noch nicht außerhalb der Vereinigten Staaten suchten, sondern einzig init der Kultivierung der Rothäute beschäftigt waren, hatten sie ein Sprichwort, Ivelches lautete:„The only good Indian is a dead Indian". Das hieß auf gut deutsch : um die Indianer zu civilisieren, muß man sie totschlagen, und nach diesem Rezept wurde denn auch gründlich verfahren. Die Kunsthändler gehen noch nicht so weit in der Anwendung ihrer Principien, aber das ist sicher, daß für sie der einzige gute Künstler der tote Künstler ist. Solange der Künstler lebt, ist er nichts oder wenig wert für den Knnsthandel. Bilder werden ja bekanntlich nicht nach ihrem inneren Werte bezahlt, sondern bei der Höhe des Preises spielen viele äußere Umstände mit. Vor allem kommt es da auf die Selten- heit einer bestimmten Marke an. Je seltener die Werke eines Künstlers sind, desto höher stehen sie im Preise. Es ist also die Aufgabe des Kunsthändlers, die Bilder des betreffenden Künstlers selten zu machen. Am bequemsten und sichersten geht da?, indem der Künstler ganz einfach stirbt. Thut er das nicht, so ist ihm viel- leicht ans eine andre Art beizukommen und man kann eine künst- liche Teuerung herbeiführen. Man macht z. B. einen Kontrakt, wonach der Künstler nur an den kontrahierenden Händler verkaufen darf, Ivofür sich dann dieser verpflichtet, alles zu nehmen und dafür einen bestimmten Preis zu zahlen. Gelingt es einem Händler, ans diese Art einen Kiinstler einzufangen, so hält er den Gefangenen zunächst so knapp wie möglich. Niemals teilt er ihni mit, welche Preise er erzielt, damit der Mann hübsch demütig bleibe. Erst wenn er ihn ganz fest hat, so daß an ein Entwischen nicht mehr zu denken ist, macht sich der Händler an die zweite Hauptoperation. Das Einfangen des Künstlers und seiner Arbeiten ist nur das Vor- spiel: die Hauptsache ist jetzt, daß die Bilder im Markte steigen. Dies bewerkstelligt man in Paris mit einer Geschicklichkeit, die von langer Hebung zeugt. Das Hotel Drouot, die öffentliche Ver- steigerungshalle in der Rue Drouot, ist zu diesem Zwecke da. Hier herrschen die Kunsthändler und lassen die Bilder nach Belieben steigen und fallen. Hier werden alle Reputationen des Gemälde- Marktes gemacht. Die Sache ist jetzt schon so eingerichtet, daß sie immer ganz ohne Hindernis, glatt und nach allen Regeln der Kunst, von statten geht. Der Händler, der einen seiner Künstler in die Höhe bringen will, bringt zunächst ein paar Bilder zur Versteigerung, die von seinen Helfershelfern aufgetrieben und ge- kauft werden. Darüber bringen dann die Zeitungen Artikel, besprechen den neuen Mann und prophezeien ein weiteres Steigen. Es geht da genau so zu wie an der Börse. Nachdem man in be- stimmten Zwischenräumen einige dieser fiktiven Verkäufe gemacht und mit Posaunenstößen verkündet hat, wird das Publikum schon stutzig und fängt an, sich nach Bildern des„modern" werdenden Künstlers umzusehen. Diese Bilder aber sind natürlich monopolisiert; der Kunsthändler, der den ganzen Rummel leitet, hat sie in seinen, Besitz. Da in der Kunst die Mode ebenso unumschränkt herrscht wie auf dem Gebiete der Kleidung, so braucht der Name eines Künstlers nur eine Zeit lang beharrlich und mit dem nötigen Nachdruck genannt zu werden, um seine Arbeiten modern zu machen. Freilich ist auch noch nötig, daß die Sachen mit Talent gemacht sind, aber das Talent allein würde den Künstler niemals zu solchen Preisen bringen, wie sie gegenwärtig selbst für die schlechten Bilder der Nachahmer der impressionistischen.Größen gezahlt werden. Augen- blicklich sind die Impressionisten an der Mode, nicht nur die großen Talente wie Claude Monet , Sisleh, Pissarra usw., sondern alles, was so räuspert und spuckt wie diese bekannten und durch die Be- mühungen der hiesigen Kunsthändler auf übertriebene Preise hinaufgeschraubten Meister, wird jetzt mit teuren, Gelde bezahlt. Die Schule von Fontainebleau ist dagegen schon fast in den Hintergrund geraten, ans den, sehr einfachen Grunde, weil die Händler keine. Bilder von ihr mehr ,n Händen haben. Für die Im- presfionistcu aber ist jetzt der Höhepunkt da. Höhere Preise als in diesen, Augenblick werden sie wohl nie erzielen, und eS ist mehr als wahrscheinlich, daß der Rückschlag schon in der nächsten Zeit kommen wird. In zehn Jahren wird man Claude Monet sicherlich billiger haben als jetzt, zumal die fast fabrikmäßig hergestellten Erzeugnisse seiner gegenwärtigen Zeit. Die wirklich großartigen Sachen, die er vor vierzig, dreißig, zwanzig und zehn Jahren inalte, werden bis dahin verkauft sein, die Händler haben dann kein Interesse mehr an ihm, und alsbald werden die Preise fallen, wie sie für Fontaine- bleau schon gefallen sind.— ss. Die Feuersgefahr zwischen Weihnacht und Neujahr. Das Weihnachtsfest ist vorüber, aber sein Symbol steht noch in allen Häusern, in jeder Wohnung, der geschmückte Tannenbaum, der gewöhnlich so lange im geputzten Zustande erhalten wird, bis das neue Jahr seinen Einzug gehalten hat, oder bis er in allzu lüstigem Grade zu streuen beginnt. Es ist bekannt, daß um Weihnachten herum die kleineren Hausbrände häufiger werden, und leider muß zugegeben werden, daß der Weihnachtsbaum selbst sein Teil daran hat. Begreiflicherweise bringt der Baum am WeihnachtStage selbst nur selten Gefahr, weil er dann noch frisch ist und seine Nadeln viel Wasser enthalten. Hat er aber erst einige Tage in, warmen Zimmer gestanden, so werden die Nadeln trocken, und wenn seine Lichter dann i,och_ einmal angezündet werden, so kann sich die kleinste Flamme rasch dem ganzen Baun, mitteilen. In, allgenieinen ist es üblich, den Bann, am Silvesterabend zum letztcninale mit Lichterglanz zu schmücken, und gerade dann kommen die meisten Verantwortlicher Reöattcnr: Carl Leid in Berlin. — Brände bor . Daher sind die Vorschriften von großem Wert, die Pro- fessor Dennstedt, der Leiter des chemischen Staatslaboratoriums in Hamburg , in einer höchst lehrreichen Schrift über die Feuersgefahr in, Hause bezüglich des Weihnachtsbaumes giebt. Vor allem macht er darauf auftnerksam, daß der Baum recht fest aufgestellt werden müsse, damit er nicht leicht umgeworfen oder umgerissen werden kann; auch sind leicht brennbare Stoffe, wie namentlich Vorhänge und Gar- dinen in angemessener Entfernung zu halten. Weiterhin schreibt Dennstedt vor, daß niemals während der Baum brennt, sämtliche Personen das Zimmer verlassen dürfen, wie etwa zur feierlichen Be- reitung des Silvesterpunsches. Man habe stets Gefäße mit Wasser und auch Besen oder Pinsel in der Nähe, jeder beginnende Brand läßt sich auch hier bei einiger Umsicht und Kaltblütigkeit im Keim ersticken. Brennt der Baum in unerreichbarer Höhe, so muß er um« geworfen werden, und für diesen Fall schon vorher für einen ge- nügcnden freien Raun, gesorgt sein. Liegt der Baum an, Boden, so versuche man ihn schnell durch Bespritzen oder durch starkes Auf- schleudern von Wasser aus kleineren Gefäßen oder auch mit Besen oder Pinseln zu löschen. Wenn das nicht gelingt, so muß selbst- verständlich ohne Verzug die Feuerwehr gerufen werden. Die ausgezeichneten Darlegungen von Professor Dennstedt geben auch noch weitergehende Aufklärungen und Verhaltungs- maßregeln für die Feuersgefahr im Hause. Nach seiner Ueber- zeugung könnte trotz der vielen Zufälligkeiten, die