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wird die Milch fehlen. Arme kleine Waise!" Bei diesen Die Jurte umgaben Zäune und einige armselige WirtschaftsWorten langte er unter seinem Mantel ein kleines aus Birkenrinde geflochtenes Eimerchen hervor und gab es ihm.. Papa, wer ist das?" rief Zosia mit ihrem fleinen Vogel Stimmchen.
"
Sie saß aufrecht in den Kissen und betrachtete auf merksam den Jakuten. Der Vater nahm sie auf den Arm, trug sie zum Feuer und begann sie anzuziehen. Ihre goldblonden Haare, das weiße, europäische Hemdchen, die kleinen Grübchenhände und ihr kirschrotes Mäulchen, all das interessierte den Nachbar. Er kam näher und berührte mit seinen groben, schwarzen Fingern den Körper und die Kleider der Kleinen.
Was ist sie denn?" fragte er nachdenklich. " Was wir alle essen."
„ Ach! ach!" seufzte er. Hör' mal, Fremder, hast Du vielleicht Thee und Salz mitgebracht? Ich habe Salz fehr nötig. Die Kälber haben Durchfall; zwei sind mir gefallen." Salz brauche ich selbst. Ich war nicht in der Stadt. Du wirst Kapiton bitten müssen. Weißt Du nicht, ob er Seife hat?"
,, Wer kann das wissen? Wird schon welche haben. Sind ja reiche Leute, vielleicht waschen sie sich sogar." Alexander zog Sofia an und weckte Jakob. " Steh' auf, Langschläfer! Der Thee ist fertig!" " Ich bin schon lange wach," versicherte Jakob. Pure Einbildung. Du hast so geschnarcht, daß auge" erschrocken ist und geglaubt hat, Ajar belle." ,, Wartet nicht auf mich."
Frosch
Er zog sich langsam an, während sie sich unterdessen zu Tische setten.
Komm' später wieder, Froschauge", ich bitt' Dich, und bring' eine eiserne Stange mit. Man muß das ins Eis geschlagene Loch reinigen. Es ist zugefroren, während ich fort war. Und mit der Art kann man tein Wasser kriegen," sagte Alerander zum Jakuten, der fich zum Aufbruch rüstete. Bring' Maja her oder noch besser, schid' sie gleich, ich muß zu Kapiton fahren."
Vergiß nicht, Salz für mich mitzubringen."
sch will daran denken. Schid Maja sofort." Bald darauf kam Maja, Froschauges" zehnjähriges Mädel, eine hübsche, aber unglaublich schmußige und abgerissene kleine Jakutin.
Auf das Kind hätte auch ich achten können. Wozu ist fie gekommen?" protestierte Jakob.
„ Heute ist der erste Tag, sie wird sich langweilen. Laß sie sich eingewöhnen und die Menschen hier kennen lernen," rechtfertigte sich Alerander. Er befahl Maja, fich zu waschen, schenkte ihr eines seiner Hemden unter der Bedingung, daß fie es fofort anziehe und legte ihr ans Herz, auf Sofia zu achten. Die Kleinen Mädchen baten sich aus, ihn bis zum See begleiten zu dürfen.
gebäude. Vom Hain, der fie beschattete, zog sich längs des Sees eine Reihe von Bäumen, die eine schönen, natürlichen Arkadengang bildeten. Zwischen den Baumen schimmerte der Wald in der Ferne, und die sich wie ein Band schlängelnde Straße.
In Froschauges Ansiedelung tränkte Alexander sein Pferd und ritt auf die gegenüberliegende Wiese, die in der Frühlingssonne glänzte. Ueber dem Schnee zitterte die warme Morgenluft, und der Boden glänzte im Sonnenschein in tausendfarbigen Lichtern. Wrony, durchfältet, riß ungeduldig am Zügel.. Alerander schlug ein schnelleres Tempo an. Er jagte über die Wiesen und ließ im Galopp das elende, fleine Dorf hinter sich, aber aus einer der Jurten kam eine junge Jakutin heraus, die das Hundegebell vor die Thür gelockt hatte. Wrony warf sich wiehernd zur Seite, der Klang des silbernen Gehänges, das ihre Haare schmückte, hatte das Pferd erschreckt. " Liksandra! Liksandra!" rief sie und setzte über den 3aun. Warte!"
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Gefundheitspflege.
Die praktische Bedeutung der Gefundheitspflege im öffentlichen Leben ist zwar schon von den ältesten Kulturvölkern anerkannt worden, jedoch war es der modernen Zeit vorbehalten, fie auf allen Gebieten zum Durchbruch zu bringen. Die Notwendigkeit gemeine samer Abwehr feindlicher Angriffe und gemeinsamen Schuges gegen diese, welche überall der Entwickelung staatlicher Organisationen zu Grunde lag, mußte schließlich auch dazu führen, auf dieselbe welche gemeinsame Weise diejenigen Einflüsse au belämpfen, Befinden der Gesamtheit störten. Da das gesundheitliche Befinden war bon der Allgemeinheit immer nicht bloß der bei ungefunde Zustand an sich, sondern auch der Schlendrian der Ginzelnen zu bekämpfen, der diesen ungefunden Zustand nährte. Bereits die Staatsmänner der ältesten Staaten haben die Förderung der öffentlichen Gesundheit als eine wesentliche Aufgabe ihrer Wirksamkeit betrachtet. Man braucht nur zu erinnern an das alte Aegypten und den alten israelitischen Staat mit ihrer organisierten Bekämpfung des epidemischen Aussages und der seruellen Anstedungstrankheiten, der Abwehr der schädlichen Folgen der Unreinlichkeit, der klimatischen Fehler; nur zu erinnern an die vielen gesetzlichen Bestimmungen bezüglich leider, Nahrung, Bäder. Waschungen, Wohnstätten. Bestand doch schon bei den Aegyptern die öffentliche Fleischschau, und den gut befundenen Rindern wurde, wie Herodot berichtet, ein Papierstreifen um das Horn gewvidelt sowie ein Siegel aus Thonerde darauf gebrüdt. Auch die Griechen hatten bereits sehr früh eine öffentliche Gesundheitspflege. Die großartigen Trinkwasserleitungen wie die Stadtreinigungsbauten legen Zeugnis ab, wie man in Rom die praktischen Aufgaben öffentlicher Gesundheitspflege zu lösen suchte. Unter Auguftus wurden sogar baupolizeiliche Vorschriften in Bezug auf die Maximalhöhe der Häuser erlassen. Die öffentlichen Bäder zeigten schon durch die Art der Anlage, daß fie auf den großartigen Maffengebrauch eingerichtet waren.
