1992

Nam, warum denn mit einmal? Und ausgerechnet auf'n Heilig Abend? Wo man froh is, wenn man seine Leute sieht." Na, dafor haben wir ja' n ersten Feiertag frei."

Als ob det nich einfach selbstverständlich wäre, det man seine Freunde in de Feiertage sieht." " Was hat man denn hier in dis Loch, wenn nich det bisten Freude auf'n Besuch."

Die Unterhaltung war jetzt eine allgemeine geworden und flog von Bett zu Bett, auch die Gäste beteiligten sich daran. Die alte Frau, die drüben in der Ecke am Bett ihres totfranken Sohnes saß, stand auf und ging zu einer andren hin. Banges Entfehen malte sich auf ihrem welken Gesicht. Sie tuschelte: Nee, is das wirklich wahr? Ach nee, man bloß nich, wo wir alle Heilig- Abend zufainmen jewesen sind, und' s is janz jewiß sein letzter Heilig- Abend, und da soll ich nich bei ihm sein können? Und' s wär' noch nich mal auf'n Abend,' s wär' doch nur auf' ne Stunde am Nachmittag.

"

Se haben' ne jroße Feier vor," erzählte der Krante, der zuer gesprochen. Schwester Minna hat es mir gesagt. De Schwestern wer'n Choral fingen und der Pastor wird' ne Andacht halten, da haben se vill zu ville zu dhun, da könn'n se keenen Besuch hier nich dulden.

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" Na ja, von wejen nich dulden, ich huste was auf ihre geier, wenn ich auf'n Weihnachtsabend nich mal mit meine Kinder zu­sammen sein soll."

Der Mann in dem ersten Bett der linken Reihe erhob sich ettvas aus seinen Kissen und packte die jungen Mädchen mit dem Eigenfinn des Kranken am Arm: Det Ihr mir herkommt auf'n heilig- Abend, ' s is Sprechstunde, se müssen Euch reinlassen!"

" Ja, ja doch, Vater!" Die Große streicht ihm beruhigend das abgezehrte Gesicht, die kleine Blonde schluchat: Na, wir wer'n doch her dürfen. Nu sih'n wir schon Weihnachten janz alleine, und wo nu Mutter erst jestorben is.

Laß doch man, Käthchen." Die Große stößt sie an und weist heimlich auf den Kranken, dessen Backen brennen. Det Ihr mir herkommt!" Er sagte es noch einmal.

" In de erste Klasse is Besuchsstunde," erzählt eine Frau, in de erste Klasse können se überhaupt alle Tage ihre Verwandten bei sich sehen, zu jebe Zeit, wenn se wollen."

Na ja, die bezahl'n auch!"

Na, bezahlen wir etwa nich? Von uns hol'n se sich's Geld so gut, wie von die und unser Bisken zahlen wir oft noch' n genz Theil schwerer."

" Ja, weiß Gott  , und dann soll man Weihnachten noch nich aal de Verwandten bei sich sehen?"

Nee, det können se Eenen doch nich zumuten.

" Det wer'n se auch schon nich thun. Det wär' ja jrausam." Es war ein Hin und Her in dem großen Saal, und mitten hincin klang die Glocke, und die schwarze Gestalt der barmherzigen Schwester erschien in der Thür. Mit lauter Stimme rief sie durch den Saal:" Die Besuchszeit ist zu Ende, nächste Sprechstunde am ersten Feiertag, die Sprechstunde am heiligen Abend fällt aus!" Sie thaten es also doch, das Grausame". Es entstand ver­Iegenes Schweigen im Saal, hier und da ein unterdrücktes Schluchzen, ein leise geflüstertes Abschiedswort, das halb wie ver­haltenes Grollen flang.

"

Die kleine Alte stand vor der Diakonissin und rang die Hände: Nee, aber Schivester Minna, auf'n Weihnachtsabend... und' s is doch sein letzter Weihnachtsabend... und da soll ich nich mal bei meinem Jungen sein? Lassen Se mir doch rein!"

