas Passendes zu finden!"
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Was? Was soll ich denn machen?" Er trat mit verzweifelter Geberde an Holberg heran und schrie: " Machen Sie, was Sie wollen! Aber entfernen Sie sich 1 der ich lasse Sie wegen Hausfriedensbruch auf der Stelle verhaften!"
" Hahaha 1" Klant lachte höhnisch. Da wär' man ja wieder versorgt!" Dann sank er in sich zusammen und schlich hinaus. Frau Holberg atmete auf: Na, Philipp! Um ein Haar hätten wir uns einen Verbrecher ins Haus gesetzt 1" Kommerzienrat Holberg ging mit langen Schritten auf und ab: Der aus'm Zuchthaus . Stellt sich hier vor! Eine solche Frechheit ist Kerl tommt womöglich geradenwegs mir in meinem Leben noch nicht vorgekommen!"
„ Un- er- hört! Es klopfte. Ein Hausmädchen fah herein. Holberg winkte
ungeduldig Jaja. Lassen Sie eintreten."
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Also doch!" Seine Gattin stellte das Schaufeln ein und setzte sich in eine neugierige Bofitur. Mit einer scheuen Verbeugung trat ein ärmlich gekleideter Mann herein. D
Holberg musterte ihn etwas erstaunt. Dan ließ er sich ge mächlich an seinem Schreibtisch nieder und nahm spielend ein Lineal
ss. Steinfreffende Pflanzen. Eine wichtige Mitteilung, deren Bedeutung weit größer ist, als es auf den ersten Blick erscheint, macht Dr. Duerden im„ Bulletin des Amerikanischen Museums". Dieser Forscher hat nämlich auf den westindischen Inseln die Bes lobachtung gemacht, daß die Korallenbauten Korallenbauten von winzigen