Das Thal, in deffen westlichem Winkel Alexanders Jurte Das Christentum, welches das Recht des Jndividuums in höherem Platz gefunden, bestand aus einer weiten Ebene. Ein langer Grade betonte, hemmte auch durch seine astetische Richtung vielfach, See, schmal wie ein Fluß, teilte es in zwei Hälften. Der wie die wissenschaftliche Entwicklung der Naturforschung überhaupt, jenige Teil, den Alexander bewohnte, war fast ganz von so auch die öffentliche Gesundheitspflege. Wie ein Gelehrter zueinem nassen„ Kaltus" mit ungeheuren Büscheln überwuchert. treffend sagte:" Die Astetik erklärte dem Körper überhaupt grundDie Büschel ragten wie runde Pflastersteine eines schlecht gefäßlich den Krieg; er ist ihr nur ein feindseliges Gefängnis des pflasterten Platzes aus dem Schnee hervor. Am jenseitigen Geistes, alle organischen Instinkte und Triebe sind vom Bösen." Ufer des Sees dehnten sich ebene, weißlich schimmernde Wiesen aus, dann Geſtripp, Werder und Haine; einzelne Heuschober hoben sich scharf ab von dem schwarzen Zaun, der sie umgab. Die eine Seite des Thales begrenzte im Halbkreise ein dunkler Wald, darüber ragten in der Ferne Bergfetten in verschwimmenden Linien. Der Forst um Aleranders Ansiedelung stieß nicht an den Wald; er stand abgesondert für sich da, wie ein schönes an den Rand eines Abgrundes hingeworfenes Waldbouquet. Der Himmel, der darüber hing, durchbrach wie ein Fenster den dunklen Waldesring und ließ das Auge in die Ferne schweifen. Und gern kehrte der Blick nach diesem Punkte zurück. War es doch ein beständig wechselndes Bild, ob im Nebel weiße Dünste aufstiegen, im Sturm der Schnee sich zusammenballte oder kleine Wölkchen am Himmel trieben. Am schönsten aber war der zartblaue Himmel, klar wie eine Thräne und doch undurchdringlich und unendlich weit.
Auf die öffentliche Gesundheitspflege war dies von einer schlimmen Wirkung und so wurde denn bald die Gesellschaft von den schlimmsten Seuchen heimgesucht, ohne daß sie sich derselben zu erwehren vermochte. Und diese Seuchen galten dann als eine Strafe Gottes. Für die Verachtung des " Fleischlichen" gab es drastische Beispiele. Die 1077 gestorbene heilige Agnes versagte sich aus Frömmigkeit jedes Bad, die heilige Margaretha wusch sich aus dem gleichen Grunde gar nicht mehr. Die Nonnen des Klosters Geisenfeld erhielten einen scharfen firchlichen Tadel, weil sie fich aller 14 Tage badeten. Im 11. Jahr hundert verbot eine päpstliche Bulle, Sonutags zu baden oder das Geficht zu waschen. Erst die Kreuzfahrer brachten aus dem Orient wieder die Gewohnheit regelmäßigen Badens zurüd. In die schmutzigen Städte, in die winkligen Straßen und die engen Wohnungen tam erst allmählich wieder mehr Reinlichkeit. Allgemeines Staunen erweckte es, als 1368 die Nürnberger ihre Straßen zu pflastern begannen und nicht minder betrachtete man es als Beweis eines unerhörten Reinlichfeitstriebes, als 1367 der Magistrat von Mühlberg a. d. Elbe bestimmte:" Der Mist soll nit länger auf dem Markt liegen denn 14 Tag, darauf länger nur mit Das eine Ende des Sees berührte den Abhang und Urlaub der Bürger und des Richters, bei 72 Den. Strafe." Algemein stand in den Straßen der Städte das Wasser in drohte sich darein zu ergießen im Augenblicke, wo das Ufer tinkenden Tümpeln, die Fäulnisstoffe wurden zwischen den fiärker unterwühlt wäre, das andre verlor sich im Walde. Häusern aufgeworfen, auf den Straßen wälzten sich die Schweine Auf derselben Seite, wo Aleranders Ansiedelung stand, etwa und die Zauche fiderte durch den Boden in das Grundwasser, von eine Meile entfernt. erhob sich am Seeufer Froschauges Jurte. da in die Brunnen und wurde so von den Menschen getrunken. Der Weg zu ihr führte im Winter über den gefrorenen See. Die Friedhöfe
lagen mitten in
den
Städten;
einer