Aber Frau Müller, es geht doch nicht, dann würden die andren udj alle kommen. Was denken Sie, was wir hier zu thun haben? Wir feiern doch mit den Kranken Weihnachtsandacht." Sie flopfte der Alten auf die Schulter: Nun lassen Sie doch nur' s Weinen, Frau Müller, Ihr Junge ist hier gut aufgehoben und der Herr Pastor häft' ne schöne Rede und wir feiern überhaupt mit unseen Strafen ' n schönes christliches Weihnachtsfest."

SS.

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reichende Statistik, jedoch weiß man von denen in den Vereinigten Staaten   genug, um ebenfalls ein höchst trauriges Bild der dadurch verursachten Zerstörung zu erhalten. Allein im Monat September dieses Jahres wüteten im Staate Washington vier große Brände, die einen Schaden von 18 Millionen Mark verursachten, auch zahlreiche Wohnstätten zerstörten und Verluste an Menschenleben zur Folge hatten. Aus dem Staate Oregon   wäre Aehnliches zu melden. Die Berge vom mittleren Kolorado bis Wyoming   sind durch 18 gewaltige Feuerbrünste fast völlig tahl gelegt. Im Staate Wyoming   währten die Brände tagelang und vernichteten 75 000 Hektar. Nur die von staatlichen Beamten überwachten Waldreserven wurden so gut vers teidigt, daß sie nicht viel durch das Feuer gelitten haben.

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-Die Indigo- Industrie in Ostindien. Die Chemische Zeit­schrift" schreibt:" Dem Englishman" zufolge wird die auf dem Markt von Kalkutta   in diesem Jahre zum Verkauf kommende Menge Indigo auf nur ein Drittel des 125 000 Maunds be­tragenden Jahresdurchschnitts geschätzt. Nach Ansicht der genannter Zeitung wird, wenn nicht besondere Maßnahmen getroffen werden, die Indigo- Industrie Indiens   in drei bis vier Jahren auf das äußerste gefährdet sein. Zur Zeit können nur die Fabriken, die ein erstklassiges Produkt herstellen, den Wettbewerb mit dem synthetis fchen Indigo aushalten. Geringere Indigosorten sind nur schwer und unter dem Selbstkostenpreise verläuflich. Die indische Indigo­Industrie kann nur dann wieder zur Blüte kommen, wenn die Pflanzer für ihr Produkt 160-200 Rupien zu erzielen vermögen, da die Produktionskosten sich nur in sehr wenigen Fällen unter 140 Rupien stellen und die Mittel, sie zu verringern, erschöpft sind. Dazu kommt noch, daß der künstliche Indigo angeblich insofern qualitativ besser ist, als man mit ihm infolge seiner größeren Rein­heit hellere Töne und daher jeden gewünschten Farbenton erzielen fönne, was bei dem natürlichen Indigo nur schwierig und un­gewiß ist."

Medizinisches.

