976

Auch das Publikum des Schauspielhauses wurde am Ende stußig. Bei einer weniger farbennprächtigen Inscenierung und einem schwächeren Spiele hätte es übel auslaufen tönnen. Philippi wurde oft gerufen, aber der Applaus klang ziemlich dünn. Um so stür­mischer war der Jubel, der Matkowski, als er vor dem Vor­hang erschien, entgegenschallte. Ihm gehörte der Erfolg des Abends.

dt.

-

e. k.

wahre Sucht bezeigen, ihre Haut zu Markte zu tragen. Plöglich auflöst, was tragisch enden mußte? Hauptsache bleibt doch, daf ein Krach. Woran Falkenried gedacht, den Sprengstoff in dem Tummel wir für Crampton, dies versoffene Genie, menschliche Anteilnahme anzuzünden, das hat ein armer Jrrsinniger gethan. Und in furcht empfinden. Und hierfür hat der Dichter gesorgt, indem er in barem Donnergepolter stürzte das dunkle Thor, noch che es die Massen Cramptons Wesen freundlich strahlende Lichter aufsteckte und die verschlingen konnte, zusammen. Zuschauer den Mangel an der eigentlichen dramatischen Aktion des ganzen Familiengemäldes beinahe vollständig vergessen läßt. Adolf Lein gab den Professor. Der Hauptvorzug dieses eminenten Künstlers, allen seinen darzustellenden Charakteren echtestes Mensch­tum aufzuprägen, sie schlicht in ihrer Größe, groß in ihrer Schlicht­heit zu zeigen, kurz die tragische Verkettung von Schuld und Sühne aus der Tiefe des Wesens heraufzuholen, bewährte sich auch diesmal. Nicht, daß Klein seine Helden bloß darstellt er erlebt sie auch Moderne Bühne( Nachmittags- Vorstellung im Lessing - zugleich, und deshalb glauben wir an sie. Richard Vallentin Theater). Die Episode". Schauspiel in vier Aufzügen von interessiert vorwiegend als Darsteller, als moderner Stilfünstler, Otto Riemasch.- Es war keine erfreuliche Episode. In der nach gewissen von Manieriertheit nicht befreiten secessionistischen Schniplers allerliebstem Einafter" Litteratur " giebt es einen ver- Principien schafft. Sein Dienstmann Löffler war demgemäß ein buramelten Dichterling und ein nicht weniger von dem Bewußtsein Kabinettstückchen liebevollster Art. Mehr flizziert, als heraus­ihrer poetischen Mission erfülltes, feck- abenteuerliches Dämchen, die gearbeitet erscheinen auch alle übrigen Personen des Dramas. höchst spekulativ das Angenehme mit dem Nüßlichen verbinden. Sie Stefanie Kriß als Gertrud Crampton bot eine sympathische jugend­Lassen es sich in der Liebe wohl sein, dann aber, nach dem jeweilig liche Erscheinung, der es nicht an Innigkeit gebrach. Edgar Licho, Yetzten Kusse , eilt jeder auf sein Kämmerlein zurück und schreibt dort ihr Partner, stand als Max Strähler anfänglich unter den Ein­Riebesbriefe an den andren, ganz methodisch erst ins Unreine und wirkungen der Gestalt des Studenten in Halbes" Jugend", ging aber dann ins Reine. Die Kostbarkeiten der eignen Ergüffe, ergänzt im dritten Akt in der Scene mit Adolf Strähler, der von Sandor durch die der Gegenpartei, sollen nämlich, so falkuliert ein jeder à ray leger und sicher gegeben wurde, aus sich heraus und verriet still für sich, als menschliche Dokumente" den Roman, mit dem der dann manches Eigne in Auffassung, Verve und Wärme. Endlich Herr sowohl wie auch die Dame heimlich schwanger gehen, wunder- ist noch Frau Scholt als Witive Agnes zu nennen. Die übrigen voll verzieren. So feßen diese beiden kleinen Eitelkeitsseelen, gleich Epiſodenrollen fügten sich ohne besondere Eigenart ins Ganze. Die impotent zu ehrlichem Gefühl wie auch zu frei- umſchaffender bei dem das Ober- und Seitenlichtfenster vermißt wurde, muster­Inscenierung war bis auf das Meisteratelier im Akademiegebäude, Phantasiegestaltung, den schönen Wahlspruch:" Natur und Kunst fei eines nur" durch wechselweise Fopperei in Praris um. Der un haft. Durch allzu lange Zwischenpausen schien der Gang der Auf­barherzige, jugendlich- würdevolle Ernst des in vier wohlgezählten führung mehr als nötig aufgehalten. Die Zuschauer fargfen nicht Aften emberftolzierenden Riemaschschen Schauspiels ruft ein ich mit spontaner Anerkennung. iveh­mütiges Erinnern an diese reizende Burleske, voll überlegenen, Humoristisches. weisen Mannesspottes, wach. Auch hier die Praris der Fopperei, aber tragisch, weil einseitig, nur von der Dame durchgeführt! Und zu der Erörterung über Vorzüge und Fehler von Norddeutsch und Nord und Süd. Man schreibt der Frankfurter Zeitung ": von loas für einer Dame! Man