bei der Ent- stehung von Bränden obwalten, der größere Teil der Brände ver- „neben werden, wenn nicht Unvorsichtigkeit, Kopflosigkeit und Un- kenntnis ihre Entwicklung unterstützten. Es mag nicht allzu viele Leute geben, die eine Frage nach dem Wesen des Feuers, der Ent- siehung, den, Wachstun, und Erlöschen einer Flamme eine richtige Antwort zu geben vermögen. Es sei aus den Ausführungen jenes Gelehrten nur noch erwähnt, daß man einen entstehenden Brand zunächst zu ersticken oder auszudrücken versuchen solle, dann aber, wenn solche Mistel nicht mehr gelingen, in der Anwendung des Wassers das einzige Heil suchen müsse.— Technisches. u. Aluminium als Schleifmittel. Die Verwendbarkeit deS Aluminiums hat, seitdem es gelungen ist, dies Metall sehr billig darzustellen, einen großen Umfang angenommen; aber eS scheint, daß in dieser Beziehung die Zukunft„och mancherlei bieten kann. So hat sich vor einiger Zeit gezeigt, daß Aluminium ein ganz vorzügliches Schleiftnistel ist. Wenn es auch ein Metall ist, so hat es doch eine innere Struktur von der Art, die man bei den zum Gebrauch als Schleifftein geeigneten Steinen findet. Und grade für die feinsten Messer und für solche Instrumente, bei denen es auf große Schärfe und eine ganz glatte Schneide an- kommt, ist das Aluminium zum Schleifen geeignet. Betrachtet man nämlich die Schneide solcher feinen Messer und Instrumente, die mit guten Schleifsteinen geschliffen sind, unter starker, also etwa tausend- sacher Vergrößerung, so wird man mit Erstaunen noch zahlreiche Unebenheiten wahrnehmen; bei einer mit Aluminium geschliffenen Schneide entdeckt man auch mit dieser starken Vergrößerung keine Unebenheit, jene stellt sich vielmehr als eine gerade, glatte Linie dar.— Humoristisches. — Umschriebe n. Fleischer:„Was gefällt Ihnen denn an der Wurst nicht?" Käuferin:„Na, die beiden Enden'" l e i s ch e r:„Aber jede Wurst hat doch zwei Enden!" äuferin:„Aber bei dieser liegen sie zu dicht bei ein- ander!"— — Gemütlich.(Im Kaffeehaus.)„Mei kutestes Härrchen, sie erlauben woll küdigst, daß ich meinen Gnchen in ihren Gaffe stibbc, m ei Gaffe is sie n e ml i ch schon alle...!"— („Lustige Blätter.") Notizen. — Eine dänische U ebersetz au g des„ D o n I u a n" von Byron ist soeben durch Ho kg er Drachmann ausgeführt und ini Buchhandel erschienen.— — Irene T r i c s ch ist von Direktor Brahm fiir das Lessing-Theater bis zum Jahre 1909 engagiert worden.— — Im nächsten Sinfonie-Konzert der königlichen Kapelle, das am 2. Januar unter Leitung von Felix Weingartner stattfindet, gelangt eine tragische Sinfonie(v-inoll) von E. N. v. Reznicek zum ersten Mal zur Aufführung.— — Karl P o h l i g s sinfonische Dichtung in vier Sätzen „Heldentod und A p otheose" erzielte bei der Erstaufführung durch die königliche Kapelle in Stuttgart einen starken Erfolg.— — Die Dresdener Hofoper hat die einaktige Oper„ I m L i e b c s w a h n", Dichtung von Peter S t u b m a n n, Musik von Adolf G u n k e l, zur Aufführung angenommen.— — Ein A l b n m mit Briefe n und Z e i ch n n n g e n v o n William M. T h a ck e r a y erzielte dieser Tage bei einer Londoner Versteigerung einen Preis von 11 800 M.— — Ein neues Dante-Bildnis von O r c a g n a, nach dem Leben gemalt, ist in der Kirche Santa Maria Novella in Florenz entdeckt worden. Bisher gab es nur ein authentisches Portrait, das- jenige Giottos in der Capella del Bodesta.—__ Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckcrei und VerlagSanstall Paul Singer& Eo., Berlin S\V.
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19 (30.12.1902) 253
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