Die

ie. Augenzwinkern und Augenschwäche. Wissenschaft fennt unter dem Begriff der Augenschwäche ( Asthenopie) eine besondere Beeinträchtigung des Sehens, die sich gar nicht selten bei normaler Sehschärfe einstellt. Gewöhnlich wird sie zurückgeführt auf einen Mangel in der Wirkung des Spann­muskels der Aderhaut oder auf einen solchen der Nerven, die zur Anpassung des Auges an die Betrachtung naher Gegenstände dienen. Die Anzeichen der Augenschwäche treten daher in solchen Fällen ein, wo die Anpassung des Auges an nahe Gegenstände besondere An­strengungen macht, und bei normalen Augen dann, wenn das All­gemeinbefinden durch Krankheit geschwächt ist, wie namentlich nach ansteckenden Fiebern. Solche Personen flagen dann meist über Un­fähigkeit zu lesen, zu schreiben oder Musik zu machen, indem sich schon nach wenigen Minuten eine Trübung des Blids, Augen schmerzen, Thränen und Blutandrang einstellen. Diese Er scheinungen verschwinden nach kurzer Pause, kehren aber nach einer Wiederaufnahme der Thätigkeit zurüd. 23ird die Benußing des Auges trotzdem fortgefeßt, so wird eine Rötung der Bindehaut be= merklich, die längere Zeit anhält, die Ränder der Augenlider werden rot und geschwollen, und schließlich kommt es sogar zu einem ent zündlichen Zustand des Auges. Nach einer Mitteilung des Lancet" hat jetzt Dr. Bull noch auf eine andre Ursache der Augenschwäche hingewiesen, die recht merkwürdig erscheint. Er bringt sie nämlich mit dem heftigen Schließen der Augenlider beim Plinten zu sammen und glaubt, daß der dabei ausgeübte Druck die Oberfläche der Hornhaut reizt und dadurch die Bilder verschwommen macht. Auch kann sich durch das Blinken auf der Oberfläche der Bindehaut eine Schleimlinie bilden, die zu Störungen des Sehens Anlaß giebt. Wenn der erstere Fall zutrifft, empfiehlt Dr. Bull, ein zu heftiges Schließen der Augenlider möglichst zu vermeiden, ferner auch ein Reiben der Lider von außen her mit dem Finger. Leute, die zur Augenschwäche neigen, sollten außerdem darauf achten, daß sie den zu betrachtenden Gegenstand stets in eine Stellung bringen, die dem Augapfel keine drehende Beivegung aufnötigt. betreffende Gegenstad unter der horizontalen Gesichtsebene, so sollte man lieber den Kopf soweit neigen, daß man bei einer Be­trachtung trotzdem geradeaus sehen kann.

Humoristisches.

Sicheres Rennzeichen. Unser Hauslehrer scheint Woraus schließest Du das?"

Aus den Sätzen da in Willys englischem Heft: Die Suppe ist verfalzen der Braten ist angebrannt der Pudding iſt mißraten u. f. w.!"-

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Waldbrände. In einem Staat mit geregelter Forst­verwaltung macht man sich schwer einen Begriff davon, wie un­geheure Waldschäße alljährlich auf der Erde durch Feuer vernichtet werden. Zwei Gebiete scheinen, soviel man weiß, ganz besonders stark von Waldbränden heimgesucht zu sein, einmal die französische  Solonie Algier  , sodann die Vereinigten Staaten und Kanada  . Eine Zusammenstellung der Waldbrände in Algier   während des Jahres 1902 ergiebt, daß die dortigen Wälder, wenn kein Wandel geschafft doch schon geheiratet zu haben!" wird, in verhältnismäßig furzer Zeit durch das Feuer vollständig ausgerottet sein werden. In Miliana wurden 700 Hektar zerstört, in Ain- Fezza 400; lektere   Stadt war von dem Brande auf allen Seiten umgeben und geriet selbst an verschiedenen Stellen in Flammen. Bei Saida wurden nicht weniger als 5000 Hektar ver­nichtet, bei Gicelina fast 1500. Dabei sind die Waldbrände in - Der moderne Lohengrin. Er( auf dem heimiveg Algier   jetzt bereits geringer geworden und erreichen nicht mehr die vom Theater, zu seiner Frau):" Du, Kathi, so wie der Lohengrin Ausdehnung z. B. von 1894, in welchem Jahre 100 000 Heftar Wald werd' ich's auch mach'n! Wenn D' nochmal fragst, bal' i' bei der dem Feuer zum Opfer fielen. Der Schäßung nach sind in den Nacht vom Wirtshaus heimfomm', wo i' herfomm', nacha geh'', Testen 25 Jahren fast eine Million Hektar der Waldungen in Algier   wie der Lohengrin, einfach wieder dorthin, wo i' herkomma' bin!"- verbrannt, d. h. nahezu ein Drittel des gesamten Waldbestandes. Das Uebel ist schwer zu bekämpfen, weil die arabische Bevölkerung getrunkener Bauer:" Schad', daß der Mensch bloß zwei Auf dem Heimweg vom Wirtshaus. nicht dazu zu erziehen ist, mit dem Feueranmachen im Walde vor- Füß' hat; mit vier könnt' ma' no' amal so viel bere fichtig zu sein. Ueber die Waldungen in Kanada   besteht keine hin- trag'n!" ( Fliegende Blätter.  ") Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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