greife an den Hut. Sie ist Baronin Süddeutsch kann ich eine hübsche Anekdote beitragen, die mir einmal im Leben, und steht im Reiche des Geistes mindestens auf gleicher der badische Voltsschriftsteller Pfarrer Hansjakob erzählt hat. Stufe. Sie schreibt, wenn man ihren und ihres Hausfreundes und Er befand sich in einer Gesellschaft, in der Norddeutsche und Süd­Kritikers, des Dr. Koblonski, Worten trauen darf, in den drei deutsche sich befanden, und in der über das gleiche Thema recht Wochen, wo sie so glücklich ist, ihre Inspirationen direkt aus den lebhaft hin- und hergeredet wurde. Ms die Norddeutschen durch die Ziefen einer reinen Jünglingsscele zu beziehen, einen wunder- Süddeutschen etwas ins Gedränge gebracht wurden, rief ein schönen Roman, und gehört zu jenen, die da einsam auf den Höhen Berliner: svandeln". Wenn sie foppt, so ist's der Nuf des Genius, der sie an­treibt. Stilgemäß beschränkt sie sich auf geistige Inspirationen; im fönnen!" Aber die Firigkeit werdet Ihr uns doch nicht abstreiten allgemeinen, weil ihre einsame Sünstlerseele zu erhaben, um an den Da crwiderte ein Badischer in seinem breiten alemannischen Handgreiflichkeiten der Liebe Geschmad zu finden, und im besonderen, Dialekt:" Des isch richtig; fir fin Jhr. Bis wir Süddeutsche emol weil sie Baronin ist und jene Jünglingsseele, der sie mit listig an- uricht sage, hen Ihr fe fchu lang g'freffe!" zichender Soketterie so tiefe Offenbarungen des Junern ablodt, in dem Hotel, in dem die Dame dichtet, den höchst unangemessenen Beruf eines Kellners ausübt. Daher auch kein Briefivechsel zum Bivede späterer Veröffentlichung; es bätte damit wohl gehapert; wie Der erste Band der Björnson Biographie von sie ihren Inspirator später abdankt, möchte sie ihn auf die Schule Chr. Collin ist socben bei Albert Langen in München er­schicken! Aber dafür muß Fedor Hartung mit um so größerer Geſchienen. walt der Rede ausgestattet gewesen sein, denn in dem großartigen einem deutschen Verlag mit der Herausgabe einer Geschichte Der Tiroler Schriftsteller Rudolf Greinz wurde von Roman, crzählt sie dem Doktor, habe sie nur nachgeschrieben, was ihr durch jenen fund geworden! Natürlich vor dem Publikum läßt der deutschen Litteratur in Tirol" betraut. In dem Fedor, der ganz fimpel in die gnädige Frau verliebt ist, den Reichtum, großen Rahmen dieser Tiroler Litteraturgeschichte soll auch eine der in feinem Innern lebt, sich nicht anmerken; da mildert er den Geschichte des Theaters in Tirol von den ersten Anfängen der Volks­Eindruck feines Edelfinns durch freundliche Trivialität. So jugend- bühnen und Bauernspiele bis zur Gegenwart sowie eine Geschichte lich unreif die Idee mit allem Drum und Dran, so jugendlich un- des tirolischen Zeitungswesens Platz finden. beholfen find Technik und Scenenführung. Das einzig erfreuliche -La Fronde", das Pariser Frauenblatt, ist von der Be­ist ein gewiffer humaner Zug. Mit wie großem Respekt der etwa fizerin den Mitarbeiterinnen zum Geschenk gemacht zwanzigjährige Verfasser( den man ziveimal zu sehen bekam) zu worden. Das Blatt arbeitete bisher mit Unterbilanz. feiner genialen Heldin aufblickt, unterdrückt er doch nicht die die Direktion des Lessing - Theaters; er hat das Otto Brahm übernimmt am 1. September 1904 moralischen Bedenken, die ihm das gefährliche Spiel mit dem Jünglingsherzen des Kellners einflößt, und erspart diesem den Theater auf die Dauer von 10 Jahren gepachtet. Otto Neumann­Pistolenschuß, den man gefürchtet hatte. er sicht, wie schnöde ihn die Dame mit ihrer Thuerei geprellt hat, pflichtet worden. Fedor ist am Schlusse, als Hofer erhält eine Abfindungssumme von 80 000 M. -Georg Engels ist für das Leffing Theater ver ganz vernünftig, weiſt alle Anerbietungen des gutmütigen Doktors pflichtet worden. Stolzen Sinnes ab und will sich seinen eignen Weg durch's Leben bahnen. Dem Autor stehen alle mildernden Umstände der Jugend die schönste Zeit des Lebens pflegt die Zeit der schlimmsten Dramen zu fein zur Seite. Aber wie konnte die Leitung einer Bühne, die fich obendrein Moderne Bühne" nennt, ihm das Ünrecht einer Auf führung anthun? Die Hoffmungslosigkeit der Aufgabe drückte auch auf die Aufführung; in müdem, unsicherem Tempo ging es vorwärts. Das Publikum ließ einige Bewunderer anfangs ruhig flatschen, fekte fich dann aber nach den beiden letzten Akten doch zur Wehr.

-

"

dt.

Notizen.

=

"

Paul Oskar Höckers Schauspiel Die Wappen hänse" wird eine der nächsten Novitäten des Lessing­Theaters sein.- der Beatrice" wird noch in dieser Saison im Deutschen Arthur Schniplers Schauspiel Der Schleier Theater in Scene gehen.

im Steinen Theater ist wieder einmal, und zwar auf Mitt­Die Premiere von Frank Wedekinds Erdgeist" toch, verschoben worden.

Der Komponist Patrik D. Sullivan veranstaltet am 29. Dezember im Beethovensaal einen Vortragsabend eigner Werte für Orchester, Klavier und Gesang.

-

Freie Wolfsbühne. Gerhart Hauptmann Stomödie Kollege Crampton" wurde am letzten Sonntag nachmittag im Metropol Theater gegeben. Ob ein staat­lich angestellter ifademiclehrer so ohne alle disciplinarische". Bor- 58 Grad Celsius gestiegen. Die Außentemperatur betrug-20 Grad Die Hipe im Simplontunnel war dieser Tage auf untersuchung. Berwarnung, protokollarische Vernehmungen usw. Celsius, so daß die einfahrenden Arbeiter in verhältnismäßig furzer einfach seines Amtes entfekt wird, wie Crampton, mag doch sehr Zeit einen Temperaturunterschied von 70 Grad zu erdulden hatten. zweifelhaft erscheinen. Ob eine vom Alkoholismus völlig entnervte c. of Hundemalerin." Wie aus London berichtet wird, and entwurzelte Streatur noch einer Wandlung zum Bessern fähig fündigt das letzte Hofbulletin an, daß Miß Elisabeth Magill die fei, nicht minder. Aber wer möchte dem Dichter zürnen, weil er Ehre gehabt hat, ein Bild von Jack, dem Hunde Seiner Majestät seinen ihm so ans Herz gewachsenen Helden aus dem Sumpfe des des Königs, zu malen und das Bild Seiner Majestät zu überreichen, Lasters hinauf in reinere Sphären hebt? Wenn er in Selbstironie die es anzunehmen geruht hat". Werantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berfin SW